GEHEIMABKOMMEN MIT DEN KOMMUNISTEN
von
John F. McManus
übersetzt von Eugen Golla
Man muß kein Katholik sein, um zu wissen, daß die Kirche (bzw. 'Kirche'
- der Verfasser ist kein Sedesvakantist; Anm.d.Red.) in den letzten
beiden Jahrzehnten einigen gewaltigen Änderungen unterworfen war. Es
liegt nicht in der Absicht dieser Abhandlung, zu kritisieren, was die
Konservativen quält oder was die Liberalen anspricht und umgekehrt.
Dieser Artikel will sich vielmehr nur e i n e m Gegenstand widmen, der
nur sehr wenigen Katholiken von heute wichtig erscheinen mag.
Wir behaupten, daß der Westen im allgemeinen, speziell die U.S.A. und
insbesondere die katholische Kirche, an einer Lähmung des
Widerstandswillens hinsichtlich des Kommunismus leidet. Die Rote Macht
wächst weiter und jede Alternative zu ihr findet sich auf dem Rückzug.
Im Falle der Kirche gibt es einen schockierenden Grund für dieses
Zurückweichen. Es ist das wenig bekannte Übereinkommen zwischen Moskau
und dem Vatikan, das ein Hauptdiskussionsthema für die Synode sein
sollte. (Anm.d.Übers.: gemeint ist die 'Bischofssynode' Ende vorigen
Jahres in Rom). Aber dieser Vertrag - ein in aller Stille
ausgehandeltes Übereinkommen - erregte kaum die Aufmerksamkeit eines
Bischofs oder einiger gläubiger Laien. (...)
Ein ernst zu nehmender Opponent des Kommunismus hätte am Ende dieser
Dekade (gemeint sind die 5oiger Jahre; Anm.d.Übers.) verzweifeln
können, daß nur e i n Feind des Roten Terrors vorhanden war, von dem
niemand glauben konnte, daß er jemals im Kampf gegen diese atheistische
Macht straucheln würde. Dieser Gegner mit seinen Hunderten von
Millionen Anhängern in der ganzen Welt, mit seinen Schulen,
Organisationen, Kanzeln, seiner Presse sowie seiner beneidenswerten
Disziplin war die katholische Kirche. Man mußte kein Katholik sein, um
Trost aus der Kraft des Katholizismus als einem Opponenten des
Kommunismus zu schöpfen. Es gab tatsächlich viele, die sich zu einem
anderen Glauben bekannten, zugleich aber Gott dankten für die
kompromißlose antikommunistische Einstellung des Katholizismus.
Die Haltung der Kirche wurde von Pius XI. im Jahre 1937 klar dargelegt;
der die Zusammenarbeit mit dem Kommunismus in jeder Art von
Unternehmungen verboten hatte, was unter der Regierung Pius XII. erneut
bekräftigt wurde, besonders durch dessen strenges Verbot eines
Kontaktes mit kommunistischen Führern. Zu Recht bestand er darauf, daß
ihnen weder Ehrungen zuteil werden dürften noch daß es Verhandlungen
oder Anerkennungen von der Art geben dürfe, wie sie legitimen
nationalen Oberhäuptern vorbehalten sind.
Die zahlreichen Berichte typisch kommunistischer Grausamkeit, wie sie
gegenüber katholischen Prälaten angewandt wurde - gegenüber Stepinac in
Jugoslawien, Mindszenty in Ungarn, Walsh in Rot-China und viele andere
- dienten nur dazu, die Kirche und ihre Bewunderer gegenüber der
Propaganda, der Unterwanderung und dem Terror, die der Kommunismus
überall ausbreitete, zu festigen.
Aber diese feste Haltung begann sich abzuschwächen und der militante
Antikommunismus der Kirche verpuffte, zuerst langsam, dann immer
deutlicher sichtbar und wahrnehmbar, und jetzt - mit Ausnahme
gelegentlicher Demonstrationen von Katholiken wie in Polen - ist
eigentlich keine Opposition seitens der katholischen Hierarchie (d.i.
die 'hiérarchie', Anm.d.Red.) vorhanden. Ja, was noch viel schlimmer
ist, es kann gezeigt werden, daß die vatikanischen Autoritäten sich
1962 förmlich gegenüber ihren sowjetischen Verhandlungspartnern
verpflichteten, von da an auf jede Verurteilung des Kommunismus zu
verzichten. So wurde die katholische Kirche von einem militanten Gegner
des Kommunismus zu einer neutralen Haltung umfunktioniert und etwas
später - wenigstens in einigen Fällen (als eine wachsende Anzahl
marxistischer Befreiungstheologen, sog. Pazifisten, Sozialisten und
Verteidiger des Kommunismus sich in ihren Reihen eine beherrschende
Stellung verschafft hatte) - eigentlich zu dessen Kollaborateur.
Die neue Haltung in der Kirche begann mit dem Tode Pius XII. 1958. Das
erste Anzeichen dieser Änderung zeigte sich im Jahre 1959, als Johannes
XXIII. seine Absicht, die Fenster der Kirche aufzureißen, ankündigte -
angeblich, um die alten Praktiken und alten Führer durch frische Luft
zu beleben.
Als die Planung für das Konzil begann, wurden auch die ersten Schritte
unternommen, die geschichtlich bedeutsam gewordene Opposition der
Kirche gegenüber dem Kommunismus (als einer atheistischen Lehre) zu
neutralisieren. Es war im November 1961 in Neu-Dehli / Indien, als der
Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Nikodim, die Bedingungen des
Kremeis bekannt gab, die akzeptiert werden mußten, ehe die Kirche,
deren Oberhaupt er war, sich bereit erklären konnte, irgendwelche
Beobachter zum Konzil zu entsenden. Es war kein Geheimnis, daß Nikodim,
bekannt als Verbündeter des KGB seine Stellung als Oberhaupt der
russisch-orthodoxen Kirche nach Gutdünken der Sowjetfunktionäre
innehatte. Auch war es nicht überraschend zu erfahren, daß der
russische Kirchenführer eben zu dem Zwecke in Neu-Dehli weilte, die
noch erforlerliehen Schritte zur Zulassung seines Patriarchats in das
pro-kommunistische Welt-Konzil der Kirche zu unternehmen.
Zu Beginn des Jahres 1962 bestimmte der Vatikan den französischen
Kardinal Eugène Tisserant (vielleicht aufgrund seiner fließenden
Beherrschung der russischen Sprache), mit Nikodim in Metz
zusammenzutreffen. Diese vom Bischof von Metz, Joseph Schmitt,
veranstaltete Zusammenkunft erfolgte in dem am Place Ste. Glossind
gelegenen Haus eines gewissen P. Lagarde. Nikodim hatte bereits schon
vorher bestimmt, daß Beobachter seines Patriarchats nur unter der
Bedingung das Konzil besuchen würden, wenn "es keine feindlichen
Erklärungen gegenüber unserem geliebten Vaterland geben werde". Er
fügte noch hinzu: "Der Vatikan ist oft auf politischer Ebene aggressiv
gegenüber der UdSSR. Wir, die wir Christen russisch-orthodoxen Glaubens
sind, sind loyale Bürger unseres Staates und lieben unser Vaterland
heiß. Dies ist der Grund, warum alles, was sich gegen unser Land
richtet, ungeeignet ist, die Beziehungen zu anderen zu verbessern."
Das in Metz ausgearbeitete Übereinkommen wurde sorgfältig abgefaßt. Dem
holländischen (im Original irrtümlich: belgischen, Anm.d.Übers.)
Bischof Jan Willebrands fiel die Aufgabe zu, es nach Moskau zu bringen.
Da sämtliche seiner Bedingungen angenommen wurden, kam die
russisch-orthodoxe Delegation im Oktober 1962 als offizieller
Konzilsbeobachter nach Rom. Von diesem Zeitpunkt der Geschichte an gab
es keine Verurteilung des Kommunismus mehr durch die Zentrale des
römischen Katholizismus. Gelegentlich gab es noch Erklärungen gegen den
Atheismus oder gegen gottlose Systeme.
Ein Jahr vor dem Abschluß des Vatikan-Moskau-Abkommens gab Johannes
XXIII. seine Enzyklika "Mater et magister" am 15. Mai 1961 heraus. In
ihr bezog er sich auf den "fundamentalen Gegensatz zwischen Kommunismus
und Christenheit". Aber selbst diese Feststellung geht auf Pius XI.
zurück und wurde keinesfalls von Johannes XXIII. als seine eigene
ausgewiesen. Immerhin zeigte es sich, daß dies die letzte negative
Äußerung eines Papstes in einem offiziellen kirchlichen Dokument war.
Nach den Vatikan-Moskau-Übereinkommen veröffentlichte Johannes XXIII.
seine Enzyklika "Pacem in terris" (11. April 1963). In ihr wird der
Kommunismus überhaupt nicht mehr erwähnt.
Am 6. März 1963, kurz vor Erscheinen von "Pacem in terris", gestattete
es Johannes XXIII. dem sowjetischen 'Journalisten' Aleksei Adzhibei,
ihn zu interviewen. Adzhubei war nicht nur der Schwiegersohn des
sowjetischen Premierministers Nikita Chruschtschow, sondern auch der
Herausgeber der sowjetischen Regierungszeitung IZVESTIA. Laut
Beobachtern für italienische Angelegenheiten führte die weite
Publizität, die diesem außerordentlichen Treffen zuteil wurde, dazu,
daß bei der nächsten Wahl in diesem Lande die Kommunistische Partei
Italiens (KPI) zusätzlich eine Million Stimmen erhielt.
Nachdem die Übereinkunft zwischen Moskau und dem Vatikan erzielt worden
war, war es die kommunistische Zeitschrift FRANCE NOUVELLE, die diese
Nachricht als erste bekanntgab. Dieses "führende Wochenblatt der
Partei" schrieb in seiner Ausgabe vom 16. Januar 1963:
"Seitdem das sozialistische System der
Welt seine unbezweifelbare Überlegenheit zeigt und sich der Zustimmung
vieler Hundert Millionen von Menschen erfreut, kann sich die Kirche
nicht mehr länger mit einem rohen Anti-Kommunismus begnügen. Sie
verpflichtet sich anläßlich ihres Dialogs mit der russisch-orthodoxen
Kirche, das kommunistische Regime auf dem (Vatikanischen) Konzil nicht
mehr indirekt anzugreifen."
Jean Madiran faßte all dies in seiner Zeitschrift ITINERAIRES vom April
1963 zusammen. Dabei bemühte er sich sehr, aas, was er berichtete, zu
entschuldigen. Im Juni 1964 beschäftigte er sich wieder mit dem
gleichen Thema, wobei er sich von neuem bemühte, (das Abkommen)
möglichst wohlwollend darzustellen. Selbst im Februar 1984 erklärte er
noch, kein Bedauern wegen seines früheren Wohlwollens zu haben. "Man
hat immerhin die Pflicht, diesen Weg zu beginnen" (gemeint: mit dem
Kommunismus zu paktieren, was Pius XI. ausdrücklich verboten hatte;
Anm.d.Red.), behauptete er. "Man darf aber dabei nicht beharren, wenn
er eindeutig unhaltbar würde."
Als eine direkte Reaktion auf Madirans Kommentar von 1984 über das
Abkommen verteidigte Mgr. Georges Roche, des verstorbenen Kardinals
Tisserant enger Vertrauter seinen Freund und früheren Kollegen. Indem
er dies tat, bekräftigte er, daß sämtliche vorher veröffentlichten
Details vollständig korrekt waren, und er fügte sogar noch weitere
Informationen über dieses Ereignis sowie seine Nachwirkungen hinzu. In
einem Brief an Madiran, der im Mai 1984 in ITINERAIRES veröffentlicht
wurde, stellte Mgr. Roche fest:
"Ich kann Ihnen versichern, daß die Entscheidung, russisch-orthodoxe
Beobachter zum Zweiten Vatikanischen Konzil einzuladen, persönlich
durch seine Heiligkeit Papst Johannes XXIII- erfolgte., mit deutlicher
Ermutigung seitens Kardinal Montini. ... Und was noch mehr ist: Es war
auch Kardinal Montini, der geheim die Politik des Staatssekretariats
während der ersten Sitzungsperiode des Konzils von einem geheimen Ort
aus leitete, den ihm der Papst in dem berühmten St. Johannes Turm
innerhalb der Mauern der Vatikanstadt bereitgestellt hatte."
1963 wurde Kardinal Montini zum Nachfolger von Johannes XXIII. erwählt
und nahm den Namen Paul VI. an. Während Johannes XXIII. der Urheber der
Einberufung des Konzils war und auch die ersten vier Sitzungen leitete,
war es Paul VI., der es zuerst vom Szenenhintergrund dirigierte und
später als Papst (bzw. 'Papst', Anm.d. Red.) Vorsitzender war. Mgr.
Roche erwähnt auch, daß der in Mailand residierende Kardinal Montini
"Berater" des Patriarchen von Venedig war, ehe dieser zum Papst
Johannes XXIII. gewählt wurde.
Im Zuge dieser bemerkenswerten Enthüllungen suchte Mgr. Roche die
Bereitschaft Kardinal Tisserants, mit den Kommunisten Kontakte
aufzunehmen, dadurch zu verteidigen, daß er auf einen zwanzig Jahre
vorher vereinbarten Pakt Bezug nahm. Während Mgr. Roche sich vielleicht
mit der Bemerkung, daß es für solch ein Verhalten einen Präzedenzfall
gäbe, zu trösten vermag - obwohl es vom damaligen Papst streng verboten
war-, können vielleicht Beobachter der postkonziliaren katholischen
Kirche (bzw. 'Kirche', Anm d.Red.) einige Erklärungen für das
Durcheinander in diesen Einzelheiten finden. Folgendes gestand Mgr.
Roche in seinem Brief an Madiran: "Sie scheinen daher von einem
früheren Übereinkommen nichts zu wissen, das während des Zweiten
Weltkrieges - genauer 1942 - erzielt wurde und dessen Vorkämpfer Mgr.
Montini sowie Stalin selbst waren. Dieses Abkommen von 1942 scheint mir
von großer Wichtigkeit zu sein."
Aber gerade hier endete er mit seiner Bezugnahme auf dieses
Übereinkommen von 1942 (das Montini als Staatssekretär ohne Wissen Pius
XII. und entgegen dessen Weisungen mit Stalin geschlossen hatte;
Anm.d.Red.), beruhigt im Glauben, Kardinal Tisserants Verhalten -
dieser Skandal ! - aus dem Jahre 1962 lassen sich damit rechtfertigen,
indem er ein ähnlich skandalöses Verhalten aus dem Jahre 1942 anführt,
gerade jenes Mannes, der unter Johannes XXIII. während der ersten
Sitzungen das Konzil leitete und dann selbst in den übrigen Sessionen
den Vorsitz innehatte. Madiran schloß seinen Kommentar über die von ihm
veröffentlichten Informationen mit folgender Bemerkung:
"Das Vatikan-Moskau-Übereinkommen war
kein Irrtum der Diplomatie oder selbst der Politik. Es war etwas ganz
anderes. Es begründete religiösen Verrat. Sicherlich hatte es auch
politische Konsequenzen. Sicherlich zog es Nutzen aus einer falschen
Beurteilung. Aber ich wiederhole: im wesentlichen begründete es
religiösen Verrat und vor dem Richterstuhl der Geschichte wird es als
die Schande des 2o. Jahrhunderts für den Hl. Stuhl angesehen werden."
Hier nun der beim Vatikanum II abgeschlossene Pakt: P. Ralph M. Wiltgen
wurde 195o zum katholischen Priester geweiht. Als Mitglied des
Missionsordens vom Göttlichen Wort war er zu Beginn des Vatikanums II
1962 Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Sein enger Kontakt
mit fast sämtlichen Konzilsvorgängen befähigte ihn, 1967 das Buch "Der
Rhein fließt in den Tiber" zu verfassen. Dieses 3o4 Seiten umfassende
Buch stellt eine beispielhafte Geschichtsschreibung des Vatikanum II
dar. Durch es kann man Zugang finden zu den Vorgängen vor, während und
unmittelbar nach dem Konzil. Die folgenden Einzelheiten dieser
Abhandlung über die Weigerung des Konzils, den Kommunismus zu
verurteilen, entstammen diesem Werk.
Während der ersten Sitzung des Konzils, die von Mitte Oktober bis
Anfang Dezember 1962 dauerte, verlautete nichts über den Kommunismus.
Die zweite Sitzung währte von Anfang September bis Anfang Dezember
1963. Nur einen Tag vor Schluß, dem 3. Dezember, legte der Erzbischof
Geraldo Sigaud von Diamantina / Brasilien eine an Paul VI. gerichtete
Petition vor, die von über 2oo Konzilsvätern aus 46 Ländern
unterzeichnet war. Sie forderte die Abfassung eines Schemas (d.i. eines
Vorschlages, der in die Beschlüsse des Konzils aufgenommen werden
soll), in welchem die Irrtümer des Marxismus, des Sozialismus und des
Kommunismus auf philosophischer, soziologischer und
wirtschaftswissenschaftlicher Grundlage widerlegt werden sollten.
Erzbischof Sigaud erhielt keine Antwort vom Paul VI., und die zweite
Sitzungsperiode wurde beendet. Am 6. August 1964 erließ Paul VI. seine
erste Enzyklika "Ecclesiam suam", in welcher er nicht zu einer
Verurteilung, sondern zu einem Dialog mit dem atheistischen Kommunismus
aufrief. Während der dritten Sitzungsperiode im Herbst 1964 entstanden
heftige Diskussionen über das vorgelegte Schema über die Kirche in der
modernen Welt, besonders hinsichtlich des Kapitels, welches den
Atheismus betraf. P. Wiltgen stellte fest, daß darin "sorgfältig das
Wort Kommunismus vermieden" worden sei.
Am 23. Oktober 1964 forderte der Erzbischof Paul Yu Pin von Nanking /
China öffentlich im Namen von 7o Konzilsväter wegen der kommunistischen
Herrschaft in seinem Vaterland - der Erzbischof mußte deswegen in
Taiwan residieren -, es solle dem damals diskutierten Schema ein
weiterer Passus über den atheistischen Kommunismus hinzugefügt werden.
Er bezeichnete ihn als das gewaltigste, augenscheinlichste und
unglückseligste aller modernen Phänomene, und er setzte sich mit
gleichgesinnten Konzilsvätern dafür ein, nicht die zu ignorieren,
"welche unter dem Joche des Kommunismus stöhnen". Aber wiederum wurde
nichts unternommen, und die dritte Sessio des Konzils wurde beendet.
Als die vierte und letzte Sitzungsperiode am 14. September 1965 begann,
war das Schema über den Atheismus revidiert worden. Indessen enthielt
es weiterhin keine Erklärung bezüglich des Kommunismus. Diese
Unterlassung führte dazu, daß ein von 25 Bischöfen unterzeichnetes
Schreiben in Umlauf gesetzt wurde, welches zehn Gründe anführte,
weshalb das Konzil zu diesem Thema etwas entscheiden sollte. Der Brief
betonte, daß Schweigen gegenüber dem Kommunismus gleichbedeutend sei
mit einem Desavouieren all dessen, was von den früheren Päpsten bisher
getan worden war.
Der sehr lange Brief war von dem italienischen Bischof Luigi Carli
verfaßt worden. Er zirkulierte unter den Konzilsvätern mit Starthilfen
von Erzbischof Sigaud und Erzbischof Marcel Lefebvre. In kurzer Zeit
unterzeichneten ihn 45o Konzilsväter. Als indessen Mitte November eine
Revision des Schemas, das sich mit der Kirche in der Welt befaßte,
erfolgte, gab es wiederum keine Erwähnung des Kommunismus. Schnell
verschwand der Brief mit seinen Unterschriften. Ein Priester, der
Sprecher war, behauptete, daß es sich um "keine Intrigen irgendwelcher
Art handle". Ein nicht genannter Prälat (?) verkündete, das Dokument
sei "zu spät" vorgelegt worden und könne daher nicht mehr
berücksichtigt werden (!).
Als die komplette Konstitution über die "Kirche in der modernen Welt"
zur Abstimmung dem gesamten Konzil vorgelegt wurde, gab es 75
"Nein"-Stimmen. Das Konzil wurde am 8. Dezember 1965 beendet. Während
seiner gesamten Dauer von vier Jahren blieb die Irrlehre des
Kommunismus unberücksichtigt. (...) Niemand, der guten Willens ist,
gewinnt, wenn die traditionellen Feinde des (atheistischen) Kommunismus
neutralisiert werden. Vielmehr: Menschen guten Willens wären
begeistert, könnten sie wieder von katholischen Führern die Kraft und
Weisheit Pius XI. vernehmen, der zu der Welt am 28. März 1937
gesprochen hatte:
"Der
Kommunismus ist durch und durch falsch, und niemand, der die
christliche Zivilisation retten will, darf mit ihm in irgendeinem
Unternehmen zusammenarbeiten. "
(aus: THE RESURRECTION, Febr.88)
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