BISCHÖFLICHE ERKLÄRUNG
übersetzt von Eugen Golla
Vorwort der Redaktion:
Nachfolgend stellen wir eine Erklärung zur Diskussion, die von
Bischöfen (Mgr. McKenna, Mgr. Vida Elmer und Mgr. Oravec) konzipiert
wurde, die den Thesen des verstorbenen Mgr. Guerard des Lauriers
anhängen. Inzwischen wurde sie auch von Klerikern signiert, die sich
zum Standpunkt der Sedisvakanz in der von S.E. Mgr. Pierre Martin
Ngo-dinh-Thuc beschriebenen Form bekennen. Die bischöfliche Erklärung
erschien in der von Mgr. McKenna und Mgr. Elmer herausgegebenen
Zeitschrift CATHOLICS FOR EVER und als Zirkular in verschiedenen
Sprachen. Bezüglich des Inhalts dieser Erklärung stellt sich jedoch die
Frage, ob sie überhaupt die eigentlichen Prooleme bzw. die spezifischen
Schwierigkeiten unserer heutigen Situation umreißt und dafür dogmatisch
fundierte und kirchenrechtlich abgesicherte Lösungen präsentiert.
Daraufhin muß diese bischöfliche Erklärung, die die Autorität von Amtsträgern beansprucht, kritisch befragt werden.
E. Heller
***
1. Wir, die unterzeichnenden
Bischöfe, die durch außergewöhnliche Umstände berufen wurden, die
heiligende Mission der heiligen, apostolischen und römischen Kirche
mangels eines wahren römischen Papstes zu erhalten, erklären, daß
infolge Widerspruchs zum unfehlbaren Lehramt der Kirche hinsichtlich
des Ökumenismus, der dem falschen Vatikanum 1 folgt, die gegenwärtige
Hierarchie nicht im Namen der katholischen Kirche spricht und de facto
keine göttliche Autorität oder die Jurisdiktion über die Gläubigen
besitzt. Die wahre, auf dem Felsen von Petri Glauben errichtete Kirche
Gottes (Matth. 16,18), die über alles vom Hl. Geiste belehrt wurde,
kann niemals einen Irrtum lehren oder sich selbst widersprechen.
2. Wir beanspruchen zwar
während der formellen Abwesenheit eines Obersten Hirten nicht die
Jurisdiktion oder die Vollmacht, die Gläubigen in der gleichen Weise zu
leiten wie die Ordinarien der Diözesen, aber als für die apostolische
Mission der Kirche rechtmäßig Geweihte besitzen wir nicht nur die
sakramentalen Vollmachten des Bischofsamtes, sondern auch das Lehramt,
das zu ihm gehört und ihm eigen ist. Deshalb rufen wir den Klerus und
die Gläubigen auf, sich mit uns zu vereinigen und die vom sog. II.
Vatikanischen Konzil eingerichteten und abstammenden Reformen als
vollständig unautorisiert abzulehnen sowie in Übereinstimmung mit dem
ausdrücklichen Befehl des Apostels, "an der Tradition festzuhalten",
die wir von den Aposteln und ihren Nachfolgern gelernt haben (vgl. 2
Thess 2,15). Daher glauben wir, daß die heilige Tradition, wie es die
Kirche lehrt, die Hüterin und Auslegerin des katholischen Glaubens ist,
Ausdruck und Zeuge für das unfehlbare Lehramt ist.
3. Die konziliaren Reformen,
dazu ersonnen, die Kirche zu modernisieren und aus ihr ein vermindertes
"Zeichen des Widerspruches" (Luk. 2,34) für die Welt des Unglaubens zu
machen, sind nicht auf dem Felsen des katholischen Glaubens, sondern
auf dem Sand des Ökumenismus errichtet worden - dieser wahren
Vereinigung von Sekten, die von Pius XI. seligen Andenkens in seiner
Enzyklika "Mortalium ánimos" als gänzlich unvereinbar mit der einen,
von Christus gegründeten Kirche verurteilt wurden. Der Papst schrieb:
"Es ist klar, daß weder der Apostolische Stuhl unter irgend einer
Bedingung an diesen Gesellschaften teilnehmen kann, noch daß es in
irgendeiner Weise für Katholiken erlaubt ist, solche Unternehmungen zu
unterstützen oder für sie zu arbeiten, denn in diesem Fall begünstigten
sie ein falsches Christentum, das durchaus der Kirche Christi fremd
ist."
4. Das Gift des Ökumenismus
wird offenbar in dem neuen Kult, der aus dem Konzil hervorging, d.h. in
der 'Novus-Ordo'-Messe - einer passenden Bezeichnung - und in den
anderen Sakramenten, der hierdurch das "Haus Gottes" (Gen. 28,17) in
seinen "sieben Säulen" (Sprüche 9,1) erschütterte. Alles wurde
offenkundig protestantisiert, alles, was so eigentümlich und so kostbar
katholisch in der sakrosankten lateinischen Sprache der West-Kirche
verwahrt war, ist radikal aus den alten Gebeten der Liturgie entfernt
und der Rest profaniert worden, so daß die Klagelieder des Propheten
Jeremias auf erschreckende Weise buchstäblich in Erfüllung gingen.
5. "An ihren Früchten werdet
ihr sie erkennen" (Matth. 7,16). Im Laufe der Zeit, nach dem Konzil,
wuchs die Unordnung in der Kirche. Während die Kameras und Scheinwerfer
der liberalen Massenmedien die charismatischen Konzilspäpste in den
Augen der Volksmassen heiligsprechen, durchläuft Anarchie - in Lehre
und Disziplin - zügellos katholische Schulen und Pfarreien, und beinahe
unübersehbar sind die von apostatischen Prälaten und Priestern verübten
Skandale. Die gelegentlich von Rom ohne Zwangsmaßnahmen und ohne
Sanktionen erfolgten Einsprüche legen von dem Zusammenbruch der
Autorität sogar auf höchster Ebene Zeugnis ab.
6. Wir sehen die Herde Christi
ihrerseits seit dem Konzil verstreut. Ein hoher Prozentsatz hat
aufgehört, den Glauben zu praktizieren. Viele andere sind vom Glauben
abgefallen und schlössen sich Sekten an. Die Traditionalisten wurden im
Gewissen gezwungen, sich um Priester zu scharen, die der ewigen Messe
anhängen, während viele von ihnen in den Pfarreien herumirren. "Sie
nahmen meinen Herrn weg, und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt
haben." (Joh. 2o,13) Unzählige Fälle von Glaubensabfall haben das
Priestertum verarmen lassen, und der Massenauszug aus dem religiösen
Leben hat es faktisch zerstört. Was kann man anders in dieser
Zerstreuung der Schafe sehen, als daß der Hirte selbst geschlagen
(Matth. 26,31) und die Kirche des Stellvertreters Christi beraubt
wurde?
7. Tatsächlich sehen wir seit
1983 die durch das Konzil verursachte Zerstörung besiegelt durch das
neue kirchliche Gesetzbuch, das mit dem Konzil zugleich geplant war. In
ihm (Can. 2o4) finden wir die katholische Kirche auf einen Teil des
größeren "Volkes Gottes" reduziert, und dieses wiederum umfaßt alle
Getauften, ob katholisch oder nicht. Ferner finden wir in ihm (Can.
844, 912, 933) den gegenseitigen Empfang der Sakramente für Katholiken
und Protestanten genehmigt - und in beiden Kirchen - den traditionell
von der Kirche verurteilten gemeinschaftlichen Kult (communicatio in
sacris). Man betrachte doch einmal das neu geschaffene gestaltlose Volk
Gottes! "Nie hätten die Könige der Erde und sämtliche Erdkreisbewohner
geglaubt, daß jemals ein Gegner und Feind Jerusalems Tore betrete".
(Klagelieder 4,12)
8. Uns als katholischen
Bischöfen obliegt es, das unfehlbare und unwandelbare Lehramt der
Kirche zu verteidigen und aufrechtzuerhalten. In Anbetracht dessen, was
wir hier festgestellt haben, ist die Pflicht der Katholiken klar. Sie
müssen gänzlich das II. Vatikanum und seine falschen Päpste zusammen
mit den Bischöfen und den ihnen untergeordneten Priestern verwerfen.
Der Apostel warnt uns, an den Sünden der anderen teilzunehmen (Rom.
1,32). Die durch das Konzil eingeleitete Ära besitzt die Zeichen der
großen Apostasie, die dem Antichristen vorausgeht, wie es derselbe
Apostel in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher sagt.
9. Auch kann das katholische
Gewissen keine Kompromisse schließen. Wir können nicht - wie es manche
haben möchten - einerseits den Konzilspäpsten göttliche Autorität
zuerkennen und ihnen zugleich - unter dem Vorwand, daß sie nicht
unfehlbar lehrten - den Gehorsam verweigern. Falls jemals ein wahrer
römischer Papst öffentlich einen Irrtum lehren und die Kirche in die
Irre führen könnte, dann würde dadurch die Unfehlbarkeit ihres eigenen
ordentlichen Lehramtes untergraben. "Wer euch hört, der hört mich."
(Luk. 10. 16) Außer der Definition, daß der Papst bei persönlicher
Ausübung der feierlichen Lehrverkündigung unfehlbar sei, erklärte das
I. Vatikanische Konzil außerdem: "Dieser Stuhl Petri bleibt immer vom
Irrtum frei" (Dz. 1836). Niemand vermag die Kirche irrezuführen und
gleichzeitig formell Stellvertreter Christi zu sein. Noch konnte
dasselbe Konzil die Gläubigen verpflichten, dem Papst zu gehorchen:
"auch in Sachen der Disziplin und der Kirchenleitung" (Dz. 1827) wäre
er bei der formellen Ausübung seines Amtes als Lehrer der Kirche dem
Irrtum ausgesetzt.
10. Vielen will es scheinen,
wir verlangten zuviel, wenn wir erwarten, daß sie ihre Pfarreien
verlassen und strikt am katholischen Gottesdienst u. an der
katholischen Disziplin festhalten sollen. Besonders wird dies bei der
überwiegenden Mehrheit der Fall sein, die ohne eigene Priester entweder
keinen Seelsorger und keine Messe haben oder nur gelegentlich zu ihnen
Zugang finden wird. Sie werden daher gerne wissen wollen, ob es für sie
möglich ist, geistig zu überleben und ihre Seelen zu retten.
11. Als Hirten Christi erkennen
wir ihre Sorgen voll und ganz an. Indessen gibt es beim Glauben keine
Kompromisse. Sein äußeres Bekenntnis und seine Praxis müssen ganz mit
der katholischen Lehre übereinstimmen. "Vater, heilige sie in der
Wahrheit" (Joh. 17,17). Es gibt tatsächlich gegenwärtig wenige
Priester, die ihren Dienst in Übereinstimmung mit den Prinzipien, die
wir hier festsetzen, versehen. Hoffentlich werden weit mehr mit Hilfe
der Gnade Gottes veranlaßt werden, die Wahrheit zu sehen, die gemäß den
Worten unseres göttlichen Herrn "sie freimachen wird" (Joh. 8,32) von
dem "Schatten des Todes" (Luk. 1,79), um sich unseren Bemühungen
zuzugesellen. "Jetzt ist für euch die Stunde da, um vom Schlafe
aufzustehen" (Rom. 13,11). Wie unsere Vorväter zu Zeiten der englischen
Reformation sind gegenwärtig die Katholiken von der göttlichen
Vorsehung aufgerufen, ihren Glauben präzise zu bekennen und kundzutun,
indem sie es ablehnen, an den neuen Riten teilzunehmen. Auch sollen sie
nicht jenen traditionellen lateinischen Messen beiwohnen, welche in
Gemeinschaft (una Cum) mit dem falschen Papste und den ihm
untergeordneten Bischöfen dargebracht werden. "Ein wenig Sauerteig
durchsäuert den ganzen Teig" (Gal. 5,9).
12. Es ist nicht so, als ob es
keine Alternative gäbe und als ob man seinen Glauben nur privat
praktizieren müßte. Wo die Seelsorge eines rechtgläubigen Priesters
nicht vorhanden ist, sehen wir eine Alternative im hl. Rosenkranz.
Niemand wird verlorengehen, der aufrichtig betet. Er sollte nicht nur
privat und im Kreise der Familie gebetet werden, sondern auch in
Gemeinschaft - besonders an Sonntagen - mit möglichst vielen Katholiken
aus der Nachbarschaft. Auf diese Art wird die Verpflichtung zum
öffentlichen Gebet am besten erfüllt, wenn man keiner hl. Messe
beiwohnen kann. Mit dem Rosenkranz sollte auch die geistige Kommunion
verbunden sein. Das inbrünstige und ausdrückliche Verlangen, das
Sakrament zu empfangen, vermag viel Gnade zu erlangen. Gleichzeitig muß
die rechtgläubige katholische Lehre und Geistigkeit in Büchern gesucht
werden, die mit dem Imprimatur vor dem Vatikanum II versehen sind.
Kinder ihrerseits müssen auf der Basis des traditionellen katholischen
Katechismus belehrt - und, falls erforderlich - in Abwesenheit eines
zuständigen Priesters auch getauft werden.
13. Abschließend fragen wir,
was der eigentliche Grund dieses einzigartigen Unglücks sein mag,
welches die Kirche in unseren Tagen heimsucht. Was sonst, als unsere
Sünden? Mit den Worten des Propheten: "Wir haben gesündigt und gefehlt,
Unrecht getan und uns empört, wir wichen ab von den Geboten und
Satzungen" (Dan. 9,5). Derselbe Daniel scheint von unserer Zeit zu
sprechen, wenn er in einer Vision einen Feind von Gottes Volk sieht:
"Seine Größe erstreckte sich bis zum Heer des Himmels. Von dem
Himmelsheer und von den Sternen warf er gar manche zur Erde nieder und
zertrat sie. Ja, bis zum Fürsten des Himmelsheeres wagte er sich empor
und entzog ihm das tägliche Opfer; die Stätte seines prachtvollen
Heiligtumes wurde gestürzt. Und auf das tägliche Opfer wurde der Frevel
gelegt. Es warf die Wahrheit zu Boden, und was es tat, gelang ihm"
(Dan. 8,lo-12).
14. Das Ausmaß des Unglücks,
das wir erleiden, bezeichnet das Ausmaß unseres Vergehens, da wir die
Gebote Gottes und seiner Kirche mißachteten. "Von jedem, dem viel
gegeben wird, wird viel gefordert werden." (Luk. 12,48) Lassen wir also
unsere Reue und Wiedergutmachung unseren Vergehen entsprechen und leben
wir als treue Katholiken. Unsere Liebe Frau selbst, warnte uns in
Fatima vor den furchtbaren Zeiten, die kommen würden, wenn wir nicht
Buße tun und nicht den Rosenkranz beten würden. Es ist höchste Zeit,
dies zu tun. Wir können nicht erwarten, durch ein bloß mittelmäßiges
Verhalten Gottes Gnade zur Wiedereinsetzung eines wahren Hirten auf dem
Stuhl Petri, von dem die Wiederherstellung der Kirche gänzlich abhängt,
zu erhalten. Die Verteidigung des Papsttums, wie es von Christus
eingesetzt wurde, ist ein Hauptanliegen von uns Bischöfen.
15. Wir ermahnen ernstlich die
Leser dieser Erklärung zum Apostolat, diese bei den Gläubigen zu
verbreiten, einschließlich denen, die von der Kirche wegen der
furchtbaren Nachwirkungen des Konzils abfielen. Wir stellen die Sache
unseres katholischen Bündnisses unter den Schutz des Unbefleckten
Herzens Mariens, ihres keuschesten Bräutigams, des hl. Josephs, und des
hl. Michaels, des Fürsten der himmlichen Heerscharen.
Am Fest des Heiligsten Herzen Jesu 1989
+ J. Vida Elmer - Albany, N.Y.
+ Oliver Oravec - London, Ontario/Kanada
+ Robert McKenna O.P. - Monroe, Conn.
Abt John Hesson - Philadelphia, Penn.
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