DIE ZWIELICHTIGKEIT DER GESTALT JOHANNES XXIII.
von
Tomas Tello
übersetzt von Elfriede Meurer
Vorwort des Herausgebers
"Er wird viel verändern, nach ihm wird die
Kirche nicht mehr dieselbe sein."
Carl J. Burckhardt über Johannes XXIII.
Rückblickend muß man feststellen, daß die kirchliche Revolution nach
dem Tode Pius XII. Gläubige und Kleriker gleichermaßen völlig
unvorbereitet traf. Als etliche von uns in den 6oiger Jahren hellhörig
wurden und merkten, welche Absicht das sog. II. Vatikanische Konzil und
die durch es eingeleiteten 'Reformen' verfolgten, war die Schlacht
längst in vollem Gange. Die Revolution von oben, gut getarnt hinter
einer Maske aus Gutmütigkeit und Wohlwollen, die die Massen in eine
ungeahnte Euphorie versetzte, tobte. Doch dessen wurde man erst
sukzessive gewahr. Die Vorstellung, daß diese ant-christliche
Revolution in der Kirche gerade von denjenigen entfacht werden könnte,
die zu ihrer Leitung berufen schienen und vorgaben, es zu sein, war zu
fremd und ungeheuerlich. Zu unmittelbar und hell strahlte noch das Bild
des souveränen Papstes Pius XII. in der Erinnerung. An einen Verrat
direkt von oben dachte vorerst kaum jemand. Als man schließlich Ende
der 6oiger Jahre nach der Einführung des häretischen sog. 'N.O.M.'
unbezweifelhafte Klarheit gewonnen hatte, konnte man in vielen Fällen
nur noch versuchen zu konservieren, was von der Hohheit und Heiligkeit
derjenigen Institution, die Christus gegründet hatte, um durch sie und
in ihr allen Menschen "guten Willens" Anteil nehmen zu lassen am Neuen
Bund, der ihnen das ewige Heil vermittelt, übrig geblieben war. Man war
gezwungen, dem unentwegt fortschreitenden Zerfall, der unaufhaltsamen
Zerstörung hinterher zu laufen, um zu retten, was noch zu retten war,
ohne Zeit zu haben, eine eigene wirksame Verteidigung aufzubauen oder
präventive Maßnahmen zu ergreifen. Der religiöse Widerstand konnte sich
nur auf wenige Aktionen konzentrieren... mitbedingt auch durch die
schwachen Kräfte, die sich erst langsam zu sammeln begannen und dann
noch häufig von eingeschleusten Verrätern sabotiert wurden. So blieben
viele Themen unbearbeitet, die zur Aufklärung der Gläubigen nötig
gewesen wären. Nachforschungen über Anfänge, Hintergründe und die
Initiatoren der Revolution von oben unterblieben oder konnten zu keinem
erschöpfenden Resultat geführt werden bzw. blieben als Fragment liegen.
Um so dankbarer bin ich nun Herrn Tomas Tello aus Spanien für seine
akribische Studie über die schillernde Figur Johannes XXIII., der es
mit seinem gutmütigen Lächeln und aufgesetzter Bescheidenheit
meisterhaft verstand, die Menschen über seine wahren Absichten zu
täuschen. Treffend und lebendig - nicht nur in der gewählten
literarischen Form, sondern auch in der inhaltlichen Präzisierung, die
sich auf die wesentlichen Momente beschränkt - werden hier
Schlaglichter nicht nur auf diejenige Person geworfen, die als Johannes
XXIII. schließlich die Kathedra Petri bestieg, sondern auch auf deren
freimaurerisch infizierte Vergangenheit. So wird ein Profil
herausgearbeitet, das vielen neu sein dürfte.
Auch wenn wir in unserer Zeitschrift von Anfang an häufig die
Verhaltensweise des 'guten' Johannes XXIII. kritisierten oder Dokumente
vorlegten, die den Roncalli-Papst belasteten, blieb es doch immer nur
bei kurzen Momentaufnahmen, die sporadisch die Figur Roncallis trafen.
Die Frage, ob er nicht nur de facto, sondern auch de jure auf dem Thron
Petri saß oder nicht, welchen Anteil er an dem Zerstörungswerk hatte,
blieb bisher weitgehend unbeantwortet.
Hier errichtet die Abhandlung von Herrn Tello eine solide Basis, von
der aus ein recht konzentrierter Überblick über das zielstrebige
destruktive Wirken des Roncalli-Papstes möglich ist. Man sieht auf
einmal, wie aus dem "Aggiornamento" genuin freimaurerisch geprägter
Liberalismus und Ökumenismus hervorgehen, die schließlich in dem
synkretistischen Debakel von Assisi einen vorläufigen Höhepunkt finden.
Man kann auch verfolgen, wie das Schema zur 'Reform' der Liturgie
sukzessive zur Zerstörung der
hl. Messe führt.
Die Urteile, die Herr Tello schließlich fixiert, entsprechen dem
Resultat s e i n e r Recherchen. Sie sind redlich formuliert und
orientieren sich an der sich selbst auferlegten Mäßigung.
Weitergehenden Urteilen - aufgrund neuen Beweismaterials - wird dadurch
keineswegs vorgegriffen. So könnte eines Tages der Nachweis erbracht
werden, daß sich der Verdacht der Häresie bestätigt und daß wir seit
dem Tode Pius XII. Sedesvakanz haben, was viele inzwischen für möglich
halten.
Schließlich möchte ich mich bei Frau Elfriede Meurer bedanken, die
neben vielen anderen Verpflichtungen die Mühe der Übersetzung auf sich
genommen hat.
München, den 18. August 1988
i.A. Eberhard Heller
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