"MEIN REICH IST NICHT VON DIESER WELT" (JOH. 18,36)
Man sollte meinen, die Antwort, die Jesus Pilatus gibt und die Er auch
eingehend erläutert, ist klar und eindeutig. Darum gehört schon die
Dialektik eines Wojtyla dazu, sie in ihr Gegenteil umzudeuten. In der
Ansprache, die er bei der Begegnung "mit den Aufbaukräften der
Gesellschaft" in Asuncion / Paraguay am 17. Mai 1988 hielt (abgedruckt
im OSSERVATORE ROMANO dt vom 22. Juli 1988 unter dem Titel: "Die Kirche
in die Welt integriert") sagte er folgendes:
"Die Kirche steht nicht nur in
Verbindung mit der Welt. Getreu der Sendung, die ihr göttlicher Stifter
ihr anvertraut hat, ist sie in die Welt integriert, gehört sie zur
Menschheit und schreitet so mit ihr zusammen dem endgültigen Ziel
entgegen und baut es jetzt schon auf. Sie ist nicht - wie manche
vermuten möchten - eine Feindin des echten Fortschrittes auf allen
Ebenen des menschlichen Lebens; im Gegenteil sieht sie im
humanisierenden Fortschritt der Wissenschaft, der Technik und der
sozialen Organisation Äußerungen des ursprünglichen Willens des
Schöpfers, der der Menschheit die wunderbare Aufgabe übetrug, ihre
Hände für das Glück aller Menschen zu regen."
Die Kirche ist zwar in der Welt, aber nicht von der Welt. Im Gegensatz
dazu ist sie für Wojtyla, der als Johannes Paul II. vorgibt, Papst zu
sein, d.h. Nachfolger des Apostel Petrus, der Welt zugehörig, um in ihr
und mit ihr ein den absoluten Auftrag Gottes übersteigendes Ziel zu
erreichen, also ein Ziel, welches zugleich den göttlichen Auftrag
erfüllen soll, das aber für die übrige Welt, die nicht der integrierten
Kirche angehört, ebenso erstrebenswert ist, dessen Erfüllung sogar
vorrangig vor dem Auftrag Gottes zu gelten hat. Aber welchen Auftrag
gab nun Gott der Menschheit? "Ihre Hände für das Glück aller Menschen
zu regen." Das ist Hädonismus in Reinkultur. Letztlich ist die Kirche
für Wojtyla das, was sich schon im Vatikanum II ('Kirche und Welt"
n.45,1: Streben nach dem einen Ziel, der "Verwirklichung des Heiles der
ganzen Menschheit") und in "Lumen gentium" (n.1 : "Zeichen und Werkzeug
für (...) die Einheit der ganzen Menschheit") andeutet: ein Instrument
zur Verwirklichung der Welteinheit. Und in dieser Hinsicht muß man auch
seine Bestrebungen sehen, alles und jeden "unter einen Hut" zu
bekommen: Juden, Mohammedaner, Buddhisten, Heiden... alles "in einen
Topf": Eintopf, religiöser erst, der sich über die übrigen geistigen
Bereiche und die gesamte Menschheit ergießen soll.
E. Heller
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