Die anderen Religionen achten und das, was gut an ihnen ist?
von
H.H. Pfr. Werner Graus
Dazu werden wir von Rom aufgefordert. Aber ist eine solche Forderung überhaupt legitim?
I. Zunächst wollen wir
definieren, was Religion ist. Der hl Thomas gibt folgende Bestimmung:
"Religion ist jene Tugend, durch die Gott das Ihm Geschuldete gegeben
wird." "Zur Religion gehört es, dem einen Gott die Verehrung zu
erweisen auf Grund unserer Beziehung zu Ihm, insofern Er nämlich das
Prinzip der Schöpfung, der Erhaltung und Lenkung aller Dinge ist." -
"Die Verehrung Gottes wird Religion genannt, weil durch solche Akte
sich in gewissem Sinne der Mensch an Gott bindet, so daß er sich nicht
von ihm trennt, und weil der Mensch auch durch einen gewissen
naturhaften Instinktsich verpflichtet fühlt, Gott auf irgendeine Weise
seine Verehrung zu erweisen, von dem er sein Sein hat und der der
Urgrund jeglichen Gutes ist."
Jede wahre Religion muß sich also auf den einzigen Gott beziehen, der
Schöpfer und Urgrund aller Kreaturen ist und darum der a"bsolute Herr,
dem alles gehört und dem alle dienen müssen. Diese Haltung muß der
Mensch verwirklichen durch die Unterwerfung seines Verstandes und
Willens unter Gott. Deshalb muß jeder Mensch glauben, daß Gott ist und
daß er ein Vergelter des Guten und Bösen ist (vgl. Röm. 1).
II. So sind all jene Religionen falsch, die sich nicht auf den einen wahren Gott beziehen oder beziehen können.
1. All jene Religionen sind falsch, die viele Götter verehren, deren
Anhänger man Polytheisten nennt. So betete jemand in Assisi beim sog.
Weltgebetstreffen: "Ihr Götter!" Gott aber, der Einzige, spricht: "Ihr
sollt keine anderen Götter neben mir haben!" In Psalm 95,5 heißt es:
"Alle Götter der Heiden sind Dämonen." (wörtlich: "Nichtse") Diese
Auffassung bestätigt der hl. Paulus (Brief an die Korinther): "Was die
Heiden opfern, opfern sie den Dämonen."
2. Alle Religionen sind falsch, die den Pantheismus zu ihrer Grundlage
machen. Dieser lehrt: Gott ist alles und alles ist Gott. - Damit wird
der Schöpfergott geleugnet und die Geschöpflichkeit der Kreaturen. Nach
dieser Theorie sind z.B. die geistigen Seelen ein Teil Gottes (=
Emanationen Gottes). Vor dieser Irrlehre bewahrt nur die Lehre von der
Schöpfung durch Gott aus Nichts. So verehren die Buddhisten zudem auch
viele Götter, die nichts anderes sind als Dämonen, die östlichen
Religionen (Hinduismus, Buddhismus etc.) sind falsch, weil sie sich
nicht auf den Schöpfergott beziehen, da sie überhaupt keinen personalen
Gott anerkennen. Der Dalai Lama, ein sehr guter Freund von Johannes
Paul II., sagte 1981 auf die Frage, ob er an Gott glaube, folgendes:
"Wenn Sie darunter einen persönlichen Gott verstehen, Schöpfer des
Himmels und der Erde, dann glaube ich nicht an einen Gott. Wenn Sie
aber darunter eine 'kosmische Allkraft' verstehen, dann glaube ich an
Gott."
3. Kommen wir zu den gog. monotheistischen Religionen, dem Judaismus und dem Islam.
a) Islam:
Er bezieht sich von seinem Anspruch her auf den Schöpfer-Gott, der
Himmel und Erde erschaffen und zu den Menschen gesprochen hat. Aber
kann das richtig sein? Der Gott der Muslime ist Allah und Muhammed sein
Prophet. Angeblich ist ihm sogar der Erzengel Gabriel erschienen.
Natürlich kann dies nicht der wirkliche Erzengel Gabriel gewesen sein,
weil ja Muhammed leugnet, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Nach ihm ist
Christus nur ein Prophet unter anderen. Muhammed sagt auch lapidar:
"Gott hat keinen Sohn." Der wahre Erzengel Gabriel aber verkündigte:
"Darum wird auch das Heilige, das aus Dir geboren wird, Sohn Gottes
genannt werden." Muhammed nennt sich den Propheten und setzt sich damit
an die Stelle Christi. Denn Jesus ist der Messias und der Prophet (vgl.
Apog. 3,22 f.), der Gründer des Neuen Bundes, der Emmanuel (vgl.
Isaias), der Sohn Gottes: "Zuletzt hat Gott gesprochen durch seinen
Sohn" (Hebr. 1). Das aber streitet Muhammed ab, ebenso streiten dies
auch die Juden ab, die leugnen, daß der Messias schon gekommen ist. Nur
der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist der wahre Gott, mit dem
Sohne und dem Hl. Geiste ein Gott, d.h. der einzig wahre Gott ist die
Allerheiligste Dreifaltigkeit, ein Gott in drei Personen. Er ist es,
der zu unseren Stammeltern Adam und Eva gesprochen hat und seinen Sohn
als Erlöser verheißen hat, der auch gesprochen hat durch die Propheten
(z.B. durch Isaias: "Gott selber wird kommen, euch zu erlösen..."), die
erklärten wurden durch seine Apostel (z.B. durch den hl. Apostel
Paulus: "... der in der Endzeit der Tage aber zu uns gesprochen hat
durch den Sohn, den er zum Erben des Weltalls einsetzte (in seiner
menschlichen Natur), durch den er auch die Welten schuf..." Hebr. 1,1).
Muhammed sagt aber geradezu, daß diese Lehre von der Dreifaltigkeit
eine Gotteslästerung sei. Also kann sich die Religion Muhammeds
unmöglich auf den einzig wahren Gott beziehen. Das Vatikanum II lehrt
also eine Häresie, wenn es sagt: "Die Muslime verehren den einzigen
Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, (...) der zu den Menschen
gesprochen hat." (Dokument: "Nostra Aetate")
Zur Verdeutlichung möchte ich noch ein persönliches Erlebnis anfügen:
Nach vier Gesprächen mit einer Zeugin Jehovas, die auch nicht an die
Dreifaltigkeit glaubt, weil die Zeugen Jehovas weder an die Gottheit
Christi noch an die Gottheit des Hl. Geistes glauben - nach ihrer Lehre
war Christus vor seinem irdischen Dasein ein hoher Engel bei Gott!!! -
sagte diese auf einmal: "Jetzt weiß ich, daß mein Gott und Ihr Gott
nicht derselbe Gott ist." Darauf erwiderte ich: "Ich weiß genau, daß
mein Gott der einzig wahre Gott ist, also kann Ihr Gott nur der Teufel
sein!" Hierauf schwieg sie und ging nicht mehr auf Mission. Ein anderer
Zeuge Jehovas sagte mir einmal, daß er nicht an die Gottheit des Hl.
Geistes glaube, sondern in ihm nur eine "Kraft sehe, die von Gott
ausgeht". (N.b. seltsamer Weise heißt es im neuen Ritus für die
Bischofsweihe: "Empfange die Kraft, die von Gott ausgeht...". Früher
hieß es: "Empfange den Hl. Geist.")
b) Judaismus:
Die nach-christlichen Juden sind vom Glauben an den wahren Gott
abgefallen gemäß den Worten der Hl. Schrift: "Wer den Sohn leugnet, hat
auch den Vater nicht." (1 Joh. 2,23) Die Juden aber haben Jesus
hinrichten lassen, weil er bekannte, daß er der Sohn Gottes ist. In
unserem Jahrhundert schreibt der Jude Rabi: "Wenn am Ende der Zeiten
der letzte Jude sein Glaubensbekenntnis ablegen würde, das ihn
befähigen würde, allen Widrigkeiten standzuhalten, so würde er
bekennen: 'Ich glaube nicht, daß Jesus der Sohn Gottes ist!'" Darin
kommen die Juden mit Muhammed überein. So gilt dasselbe für sie: ihr
Glaube kann sich nicht auf den wahren Gott beziehen! In 1 Joh. 2,22 f.
heißt es überdies: "Wer anders ist der Lügner als der, der leugnet, daß
Jesus der Messias ist: das ist der Antichrist, der den Vater und den
Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht,
und nur, wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater."
III. Johannes Paul II. hörte in
der Synagoge diese Leugnung der Gottheit Christi durch die Juden, indem
sie bekannten: "Wir glauben an das Kommen des Messias!" Das bedeutet
aber, daß der Messias noch nicht gekommen sein soll und daß folglich
Christus nicht der Messias sein könnte. Im Hinblick auf das sog.
'Friedensgebet' der Weltreligionen in Assisi sagte der Oberrabiner
Toaff triumphierend, dies sei der Beweis für die Gleichheit aller
Religionen, womit er zugleich auch die für ihn verbindlichen Worte
leugnete: "Höre Israel, Dein Gott ist der einzige Gott!"
IV. Schlußfolgerung:
Auch die Juden und Mohammedaner verehren nicht den einzig wahren Gott, weil sie Jesus als den Messias und Sohn Gottes ablehnen.
Es bleiben höchstens die Naturvölker übrig, die noch wahre Religion
haben können, indem sie von Natur aus den Schöpfer-Gott verehren. Doch
dringen sie nicht zum innersten Wesen Gottes vor. Was also "gut" bei
den falschen Religionen sein könnte, wird nicht auf den wahren Gott
bezogen und ist deshalb nicht wirklich gut. Die Frage war falsch
gestellt, sie hätte lauten müssen: "Beziehen sich diese Religionen auf
den wahren Gott?"
St. Ingbert, den 4. Febr. 1988 Werner Grau, Pfr. i.R.
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