ZUR PERSON VON MGR. MARCEL LEFEBVRE
von
S.E. Bischof Louis Vezelis OFM
übersetzt von Eugen Golla
"Verkünde
das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle,
ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen,
da sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern sich nach eigenen
Gelüsten Lehrer zusammensuchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen.
Von der Wahrheit werden sie das Ohr abwenden und sich Fabeleien
zuwenden." (2 Tim. 4,2-4)
Gibt es ein besseres Mittel zur Charakterisierung der religiösen
Szenerie unserer Tage, als nun mit Aufmerksamkeit diese Worte des hl.
Paulus anzuwenden? Und gibt es einen besseren Weg für den Beginn eines
Kommentars über die kürzlich stattgefundenen zweifelhaften
Konsekrationen, die Mgr. Marcel Lefebvre gespendet hat?
Die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers sei auf die Worte des hl.
Paulus gerichtet, mit denen er sich auf "die gesunde Lehre" bezieht,
die nicht mehr ertragen wird. Wer ist nicht dazu imstande "die gesunde
Lehre" zu ertragen als jene, welche sich als Mittelpunkt und Maß aller
Wahrheit ausgeben? Sie schließen das Innere ihres Ohres ab, damit es
nicht die Wahrheit zu hören vermag, die verurteilt und rügt. Was nicht
paßt, ist 'illegal', oder wird passend zu 'Zweifeln' heruntergespielt.
Auf diese Weise sind nur solche Lehrer gesucht, welche nicht Lehre und
Wahrheit weitergeben wollen, sondern beteuern und bekräftigen wollen,
was schon entschieden ist.
Mgr. Lefebvre weihte vier Bischöfe. Weihte er sie wirklich? Muß nicht
die "gesunde Lehre" in einer solchen Angelegenheit befragt werden oder
ist die Gültigkeit der Sakramente automatisch gegeben, weil hier eine
äußerliche Zeremonie stattfand? Denn man vergesse nicht so schnell und
leichtfertig, daß bezüglich der Gültigkeit von Mgr. Lefebvres eigener
(Priester- und) Bischofsweihe noch Unklarheit herrscht. Trotz der oft
wohl von gutmeinenden und mitfühlenden Unterstützern erfolgten
Verteidigung ist die Frage von Mgr. Lefebvres gültiger
Bischofskonsekration noch nicht angemessen beantwortet worden.
(Anm.d.Red.: Nach dem Bekanntwerden der Tatsache, daß Mgr. Lefebvre von
dem Freimaurer und Satanisten Lienart zum Priester und Bischof geweiht
bzw. 'geweiht' worden war, haben dazu u.a. Frau Gloria Riestra De Wolff
/ Mexiko, Herr Dr. Hugo Maria Kellner (+) / U.S.A., die EINSICHT und
H.H. P. Groß Stellung bezogen; mit Mgr. Carmona / Mexiko und Mgr.
Vezelis teilen wir die Auffassung, daß auf Grund der objektiven Zweifel
bereits an der Gültigkeit der Weihen Lienarts dieser auch keine
Weihegewalt zweifelsfrei an Lefebvre hat weitergeben können, weswegen
alle Weihen sub conditione nachgeholt werden müssen. Dies verlangt die
Kirche, wonach die Sakramentenspendung sicher sein muß: "tutior".)
Aus dieser ersten Frage resultiert die weitere, ob z.B. all die jungen
Männer gültig geweiht sind, welche von Mgr. Lefebvre geweiht wurden,
auch jene vier, welche er nun zu Bischöfen konsekrierte. Daher lautet
die erste Frage, welche gestellt werden muß - und welche beinahe keiner
der Lefebvre-Anhänger auch nur erwähnen will - : Ist Marcel Lefebvre
selbst gültig geweihter und wirklicher Bischof?
Wir sind nur allzu vertraut mit der Tatsache, daß er fähig ist, mit
größter Gelassenheit Wojtyla mit "Heiligster Vater" anzureden und dann
denselben Mann als "Anti-Christ" zu bezeichnen. Sicherlich kann ein
"Heiligster Vater" doch nicht zugleich auch der "Anti-Christ" sein.
Wann wurde aus dem "Heiligsten Vater" plötzlich der "Anti-Christ"? War
es damals, als der "Heiligste Vater" Lefebvre nicht das Unmögliche
gewähren wollte, nämlich eine absolute Autonomie, die keine vernünftige
und verantwortliche Autorität auf ein solches Ansuchen hin hätte
gewähren können? Was forderte Marcel Lefebvre in der Tat (formal
betrachtet; Ann.d.Red.)?
Er forderte, daß man ihn wie einen zweiten Papst respektieren sollte -
im Rang vielleicht noch ein wenig höher als der, welchen er den
"Heiligsten Vater" nannte. Tatsächlich würde sein Antrag auf
Unabhängigkeit von den Ortsbischöfen bedeuten, daß er freie Hand hätte,
im Namen der 'Tradition' in jeder Diözese willkürlich zu schalten und
zu walten. Tradition muß hier auf eine bestimmte und spezifische Art
verstanden werden: für Marcel Lefebvre und seine Anhänger heißt
Tradition die Gleichsetzung und Identifizierung seiner illegal
gegründeten Bruderschaft und deren Aktivitäten. Denn obwohl er
rhetorisch sehr effektiv immer das Gegenteil behauptet, sprechen die
Fakten für sich: Die einzige 'Tradition1, welche die Lefebvristen
zulassen, ist die, welche sie selbst definieren. Jeder andere ist
entweder ein Modernist oder ein Schismatiker. Und dies ist eine
lapidare Tatsache. Wären Mgr. Lefebvre sowie seine Anhänger wahre
katholische Christen, wie sie es lauthals verkünden, befänden sie sich
in der Einheit mit den anderen Christen, die sich von einer Hierarchie
getrennt haben, die als häretisch anzusehen ist. M. Lefebvre's Anhänger
setzen sich nicht für die Tradition der römr kath. Kirche ein, sondern
sie zertrampeln die Tradition der Kirche, welche nicht ihren Zwecken
dient, wobei sie gleichzeitig - anmaßend wie sie nun einmal sind -, die
Taktik der Modernisten anwenden.
Man muß nur einige Briefe fanatischer Anhänger dieser Sekte lesen, um
zu sehen, daß sie ohne jedes intelligente Verständnis hinsichtlich
dessen sind, was sie durch ihren Zeitaufwand und ihr Geld unterstützen.
Den Brief müßte ich erst zu Gesicht bekommen, der nicht vollv.blindem,
schmähendem Fanatismus wäre, unfähig klare und vernünftige Gedanken zu
präsentieren. Diese Brief offenbaren normalerweise eine Geisteshaltung,
die sicherlich nicht von guten Geistern inspiriert ist. "Pares cum
paribus collocabunter" lautet ein lateinisches Sprichwort, das
übersetzt heißt: "Gleich und gleich gesellt sich gern"... und dies
spricht nicht allzu schmeichelhaft für Mgr. Lefebvres Gesellschaft.
Was sollen wir nun von den angeblichen Bischöfen halten, die ihre Weihe
Mgr. Lefebvre verdanken? Wir wissen, was sein fanatisches Gefolge
denkt. Wir nehmen aber dies mit Vorsicht zur Kenntnis. Wir blicken auf
die objektive theologische Realität, mit der wir konfrontiert werden.
Wir ziehen alles in Betracht, was die röm.-kath. Kirche hinsichtlich
der Gültigkeit der Sakramente im allgemeinen und im besonderen lehrt.
Wir wägen die Meinungen bekannter Theologen ab; wir ziehen Schlüsse mit
logischer Präzision, so daß wir zu einem objektiven, ehrenvollen und
neutralen Urteil gelangen.
Zunächst einmal darf die Stellungnahme Mgr. Lefebvres und seiner
Anhänger aller Schattierungen gegenüber den von S.E. Erzbischof Pierre
Martin Ngo-dinh-Thuc direkt oder indirekt, d.h. in seiner Nachfolge
stehenden, geweihten Bischöfe nicht vergessen werden, denn diese
Mentalität setzt sich noch immer fort. (Anm.d.Red.: Nachdem durch den
schändlichen Verrat von P. Barbara die von S.E. Erzbischof
Ngo-dinh-Thuc gespendeten geheimen Bischofsweihen publik geworden
waren, hatte Lefebvre nichts eiligeres zu tun als Monseigneur zu
beschimpfen. Wörtlich sagte er: "Er (Thuc) hat anscheinend allen
Verstand verloren." Vgl. EINSICHT Mai 1983, S.43.) Allein dieser
Umstand ist, für sich betrachtet, ein ungeheurer Skandal für die
übrigen Katholiken. Sie überwiegt die Anklage, schismatisch gehandelt
zu haben - wie sie gelegentlich vorgetragen wurde -, bei weitem. Zudem
kommt dieser Anwurf von Marcel Lefebvre, dessen Priester- und
Bischofsweihe weiter problematisch sind. Indem er nämlich sowohl die
Priester- und Bischofsweihe vom Freimaurer Lienart erhalten hatte, (der
zum Zeitpunkt seiner eigenen Ordination schon Hochgradfreimaurer war),
dürfte Lefebvres eigene Ordination und Konsekration ungültig sein.
Seine Anhänger und diejenigen, die ihn finanziell unterstützen, finden
diese Situation sicherlich unerträglich. Es ist daher zu erwarten, daß
sie alles, was in ihren Kräften steht, tun werden, um bei den Leuten
diese Fragen abzuwürgen. Andere seiner Anhänger, die in seine
Angelegenheiten mit verwickelt wurden und die ihren schweren Irrtum
oder die Täuschung nicht zugeben wollen, mühen sich verbissen ab,
dürftige Verteidigungen vorzulegen, die keiner kritischen Prüfung
standzuhalten vermögen. Mgr. Lefebvre konnte nicht gültig zum Bischof
konsekriert werden, wenn er nicht gültig zum Priester geweiht gewesen
war. Ein Satanist - der nicht mit Christus, sondern mit Satan verbunden
ist - ist nicht im Besitz, auch nicht der geringsten notwendigen
Intention, das zu tun, was die Kirche tut. Warum? Weil der luziferisch
inspirierte Freimaurer das tun will, was sein Meister Luzifer tun will.
Luzifer will die Durchführung des Heilsauftrages Christi durch und in
Seinem Mystischen Leibe vereiteln.
Luzifer will Christus entthronen und zum König der gesamten Schöpfung proklamiert werden - er will "wie Gott sein"!
Die Frage, ob Marcel Lefebvre vorsätzlich an diesem satanischen Wagnis
mitwirkte oder nicht, ist bedeutungslos, wenn es sich um die Gültigkeit
seiner Priesterweihe handelt. Man hat jedoch ein gewisses Recht, wenn
man den Verdacht hegt, daß die langjährige Verbindung zwischen Liénart
und Lefebvre nicht zufällig ist. Denn es ist unmöglich, daß während
einer so langen Zeit Lefebvre vollständig unwissend blieb bezüglich der
(freimaurerischen Verbindungen) Liénarts. Ein Fuchs kann nicht für
lange Zeit seine Anwesenheit im Hühnerstall geheimhalten.
Ungültig zum Priester geweiht, erfüllte Lefebvre nicht die
Voraussetzung, die ein Kandidat für das Bischofsamt mitbringen muß.
Denn jeder, der konsekriert werden soll, muß gültig zum Priester
geweiht worden sein. Dies ist eine unabdingbare Voraussetzung für die
Bischofskonsekration.
Wie ist nun die Situation der Lefebvre-Priester? Ganz einfach
ausgedrückt: Ihr Tragen des Priesterrocks macht aus ihnen noch keine
Priester. Es bewirkt nur, daß sie wie Priester aussehen. Aber das ist
auch schon alles. Zweifelsohne, eine solche Schlußfolgerung klingt sehr
umstürzlerisch! Sie darf auch nicht leichthin aufgenommen werden oder
als Bosheit interpretiert werden.
Jeder von Marcel Lefebvre 'Geweihte' hat über seinem "Haupt eine Wolke"
hängen. Das heißt, er hat keinen klaren Ordinationstitel. Noch einmal:
niemand will hier den guten Willen dieser Kandidaten leugnen. Die
Praxis der Kirche ist unter solchen Umständen, daß die Kandidaten
bedingungsweise noch einmal ordiniert werden (sub conditione). So wie
einige junge 'Priester', die nach dem neuen verfälschten Ritus
'geweiht' wurden, dann aber aus emotionalen Gründen zu Lefebvre gingen
und vom ihm als Priester eingesetzt wurden - ohne bedingungsweise Weihe
(!) -, so zeigt sich auch hier, daß Lefebvre auch kein Interesse zeigt
(wenn er es überhaupt hat!) bezüglich der Gewißheit seiner eigenen
Priesterweihe und Konsekration... und der seiner Nachfolger im
Priestertum.
Wenn indessen dieser angebliche Verteidiger der wahren Kirche und des
wahren Glaubens die Apostolische Konstitution Pius XII. kennen würde,
die autoritativ die grundlegenden Worte der Form für die gültige
Ordination und der bischöflichen Konsekration bestimmte, wie konnte er
dann den nach dem neuen Ritus (seit 1968) Geweihten erlauben, als
Priester tätig zu werden? Seine so große Sorge für das Heil der Seelen
und die "Messe für immer" dürften ihm nicht erlauben, die Seelen und
die wahre Messe hoffnungsloser Irregularität auszusetzen. Wir sind
indessen infolge seiner Handlungsweise gezwungen zu folgern, daß er
gerade das getan hat.
Als Erzbischof Ngo-dinh-Thuc von Lefebvres Situation erfuhr, sandte er
ihm in französischer Sprache einen Brief mit dem Anerbieten, Lefebvres
skandalträchtige Angelegenheit in Ordnung zu bringen, indem er ihm
anbot, ihn zu ordinieren und konsekrieren oder vorschlug, daß dies
irgendjemand tun sollte. Und dies zum Vorteil von Lefebvre und seiner
Kandidaten. (Vgl. den vorher abgedruckten Brief im Faksimile und in
deutscher Übersetzung von Herrn Golia.) Erzbischof Ngo-dinh-Thuc
erhielt keine Antwort auf seinen Brief aus dem Jahre 1983.
Die Kopie dieses Briefes befand sich die ganze Zeit über in meinem
Besitz, weil ich des Erzbischofes Sekretär und Vertrauter war. Unter
den gegebenen Umständen halte ich es für angemessen, der Öffentlichkeit
das Urteil von Erzbischof Ngodinh-Thuc über Marcel Lefebvres
Weihestatus zur Kenntnis zu bringen.
Worin bestand nun die Rolle von Bischof Castro de Mayer bei den
Geschehnissen in Econe (am 3o.6.88)? Es ist interessant, daß kein Bild
von einer Teilnahme von Bischof Castro de Mayer an der eigentlichen
Konsekration existiert. Weder das Fernsehen noch die Zeitungen zeigten
ihn in der Rolle des Ko-Konsekrators. Dies ist so offenkundig, daß, als
der Pressesprecher des 'Vatikans', Joaquín Navarro-Valls über die
Rolle, welche Mgr. Castro de Mayer spielte, befragt wurde, zur Antwort
gab, er kenne die Funktion des Bischofs nicht. Falls er Ko-Konsekrator
war, wäre er auch auf Grund des kirchlichen neuen Gesetzes, welches er
als auch Lefebvre als legitim anerkennen, 'exkommuniziert'. Überzeugt,
dem Willen Gottes zu folgen, besorgte Marcel Lefebvre der Welt vier
junge Männer, um die Sorge vieler zu vergrößern und die allgemeine
Verwirrung noch zu vergrößern. Ich kann daher dieser Angelegenheit
nicht zustimmen, daß der Himmel spricht oder handelt mit gespaltener
Zunge oder Fingern.
Es ist auch kein Geheimnis mehr, daß M. Lefebvre bereits im August 1987
den vier Kandidaten schrieb, der Stuhl Petri sei vom Anti-Christen
besetzt. Indessen verhandelte er noch lange danach, nämlich am 2. Juni
1988, just mit jenem Manne, den er bereits einen "Antichristen" genannt
hatte. Überdies schloß er seinen Brief an diesen "Antichristen" mit der
Versicherung der einem Sohne gemäßen Gefühle! Die genauen Worte am
Schluß dieses Briefes an den "Heiligsten Vater" lauten: "Geruhen Sie,
Heiligster Vater, den Ausdruck meiner sehr ehrfurchtsvollen und einem
Sohne gemäß ergebenen Gefühle in Jesus und Maria entgegenzunehmen. Mgr.
Marcel Lefebvre."
Am 29. August 1987 hatte derselbe Marcel Lefebvre geschrieben: "Meine
lieben Freunde, da der Stuhl Petri und die amtlichen Stellen in Rom von
antichristlichen Kräften besetzt sind, schreitet die Zerstörung der
Herrschaft Unseres Herrn sogar innerhalb Seines mystischen Leibes auf
Erden rasch voran". (...) Doch dann gab der "General superior1 ein vom
21. Juni datiertes Rundschreiben an die Anhänger heraus, in welchem er
Lefebvres Entscheidung zu konsekrieren mit den Worten ankündigte:
"Nicht in einem Geiste der Revolte gegen den Papst, noch weniger, um
eine Parallel-Hierarchie aufzurichten, oder sich von Rom abzuspalten".
Es mangelt dieser schmidbergerischen Darstellung erheblich an
Vernünftigkeit. Einerseits versichert er seinen Anhängern, daß sie sich
in Wirklichkeit nicht von Rom trennen noch daß sie gegen den Papst
revoltieren. Man beachte: fanatisch beharren sie darauf, nicht wider
den Papst zu revoltieren! Das bedeutet, daß sie offensichtlich Johannes
Paul II. als legitimen Papst anerkennen. Seltsam!, daß sie dies zwar im
Februar, im März, April, Mai und Juni 1988 tun, aber nicht eben im
August 1987! Damals sahen sie in ihm nicht nur einen Okkupanten,
sondern sogar den Anti-Christen!
Als sie wiederum vor der drohenden Exkommunikation gewarnt wurden,
schüttelten sie dies einfach ab mit der Bemerkung, die
'Exkommunikation' besitze keine Bedeutung für sie. Scheinbar decken
fromme Dummheiten eine große Anzahl 'Exkommunikationen' zu...
Mit diesen Hinweisen will ich nichts anderes zeigen als den absoluten
Widerspruch zwischen den Taten und den Worten Marcel Lefebvres und sie
der gleichen Art von Widerspruch entgegenstellen, wie er gerade von den
Personen, welche er "Antichristen" nennt, praktiziert wird.
Es muß hier noch einmal hervorgehoben werden, daß Erzbischof
Ngodinh-Thuc sehr genau, sehr schlicht und einfach und geradeheraus
war. Mit wenigen lapidaren Worten rechtfertigte er seine großen Taten.
Niemand in einer ähnlichen Situation verkennt die innewohnenden
Risiken. Er nahm sie auf sich, schlicht, ohne "Paukenschlag" oder
"orchestrierte" Presseverlautbarungen.
Wir sind Zeuge davon, daß sich Lefebvre jeweils auf einen direkten
Auftrag Gottes beruft, wie es sämtliche Schismatiker und Häretiker tun!
Er beruft sich auf Gott als Grund für die Errichtung der Bruderschaft:
"Gott errichtete die Priesterbruderschaft Pius X. zwecks dauernder
Erhaltung Seines glorreichen Sühnopfers für die Kirche. Er selbst
erwählte treue Priester, die in den göttlichen Mysterien erfahren und
von ihnen überzeugt waren. Gott verlieh mir die Gnade diese Leviten
auszubilden, ihnen die Gnade des Priestertums zu übertragen..."
Der aufmerksame und geschätzte Leser soll erkennen, daß Marcel Lefebvre
nunmehr seine Exklusivität und elitäre Haltung vorführt. Erhob Gott
sonst niemanden? Offensichtlich ist in Lefebvres Konzept der
Göttlichkeit und der göttlichen Vorsehung kein Platz für Erzbischöfe
wie Mgr. Ngo-dinh-Thuc? Man stelle den häßlichen, so gar nicht für
Lefebvre schmeichelhaften Kontrast fest: Er ist Gottes Werkzeug - das
einzige (!) Werkzeug wohlverstanden (gemäß deren endloser Propaganda)!
Aber wegen eben der Bischofskonsekrationen ist nach Lefebvres
Einschätzung Mgr. Ngo-ding-Thuc ein Irrsinniger! Lefebvres "Irrsinn"
ist göttlichen, Mgr. Ngo's "Irrsinn" ist dämonischen Ursprungs!
Wiederum: Gott verlieh nach Lefebvres eigener Einschätzung ihm die
"Gnade, diese Leviten vorzubereiten". Es war aber Mgr. Guérard des
Lauriers OP, der der einzige Professor während der ersten sechs Jahre
in Econe war! Man möchte glauben, daß sich ein gewisses Wohlwollen auch
auf den kürzlich verstorbenen Dominikanertheologen, der sich unter den
von Mgr. Ngo-dinh-Thuc konsekrierten Bischöfen befand, erstrecken
würde...
Beim Lesen dieser Verhaltensweisen, wie sie sich in den Worten und
Taten Lefebvres zeigen, beginnt man sich an Pearl Harbour zu erinnern.
Die Japaner "verhandelten" mit Präsident Roosevelt, während sie zu
gleicher Zeit den bereits vorher getroffenen Entschluß, die
Kriegsschiffe zu besteigen, in die Tat umsetzten. Japanische Flugzeuge
stiegen von den Flugzeugträgern auf und beeilten sich, den
Flottenstützpunkt Pearl Harbour zu bombadieren. Man muß die Anhänger
Lefebvres ernsthaft fragen: "Wenn Sie ehrlich an Gott und Seine Kirche
glauben, können Sie ehrlich glauben, Gott könne auf der Seite des
Verrates stehen?" Die zivilisierte Welt nannte Japans Vorgehen einen
Akt der Niedertracht. Verdient ein solcher Verrat eine andere
Bezeichnung, weil er angeblich im Namen der Religion begangen wird?
(aus THE SERAPH vom Juni 1988)
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