MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, im November 1988
Verehrte Leser!
Weihnachten feiern? - Feiern in dieser scheinbar unentrinnbaren
Trübsal? Frieden finden in einer friedlosen Zeit? Wie ist das möglich?
Eines der herausragenden Kennzeichen des heutigen Abfalls besteht
darin, daß man den absoluten und unhintergehbaren Anspruch Gottes, der
alle Bereiche des menschlichen Lebens betrifft, ablehnt. Und durch alle
Jahrhunderte hindurch begegnen wir Schrecken und Unglück als Folge des
Ungehorsams gegenüber Gott und der Weigerung, Ihm - und nur Ihm allein
(!) - dienen zu wollen, Seinen heiligsten Willen zu erfüllen.
Nachdem sich Gott in Jesus Christus offenbart hat und man das Faktum
dieser Offenbarung nach 2ooo Jahren Christentum nicht einfach leugnen
kann, hat dieser neue radikale Ungehorsam, diese Verweigerung heute
eine besonders raffinierte Form angenommen: man hat die Inhalte, die
die Offenbarung Gottes und die Gründung seiner Kirche betreffen, unter
Beibehaltung der alten Termini umgedeutet, schlicht verfälscht! Das ist
genau das, was z.B. Herr Dr. Disandro einen "semantischen Betrug"
nennt. Wenn wir all die Phänomene des derzeitigen Verfalls des Glaubens
und der Religion einmal summarisch zusammenfassend deuten wollen, dann
ist das entscheidende Merkmal doch die versteckte oder offene Ablehnung
der Offenbarung Gottes.
Diese Ablehnung und Verwerfung hat in allen Bereichen des
religiössittlichen Lebens furchtbare Folgen hervorgerufen.
Glaubensmäßig bedeutet diese Leugnung die Ablehnung des trinitarischen
Gottes. Den 'Gott' der Modernisten kann man darum mit den anderen
'Göttern' auf die gleiche Stufe stellen... ich erspare mir, darauf
hinzuweisen, wo das alles schon geschehen ist, denn man hat ihn zu
einem bloßen Prinzip herabgestuft. Hinsichtlich der Sittlichkeit, der
von Gott gegebenen und uns aufgegebenen Geboten weicht man aus auf
zwischenmenschliche Achtung und Toleranz, auf einen Humanismus ohne
innere Verbindlichkeit. Man mache nur einmal die Probe auf's Exempel:
Die Vorstellung von Heiligkeit und die Idee, sich in ihr zu
vervollkommnen, sind bereits heute, ein knappes viertel Jahrhundert
nach diesem Vatikanum II fast völlig verschwunden und für die
heranwachsenden Kinder wirkliche 'Fremdworte' geworden. Aus dem
Sakrament der Ehe macht man z.B. ein vertragliches
Partnerschaftsverhältnis, für das der Gesellschaftervertrag Modell
stand, also ein Verhältnis, in dem Begriffe wie Opfer, Treue fehlen...
und jeder weiß, wie lange solche Bündnisse halten. Die Welt ist voll
mit den Tränen und Ängsten der Kinder, die keine elterliche
Geborgenheit erhalten haben. Die Kirche? Sie wird zur politischen
Institution degradiert, die sich mit humanitären Aufgaben in der
Dritten Welt zu befassen hat, die sich der Welt anzugleichen hat.
Und was ist aus den Sakramenten geworden, die uns den direkten Zugang
zu Gott gewährleistet haben? Diese Lebensadern, und gerade die
Hauptschlagader wurde durchschnitten! Die gnadenhafte Realität ist zum
bloßen Zeichen verkümmert. Aus dem hl. Opfer, das immer neu die Welt
mit Gott versöhnte, indem es sie entsühnte, ist eineGedächtnisfeier
geworden, das sog. "Paschafest der Christen" wie ich unlängst las. Ohne
Opfer aber versinkt die Welt in ihrem moralischen Morast. Die
Zerstörung der Umwelt, von der heute so viel geredet wird, ist nur der
Widerschein dieser geistig-moralischen Verschmutzung.
Und was ist aus dem Weihnachtsfest geworden, jenem Fest, an dem die
Christen die Geburt des Herrn und Heiland, des Gottmenschen feiern, ist
da nicht alles beim Alten geblieben? Die Lieder, die schöne Stimmung,
der Weihnachtsbaum mit Kerzen, die Geschenke, das familiäre
Beisammensein, die strahlenden Kinderaugen, die Christmette? Das gibt
es doch noch? - Sieht man einmal von der widerlichen Kommerzialisierung
dieses Festes ab (die n.b. nur ein sekundäres Indiz für den
semantischen Betrug ist, den man an diesem Fest des Wunders der Geburt
Gottes begangen hat) - schon im November umschmeicheln einen in den
Kaufhäusern die vertrauten Weihnachtsweisen -, so wäre es doch
erstaunlich, wenn gerade das Fest der Geburt des Gottmenschen, in der
sich doch gerade die Offenbarung manifestiert, von der allgemeinen
Verwüstung verschont geblieben wäre. Sicherlich, die Attitüden hat man
belassen - soweit dies unter solchen Voraussetzungen überhaupt noch
möglich ist -, aber das Herzstück dieses Festes, die Anbetung des
göttlichen Kindes als wahrer Gott, die völlige Hingabe an es, dieses
Einstimmen und Zustimmen zum Neuen Bund, zum neuen Leben in und aus
Gott, dieses Herzstück fehlt! Und ohne dieses sterben auch mit der Zeit
die schönen Weihnachtsbräuche. Und vielleicht bleibt als einzig Reales
aus der Umgebung dieses Festes die strahlenden Augen der Kinder,
allerdings nur der ganz kleinen Kinder übrig, in denen noch der
Schimmer des Paradieses glimmt und die noch das "Gloria" der Engel
vernehmen.
Erstaunen braucht uns das nicht. "Er kam in sein Eigentum, aber die
Seinen nahmen ihn nicht auf." So lapidar beschreibt der Apostel
Johannes diese ungeheuerliche Ablehnung des sich offenbarenden
Gottessohnes (vgl. Joh. 1,11). In all diese unendliche Trostlosigkeit,
dieses Aufbäumen gegen die sich zeigende Gottesliebe dringt aber auch
die Verheißung: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht,
Kinder Gottes zu werden" (Joh. 1,12). Nehmen wir Ihn auf, der sich uns
so erbarmungswürdig zeigt und der uns dennoch so unendlich reich
beschenken will! Nur diejenigen, die Ihn bedingungslos in ihr Herz
schließen, können auch heute noch Weihnachten feiern! Und dieses
"Weihnachten" bleibt uns! Und auch der Friede, der Friede des Herzens,
wenn wir Ihn und nur Ihn verherrlichen!
Allen Lesern wünsche ich von Herzen ein gnadenreiches, gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen im Neuen Jahr!
Ihr Eberhard Heller
TITELBILD: CHRISTI GEBURT, WITTINGER MEISTER, UM 1380, PRAG, NATIONALGALERIE
HEILIGE MESSEN IN BASEL/ GEMPENSTR, 25: SONNTAGS UM 10 UHR/ WERKTAGS:
UNREGELMÄSSIG; HERZ-JESU-FREITAG: 19,3o UHR. - TEL, BASEL O61/354313,
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HL. MESSE SONNTAGS UM 9 UHR/ VORHER BEICHTGELEGENHEIT
HINWEISE DER REDAKTION:
GRAPHIK DES 19. UND 2O. JAHRHUNDERTS: WIR MÖCHTEN UNSERE LESER AUF
FOLGENDES INTERESSANTE ANGEBOT HINWEISEN: GRAPHIK AUS DEM 19. U. 2O.
ÜAHRH./ INSBESONDERE STAHL- UND HOLZSTICHE VON DEUTSCHEN UND
EUROPÄISCHEN STÄDTE" ANSICHTEN, LANDSCHAFTEN UND SAKRALBAUTEN (U.A.
KÖLN/ FRANKFURT/ MÜNCHEN/ DRESDEN/ MAINZ UND RHEINLAND)/ EBENSO
KRIPPENMOTIVE. ANFRAGEN UND BESTELLUNGEN
BEI: MICHAEL HELLER/ BAHNHOFSTR. 233, 6o78 NEU-ISENBURG, TEL.: o61o2/472o.
GEDICHTBAND VON MARIA HILDEBRANDT, SEHR EMPFEHLENSWERT! BESTELLUNG BEI
DER AUTORIN, PREIS 8.-DM. (AN: M.H., ZU DEN ERLEN 15, 41oo DUISBURG 29)
N E K R O L O G :
Von unseren Lesern sind in letzter Zeit verstorben: Frau Hildegard
Braun aus München am 3. Oktober im Alter von 61 Jahren; Frau Josephine
Wassmuth aus Düsseldorf; H.H. Pfr. Paul Wasmer in Waldau / Schwarzwald;
Herr Andreas Volpert aus Frankfurt. Beten wir für das Seelenheil der
Verstorbenen, damit sie Gott zu sich in Seine ewige Heimat rufen möge.
R.I.P.
NACHRUF:
Am gleichen Tag wie H.H. P. Mallach verstarb in Lörrach Herr Dr. Karl
Peter Wiegand im Alter von ca. 6o Jahren an seinem zweiten Herzinfarkt.
Früher hatte er gelegentlich die EINSICHT mit verschiedenen Beiträgen
bereichert, bis er sich vor persönliche Probleme gestellt sah, die
seine Kräfte banden und die etlichen unserer Leser bekannt waren - n.b.
war der Gram über die Kaltschnäuzigkeit, mit der dritte Personen seine
Hilfestellung in dieser Tragödie bedachten, mit ein Grund für den Tod
von H.H. Pfr. Leutenegger. Wie mir eine ihm nahe stehende Person
schrieb, war er "seelisch total kaputt" gemacht worden. Möge Gott ihm
nun Frieden schenken und seinen Peinigern innere Umkehr! R.I.P. |