I. EINIGE ERHALTENE NACHRICHTEN
1.
"Hans Küng behauptet, Johannes XXIII. habe seine Enzykliken kaum
gelesen: 'Ich habe sie ein einziges Mal gelesen.' Küng sagt weiter,
Johannes XXIII. habe die Anordnungen von 'Veterum Sapientia' nicht
selbst erstellt. Wenn das stimmt, was Küng über 'Veterum Sapientia'
behauptet, könnte man fast vermuten, daß gewisse Punkte von 'Pacem in
terris' nicht von dem Statthalter Christi angeordnet sein dürften.
Außerdem differiert die offizielle lateinische Ausgabe in AAS von der
italienischen Ausgabe im L'OSSERVATORE ROMANO. Bei der Übersetzung ins
Englische wurde sie weiter entstellt und nahm einen zerstörerischen
Aspekt an, als sie in Kuba im Einklang mit der Dritten Internationalen
in kommunistischen Zeitungen veröffentlicht wurde. Wenn ich mich recht
erinnere, widmete Dolores Ibarruri über Radio Moskau Johannes XXIII.
eine ganze Sendung, ihm, seiner Enzyklika und dem Neopapismus, der
durch den Mörder Togliatti eine Wiedergeburt erlebte. Dieser starb in
seiner luxuriösen Wohnung in Jaita. Ein anderer, der entschlossen war,
die vollkommene Gesellschaft, welche die katholische und apostolische
römische Kirche darstellt, zu zerstören und zu vernichten, ist der
Jesuit P. Lombardi in seiner merkwürdigen Arbeit mit dem Titel
"Concilio per una riforma della carità" (Rom, Apes 1961), in der er das
Wort gebraucht: 'demolire... demolire... demolire... ma insomma
demolire' ('zerstören... zerstören... zerstören... aber schlußendlich
zerstören'), so sehr die Societas perfecta, die vollkommene
Gesellschaft zerstören, heißt, eine große Verwirrung stiften.
Hans Küng behauptet auch, Johannes XXIII. habe gesagt, er sei kein
Theologe und 'il Concilio deve fare malgrado la Curia.' ('Das Konzil
muß stattfinden trotz der Kurie.') Das wurde zu Pfarrern aus Bergamo
gesagt. Die Jesuiten, die für die 'Biblioteca de Autores Cristianos'
eine Kirchengeschichte herausgaben, bemerken über den Ganganelli-Papst,
Clemens XIV., der die Gesellschaft Jesu verbot, einer seiner größten
Fehler sei es gewesen, sich der Kurie zu widersetzen... Veritas est
una! Küng, der Freund von Barth, fügt hinzu, Johannes XXIII. sei nicht
ehrgeizig gewesen, und der Papst habe über sich selbst gesagt: 'Ich bin
nicht unfehlbar. Der Papst ist nur dann unfehlbar, wenn er ex cathedra
spricht. Aber ich werde nie ex cathedra sprechen.'
Für Küng war Johannes XXIII. der größte Papst, den die Kirche nicht nur
in den letzten 5o Jahren, sondern in mehr als 5oo Jahren hatte. So wird
Geschichte geschrieben. Diese Art von Kirchengeschichte ist gut für
Leute, die ihren Verstand pensioniert haben. 'Superbia eorum qui Te
oderunt ascendit semper.' (Ps. 73, 23 - 'Der Hochmut derer, die Dich
hassen, steigt immer weiter.') 'Der Modernismus ist die Häresie der
Häresien.' (Hl. Papst Pius X.)" von Rita Maria Cancio (1)
2.
Dieselbe Autorin - Rita Maria Cancio - schreibt noch folgendes über
Johannes XXIII.: "Heutzutage gibt es nur zwei Staatsmänner,
kommentierte die PRAWDA vor der Säuberung, die den gutmütigen Tyrannen
vertrieb, Chruschtschow, den Anti-Stalin, und Johannes XXIII, den
Anti-Pacelli', und der 'katholische' spanische Publizist Aranguren,
sich auf Papst Johannes XXIII. beziehend, schreibt: 'In politischer und
diplomatischer Hinsicht, wie man es auch nennen mag, gleicht er
(Johannes XXIII.) eher Chruschtschow oder Kennedy als De Gaulle oder
Pius XII.' Traurige Koinzidenz! Es ist natürlich, daß die
Bolschewisten, die Fachleute und Doktrinäre der Lüge, Verwirrung zu
stiften suchen, aber empörend ist es, daß Katholiken ihnen Hilfe
leisten, indem sie sich erkühnen, den Hl. Vater Johannes XXIII. mit dem
Schlächter von Budapest zu vergleichen. Man erkennt auch nicht, was es
zwischen dem größenwahnsinnigen pan-französischen Staatsmann und dem
als 'Pastor angelicus' bekannten Papst Gemeinsames geben könnte." (2)
3.
"Die Nuntiatur von Mgr. Roncalli in Paris. - In Frankreich wurden die
Memoiren eines gewissen Jules Artur veröffentlicht, der offensichtlich
vertrauten Umgang hatte mit Mgr. Roncalli, damals Nuntius Seiner
Heiligkeit in Paris, danach Patriarch von Venedig und schließlich
Papst, der sich den Namen Johannes XXIII. gab. Jules Artur berichtet,
daß Nuntius Roncalli zu ihm gesagt habe: 'Freund Artur, der Heilige
Vater legt mir die Pflicht auf, ihn genau über die Frage der
Arbeiterpriester zu informieren. Trotz aller Schritte, die ich in
seinem Namen im Erzbistum Paris unternommen habe - wo man mir mehr als
ausweichend geantwortet hat -, kennen der Papst und ich selbst immer
noch nicht die genaue Zahl der Arbeiterpriester seit Beginn der
Angelegenheit: die Zahl derer, die noch in der Mission stehen und vor
allem die Zahl der abgefallenen und heute verheirateten Priester.
Aber dieser Skandal, den zu verheimlichen sich das Erzbistum bemüht,
kann nicht länger unterdrückt werden. Bevor man Abhilfe schafft, möchte
der Heilige Stuhl realistische Daten zu diesem Problem haben. Er stößt
jedoch auf eine wahre Verschwörung des Schweigens. Können Sie mir
helfen, sie zu durchbrechen, indem Sie möglichst positives
Beweismaterial suchen?'
Diese Angelegenheit hatte eine Kehrseite, die nur sehr wenige kennen
wie die Rückseite des Mondes, und die man besser zu erforschen suchen
muß. Nämlich derjenige, welcher Papst Pius XII. die Informationen
vorenthielt, war Roncalli selbst. Ich glaube, das ist noch nicht
veröffentlicht worden. Aber es wurde in angesehenen Kreisen des
Karlismus besprochen, wo ich es hörte, als sich diese Begebenheit
zutrug. Ich schreibe dies gerade heute nieder, am 2o. Juni, an dem Tag,
an dem die Tageszeitung ABC ohne Befremden, ohne Zensur oder
irgendeinen Kommentar mitteilt, daß sich in Italien Katholiken und
Freimaurer öffentlich versammeln.
Zu eben jener Zeit gelangten auch auf inoffiziellen Wegen
schwerwiegende Anschuldigungen über Irregularitäten in einem
Militärorden an Pius XII., die bald ein solches Ausmaß erreichten, daß
sie, wenn auch bruchstückhaft und verzerrt, in der Tagespresse bekannt
wurden. Sie setzten Pius XII. davon in Kenntnis, daß hohe Würdenträger
des Ordens - u.a. auch ein gewisser M. - gleichzeitig der Freimaurerei
im 33. Grad angehörten und mit anderen Personen Meinungsaustausch
unterhielten bezüglich einer Annäherung zwischen der Freimaurerei und
der Kirche. Pius XII. schickte seinen Freund und Mitarbeiter Don J. de
B.-P. nach Paris, um die Angelegenheit zu untersuchen und ihn zu
informieren. Dieser begann mit größter Vorsicht die Nachforschungen
zunächst in seinem Freundeskreis und mußte mit Erstaunen feststellen,
daß man ihn auslachte, weil er mit so großer Vorsicht an ein offenes
Geheimnis heranginge, von dem ganz Paris spreche. Wie er das dem
Nuntius erzählte, erging es ihm ebenso. Er brach in Gelächter aus und
sagte ihm, daß er es schon wisse und daß er es sehr gut finde. Als Don
J. de B.-P. sich von diesem neuen und letzten Schrecken erholt hatte,
flog er nach Rom, um Pius XII. alles zu berichten. Dieser ordnete die
Entlassung von Mgr. Roncalli als Nuntius in Paris und die Versetzung
nach Venedig an. Als Roncalli wenig später zum Papst gewählt worden war
- mit dem Namen Johannes XXIII. -, wurde Don J. de B.-P. nicht wieder
in den Vatikan berufen. Er war in Ungnade gefallen.
Zusammenfassung: Im Verlust
seiner wichtigen Stellung sieht der Verfasser einen Milderungsgrund für
das Verhalten dieses Prälaten in der Zeit des Umbruchs. Er war in einer
schlechten Position und konnte auf höchster Ebene keinen Druck ausüben,
um Spanien zu retten, als es dunklen internationalen Machenschaften
geopfert wurde. Auch ergeben sich aus dem Berichteten mildernde
Umstände für die große Gestalt Papst Pius XII. Sie erhellen, daß ihm in
zwei wichtigen Angelegenheiten am Ausgangspunkt der derzeitigen
Kirchenkrise vom Nuntius Roncalli nicht loyal gedient worden war: in
der Angelegenheit der Arbeiterpriester und der der Kontakte mit der
Freimaurerei. Bei der ersteren zeigen die zitierten Abschnitte, daß der
Nuntius ihn nicht aus eigener Initiative und mit der für die Bedeutung
der Sache erforderlichen Sorgfalt informierte, er bequemte sich erst
dazu, als der Heilige Vater ihn drängte, d.h. ihm 'die Pflicht dazu
auferlegte'. Seine Komplizenschaft in der belastenden Angelegenheit mit
der Freimaurerei war von größerer Bedeutung. Beide Haltungen wurden
bestätigt durch den Kurswechsel, den Mgr. Roncalli der Kirche
auferlegte, als er Papst geworden war.
Für unser persönliches Verhalten sollten wir aus diesen beiden Episoden
eine wertvolle Arbeitsregel ableiten. Unter dem derzeitigen
ideologischen Konflikt entwickelt sich parallel eine Rivalität der
Methoden. Die unseren sind sehr unzulänglich und müssen noch verbessert
werden. Lernen wir daher, daß in den ungeheuerlichen Dingen, auf die
wir manchmal zufällig stoßen, unsere Warnungen und Anklagen
gleichzeitig vor allen Rangstufen gemacht werden müssen, weil - obwohl
wir die Gewißheit haben, daß sie einige erreichten - wir nicht immer
wissen, ob man dort korrekt Gebrauch davon macht oder sie sabotiert."
von J. Ulibarri (3)
4.
Carl J. Burckhardt über Johannes XXIII.: "Ich empfinde viel Anteil für
den Papst. Während meiner ganzen Pariser Zeit hatte ich sehr viel
persönlichen Kontakt mit ihm, ich hatte ihn ausgesprochen gern. Er ging
in die Welt wie ein junger Attaché, man traf ihn überall, vor allem
auch im M.R.P.-Salon der erstaunlichen Madame Abrami. (...) Er ist
weltklug, hätte einen industriellen Konzern leiten können, er ist ein
äußerst wohlmeinender und bauernschlauer Bergamaske, er ist von solider
Frömmigkeit, im abgekürzten Stil; aber mir scheint, sein gesunder
Menschenverstand - auf kurze Sicht genau, auf lange Sicht wohl nicht
sehr scharf - lasse ihn den Wert gewisser unzeitgemäßer, spezifisch
katholischer Arkane verkennen. Die Fähigkeit des Wunderglaubens, die
Scheu vor dem Sakralen sind seine Sache nicht. Er ist ein
gottesgläubiger Rationalist, mit schönstem Streben der sozialen
Gerechtigkeit dienend, wobei er die Neigung hat, allen ähnlichen
Bestrebungen aus ganz entgegengesetzten Lagern weitgehend die Hand zu
reichen. (...) Er ist gütig, offen, humorvoll, sehr fern vom
christlichen Mittelalter; auf dem Wege über die französischen
'Philosophen' ist er zu ähnlichen Ergebnissen gelangt wie die
Reformatoren, ohne ihre metaphysische Passion. Er wird viel verändern,
nach ihm wird die Kirche nicht mehr dieselbe sein.' (Unterstreichungen
von der Redaktion.) (aus: Briefwechsel zwischen Max Rycher und Carl J.
Burckhardt, 197o) (4)
5.
Nachdruck aus LA VANGUARDIA, Barcelona:
"Der Priester Roncalli wurde vom Heiligen Offizium als 'Modernist'
angeklagt. - Rom - Die Erinnerungen eines Journalisten enthüllen
Tatsachen, die geheim geblieben waren. In diesen Tagen wurde in
italienischen katholischen Kreisen eine Anekdote über Johannes XXIII.
oder besser gesagt: über den Priester Roncalli viel kommentiert, der in
seinen jungen Jahren vom Heiligen Offizium als 'Modernist' angeklagt
wurde. Es ist soeben ein Buch erschienen 'Unveröffentlichte
Dokumentation der Cavallanti-Briefe', worin die ebenfalls von einigen
Zeitungen aufgegriffenen Begebenheiten erzählt werden. Alessandro
Cavallanti war z.Zt. Pius X. Direktor der Tageszeitung, die die Gruppe
'Unit Cattolica' während der kritischen Phase des Modernismus in
Florenz herausgab. Roncalli war damals Privatsekretär des Bischofs von
Bergamo und schrieb Artikel für die RIVISTA STORICO-CRITICA, eine
Zeitschrift, die sich nicht gerade der Vorliebe der römischen Kurie
erfreute. In seinen Vorlesungen als Professor für Kirchengeschichte
benutzte er den Text von Duchesne 'Geschichte der alten Kirche', ein
Werk, das als so modernistisch galt, daß es deswegen später auf den
Index gesetzt wurde.
Als dies geschah, schrieb Roncalli einen kritischen Artikel im
Diözesanblatt von Bergamo. Ironisch und schlau fragte Roncalli sich,
wie ein Werk auf den Index gesetzt werden könne, das die gleiche Kirche
wenige Jahre zuvor empfohlen hatte und das seiner Meinung nach in
vollkommener Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche stehe. Kardinal
De Lai zitierte Roncalli ins Heilige Offizium und forderte ihn streng
auf, die rechte Lehre zu beobachten. Der junge Priester interpretierte,
daß es sich um eine Empfehlung allgemeiner Art handle. Nach Bergamo
zurückgekehrt, schrieb er einen Brief an den Kardinal, worin er
erklärte, er sei 'nie von der Rechtgläubigkeit abgewichen und seine
Treue gegenüber dem Lehramt sei unbedingt'.
Als Roncalli viele Jahre später als Papst das Heilige Offizium
besuchte, fragte er, ob es zu seinem Namen irgendeine Nachricht gebe.
Man entdeckte nun, daß es zu seinem Namen das gab, was man einen
'Fascicolo nero' ('schwarzes Heft') nannte. Das ist mehr; von der
'schwarzen Akte' fehlte ausgerechnet jener Brief, den er zu seiner
Rechtfertigung an Kardinal De Lai geschrieben hatte. Was aber vorhanden
war - zur größten Überraschung von Papst Johannes XXIII. war eine
Postkarte an Roncalli von einem seiner modernistischen Freunde, eine
Karte, die Roncalli in den Papierkorb seines Büros geworfen hatte, die
aber von sorgfältigen Händen Schnitzel für Schnitzel aufgeklaubt
worden, zusammengeklebt und als belastendes Beweisstück an das Heilige
Offizium gesandt worden war. Nach den Dokumenten der Akte weckten seine
Geschichtsvorlesungen ein ständig wachsendes Mißtrauen unter den
Domherrn der Diözese. Einer von ihnen, Giambattista Mazzoleni, war der
Beauftragte, der Kardinal De Lai und auch den Direktor der
obengenannten Zeitungen Nachrichten über die 'Sünden Roncallis' liefern
sollte. Das sind die Briefe, die gefunden und veröffentlicht wurden.
Sie sind aus dem Jahre 1911 und geben die Erklärung für das Veto, das
man im folgenden Jahr in Rom Roncalli gegenüber einlegte, als er als
Kirchengeschichtsprofessor für das Seminar von Rom vorgeschlagen
wurde." (5)
6.
Aus der Zeitung ABC vom 8. Dezember 1973: "Die Kirche in der Welt von
heute - Ein Werk über die 'Utopie Johannes XXIII.' macht die Gestalt
des großen Pontifex aktuell - Papst Roncalli hatte vor, den
Schriftsteller Guareschi (bekannt als Autor von "Don Camillo und
Pepone", Anm.d.Red.) mit der Abfassung eines neuen Katechismus zu
beauftragen. - In einem Verlag in Assisi erschien ein Buch mit dem
Titel 'Die Utopie des Papstes Johannes'. Mit glaubwürdigen Dokumenten
weist es hin auf die Absicht, einen Dialog zwischen dem Vatikan und dem
Kreml in Gang zu bringen, ein Vorhaben, das seinen bezeichnendsten
Ausdruck in der Audienz für den Schwiegersohn Chruschtschows hatte. In
dem Buch wird über ein Gespräch berichtet zwischen Johannes XXIII. und
dem Priester Don Giovanni Rossi zwei Tage nach der Eröffnung des
Konzils.
Der Papst sagte: 'Don Giovanni, es ist nötig, die christliche Lehre
völlig neu zu schreiben. Man lehrt heute noch so wie vor einem halben
Jahrhundert. Die Erklärungen, die Pater Astete gibt, sind veraltet. Sie
entsprechen nicht dem Geist von heute, den Zeiten und Gewohnheiten von
heute. Ich hätte gern, daß Sie einen neuen Katechismus herausgäben, der
von einem Laien geschrieben wäre, obwohl man ihn von einem Theologen
durchsehen lassen müßte. Wissen Sie, an wen ich für diese neue
Abfassung des Katechismus gedacht habe?' Don Giovanni lächelte, weil er
eine Vorahnung hatte. Aber sich zurückhaltend sagte er: 'Heiliger
Vater, ich will von Ihren Lippen den Namen dessen hören, den Sie als
geeignet ansehen für diese keineswegs leichte und selbstverständlich
sehr wichtige Arbeit.'
'Giovanni Guareschi', antwortete der Papst ohne Zögern. Rossi erinnerte
sich dann an eine Episode, die er vergessen hatte. Als Kardinal Angelo
Roncalli apostolischer Nuntius in Paris war, überreichte er bei einem
Austausch von Weihnachtsgeschenken dem Präsidenten der französischen
Republik, M. Auriol, einen Buchband: 'Dieses Buch gibt Kraft,
Heiterkeit und Entschlossenheit.' Es war 'Don Camillo'.
Als der Heilige Vater ihm jenen Auftrag gab, rief Rossi einen Freund
von Guareschi an, um ihn zusammen mit diesem zu besuchen. Der populäre
Schriftsteller war verlegen, sehr geehrt durch den Auftrag, aber
zugleich auch bestürzt. 'Ich kann eine solche Verantwortung nicht
übernehmen, die über meine Kräfte geht und meiner Ausbildung fremd
ist.'
In der Tat schrieb er keine einzige Zeile des neuen Katechismus. Als
sie Pillon baten, ihn anzuspornen, fragte dieser: 'Woher kommt die
Vorliebe des Heiligen Vaters für Guareschi?' Da meinte der Priester
Rossi: 'In dem Werk des Schriftstellers aus Parma zielen viele Episoden
und die abwechselnde Waffenruhe darauf ab zu beweisen, daß es ganz und
gar nicht unmöglich ist, daß ein Marxist auf einen Katholiken hört,
wenn dieser es versteht, zum Herzen zu sprechen.'
Sicher war das der Hauptgrund für diesen Auftrag. Aber auch die tiefe
Sympathie trug dazu bei. Guareschi strahlte Güte aus und glaubte an den
Triumph des Guten, wie in unendlich höherem Grade Johannes XXIII. an
den Triumph des Guten glaubte und Güte ausstrahlte.'von Eugenio Montes
(6)
7.
"Ein ganz anderer Papst - Die Prophezeiungen Johannes XXIII. - Papst
Johannes wurde in den Schoß des Ordens der Rosenkreuzer aufgenommen.
(Anm.d.Red.: Vor etlichen Jahren wurde diese Nachricht in Frankreich
verbreitet. Angeblich soll Roncalli in der Zeit seiner diplomatischen
Tätigkeit in Istambul in den Orden der Rosenkreuzer aufgenommen worden
sein. Ein stichhaltiger und juristisch relevanter Beweis konnte dafür
nicht erbracht werden. Dokumentierte Tatsache dagegen ist die für einen
Kirchendiplomaten außergewöhnlich enge Beziehung Roncallis zu
Freimaurerpersönlichkeiten, besoners zu seiner Zeit als Nuntius in
Paris.) - Papst Johannes XXIII. prophezeite im Jahre 1935 den Zweiten
Weltkrieg, den Tod des Präsidenten Kennedy, den Tod Martin Luther
Kings, den Bau der Berliner Mauer und eine ganze Reihe von die
Menschheit betreffenden Ereignissen, von denen viele im Begriff sind,
sich zu erfüllen. Die Prophezeiungen reichen bis zum Jahre 2033.
Pier Carpi, Schriftsteller mit großem Einfluß in Italien, Autor vieler
Bücher, ist Herausgeber eines Buches, welches im Jahre 1976 erschien
und in dem er berichtet, wie er von einer an den Orden der Rosenkreuzer
gebundenen Persönlichkeit, in den Johannes XXIII. aufgenommen wurde,
Dokumente seiner Prophezeiungen, die im Jahre 1935 aufgezeichnet worden
sein sollen, erhielt. Es bleibt im Dunkeln, warum die Verantwortlichen
des Ordens den Inhalt der Weissagungen nicht zur Zeit der Niederschrift
der Welt bekanntgaben. Es kann auch sein, daß die, welche jetzt an den
Tag kommen, nicht vollständig sind, sondern eine Auswahl darstellen von
denen, die jetzt 'der Menschheit bekannt sein müssen'.
Während der Jahre, in denen sich der Autor Nachforschungen widmete, um
die Echtheit der Dokumente sicherzustellen und zu belegen, bevor er sie
veröffentlichte, haben sich etliche der Prophezeiungen erfüllt. Aber
ein Großteil verbleibt für die Zukunft. Es handelt sich also um einige
bisher nicht veröffentlichte Dokumente, die, um die Worte Pier Carpis
zu gebrauchen, 'in einem ganz speziellen Augenblick kommen, und nicht
zufällig, weil der Zufall weder in himmlischen noch in irdischen Dingen
existiert!
Am 25. Januar kündigte der neue Papst den bevorstehenden Beginn eines
Konzils der katholischen Kirche an. Die Nachricht schlug wie eine Bombe
ein. Bezüglich der Idee eines Konzils hatte Johannes XXIII. in den von
seinem Vorgänger Pius XII. hinterlassenen Notizen gelesen, daß er die
Initiative als verfrüht beurteilte und die Gefahren für die Kirche
hervorgehoben hatte.
Papst Johannes traute sich an dieses Unternehmen heran und wollte, daß
alle sprechen seilten und daß die Männer der Kirche sich auf der Ebene
der Erfahrungen und Ideen gegenüberstehen sollten. 196o, nach der
Erhebung eines Afrikaners, eines Japaners und eines Filipinos zum
Kardinal führte er eine weitere als revolutionär beurteilte Aktion
durch: er empfing den Primas der Anglikanischen Kirche. Zu dieser Zeit
hielt er auch Zusammenkünfte mit anderen getrennten Brüdern ab und gab
seine Zustimmung, daß Ausarbeitungen von Studien über esoterische und
Initiations-Gesellschaften und ihre Beziehungen zur Kirche in Angriff
genommen wurden. Es war damals, daß er praktisch den Prozeß in Gang
setzte, der zur Aufhebung der Exkommunikation der Freimaurer führte.
1961 erschien eine seiner außergewöhnlichsten Enzykliken, "Mater et
magistra", in der sich ein jugendlicher Geist in einer begeisternden
Umarmung der Welt und den Menschen öffnete. Am 11. Oktober 1962
eröffnete er vor den Augen der Welt offiziell die erste Sitzung des II.
Vatikanischen Konzils. Die Kirche findet sich selbst in ihren Menschen,
dialogisiert, prüft sich, öffnet sich.
Im März 1963 empfing er zum großen ƒrgernis für den Osten und die
Konservativen im allgemeinen Rada Chruschtschow, die Tochter des
sowjetischen Premiers, und ihren Gatten, den Journalisten Alexei
Adschubei. Am Gründonnerstag des gleichen Jahres erschien die Enzyklika
"Pacem in terris". Es fielen neue Barrieren, und die Kirche zeigte ihr
neues Gesicht. (7)
8.
Sammeln wir weitere Nachrichten, die sich an die Gestalt Roncallis
heften, mit dem Ziel, bei größerer Vielfalt der Information ein
genaueres Urteil über ihn abgeben zu können. Santiego Alvarez, Mitglied
des Zentralkomitees der spanischen kommunistischen Partei, schrieb in
einem Artikel der Zeitschrift PROBLEMAS DE LA PAZ Y DEL SOCIALISMO:
"Ich erweise Papst Johannes XXIII. meine Hochachtung, weil er den Weg
zur friedlichen Koexistenz zwischen der kath. Kirche und den
Kommunisten geöffnet hat."(8) Mauricio Carlavilla veröffentlichte eine
Arbeit in ?QUÉ PASA?, in der er den guten Ruf Johannes XXIII. zu
verteidigen suchte gegen die Behauptungen von Tierno Galván in einem
Artikel in CUADERNOS PARA EL DIALOGO, in denen er Johannes XXIII. als
Marxisten bezeichnet hatte. (9)
"Die katholische Kirche war stark und einig, weil sie eine absolute
Monarchie war. Johannes XXIII. öffnete der Demokratie die Tür." (10)
"So steht es mit der Kirche (Freimaurerei und Johannes XXIII.)". Wie
der Großmeister des Orients von Frankreich, Fred Zeller, dem
Berichterstatter des TELE-Express, Albetro Oliveras, gegenüber
erklärte, war Johannes XXIII. ein großer Papst. Oliveras fragte den
Freimaurer: "Eine gemeinsame Front gegen die Kirche?", worauf Zeller
antwortete: "Eine gemeinsame Front gegen die Ignoranz, gegen die Tabus,
gegen die Reaktion und Tyrannei. Die Kirche von heute ist zum Glück
nicht mehr die der Bullen und Exkommunikationen. Die Dinge haben sich
geändert vor allem mit dem Kommen jenes großen Papstes Johannes XXIII.,
dem liberalen und toleranten Menschen." Wir sind sprachlos, nicht wegen
der Meldung des TELE und des Interviews Oliveras, denn das ist
natürlich. Aber wir müssen als sicher annehmen, daß der "Rauch Satans
in die Kirche eingedrungen ist". Es ist offensichtlich, daß Satan ein
ausgesprochenes Interesse daran hat, daß die Katholizität etwas sein
soll, was sie niemals war, und es ist gerade das, daß Johannes XXIII.
gegenüber dem Irrtum tolerant war... als Papst". Guillem I Coma (11)
?QUE PASA? brachte in einem Exemplar zusammengefaßt zwei Nummern heraus
mit einer monographischen Abhandlung "Aktuelle Freimaurerprofile".
Einer der beiden Artikel, der für die Frage von Interesse ist, trägt
den Titel:'"Ökumenische1 Erinnerungen des Bruders .'. Marsaudon über
Mgr. Roncalli". Er ist sehr ausführlich, und man muß sich darauf
beschränken, das Hervorstechendste zu zitieren. Der Artikel basiert auf
Auszügen aus dem 1976 von Baron de Marsaudon, Minister a.D. des
Souveränen Militär-Ordens von Malta und Freimaurer des 33. Grades etc.
veröffentlichten Buches "Erinnerungen und Überlegungen". (Anm.d.R.: der
Baron ist derjenige, der in 1,3 mit "M" als Freimaurer apostrophiert
wird.)
"Baron de Marsaudon sollte den künftigen Johannes XXIII. während seiner
Nuntiatur in Paris kennenlernen. Auf Seite 133 seines Buches schreibt
er: 'Im geeigneten Augenblick werde ich meine Gespräche erzählen ohne
zu übersehen, daß Monsignore es war, der mich seinen Freund zu nennen
die Güte hatte.' 'Es ist nicht der Glaube oder Nicht-Glaube an Gott,
was mich stark beschäftigte, sondern eine richtige Auffassung von
Christus, vor allem als Mensch Jesus - d.h. als den revolutionären
Jesus' erläutert Marsaudon, 'so wie ihn heute dem Evangelium
fernstehende Schwärmer sehen.' - 'Er (d.i. Mgr. Roncalli, Anm.dRed.)
sprach nie über die Hölle, sondern häufig über ein künftiges Leben, das
zu definieren er sorgfältig vermied. Man darf nicht aus den Augen
verlieren, daß er zehn Jahre im Osten verbracht hatte und daß er sich
nicht nur den orthodoxen Patriarchen annäherte, sondern auch, daß er
nicht vergaß, daß diese die Nachfolger der den Aposteln am nächsten
stehenden Christen waren und einige der in der römisch-katholischen
Welt mit Begeisterung aufgenommenen Neuerungen nicht mitgemacht
hatten... Er betrachtete die Kirche in einem äußerst umfassenden Plan,
von daher seine Auffassungen über den Ökumenismus, die erst nach seiner
Wahl öffentlich hervortraten...' 'ich schrieb schon an anderer Stelle,
wie ich der Billigung ohne Vorbehalte des neuen Dogmas von der Aufnahme
Mariens durch ihn nicht ganz sicher war. Er vermied es, die Frage
anzuschneiden, seit die von Pius XII. angeordnete Formulierung
offiziell eingeführt worden war. Das hinderte ihn nicht daran, eine
beispielhafte marianische Frömmigkeit zu zeigen. Aber er dachte immer
an die Folgen, daß dieses neue Dogma - das dem der päpstlichen
Unfehlbarkeit folgte - zu Verwirrung und Uneinigkeit führen könne zu
einer Zeit, da die Stunde der Verwirklichung der Ökumene wahrhaft
geschlagen habe.'
Marsaudon schreibt noch weiter unten auf S.263: 'Ich sah den Nuntius
nur noch zweimal wieder... anläßlich eines sehr langen Gesprächs, das
ich mit ihm in seinem Arbeitszimmer hatte; dabei ging es nicht um den
Malteserorden noch um die F.˙. M.'. (...) Meine Zugehörigkeit zu
letzterer Institution ließ ihn manchmal lächeln, aber mit Wohlwollen.
Er bemühte sich höflich, den Sinn der Initiation zu verstehen (...),
daß sie in keiner Weise mit dem Glauben unvereinbar ist, wovon er
künftig überzeugt war. (...) Das Gespräch, worauf ich anspiele, war
äußerst ernst und wichtig. Ich halte mich nicht für ermächtigt, es zu
verbreiten noch zusammenzufassen...
Das zweite Gespräch unter vier Augen war diktiert durch Besorgnisse,
die dazu angetan waren, eine große Anzahl von Christen zu erregen. Ohne
falsche Bescheidenheit muß ich die große Bedeutung aufzeigen, die der
zukünftige Johannes XXIII. meinen Ansichten beimaß. Das ehrt mich, aber
ich muß strengstes Stillschweigen wahren. Ich werde auch nichts über
eine Privataudienz sagen, die mir wenige Jahre später in Rom gewährt
wurde'. (12) "Ich war entsetzt, als ich hörte, wie Johannes XXIII. sich
beglückwünschte wegen des Nichtvorhandenseins von Vertretern
christlicher Fürsten bei der Eröffnung des Vaticanums II." (13)
"Roncalli schloß in Paris erstaunliche Freundschaften, auch mit
Ungläubigen (...). Aber die Freundschaft, die am meisten Erstaunen
verursachte, war die mit dem russischen Botschafter Bogomoloff." (14)
II. Neue Kommentare
Es existiert der sehr verbreitete, universale von Hinz und Kunz
übernommene Mythos von der Liebenswürdigkeit und fast unendlichen Güte
Roncallis. Nichts ist zu seiner Bestätigung besser, als die Lobeshymnen
zu hören, die ihm Georges de Nantes anläßlich seines Hinscheidens
widmete: "Seine Größe beruhte auf seiner Güte, die unendlich war
(Unterstreichung vom Autor), (...) seiner tiefen und völligen
Bescheidenheit (...) Er wollte weder ein Doktrinär noch ein autoritärer
Herrscher sein, sondern wie ein guter Vater und wie der Freund eines
jeden Menschen".
Vor dem Weiterlesen zögerte ich und wollte mich zum x-ten Mal
vergewissern, daß Georges de Nantes wirklich geschrieben hatte "seine
Güte war unendlich"; denn ich traute meinen Augen nicht. Ich dachte, es
könne sich um eine Halluzination handeln. Aber obwohl ich mir die Augen
rieb, wie um meine Sicht zu erhellen, ich las wieder: "Sa bonte qui
etait infinie...". Nein, ich hatte nicht falsch gelesen, nicht falsch
übersetzt. (1) Einem Geschöpf ein göttliches Attribut zuzulegen, ist -
objektiv gesehen - etwas, was eine recht starke theologische Zensur
verdiente. Das geht entschieden zu weit!
Machen wir weiter! Für jemand ist "die Persönlichkeit Johannes XXIII.
genuin dem Evangelium entsprechend wie Feingold". Das genügt, um uns
eine schwache Vorstellung zu machen von dem hohen Grad der
Idealisierung, zu dem der Roncalli-Mythos gediehen ist.
Als ich dabei war, über die Person Roncallis Nachforschungen
anzustellen, konnte ich nicht verstehen, worauf dieser allgemeine
Mythos basierte. Arme Menschheit, deren psychologische gefühls- und
willensmäßige Haltung sie in Wahnvorstellungen fallen läßt, aus denen
sie herauszureißen sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich ist! Vor
kurzem las ich den wunderbaren Artikel des Philosophen Angel Gonzales
Alvarez in IGLESIA-MUNDO aus Anlaß der 7oo-Jahrfeier des Todes des hl.
Thomas von Aquin mit dem Titel "Die Krisen in der Kirche fallen
zusammen mit dem Aufgeben der Lehre des Aquinaten" (2). Darin sagt der
Autor, er sehe das Übel der Gegenwart in der Krankheit der Intelligenz.
Das finde ich zutreffend. Ich finde keine andere Erklärung dafür.
Es stimmt, daß heute die, welche sich für Intellektuelle halten und als
solche ausgeben, viel lesen. Aber die Logik und der kritische Verstand
glänzen gewöhnlich durch Abwesenheit. Der Geist pumpt sich voll mit
Nachrichten. Aber ihre Bildurg ist voller Lücken, und sie lassen sich
wie ein beliebiger Ungebildeter durch Slogans, Tabus und Fetichismen
beeinflussen, die von den mächtigen Medien geschaffen, lanciert und
verbreitet werden, bis diese sich im Geiste festsetzen, und das mit
solcher Macht, daß sie die ersten Prinzipien des Denkens verdrängen und
ihre Stelle einnehmen.
Als Musterbeispiel für die mächtige Verzauberung, die die Welt auf die
vortrefflichsten Intelligenzen auszuüben vermag, betrachten wir den
Fall des französischen Abbé Georges de Nantes, eines gebildeten und
super-kritischen Mannes. Dieser selbe Abbé, dessen Loblieder auf
Johannes XXIII., mit denen ich den zweiten Teil dieser Arbeit eröffnet
habe, kaum noch überboten werden können und der demselben sogar ein
göttliches Attribut beilegt, kritisierte an Roncalli ziemlich viele
Haltungen, Worte und Taten und Früchte seines Wirkens. Im ersten Teil
habe ich schon einige aufgeführt. Sehen wir uns andere an: "Durch den
Willen Johannes XXIII. wurde das Konzil zu einer Mutation".
"Am 2o. Dezember 1962, auf der ersten Session, brachten den Reformer
noch nicht mehr als 822 Stimmen auf gegen 1268 (aus dem konservativen
Lager). Aber alles war von langer Hand vorbereitet. Man konnte nicht
zulassen, daß der Traditionalismus den Sieg davontrug, und durch
persönliche Intervention gab Johannes XXIII. der Opposition die
Oberhand."(Hervorhebung durch den Autor) (3)
In seinem "Liber Accusationis", in dem er Paul VI. als Häretiker
anklagt, sagt er folgendes: "Wir sind in einer nie dagewesenen
Situation. Die Kirch e befindet sich seit zehn Jahren in einem
fortgeschrittenen Stadium der 'Selbstzerstörung' und der 'immanenten
Apostasie'. Diese schlechten Früchte bringt der in das Zentrum der
Christenheit gepflanzte Baum hervor: die Reform.'An ihren Früchten
werdet ihr sie erkennen', sagte der Herr. Der, welcher ihn gepflanzt
hat, ist gestorben. Möge Gott ihm verzeihen." (4)
Wie man weiß: "An ihren Früchten..." Der Baum ist schlecht. Nun ist es
aber so, daß derjenige, welcher dai besagtem schlechten Baum pflanzte,
der eine Mutation in die Kirche einführte, der durch eine persönliche
Intervention der Opposition - sprich: Modernisten und Progressisten,
was das gleiche ist - die Oberhand verschaffte, ein Wesen von
unendlicher Güte ist! Verstehen Sie das, verehrter Leser?! Ich auch
nicht. Das Geringste, was Georges de Nantes hätte tun müssen, wäre
gewesen, seine schwerwiegende und irrige - wenn nicht häretische -
Aussage zu widerrufen, in der er Roncalli ein göttliches Attribut
zuschreibt. Ich habe nicht vernommen, daß er es jemals getan hat.
Hier können wir beobachten, wie eine sehr hohe Intelligenz in die Falle
ging und sich selbst widerspricht, weil sie vergessen hatte, daß "Gott
allein gut ist", ebenso wie den philosophischen Grundatz: "Bonum ex
integra causa, malum ex quovis defectu". Wegen des Roncalli-Mythos
bemühen sich die Autoren, die unversehrte Redlichkeit Johannes XXIII.
"mit Mantel und Degen" zu verteidigen. Man muß die Anstrengungen
gesehen haben, die in der Zeitschrift ?QUE PASA? gemacht wurden, um
Roncalli von der Anklage der Pflichtverletzung reinzuwaschen, indem man
sie Lügen und Verleumdungen zuschreibt und dem bösen Willen, die (für
sie!) fleckenlose Gestalt Roncallis zu beschmutzen. Derart sind diese
Anstrengungen, die Mauricio Carlavilla macht, um den geringsten
Verdacht der Nähe zum Marxismus, die Tierno Galvani Roncalli nachsagt,
zuzerstreuen. Daß Tierno Galván gewisse ƒhnlichkeiten mit dem Marxismus
in Roncallis Ideen sieht, schreibt er dem Umstand zu, daß dieser die
päpstlichen Texte aus ihrem unantastbaren christlichen Kontext
herausgerissen und in einen marxistischen Kontext gestellt habe.
Bezüglich des Optimismus in materiellen Belangen, den der Professor
Roncalli zuschreibt, sagt er: "Komische und bösartige Anschuldigung,
denn ein Papst, der einen materiellen irdischen Optimismus ersinnt,
stellte sich ja in Widerspruch zu den synoptischen Apokalypsen und zu
der Apokalypse selbst: dem Worte Gottes." Diese den geringsten
intellektuellen Scharfsinn entbehrenden Widerlegungen sind einfach
lächerlich. Im Beweisstück Nr.2 des 1. Teiles, in dem Johannes XXIII.
mit Chruschtschow verglichen wird, weist der Autor des Artikels, Andrés
Asboth, die Parallele mit folgenden Worten zurück: "Es ist natürlich,
daß die Bolschewisten, die Fachleute und Doktrinäre der Lüge,
Verwirrung zu stiften suchen, aber das Empörende ist, daß Katholiken
ihnen Hilfe leisten, indem sie sich erkühnen, den heiligmäßigen Papst
Johannes XXIII. mit dem Schlächter von Budapest zu vergleichen." Hier
haben wir eine Widerlegung, die auf blinder Verehrung beruht. Johannes
XXIII. ist ein Heiliger, und damit basta!
Es ist metaphysisch unmöglich, daß der geringste Verdacht der
Unvollkommenheit auf die Mythos-Gestalt Roncalli fällt. Als letztes -
ich käme sonst nie an eine Ende - laßt uns sehen, wie der Autor des
Artikels "Recuerdos ecuménicos" ("Ökumenische Erinnerungen") des Br
Marsaudon Mgr. Roncalli betreffend (zitiert im 1. Teil) ihn
reinzuwaschen versucht: "Wir fügen unsererseits als Schlußüberlegung
hinzu, daß man, obwohl Roncalli und Marsaudon wirklich Freunde waren,
nicht ohne weiteres die ökumenische Auffassung von der Mission der
Kirche akzeptieren kann, die Marsaudon Roncalli zuschreibt, (...) aus
dem einfachen Grunde, weil Termini wie Kirche, Mission, Ökumenismus
(...) nicht dasselbe bedeuten können für einen überzeugten Freimaurer
wie für einen Erzbischof, Historiker und Theologen, der gleichzeitig
Diplomat und Nuntius Seiner Heiligkeit ist." Und er schließt, indem er
als Beispiel die Freundschaft zwischen ihm und einem materialistischen
und halb atheistischen Biologen anführt, die nicht auf derselben
Auffassung beruht, die sein Freund hat, mit etwas, "das (...) jenseits
desPhysischen und Zufälligen ist."
So kann jeder eine Widerlegung zusammenschustern. Anstatt sich mit
Forschungen in den Grundlagen der Behauptungen aufzuhalten, schreibt
man dem Autor Verleumdung und falsche Interpretation zu und verwirft
sie einfachhin. Doch willkürliche und emotionale Stellungnahmen
beiseite lassend, müssen wir gelassen die von den Nachrichten im 1.
Teil gelieferten Angaben analysieren. Wenn wir ihre allseitige
Übereinstimmung und Kohärenz feststellen, sowie die Übereinstimmung mit
anderen Zeugnissen, die unbezweifelbar Aussagen und Taten Roncallis
sind, uns ein möglichst korrektes und gerechtes Urteil bilden. Um dies
abgeben zu können, gibt es nichts besseres als "die andächtige
Beobachtung der Wirklichkeit" wie Ortega y Gasset sagte.
Laut Küng (vgl. I, 1) las Johannes XXIII. seine Enzykliken nicht; er
wollte um jeden Preis das Konzil einbrufen und durchführen... gegen das
Urteil der Kurie. Denn das ist ja die Behauptung - die viel kommentiert
wurde -, daß er nicht unfehlbar sei wegen seines entschiedenen Willens,
nichts "ex cathedra" zu definieren. Diesen letzten Aspekt betont Küng
selbst noch Jahre später: "(Johannes XXIII.) praktizierte in ganz
unerhörtem Maße den evangelischen Verzicht auf die geistige Gewalt, um
der Kirche und der Welt besser dienen zu können. Der Verzicht auf die
geistliche Gewalt bedeutete den Verzicht auf Verurteilungen,
Strafandrohungen, Exkommunikationen, Bücherzensuren und Strafverfahren.
Der Verzicht auf die geistige Gewalt bedeutete auch den Verzicht auf
neue doktrinäre Bestimmungen, auf Definitionen und Dogmen..." (5)
Das allermindeste, was man dazu sagen kann und muß, ist, daß Roncalli
mit dieser Verzichtserklärung und mit seinem possenhaften Geschwätz
äußerst fahrlässig war. Diese grobe Fahrlässigkeit ist in hohem Maße
tadelnswert und unentschuldbar bei jemandem, der auf dem Stuhl Petri
sitzt. Georges de Nantes selbst klagt ihn nach seinen schon zitierten
Lobeshymnen "offenkundiger Fahrlässigkeit" an.
Mit dieser grotesken Haltung setzte er sich des Verstoßes gegen die
Hauptaufgabe eines Papstes aus, die darin besteht, "die von den
Aposteln überlieferte Lehre, das Depositum fidei, unantastbar zu
bewahren und getreu auszulegen mit dem Ziel, daß die ganze Herde
Christi, durch sie von der vergifteten Weide des Irrtums ferngehalten,
sich mit der himmlischen Lehre ernähre". (Denz. 1836-2837) (Anm.d.Red.:
Dieser
Verzicht ist identisch mit der Aufgabe der Jurisdiktionsgewalt und der
Ausübung des Lehramtes. Damit hatte Roncalli eo ipso erklärt, daß er
gar nicht Papst sein wolle, d.h. er hatte praktisch schon abgedankt.
Die noch rechtgläubigen Kardinäle hätten ihn daraufhin als auf das
Papsttum resignierend beurteilen und einen anderen zum Papst wählen
müssen.)
Bei dieser Verfahrensweise fügte er in der Tat der Kirche unermeßlichen
Schaden zu und brach mit der Tradition (n.b. ebenso seinen Eid,
Anm.d.Red.). Wo bleibt da die 'unendliche Güte" Johannes XXIII.?
Weitere dunkle Schatten auf der Gestalt Roncallis sind seine
verwunderlichen Freundschaften mit Ungläubigen, Freimaurern und
Atheisten, weil man "die, welche diese Lehre nicht mitbringen, nicht
einmal grüßen" (2 Joh. lo) und den Irrlehrer meiden soll (vgl. Tit. 3,
10). Und wie Schwester Maria Jesús de Agreda in ihrer "Mystischen Stadt
Gottes" sagt: "Der Bürger des wahren Jerusalem kann keinen Frieden und
kein Bündnis schließen mit Babylon; und es ist unvereinbar miteinander,
die Gnade des Allerhöchsten zu begehren, in ihr zu stehen, und zugleich
mit seinen erklärten Feinden in Freundschaft zu leben; denn niemand
kann zwei einander feindlichen Herren dienen, noch können Licht und
Finsternis, Christus und Belial vereinigt werden." (II. Teil, 1. II.,
Kap. 22, Nr.278.)
Solche Freundschaften sind wirklich unzulässig nach der Definition von
Freundschaft "als die vollkommene Gleichförmigkeit in göttlichen und
menschlichen Dingen, die begleitet wird vom Wohlwollen und
gegenseitiger Zuneigung"; denn die tiefste Entzweiung, wie ein
zweischneidiges Schwert, ruft die Religion hervor. Das bedeutet, daß,
wenn diese Freundschaft dem Anschein nach tatsächlich besteht, es eher
daher kommt, weil entweder beide ihre starre Position aufgegeben haben
und an einen gemeinsamen Punkt des Konsenses kommen, was beide als
Verräter kennzeichnen würde, oder einer von beiden ins ideologische
Lager des Gegners übergegangen ist und nur noch nominell, d.h. dem
Anschein nach in dem Lager bleibt, in dem man meint, daß er sich
befinde. Es kann Kameradschaft geben, einen mehr oder weniger häufigen
Umgang wegen der Lebensumstände oder eines bestimmten beruflichen oder
gesellschaftlichen Zusammenhanges, aber niemals echte Freundschaft
außer der zwischen Brüdern im Glauben.
Das Phänomen des Roncalli-Mythos ist wirklich erstaunlich. Man sieht,
wie er auf enthusiastische und vergötternde Weise gerühmt und
verherrlicht wird von Katholiken (einschließlich sehr vieler
Traditionalisten) und Ungläubigen (einschließlich von Freimaurern und
Atheisten). Gezwungenermaßen muß man den Terminus "gut" in diesem Fall
als zweideutig ansehen. Dieser Begriff kann nicht identisch sein für
einen Katholiken und für einen Ungläubigen. Wer irrt sich? Man sage
nicht, es lasse sich ein Konsens erzielen. Das ist unmöglich. "Haben
sie mich gehaßt, so werden sie auch euch hassen" (Luk. 6,22), und
dagegen: "Wehe euch, wenn euch alle Menschen schmeicheln." (Luk. 6,26)
Wenn die Welt jemanden einmütig lobt, ist es verdächtig und dieses Lob
macht ihn verdächtig. Notwendigerweise irrt sich also eines der beiden
Lager. Sollte es das der Ungläubigen sein? Es wäre naiv, das zu denken.
Es ist immer wahr, weil die lebendige Wahrheit selbst es so gesagt hat,
daß die Kinder dieser Welt in der Verfolgung ihrer Ziele klüger sind
als die Kinder des Lichtes. Wo bleibt da die "unendliche Güte"
Roncallis? Ich möchte den sehen, der es mir erklären kann.
In dem 3. Beleg (vgl. 1,3) zeigt sich offen die Verschlagenheit
Roncallis, dieser angeblichen "Seele von außergewöhnlicher Lauterkeit"
- nach Georges de Nantes -, dieser "kristallklaren und offenen" Seele -
nach anderen -, seine Feindseligkeit gegen den Papst und seine
mangelnde Zusammenarbeit mit S.H. Pius XII. - entgegen der strengen
Pflicht! All das ist die Frucht seiner mehr als erstaunlichen
'Freundschaften'. Ich glaube nicht, daß man von unendlicher Güte
sprechen kann, selbst nicht bei emotionaler und gefühlsbetonter Sicht
der Dinge, wenn eine schwere Pflichtverletzung vorliegt.
Jedoch verblassen all diese Schatten neben den wirklich dunklen Flecken
in den Zeugnissen und Belegen bezüglich der orthodoxen Position, die
die Rechtgläubigkeit Roncallis direkt betreffen. Burckhardt beschreibt
ihn uns als sehr gut zur Freimaurerei passend: Gottesgläubiger,
Rationalist, unzugänglich für die übernatürliche Ordnung. Von daher
erhellt die geringe Liebe, die Roncalli für unsere hl. Mutter, die
Kirche, die Braut Christi ohne Flecken und Makel, empfand. Für ihn war
sie wohl häßlich, befleckt und verkommen, weil er sie dieser
drastischen Schönheitsoperation unterwerfen wollte.
Hier kommt ein beigefügter Kommentar sehr geLegen. Die Zeitschrift
DIDASCO kommentiert die Nachricht aus EINSICHT mit folgenden Worten:
"Hatte Burckhardt einen der Seinigen erkannt? Es fällt schwer, daran zu
zweifeln, weil Burckhardt Hochgradfreimaurer war. Es wäre einfältig zu
glauben, daß der von Burckhardt so trefflich geschilderte Charakter
(Roncallis) denen nicht aufgefallen wäre, die ihn dazu auswählten, das
Abkoppeln der Tradition und dann die Weichenstellung auf den Kurs der
Montini-Kirche vorzubereiten. Nein, der blinde Zufall allein konnte
unmöglich einen 'gottesgläubigen Rationalisten' ans Ruder des
katholischen Schiffes bringen, einen, dessen von einem Eingeweihten
skizziertes Bild das von Rev. James Andersen in der Konstitution der
Großen Mutterloge von England (1723) aufgestellte Muster verwirklicht
(...), genau das, was an gutmütiger Jovialität fehlt, um die allzu
offensichtlichen Verschleierungen und Kunstgriffe zu verdecken. Das
Gemälde ist nur unvollständig. Roncalli war der würdige Vorläufer
seiner drei Nachfolger: Montini - Zerstörer der Messe, Luciani -
Bewunderer des Satanisten Carducci, und Wojtyla - Propagandist der
Menschenrechte." (6) Machen wir noch weiter mit dem Kommentaren über
das
Thema der Freimaurerei.
Roncalli wurde in den Orden der Rosenkreuzer aufgenommen, war Lektor,
wiederholt die entsprechende Nachricht in der Zeitung HOY. Angesichts
solcher Beschuldigungen reagierten der OSSERVATORE ROMANO und Radio
Vatikan, wie uns ?QUE PASA? in der schon erwähnten Doppelnummer 686 und
687, S.22 berichtet. "In der Angelegenheit des Eingeweihten Roncalli
reagierten der OSSERVATORE ROMANO und Radio Vatikan mit der
Veröffentlichung einer Erklärung des ehemaligen Privatsekretärs
Johannes XXIII., Mgr. Capodevilla: Mgr. Roncalli führte ein Tagebuch,
in dem er täglich jede einzelne der Zusammenkünfte und Besuche etc.
verzeichnete. Nun aber gibt es keinen Vermerk in seinem Tagebuch von
1935 - dem Jahr, in dem er nach Carpi in den Orden aufgenommen worden
sein soll - über irgendein Zusammentreffen mit Mitgliedern einer
Geheimgesellschaft. Mgr. Roncalli kannte sehr wohl die Haltung der
Kirche gegenüber den Geheimgesellschaften. Als er dann Papst geworden
war, erhielt er zu seinem 8o. Geburtstag ein Glückwunschtelegramm von
einer Freimaurerloge und empfahl dem Staatssekretariat, es möge im
Antwortschreiben jeden zweideutigen Ausdruck vermeiden im Einklang mit
den schweren Vorbehalten des Hl. Stuhles gegenüber dem Wesen und den
Methoden der Freimaurerei. Es ist klar, hebt Mgr. Capodevilla hervor,
daß Johannes XXIII. jeden Verkehr mit der Freimaurerei vermeiden
wollte."
Ja, sonnenklar! Ein wirklich schlagender und umwerfender Beweis oder
Argument "ex silentio" von Seiten des Betroffenen. Welcher Richter
würde diesem Beweis einen der Verleumdung Angeklagten verurteilen? Es
besteht kein Zweifel, daß man die Leser und Hörer für Vollidioten hält;
enweder, weil sie die Reaktion als überzeugenden Beweis hingenommen
haben, oder - und das konnte wegen des Roncalli-Mythos leichter sein -
weil sie an die Einfalt und chemisch reine Aufrichtigkeit des gewieften
Roncallis glaubten! Wir wollen sehen. Er sagt, Roncalli habe sehr wohl
die Haltung der Kirche gegenüber den Geheimgesellschaften gekannt. Ein
Grund mehr dafür, daß der verschlagene Roncalli diesbezüglich nicht das
Geringste in seinem Tagebuch durchblicken ließ. Einfältig und naiv ist
derjenige, wer an die Einfalt Roncallis glaubt.
Bleiben wir dabei: an Roncalli haftet der Schandfleck der Aufnahme in
die Geheimgesellschaft der Rosenkreuzer, zumindest der Verdacht,
solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Es hat sogar Leute gegeben,
die ihm ins Gesicht sagten, er sei Freimaurer, wie z.B. J. Jesús Leano
Parra c/ Cuanhtemoc, 551, C. Juárez, Cchih, Mexico 23, in Offenen
Briefen an Johannes Paul II. schrieb: "Es kostet uns Mühe herzuleiten,
warum sie den Freimaurer Johannes XXIII. ernannt haben, damit er das
anti-katholische Vaticanum II einberufen solle..." (Januar 1979).
Weiter: "... das anti-katholische Vaticanum II, das von Johannes XXIII.
einberufen wurde, dem Verräter an der Kirche wegen der Annahme des 18.
Grades der Freimaurerei..." Das heißt, konkret werden! Ich mische mich
da nicht ein. Ich veröffentliche nur ein Dokument. Der Autor trägt für
seine Behauptung die Verantwortung. Die Strafen, die die Zugehörigkeit
zur Freimaurerei betreffen, sind in Canon 2335 des CIC angegeben. Und
die kannte Roncalli nach dem Zeugnis Capodevilla sehr wohl.
Kommen wir nun zu der Hauptbeschuldigung, vor der alle übrigen
verblassen. Roncalli war vor dem Hl. Offizium als Modernist angeklagt.
(...) Schon als junger Mann wurde er beschuldigt, in das "Sammelbecken
aller Häresien" geraten zu sein, wie der hl. Pius X. den Modernismus
bezeichnete. Als er dann Papst geworden war, interessierte er sich
deshalb - seiner Sünde bewußt - für seine Akte, um zu sehen, was über
ihn bekannt war, und die Beweisstücke der "schwarzen Akte" verschwinden
zu lassen. Lerne einer Aufrichtigkeit beim einfältigen und
durchsichtigen Roncalli!
So ist sein Wunsch, die christliche Lehre von oben bis unten neu zu
schreiben und eine solche Aufgabe Guareschi zu übertragen, wie uns der
Beleg aus ABC erzählt, nicht außergewöhnlich. Bisher hatte es also die
Kirche nicht verstanden, die geoffenbarte Lehre klar darzustellen.
Typische Reaktion eines modernistischen Apostaten, der die Kirche haßte
und in nichts mit ihr übereinstimmt. Den besten Kommentar kann sich der
Leser selber machen, indem er das Dokument immer wieder liest, in
welchem über das utopische, alberne und apostatische Vorhaben Roncallis
berichtet wird, das er dann auf dem von ihm einberufenen satanischen
Konzil auszuführen sich bestrebte. Außerdem stellte er, um leichter zu
täuschen, sein ganzes Werk so vor, als wäre es eine göttliche
Eingebung. Die Idee der Durchführung des Konzils schrieb er der
Inspiration des Heiligen Geistes zu. Nach den Früchten zu urteilen, die
es hervorgebracht hat, war es natürlich nicht dieser Geist, der ihn
inspirierte.
In seiner schrecklich langen und überladenen Enzyklika "Ad Petri
Cathedram", in der die Ziele des Konzils dargelegt werden, spricht er
bis zum Überdruß von der Einheit in allen ihren Formen. Er zitiert das
"Ut omnes sint unum" entgegen der Interpretation von "Mortalium
ánimos", der anti-ökumenischen Enzyklika par excellence. Da er das "Ut
omnes unum sint" sinnwidrig anführt, scheint es, als ob die Kirche
nicht die Eine wäre oder aufgehört hätte, es zu sein, oder es nur in
der Möglichkeit und nicht in der Tat wäre. Das verstößt gegen die
Glaubenswahrheit,die wir im Credo bekennen, daß die Kirche EINE ist.
Als guter Modernist fordert Roncalli am Vorabend des Konzils als ein
Grundrecht, auf das die Kirche nicht verzichten könne, das Recht der
Religionsfreiheit in "Ecclesia Christi lumen gentium" vom 11.8.62. Als
Modernist sagt er: "Die feierliche Versammlung hat sich vorgenommen,
wieder einmal die Kontinuität des kirchlichen Lehramts in seiner
besonderen Form allen Menschen unserer Zeit vorzustellen, indem sie die
Abweichungen, Anforderungen, und Umstände der Gegenwart
berücksichtigt." Das bedeutet nichts anderes als ein entkoffeiniertes,
verwässertes Christentum zu predigen entgegen dem Gebot Christi und der
jahrhundertealten Praxis der Kirche. Das Evangelium wurde immer in
aller Einfachheit und Klarheit ausgelegt, ganz und mit all seinen
unumgänglichen Forderungen, einschließlich der Wahrheit von der Hölle
mit ihrem ewigen Feuer, ein Dogma, das in die heutige total
verweltlichte Gesellschaft überhaupt nicht hineinpaßt.
In der gleichen Ansprache weist er die "Unheilspropheten" zurück - eine
Anspielung auf die Kurie und auf die, welche, gleitet vom Geist und
Licht des Höchsten, ihn gut berieten - so wie die Juden den JeremÌas
als Unheilspropheten ablehnten. Es ist den falschen Propheten eigen,
nur Frieden, Wohlfahrt und Freude anzukündigen. Roncalli wies das Licht
zurück, und wieder einmal zeigte sich seine grobe Fahrlässigkeit. Als
er die Aufhebung der Strafen proklamierte, brach er mit der Tradition
der Kirche seit ihrem Bestehen. Der hl. Petrus tadelte Ananias und
Saphira sowie Simon den Zauberer sehr streng, und der hl. Paulus
exkommunizierte den Blutschänder von Korinth usw., usw. Bei der
Ankündigung des Konzils am 25.1.1959 verspricht Johannes XXIII.
ebenfalls "die ersehnte und erhoffte Aktualisierung des Codex Iuris
Cononici". Man kann sehen: der Keim aller Veränderungen sowie der
schlechten Früchte findet sich in Roncalli.
Wie sich der hl. Pius X. über den Modernisten äußerte: Was ließ er
übrig von der jahrhundertealten Struktur der Kirche? Er bleibt also
zumindest mit dem Verdacht behaftet, Modernist zu sein, wegen der
typischen Haltung, kein Element der jahrhundertealten Struktur der
Kirche bestehen lassen zu wollen.
Bei der Krönung leisteten die Päpste einen Eid, in welchem sie sich dem
strengsten BANNE unterwarfen, falls sie sich anmaßen würden, irgendeine
Neuerung einzuführen, die im Widerspruch stünde zur evangelischen
Überlieferung oder zur Unversehrtheit des Glaubens und der katholischen
Religion (...), oder irgendetwas zu ändern, indem sie das Gegenteil
billigten oder die Dünkelhaften das hinterlegte Glaubensgut mit der
sakrilegischer Verwegenheit angreifen ließen. Gemäß der in diesem Eid
übernommenen Verpflichtungen war Johannes
XXIII. exkommuniziert, weil er in drei ganz konkreten Punkten mit der Tradition gebrochen hatte:
a) durch die Abschaffung der Verurteilungen, Strafen und Zensuren in der Kirche;
b) durch die Verkündiung des "Aggiornamento" oder, was dasselbe ist, der Anpassung der Kirche an die Welt,
c) durch seine Komplizenschaft mit den Modernisten - selbst verdächtig,
einer zu sein - jener Bewegung, die den Umsturz aller kirchlichen
Strukturen betreibt.
Punkt a) verstößt gegen eine strenge Pflicht der Kirche: "Die Kirche
hat durch die Gewalt, die ihr von ihrem göttlichen Stifter übertragen
wurde, nicht nur das Recht, sondern GRUNDSƒTZLICH DIE PFLICHT, Irrtümer
nicht nur nicht zu dulden, sondern sie zu ächten und zu verurteilen,
wenn die Unversehrtheit des Glaubens und das Heil der Seelen es so
erfordern (...)" (DENZ. 1676).
Punkt b) verstößt gegen die durch den Syllabus ausgesprochene
Verurteilung von Satz 80, der wie folgt lautet: "Der römische Papst
kann und soll sich mit dem Fortschritt, dem Liberalismus und der
modernen Zivilisation versöhnen und vergleichen." (DENZ. 1785).
Punkt c) zerstört den Begriff der Tradition wegen Begünstigung des
"Sammelbeckens aller Häresien", wie die modernistische Bewegung
bezeichnet wurde.
Sollte nicht Roncalli, der vor mehr als einem Jahrhundert von der
Synarchie gerühmte und programmierte Papst sein ? Die Geheimen
Instruktionen der Alta Venta der Carbonari drückten es so aus : "Was
wir zu erreichen suchen und worauf wir harren müssen wie die Juden auf
den Messias, das ist ein Papst nach unseren Bedürfnissen." Und Nubius
schrieb an Volpe (3.4. 1844): "... Wir müssen mit kleinen
wohldosierten, wenn auch nicht genau definierten Mitteln zum Triumph
der Revolution durch den Past kommen."
Die Geheimen Instruktionen beschreiben, wie die Revolution verlaufen
soll: "Um uns einen Papst nach unserem Herzen zu verschaffen, geht es
in erster Linie darum, ihm eine Generation zu erziehen, die des
Reiches, das wir erträumen, würdig ist. Der Klerus soll unter eurer
Standarte marschieren und dabei immer noch glauben, er marschiere unter
dem Banner der apostolischen Schlüssel. Werft eure Netze aus wie Simon
Bar Jona, werft sie aus im Inneren der Sakristeien, der Seminare und
Konvente, (...) und wenn ihr nichts überstürzt, versprechen wir euch
einen wunderbaren Fischzug, noch wunderbarer als der Seine. (...) IHR
WERDET EINE REVOLUTION IN TIARA UND MANTEL FISCHEN, an deren Spitze das
Kreuz und das päpstliche Banner getragen werden, eine Revolution, die
nur wenig Hilfe bedarf, um an allen vier Enden der Welt Feuer zu
fangen."
Nach meinem Urteil gleicht kein anderer besser dem Phantombild des von
der Synarchie programmierten Papstes. Roncalli war es, der das
Fundament legte und die Anfangsgründe errichtete, um die Revolution mit
den beschriebenen Kennzeichen durchzuführen. So konnten selbst
traditionelle Katholiken getäuscht werden durch den, der aussah wie ein
"Lamm" (Offb. 13,11), und arglos glauben, hinter der Kreuzesfahne zu
marschieren, während schon der Drache Macht erhalten hatte, "Krieg mit
den Heiligen zu führen und sie zu besiegen." (Offb. 13,7)
In der Tat hatte Johannes XXIII. keinen, der ihm grundsätzlich und
öffentlich widersprach, wie es später bei allen seinen Nachfolgern
geschah, die nur die von Roncalli ausgelöste Revolution zu ihren
letzten Konsequenzen führten und konsolidierten. Gegen Paul VI. erhob
sich recht bald von allen Seiten Widerspruch. Proteste und Widerstand
erfolgten "in crescendo" bis hin zur Anklage als Häretiker durch
Georges de Nantes (1973) und zum Widerstand "in faciem" durch Mgr.
LefËbvre (1976). Von Johannes Paul II. ganz zu schweigen. Aber die
Leitung Roncallis - und sogar die Installierung der Revolution im
Herzen der Kirche - war sanft und mild, ohne starken und schrillen
Widerstand.
So erfüllte Roncalli die Vorhersage Burckhardts: "Nach ihm wird die
Kirche nicht mehr dieselbe sein." Wie gut kannten die Freimaurer und
Modernisten ihren Pappenheimer! So hüpfte Dom Lambert Beaudouin vor
Freude beim Tod Pius XII. angesichts der Möglichkeit, daß Roncalli
gewählt werden könnte. "Wenn sie Roncalli wählen", rief er aus, "würde
alles gerettet werden; er wäre imstande, ein Konzil einzuberufen und
den Ökumenismus abzusegenen (...)." Und außerdem gab er seiner Hoffnung
Ausdruck, daß er gewählt werde: "Ich habe Vertrauen. Wir bekommen
unsere günstige Gelegenheit. Die meisten Kardinale wissen nicht, was zu
tun ist. Sie sind imstande für ihn zu stimmen." (8) Diabolische
Vorahnungen; denn so war es.
Es wäre eine lohnende Aufgabe, eine ernsthafte und erschöpfende
Abhandlung über die Gestalt Roncallis anzufertigen, denn diese Arbeit
geht über einen bescheidenen Versuch nicht hinaus. Aber ich glaube, daß
sie ausreicht, um ihm den Schafspelz als Maske herunterzureißen, wenn
auch "post mortem", damit er erscheine, wie er ist. Er täuschte die
Katholiken. Man muß ihn seiner Aureole sagenhafter 'Heiligkeit'
berauben und ihn den Katholiken zeigen, indem man sie die Nichtigkeit
ihres Idols erkennen läßt, wie Daniel die des Götzen Bei und des
Drachen mit folgenden Worten aufzeigte: "Ecce quem colebatis". Da habt
ihr euren Götzen: einen vulgären Possenreißer. "Ecce quem colebatis":
einen der Freimaurerei, der Häresie und der Apostasie Verdächtigen.
"Ecce quem colebatis": einen schrecklichen, wütenden Wolf, der die
Herde Christi riß und zerstreute und dank des Zaubers, den er immer
noch auf die zerstreuten Schafe ausübt, sie an der vollkommenen Einheit
hindert und die Ursache der Spaltungen ist - traurige Wirklichkeit -,
welche die Traditionalisten entzweien.
Zum Schluß will ich mein Urteil abgeben. Angesichts der aufgezeigten
Tatbestände und der vorhergehenden Urteilsbegründung, komme ich zu
folgendem Schluß:
a) Roncalli (alias Johannes XXIII.) war ein äußerst unkluger Regent, und das bei der hohen Stellung, die er einnahm.
b) Er ist der Aufnahme in die Freimaurerei verdächtig.
c) Er ist der Häresie verdächtig.
In meinem Innern erhebt sich ein starker Protest gegen dieses, ach so
milde Urteil. Aber ich halte es für klug, dabei als sichere: Grundlage
zu bleiben. Wir wollen im folgenden sehen, welche Prozeßvertreter und
Anwälte es fertig bringen, ihn von jedem Verdacht reinzuwaschen bis hin
zum vollen Freispruch.
|