JÜDISCHE BEEINFLUSSUNG DER LITURGIE
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Elfriede Meurer
Mir ist immer noch jenes bezeichnende Plakat gegenwärtig, welches
anläßlich des palästinensisch-israelischen Konflikts verbreitet und von
der Tageszeitung "EL SOL DE TAMPICO" abgedruckt wurde (wie es scheint,
handelte es sich um ein Fragment), zusammen mit der Nachricht von den
Verhandlungen der U.S.A. über die palästinensische Autonomie im
September 1979. Die Zeitungsnotiz gab nicht an, ob das Plakat von den
Israelis oder von den Palästinensern stammt. Wie dem auch sei, es
bringt die schreckliche Wirklichkeit des Augenblicks zum Ausdruck: der
Leib Unseres Herrn Jesus Christus an den Judenstern geheftet. Scheint
es nicht das heutige Bild der angeblich wahren Kirche treffend
wiederzugeben?
Es ist notwendig, die Abhandlungen über die jüdisch-christlichen
Beziehungen zu vervollständigen, die die Konzils-'Kirche' auf
religiösem Gebiet angebahnt hat, leider mit großem Erfolg...
Seit einiger Zeit haben wir feststellen können, wie der neue 'Vatikan1
mit Hilfe des Judaismus und seiner Vertreter das Werk ausführt, die
Juden als jahrhundertelange unschuldige Opfer des von den Katholiken
allein gegen sie begangenen Unrechts erscheinen zu lassen. Dabei
sollen, wie die "Orientierungen und Anregungen" sagen, die
Massenkommunikationsmittel auch gezielt Presse, Radio und Fernsehen
eingesetzt werden - abgesehen von Katechese und Liturgie. Wir zweifeln
nicht daran, daß der Film "Holocaust", der in der ganzen Welt gezeigt
wird, eben ein Teil dieses Programmes ist, das sich besonders an die
neue Generation richtet, die einer intensiven Gehirnwäsche unterzogen
werden muß. Für sie hauptsächlich hat das jüdische Volk das Opfer zu
sein, Opfer einschließlich der 'Verleumdung', der materielle Urheber am
Tode Jesu Christi zu sein. In der neuen Geschichtsauffassung haben die
Juden als Opfer zu gelten und die Christen als "Aggressoren" zu
erscheinen, einschließlich der Päpste, die die Christenheit gegen die
Häresien und Verfolgungen verursachende jüdische Hinterlist
verteidigten. Die Katholiken der neuen 'Kirche' werden von nun an
aufgrund direkter Lehren des Pseudo-Papstes Wojtyla berücksichtigen,
daß es zwei identische Golgothas gibt, bei denen man nur erkennen muß,
daß ein Verbrechen gegen Menschen begangen wurde und sonst nichts. Das
eine ist das Golgotha Unseres Herrn Jesus Christus und das andere das
Golgotha der Juden in den Nazi-Vernichtungslagern. Dasselbe also auf
gleicher Ebene! Der Holocaust des Sohnes Gottes und der an den Juden
begangene 'Holocaust'! ... (Anm. d. Autorin: Ich verweise auf eine
Sendung von Radio Vatikan vom 21. September 1979, in der ein fiktives
Interview mit der Jungfrau Maria gesendet wurde und in dem die Worte
fielen: "Der Holocaust des Volkes, das Christus hervorgebracht hat, ...
Dieses Golgotha der heutigen Welt.")
Wir geben nun ein seinem Inhalt nach äußerst bezeichnendes Schriftstück
wieder. Damit man nicht sagen kann, wir würden etwas erfinden, - obwohl
jetzt nur der blind ist, der nicht sehen will, - drucken wir die
entsprechenden Dokumente und Interviews über die jüdisch-christlichen
Beziehungen ab. Aber es ist notwendig, daß die Stimme von einem jener
Leute gehört werde, die an diesem teuflischen Plane beteiligt sind,
damit der Leser selbst das, was schon gemacht wurde, und das, was man
noch im Schilde führt, in den Worten eines Postkonziliaren lesen kann,
von dem man nicht die Vorstellung erwecken kann, er rede so, weil er
von eingebildeten Unwahrheiten oder 'traditionalistischen' Vorurteilen
besessen sei.
Der angeführte Artikel, dessen Hauptteile wir wiedergeben, wurde
geschrieben von einem 'Berater' der Kommission für die religiösen
Beziehungen mit dem Judentum. Er erschien in der Nr.4 der Zeitschrift
CONVERGENCIA, dem Blatt des Ökumenismus in Mexiko. Wie man sehen wird,
ist der Artikel ganz beseelt von dem neuen nachkonziliaren Geist des
Kampfes gegen den "Antisemitismus" und handelt davon, wie man bereits
die Bibel, die Liturgie und die Katechese zugunsten des Judaismus
benutzt. Diese Haltung der häretischen und schismatischen
Konzils'Kirche' - und dies allein müßte genügen, um wenigstens die zu
überzeugen, die sich in der Welt- und Kirchengeschichte auskennen, -
wirft die historische Wirklichkeit über Bord, die Schriften der
Kirchenväter zusammen mit der traditionellen Bibelexegese und die
offenkundigen historischen Fakten im Verlauf der Jahrhunderte... Und
sie greift zu der schändlichen Methode, sich der Liturgie selbst und
der Katechese zu bedienen - im Widerspruch zu den Dokumenten der Päpste
und der gesamten Tradition -, um zu erreichen, daß die Herde Christi
schließlich zur Horde des Kaiphas wird. Denn dahin zielt dieses
tausendjährige Komplott - und unglücklicherweise hat man es teilweise
erreicht. Bevor wir den auf die Liturgie bezogenen Teil wiedergeben,
müssen wir deren Grundtenor kurz referieren: der Gipfel des Zynismus
wird erreicht, wenn man Lösungen als möglich hinstellt wie: "die Bibel
muß gesäubert werden"..., als ob es das Natürlichste von der Welt wäre,
die Häresie einer "bedingungslosen globalen Erlösung" zu empfehlen.
Doch wollen wir nun den Artikel abdrucken:
Federici, Tommaso: "Bibel, Liturgie
und Katechese / Über die Juden". (Federici ist Mitglied des
'päpstlichen' Liturgischen Institutes zu Rom und Berater der Kommission
für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum.)
Einleitung:
Wir sind heute Zeugen einer Ausweitung des Antisemitismus, der in
einigen Gegenden wirklich besorgniserregend wird. Daher ziemt es sich,
daß gewisse christliche Kreise sich über dieses beklagenswerte Phänomen
Fragen stellen, daß man seine Ursachen sucht und daß man über geeignete
Mittel zur Vermeidung von Haß- und Verachtungskampagnen nachdenkt. Zu
diesem Zweck werden die tiefliegenden Verhaltensweisen der Christen
überprüft, ihre eventuelle Verantwortlichkeit, die mit Mängeln
behafteten Informations- und Bildungsmittel, z.B. die Texte für die
Katechese und die liturgischen Bücher und auch die Texte der göttlichen
Offenbarung. Eine Revision in diesem Sinne ist nicht in allen
katholischen und protestantischen Teilkirchen allgemein geworden.
(Anm.d.Red.: Gottes Offenbarungen sind also revisionsbedürftig!! ! Die
Christen beten demnach einen fehlbaren und irrenden Gott an!!!)(...)
Leider ist es klar, daß für die Änderung der Mentalität und auch zur
Beseitigung der Ursachen der antisemitischen Vorurteile noch
Generationen vergehen müssen, weshalb es nötig sein dürfte, schnell zu
handeln, bevor andere unangenehme Taten in meiner vergessenen Tragödie
der unscnuldigen jüdischen Brüder im hitlerischen Inferno folgen.
(Anm.d.Red.: Mir wurde glaubhaft versichert, daß die
Hakenkreuzschmierereien auf jüdischen deutschen Friedhöfen in den
Nachkriegsjähren zumindest auch von Juden begangen wurden, um eine
entsprechende Stimmung zu erzeugen. Bisher konnte ich diese
Behauptungen nicht überprüfen. E.H.)
Hier beschäftigen wir uns besonders mit der Problematik der Revision
der liturgischen Texte, ausgehend von den in der Liturgie verwendeten
biblischen Texten, vor allem des Neuen Testaments. Diese Problematik
hat vor allem Geltung in Gebieten, die aus verschiedenen historischen
Gründen sensibel geworden sind für die nicht wiedergutzumachenden
Schäden, die die antisemitische Propaganda hervorruft.
Es gibt Anträge von verschiedenen Seiten und Ebenen, die Texte des
liturgischen Gebets zu verbessern, indem man eventuell die
antisemitischen 'Spitzen' eliminiert, die sich noch darin befinden und
irgendwie Verstandnislosigkeit und Unbehagen verursachen und die bei
den Katholiken zu antisemitischen Gefühlen führen könnten.
(Anm.d.Red.: Grundsätzlich sollte man unterscheiden zwischen
a) Anti-Judaismus und
b) Anti-Semitismus,
zu a) Anti-judaistisch ist das Christentum in der gleichen Weise wie es
anti-mohammedanisch oder anti-buddhistisch etc. ist. - "Du sollst keine
fremden Götter neben mir haben!"
zu b) Der Antisemitismus ist ein rassistisches Problem und mit der
religiösen Ablehnung des Judaismus keineswegs identisch. Hier wird
durch semantischen Betrug unterschoben, daß der hitlerische
Antisemitismus seine Wurzeln im Christentum hat; das ist historisch
falsch. Hitler hatte auch seine Endlösung speziell für die katholische
Kirche parat. Pius XII. rechnete dauernd mit seiner Gefangennahme. Daß
es zu keiner kath. 'Endlösung' kam, hat man dem Umstand zu verdanken,
daß das Dritte Reich eben nicht looo Jahre währte, sondern bereits 1945
beendet war. E. Heller)
Diese Anträge sind in sich legitim, wenn sie in den Plan des Studiums
und der Forschung, der Beratung und der Entdeckung von Werten und
Gegenwerten gestellt werden, wenn sie nicht im Gegenteil zu einer
weitverbreiteten Atmosphäre des Mißtrauens, vor allem gegen Gottes
Wort, das erlöst, stehen und wenn sie sich nicht auf drastische,
unerleuchtete und schließlich schädliche Maßnahmen beschränken wie z.B.
die Schrift 'unterdrücken', um die Schrift zu 'reinigen', insbesondere
das Evangelium des Herrn.
Wir müssen feststellen, daß der schmerzliche Punkt der Frage (...)
immer und in jedem Fall das Binom Bibel und Liturgie ist - als
wesentliche und vitale Mittelpunkte des christlichen Lebens, getreuer
Spiegel der christlichen Lebenskraft, unentbehrlicher Ort jeglicher
Äußerung des Glaubens und des Gebets, Punkt, an dem man die Überwindung
des Unbehagens sucht, das der historische Augenblick verursachen kann,
und darum privilegierter Ort für die besten Lösungen des
Glaubenslebens. (...)
1. DAS ÖKUMENISCHE EXPERIMENT
Jahrzehnte fruchtbaren und immer noch viel versprechenderen
ökumenischen Experimentierens, wenn auch mit Augenblicken von Ermüdung
und Bedenken, haben bewiesen, daß der beste Dienst 'dem anderen'
gegenüber, mit dem wir uns im Dialog der Liebe treffen wollen, und
ebenso die beste Art, uns ihm vorzustellen und uns neuen Beziehungen
auf dem Gebiet der Wahrheit zu öffnen, darin besteht, uns in bezug auf
unsere eigene Identität nicht zu maskieren, nichts zu verbergen noch zu
verändern noch Reduzierungen zu machen, die das eigene geistige und
historische Erbe, die eigene Seinsweise, entstellen würden, um zu
vermeiden, daß man sich und andere täuscht.
Im Gegenteil, es ist notwendig, sich dem anderen zu öffnen in fester
Treue zum eigenen Ausdruck des in ununterbrochener Tradition gelebten
Glaubens. Man muß alle Anstrengungen machen, um aufmerksam auf den
anderen zu hören, um gründlich nachzudenken, zu lernen, auszutauschen,
wenn für beide Seiten irgendeine Form des Austauschs annehmbar ist.
Es ist auch unvermeidlich, dort eine Reinigung vorzunehmen, wo die
menschliche Mentalität, die kaum 'keimfreien' kulturbedingten
Heilsvorstellungen und Geschichts-Zufälle all jene entzweienden
Elemente eingeschoben haben, die den anderen in Verdacht bringen und
ihn der Verachtung aussetzen. Das Vaticanum II hat oft und
nachdrücklich diese Arbeit der Revision des christlichen Lebens
empfohlen, die (angeblich; Anm.d.Red.) eine wohltuende Wirkung der
notwendigen und beständigen "Bekehrung des Herzens" ist (UR Nr.6-8).
In einer solchen totalen Haltung der Bekehrung, auch wenn noch nicht
alle sie sich für immer zu eigen gemacht haben, hat die Kirche schon
einen weiten Weg zurückgelegt und die notwendigen Revisionen gemacht.
(Anm.d.Red.: das Ideal dieser Art von Konversion in 'Liebe' sähe dann
so aus: die Protestanten nehmen in 'Liebe' den katholischen Glauben und
die Katholiken - endlich geläutert - wenden sich dem Protestantismus
'liebevoll' zu. Das geht dann so weiter - da es ja eine große Anzahl
von Religionen und Sekten gibt -, bis man durch alle in 'Liebe'
hindurch konvertiert hat. Und ein geläuterter 'Heiliger Vater' betet
schließlich nicht mehr das "Vater unser", sondern seine Suren oder
dreht eine buddhistische Gebetsmühle.)
Jedoch angesichts der Schwere und der Besonderheit des Problems des
Antisemitismus (Anm.d.Red.: hier wird semantischer Betrug begangen!),
der in den Texten des Gebets der Kirche willentlich oder zufällig
vorhanden sein kann, muß man eine genaue Vorstellung von den Problemen
haben, wie sie sich jetzt, nach dem 2. Vatikanischen Konzil, stellen.
2. DIE NEUESTEN DOKUMENTE DER KIRCHE
(Anm.d.Übers.: In diesem Kapitel zählt Federici all jene Punkte auf,
die sich im Problem der Beziehungen zu den Juden ereignet haben:
- Konzilserklärung "Nostra aetate";
- Internationale Kommission für die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum (197o);
- Päpstliche Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum
(dem Sekretariat für die Einheit der Christen als selbständige
Organisation angegliedert (1974);
- Veröffentlichung des Dokumentes mit dem Titel "Orientierungen und
Anregungen für die Durchführung der Konzilserklärung 'Nostra aetate'"
durch diese Kommission unter dem Vorsitz von Kardinal Willebrands
(1.12.1974).)
3. DIE ÄRGERNIS ERREGENDEN TEXTSTELLEN
Der Hauptmangel ist das gänzliche Fehlen einer Theologie und
konsequenten Katechese über Israel (hier im religiösen Sinne
verstanden). Es existiert keine spezifische Auseinandersetzung mit dem
Wesentlichen des "Problems Israel" für den Glauben und die christliche
Existenz selbst vor Gott und in der Welt.
Nun zeigen die Erfahrung und die Forschung, daß im Schoß der
Christenheit eine Art illegitime Volkstheologie entstanden ist, wenn
man von Israel spricht, und das sogar unter Gebildeten, was sage ich,
selbst unter Theologen, und das häufiger als man glaubt. Das sah man
auf dem 2. Vatikanischen Konzil selbst, als das Interesse der großen
Kirchenversammlung für die Juden und ihre Bestimmung eine nicht geringe
Überraschung bezüglich der falschen Auffassung verursachte, nach der
das letzte Wort über die Juden gesprochen worden sei: das der
unerbittlichen Verurteilung.
Die praktische Unwissenheit über die "Realität Israels" - das ist
offensichtlich - kommt aus dem totalen Fehlen einer wahrhaften
Katechese. Im Laufe der Jahrhunderte hat man eher aufgrund von
Gemeinplätzen und manchmal sogar schändlichen Vorurteilen von den Juden
gesprochen als aus Sachkenntnis. Man hat ohne Wissen verurteilt Man
hat: eine, wenn auch nicht heftige, Abneigung geschürt und damit eine
Atmosphäre geschaffen, die sich bei der ersten Gelegenheit in
Gewalttätigkeiten nach einer Richtung hin entlud: gegen die jüdische
Minderheit. Und das alles in christlichen, sogar allerchristlichsten
Ländern.
Wenn wir in der Geschichte zurückgehen, finden wir die fixe Idee
propagiert, die Gläubigen von jeder Berührung mit den Juden
fernzuhalten, weshalb man alle Faktoren hervorhob, die einen Juden von
einem Christen unterscheiden konnten, vor allem den Tod des Herrn. Die
Schuld ließ man in erster Linie auf die Juden fallen (Anm.d.Red.: diese
Schuldzuweisung wird von Christus selbst gegeben!!!). Man bezeichnete
sie als "von Gott Verstoßene", Verfluchte, ewige Juden, "Gottesmörder".
Vor allem im Mittelalter isolierte man sie, wenn irgend möglich, in
sog. Ghettos. Letztendlich bemerken wir, daß das von einem nicht nur
nicht adäquaten, sondern direkt falschen Verständnis des Evangeliums
herrührt; sagen wir einfach: von einer Unkenntnis des Evangeliums.
Hier angelangt, kann man, wie wir meinen, entweder die Position
einnehmen, das Evangelium zu beschuldigen und es einem Säuberungsprozeß
zu unterwerfen, die historischen Widersprüche bestreiten, Einwände
erheben gegen den Wahrheitsgehalt der Aussage speziell hinsichtlich des
Gerichtsprozesses und des Todes des Herrn. Dies ist ein von vielen
Christen häufig beschrittener Weg. So lautet die radikale Kritik des
19. Jahrhunderts, der sich ein Teil der Kritiker des 20. Jahrhunderts
anschloß, die aber von der Mehrheit der bekanntesten Forscher
zurückgewiesen wird. Es ist dies der bequeme Weg, der es jedem
x-beliebigen Christen erlaubt, das "Evangelium zu säubern", ohne
irgendwelche Skrupel. Die andere Position ist komplexer, aber sie ist
die einzig zulässige. Vor allem jedoch muß man die Konfliktpunkte des
Neuen Testamentes hervorheben und sehen, wie sie im natürlichen
Zusammenhang des ganzen Neuen Testaments und der ganzen Schrift gelesen
werden müssen, sehen, welche Spannungen sie erzeugen, und ob besagte
Spannungen gerechtfertigt sind.
Im allgemeinen sind die Texte, die Anstoß erregen, verschiedenartig:
- Die Haltung Christi gegenüber den
Autoritäten seiner Zeit oder gegenüber den theologischen Autoritäten
seiner Zeit oder gegenüber den theologischen und religiös-geistlichen
Schulen seiner Zeit (Priester, Schriftgelehrte und Pharisäer); eine
Haltung, die einen "Modus", nämlich das religiöse Leben gemäß der
göttlichen Offenbarung zu leben, bestreitet.
- Die Spannung zwischen dem "Gesetz" (eine schlechte Übersetzung von
Thora, was an und für sich bedeutet: göttliche Unterweisung) und den
Worten Gottes (insbesondere nach der Überlieferung durch den hl.
Paulus). Einige entscheidende Texte wie die über das Leiden und Sterben
des Herrn in ihren so komplizierten Berichten - heute Gegenstand neuer
interessanter Forschungen und Auswertungen.
- Die Art, "die Juden" ohne weiteres als Feinde des Evangeliums Gottes
zu betrachten, weil sie es nicht annahmen und es mit allen Mitteln
behinderten. Vor allem schockiert die Art und Weise einiger Texte, z.B.
der des hl. Johannes, der im allgemeinen von "den Juden" spricht.
- Die Art, die messianischen Verheißungen als im Neuen Testament ganz
in Erfüllung gegangen anzusehen, und daher die Texte, die sie
enthielten, als jeglicher Realität bar zu betrachten und alle als
Schwärmer anzusehen, die diese Texte noch als Gottes Wort verehren,
seien sie Juden oder Christen.
Diese letzte Tendenz hat ihren Ursprung nicht im Neuen Testament, aber
sie ist noch weit verbreitet. Sie ist die plumpeste und kulturloseste
von allen, die zäheste und gefährlichste; sie schließt immer einen
Anflug von Rohheit und Agressivität ein und man nennt sie
"Markionismus". (Anm.d.Autorin: Nun beginnt Federici, sich intensiv mit
dem Thema der Verwendung der katholischen Liturgie für das pro-jüdische
Engagement zu beschäftigen. Die Abschnitte, die wir zitieren, sind
höchst bezeichnend. Federici ist nicht irgendein Kommentator, nein, er
ist "Berater" der "Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem
Judentum". Dies zeigt uns, wie weit die Dinge in den vatikanischen
Kommissionen der Konzils-'Kirche' bereits gediehen sind.)
4. SOLL MAN BIBELSTELLEN IN DER LITURGIE REINIGEN?
Wenn wir den Antisemitismus verhindern wollen, so schlagen einige
offenherzig vor - wir werden später sehen, warum -, genügt es
eigentlich, die Schrift von allen anzüglichen und für die Juden
beleidigenden Texten des Neuen Testamentes zu 'reinigen', und dann ist
die Sache erledigt. Das wäre das einfachste, radikale Mittel, und
gerade deswegen ist es das unbrauchbarste und gefährlichste, weil
- die Schrift als vollständiges Buch
immer in den Händen aller ist, und wenn einige Texte eventuell nicht in
der sonntäglichen Liturgiefeier gelesen werden, so werden sie doch
jeden Augenblick beim Bibelstudium zu Hause oder unter Freunden
gelesen;
- es nur die Probleme verbergen hieße, ohne sie zu lösen; sie also
beiseite lassen, um ihnen dann eine weniger echte und realistische
Lösung zu geben.
Hier nun der Kommentar der Autorin:
So wäre also für diesen offiziellen "Berater" der pro-jüdischen
Kommission bei diesem "Vorschlag", der gewiß von anderen
"Kommissionsmitgliedern" oder "Beratern" gemacht wurde, nichts
Schlimmeres daran als nur der Umstand, daß "die Bibel immer in den
Händen aller ist" und die Leute die "Reinigung von anzüglichen und für
die Juden beleidigenden Texten" merken würden. So ist also das Denken
dieser "Berater" vollständig 'gereinigt' vom Respekt vor der göttlichen
Offenbarung als solcher. Nicht weil die biblischen Bücher heilige
Bücher sind, ist die Methode, sie zu reinigen, unbrauchbar und
gefährlich, sondern bloß, weil die teuflische Falle zu offenkundig wäre
und die bewanderten Bibelleser sie bemerken würden. Die absolute
Geringschätzung der Heiligen Schrift als solcher tritt also offen
zutage bei besagtem Herrn Frederici, der sicherlich nicht der einzige
ist, der so denkt. Der andere Grund, weswegen er es ablehnt, vor allem
das Neue Testament zu 'reinigen' ('reinigen' bedeutet hier, die für die
Juden "beleidigenden" Texte zu streichen; was würde da aus den
Evangelien werden?), ist der, daß dies "nur die Probleme verbergen
würde, ohne sie zu lösen; sie also beiseite zu lassen, um ihnen dann
eine weniger echte und weniger realistische Lösung zu geben".
Es ist klar, daß die "Probleme", von denen Federici spricht, die des
"theologischen und historischen" Antisemitismus sind. Welche Lösung
wird man diesen Problemen, insbesondere in der Liturgie, geben? Es wird
die sein, ja es gibt sie schon: der Liturgie einen neuen Sinn geben!
Also die Liturgie selbst sowie die Katechese sind es, die 'gereinigt'
werden sollen - hinsichtlich ihres Sinnes! Mit Hilfe großer
Unwahrheiten, auf die wir hinweisen werden, beruft sich Federici
darauf, daß "Christus jede polemische Haltung" überwand, daß die
Liturgie "nicht der Ort oder die Zeit sein kann und darf für Polemiken,
Verdächtigungen und Verachtung und ebensowenig die Quelle des Hasses
und der Verachtung gegen irgendjemanden", daß "die Liturgie und das
Evangelium niemandes Feinde sind, gegen niemanden gerichtet sind" etc.,
etc. So behauptet er Unwahrheiten, erstickt den Geist der streitenden
Kirche und verleugnet Christus, den Erlöser, der diejenigen hart
tadelte, die seine Wahrheit nicht annahmen. "Wer nicht mit mir ist, der
ist gegen mich" dürfte z.B. eine der Aussagen sein, deren 'Sinn' sich
nur schwer 'ändern' läßt im neuen Kontext der zugunsten des Judaismus
erneuerten Liturgie.
Von den liturgischen Texten, in denen die wahre Kirche über die
Realität des jüdischen Unglaubens spricht, sagt Federici, sie stellten
eine "Aggression" dar: "Denn wenn einige liturgische Texte im letzteren
Sinn in historischen Epochen zusammengestellt wurden (...), muß man
bedenken, daß all das schon der Vergangenheit angehört im neuen
Bewußtsein der Christen, wenigstens der Verantwortlichen und
Verständigen, nicht der Streitsüchtigen und Abenteurer" versichert er.
So waren also die Apostel selbst Streitsüchtige und Abenteurer, weil
sie die Juden als Leugner Christi bezeichneten. Aber mehr noch: als
Streitsüchtiger erweist sich ("Verzeihung, o Herr, für die Wiederholung
der Blasphemie!") Christus, unser Herr, selbst, der das Volk, das ihn
nicht aufnehmen wollte, a l s V o l k scharf tadelte. Die
Tatsache dieser Ablehnung wird ja auch bereits von den Propheten
angekündigt, wenn wir in der Hl. Schrift weiter zurückgehen. So sagt
Isaias, und er spricht mit göttlicher Inspiration: "Der Ochs kennt
seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber kennt
mich nicht!" (Is 1,3) Und die Klage Christi über jenes Jerusalem, das
er "wie oft sammeln wollte wie eine Henne ihre Küchlein", worauf
bezieht sie sich, wenn nicht auf das widerspenstige Volk Israel? Wir
wissen nicht, wie die neuen 'Liturgiker' der häretisch
jüdisch-christlichen 'Kirche' überaus zahlreichen Texten einen neuen
Sinn geben wollen, ohne die Hl. Schrift dennoch zu 'reinigen', wodurch
sie nicht nur ohne göttlichen, sondern auch ohne menschlichen Sinn
wäre. Diese Texte stehen ja nicht isoliert da, sondern bestehen im
Kontext von Geschehnissen, die ein Teil der Geschichte sind. Was werden
sie z.B. mit dem Propheten Ezechiel machen, der Jahrhunderte vor dem
Kommen des Messias von Gott inspiriert das Volk Israel ein
widerspenstiges Volk nannte, das sich immer wieder gegen Jahwe empört?
Der "streitsüchtige" Jahwe - wir möchten darauf aufmerksam machen, daß
nach dem, was Federici behauptet, er (Federici), sich zum Ankläger
gegen Gott macht - sagt bei der Sendung zu Ezechiel: "Menschensohn, ich
sende dich zu den Söhnen Israels, zu einem w i d e r s p e n s t i g e
n V o l k , das sich wider mich empört hat. Sie und ihre
Väter haben mich verraten bis zum heutigen Tag. Auch ihre Söhne sind
starrköpfig und verstockt. Zu ihnen sende ich dich, und du sollst zu
ihnen sagen: So spricht der Herr: Sie mögen hören oder nicht, denn sie
sind ein w i d e r s p e n s t i g e s G e s c h l e
c h t , sie sollen wissen, daß es einen Propheten in ihrer Mitte gibt."
(Ez 11,3-5)
Mit einem Wort: die größte Schwierigkeit für die, welche aus der
Liturgie nur eine 'Liebesbegegnung' zu machen versuchen - unter der von
Federici vorgebrachten Häresie der "globalen bedingungslosen Erlösung",
besteht in der zweifachen Wirklichkeit der Hl. Schrift:
1. insofern sie in ihrer Gesamtheit
göttliche Offenbarung ist und sich im besonderen in negativer Weise auf
das jüdische Volk bezieht;
2. insofern sie Geschichte ist. Die jüdischen Verschwörer haben als
Schriftsteller, Philosophen und 'Theologen' immer für die
'Entmythologisierung' des Evangeliums und für die Leugnung seiner
Geschichtlichkeit gekämpft.
Aber da die wahre Kirche, Gott sei Dank, noch starke Verteidigungswerke
und wirklich katholische Glaubens- und Kultzentren hat, können die
Juden nicht einmal jetzt, wo sie praktisch den Vatikan erobert haben,
die Gesamtheit der Massen täuschen. Daher kommt es, daß die
Konziliaristen, die jüdisch inspiriert sind, es nicht einfach wagen,
den leichtesten Weg, der die 'Reinigung' der Hl. Schrift von den für
den Judaismus beleidigenden Texten erreichen könnte, einzuschlagen.
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