ALLTAG UND ALTAR
- AUSZUG AUS EINER PREDIGT -
von
+ H.H. Dr. Otto Katzer
Liebe Christen!
Es ist heute traurige Wirklichkeit geworden, daß, wenn man in einem
öffentlichen Lokal speisen will, wir es beinahe nicht mehr wagen
dürfen, das heilige Kreuzzeichen öffentlich zu machen, um hiermit
unseren Glauben zu bekennen, geschweige denn, ein Gebet zu sprechen,
obwohl die meisten von uns noch die heilige Taufe empfangen haben. Ein
altes Gebet der Juden, das auch der göttliche Heiland gebetet hat und
welches die wenigen gläubigen Juden von heute immer noch beten müssen,
lautet: "Gepriesen seist Du, o Herr, König der Welten, der Du
hervorsprießen läßt das Brot aus der Erde." Dieses Gebet war tagtäglich
aus dem Munde des Heilandes zu hören. Mit diesem Gebet wird und soll
auf eine überaus wichtige Tatsache hingewiesen: Das Brot ist nicht
Produkt unserer Arbeit, wie sehr wir auch bemüht sind, es zu erwerben
bzw. es herzustellen, sondern eine Gabe Gottes. Es gibt jedoch
Menschen, die dies bestreiten wollen. Gut, so möge denn der liebe Gott
von diesem Laib Brot, der vor mir auf dem Tisch liegt, einmal das
nehmen, was Sein Verdienst ist, und uns überlassen, was wir geleistet
haben. Da werden viele von uns sagen:
"Da wird doch etwas übrig bleiben. Haben wir denn nicht so viel
gearbeitet, geackert, das Feld mit Dünger versehen, sind wir nicht mit
dem Pflug über das Feld, haben wir es nicht geeggt? Was erfordert das
alles für Arbeit und Mühe! Und wenn wir unserem Beruf nachgehen: ein
jeder muß doch schwer arbeiten, um das tägliche Brot erwerben zu
können. Und mag es sich bloß um einen Schüler handeln. Weshalb lernt er
denn? Um sein tägliches Brot erwerben zu können!" Also ist wohl doch
etwas unser Anteil an dem fertigen Brot!?
Wir vergessen bei solchen Überlegungen jedoch, meine Lieben, daß wir
nur deshalb unsere Arbeit verrichten können, weil uns der liebe Gott
die Kraft dazu verleiht. Wenn Er uns nicht in jedem Augenblick neu die
Kraft dazu geben würde, könnten wir gar nichts erreichen. Ich habe hier
nicht die nötige Zeit, näher auf das Entstehen eines Brotes eingehen zu
können. Ich möchte nur auf folgendes hinweisen: woher hast du
letztendlich den Samen für den Getreideanbau? Ist ein solches Samenkorn
etwa dein Werk? Hast du es erzeugt? Kann überhaupt ein Mensch, der auf
sein Wissen heute so stolz ist, ein solches Körnchen je herstellen?
Betrachten wir noch etwas anderes: das Körnchen wird ausgesät, es liegt
im Erdreich. Wieviele 'Mitarbeiter' wirken hier mit? Unsichtbar für
unser Auge sind sie leider. Denken wir einmal an die Bakterien: in
einem Stecknadelkopf ist genügend Platz für 1500 Millionen! Keine
chemische Fabrik kann diese Arbeit leisten, welche diese unsichtbaren
von Gott eingesetzten 'Arbeiter' zustande bringen. Das alles vergessen
wir normalerweise.
Doch an all das sollte ich mich erinnern, wenn ich ein Stück Brot in
die Hand nehme, daß das ein Gabe Gottes ist und wir an jedem Ort immer
wieder Gott zuerst danken müssen: "Gepriesen seist Du, o Gott, König
der Welten, der Du hervorspießen läßt das Brot aus der Erde." Hier
sehen wir, unsere Aufmerksamkeit kann nicht nur auf das Brot als
solches gerichtet bleiben, sondern muß sich auf Den richten, der es
hervorstießen ließ. Früher aßen die Menschen, um zu leben, heute leben
sie, um zu essen. Ja, was bedeutet überhaupt noch die Einnahme einer
Speise? Bei den Alten ließ sich diese Frage mit der Formel beantworten:
Die im Dienste Gottes verbrauchte Energie durch die in der Speise
enthaltene Energie Gottes für neuen Dienst im Weinberg des Herrn zu
ersetzen.
Also, hierbei sehen wir, die Einnahme von Speisen ist in gewissem Sinne
Gottesdienst, soll Gottesdienst sein, nicht etwa nur die Stärkung
unseres physischen Leibes oder die Befriedigung der Sinne. Unser ganzes
Leben scheint hier seinen Anfang genommen zu haben, das sich als ein
unaufhörlicher Dienst für Gott, also Gottesdienst erweist.
Wenn wir die Heilige Schrift in die Hand nehmen, lesen wir: "Es gibt
für den Menschen nichts Besseres, als sich zu freuen und Gutes zu tun
in seinem Leben." Wir können unsere Lebensaufgabe jedoch nur dann
erfüllen, wenn Gott uns hilft, z.B. der Heilige Geist, um dessen
Beistand wir ebenfalls bitten müssen, mit dessen Kraft allein wir diese
Aufgabe bewältigen können. Inbrünstig müssen wir uns an Ihn wenden und
flehen, Er möge Sein Licht und Seine Kraft über uns kommen lassen und
uns durchdringen, damit wir dieses Licht vollständig in uns aufnehmen,
um es wieder ausstrahlen zu können. Und wenn wir das wirklich tun,
werden die Gaben des Heiligen Geistes sich über uns ergießen: Weisheit,
Kraft, Stärke, Kunst, Frömmigkeit, Gottesfurcht. Dann werden sich auch
die Früchte dieser Gaben einstellen und zwar: Langmut, Milde, Güte,
Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. An ihnen werden wir erkennen,
inwieweit wir wirklich Christen sind, inwieweit sich Christus durch uns
dieser Welt offenbart - und das ist die Predigt, die heutige Predigt,
die wir der Welt bringen sollen: Die Botschaft der Lehre Christi, durch
unser eigenes Leben und in Ihm verwirklicht.
Im Buche der Sprüche lesen wir: "Was auch über den Menschen kommen mag,
nie soll er dauernd traurig sein; denn ein jeder Mensch weiß, daß
denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht." Auch das scheinen
wir vergessen zu haben. Es gibt - wie ich schon erwähnte - nichts
Besseres im Leben des Menschen, als sich zu freuen und Gutes zu tun.
Nun möchte ich an Euch die Frage richten: "Ja, was ist denn eigentlich
die Freude? Wann freuen wir uns wirklich?" - Die Freude ist das Erleben
der Vollkommenheit. Wir werden etwas Merkwürdiges feststellen: der
freudenvollste Augenblick im Leben des göttlichen Heilandes war^der,
als Er unter unsagbaren Schmerzen am Kreuze für uns sterbend die Worte
ausgerufen hatte: "Es ist vollbracht!" Wir haben in der Regel einen
Überschuß an irdischen Gütern, und trotzdem freuen wir uns selten. Die
wahre Freude ist in der Tat ein seltenes Ereignis in unserem Leben
geworden. Ja weshalb? Weil wir so wenig Vollkommenheit besitzen. Da
müssen wir einmal - ich sage ausdrücklich: wir, d.h. auch mich
eingeschlossen - unser Gewissen erforschen. Wie sieht es denn wirklich
mit mir aus? Kann ich von meinen Gedanken sagen, daß sie wirklich
Gedanken Jesu Christi sein können? Sind die Worte, die ich ausspreche,
so durchdacht, daß sie Worte Christi sein könnten, und sind meine
Handlungen dergestalt, daß sie von Christus hätten getan werden können?
Sollte ich nicht vorher immer an den Heiland herantreten und Ihn
bitten, Er möge mir andeuten: "Würdest Du so denken, wie ich denke?
Würdest Du so reden, wie ich rede, bzw. das sagen, was ich entweder
sagen will o'der was ich bereits,gesagt habe ? Würdest Du das tun, was
ich getan habe?" - Meine lieben Christen! Ist denn das so schwer? Wir
werden noch sehen, daß es mit uns ein schlimmes, sehr schlimmes Ende
nehmen wird, wenn wir uns nicht bekehren.
Wir wollen hier an dieser Stelle noch eine andere Frage anschneiden:
Wie schaut es im Volke aus, in den verschiedenen Staaten, in der
Gesellschaft? Sind sie in einer solchen Verfassung, daß man zufrieden
sein kann? Es sei mir erlaubt, hier eine Episode aus dem Ersten
Weltkrieg einzuflechten. Mein Freund, ein alter Arzt, der leider schon
gestorben ist, erzählte sie mir. Sie spielte sich ab an der russischen
Front. Da standen Österreicher und Russen - tiefgläubig beide Parteien
- gegenüber. Es war Gründonnerstag nach dem russischen Kalender. Da,
plötzlich wurde im russischen Schützengraben eine weiße Flagge gehißt,
es kam eine Deputation von russischen Offizieren, man reichte Salz und
Brot und forderte für den kommenden Karfreitag Waffenruhe mit der
Begründung, es gezieme sich nicht, an jenem Tage, an dem man daran
gedenke, daß Christus sein Blut für uns vergossen hat, das Blut der
Christen zu vergießen. Die Österreicher nahmen die Waffenruhe an. Am
Karfreitag herrschte also in beiden Lagern Ruhe. Am Karsamstag hat man
aber dann auf beiden Seiten das nachgeholt, was man am
Karfreitag'versäumt' hatte, und da fielen Tausend und Abertausend.
Nietzsche macht sich an einer Stelle lustig über die Christen, und
leider mit einem gewissen-Recht: Die Erlösten sollten erlöster sein,
sagt er. Da richte ich an Euch die Frage: Was ist denn eigentlich die
hl. Messe? Die hl. Messe ist die Vergegenwärtigung und Erneuerung des
Opfers Christi am Kreuze. Bei der hl. Messe wird der Kalvarienberg vor
unser inneres Auge versetzt, und wir sehen, daß es eigentlich nicht nur
einen einzigen Karfreitag im Jahr gibt, sondern soviele, wie Tage," an
denen die hl. Messe gefeiert wird. Infolgedessen haben wir nicht einen
Karfreitag im Jahr, sondern 365 (oder 366). Und wenn es sich nicht
geziemt, an dem einen Karfreitag das Blut der Christen zu vergießen,
ist es dann erlaubt, es an den anderen zu tun? Im "Hamlet" läßt
Shakespeare seinen Titelhelden sagen: "Es ist etwas faul im Staate
Dänemark!" Und auch wir müssen feststellen: "Es ist etwas faul in
dieser Welt, der sog. christlichen Welt!"
Jeder Kaufmann, jeder Unternehmer muß Inventur machen und Bilanz
ziehen, und das müssen wir auch, solange wir noch Zeit dazu haben. Wie
sieht nun die Bilanz des 20. Jahrhunderts aus? 2oo Millionen Tote,
direkte und indirekte Opfer der Kriege und der Konzentrationslager auf
der ganzen Welt. Wir dürfen nicht bloß die in Betracht ziehen, die auf
dem Feld gefallen sind oder in den KZ's ums Leben kamen, sondern auch
die, welche an den Folgen gestorben sind. Fast ebenso viele Krüppel
gehören zu dieser Bilanz, dazu ein Meer aus Blut und Tränen, ein
moralischer Sumpf, in dem kein gediegener Charakter mehr aufwachsen
kann. Eine traurige Bilanz! Und ich frage Euch: wo habt Ihr heute Eure
Kinder? Wo sind sie? Was wissen sie? Was habt Ihr ihnen beigebracht?
Ihr werdet eines Tages, wenn Euch das noch gewährt wird, Rechenschaft
ablegen müssen!
Im Jahre 1917 ermahnte die Mutter Gottes die Welt durch den Mund von
drei kleinen Kindern zur Buße. Die Botschaft, in Kürze, lautete: "Nehmt
es ernst, sonst wird mit euch Ernst gemacht. Wenn ihr euch bekehrt,
dann wird sich auch Rußland bekehren, wenn nicht, wird Rußland euch
'bekehren', ideologisch; und wenn es sein sollte, auch mit
Waffengewalt." Als die kleine Hyazintha, eines dieser drei Mädchen, im
Sterben lag, fragte sie der behandelnde Arzt: "Ja, was hat eigentlich
die Mutter Gottes gesagt?" Darauf antwortete das Kind: "Sie hat gesagt:
'Ich bin gekommen, euch zu warnen, damit ihr Gott, der sowieso schon
genug gelästert wird, nicht noch mehr lästert. Wenn ihr euch bekehrt,
endet der Krieg, wenn nicht, die Welt." Damals, während des Ersten
Weltkrieges, hatte die Mutter Gottes darauf aufmerksam gemacht: "Wenn
ihr euch bekehrt, nimmt der Krieg ein Ende; wenn nicht, wird bald ein
zweiter kommen, viel schrecklicher als der jetzige. (N.b. wir wissen,
er ist gekommen.) Aber wenn ihr selbst dann nicht zur Vernunft kommen
werdet, dann werden Wissenschaftler an neuen Waffen arbeiten und solche
erfinden, daß durch sie ein Drittel der Menschheit in wenigen Sekunden
vernichtet werden kann." So etwas konnten sich drei kleine Analphabeten
nicht einfach ausdenken! Aber die Botschaft geht noch weiter: "Und wenn
ihr euch nicht bekehrt, dann werde ich gezwungen sein, die Hand meines
Sohnes fallen zu lassen, und dann wird Er die Welt schwerer strafen als
es bei der Sintflut geschah. Feuer und Qualm werden über diese Erde
fallen, das Meer wird verdunsten, Millionen von Menschen werden sterben
von einer Sekunde zur anderen. Und diejenigen, die übrig bleiben,
werden die beneiden, die gestorben sind." Das war die Botschaft der
Mutter Gottes. Gibt es da überhaupt noch Hilfe?
Meine Lieben! Wir haben einen Weg betreten, der falsch ist. Leider
wollen wir es nicht einsehen. Wir reformieren alles mögliche, nur das
nicht, was wir reformieren sollten: uns selbst! Werden wir so
weitermachen wie bisher, müssen wir die Folgen tragen. Wir haben darauf
aufmerksam gemacht, daß wir alle unvollkommen sind. Gibt es nun da noch
Hilfe? Der liebe Gott weiß es. Er sieht unseren guten Willen. Wie
unvollkommen unsere Lebensäußerungen auch sein mögen, Er ist imstande,
sie zu vervollkommnen, ja, sie sogar zur Vollkommenheit reifen zu
lassen. Da bleibt uns nichts übrig, als bei Ihm Hilfe zu suchen.
Hier möchte ich auf eines hinweisen: wo und in welchen Umständen wir
uns auch befinden mögen, wiederholen sich drei wesentliche Momente, die
den drei Hauptteilen der hl. Messe entsprechen: da ist zunächst die
Darbringung des Opfers, die Verwandlung und Verinnerlichung unserer
Bindung an Christus. Wir werden sehen, daß der Altar und der Alltag so
miteinander verknüpft sind, daß der Altar ohne den Alltag und der
Alltag ohne den Altar nicht getrennt existieren können und für sich
keinen Sinn haben.
Wo wir auch sind, in der Kirche, auf dem Feld, im Hörsaal der
Universität, in der Fabrik, immer und überall stehen wir auch zugleich
durch den Priester bei Christus am Altar, um
unser'Lebensopfer'darzubringen. Die 'hl. Messe' unseres Lebens hat
begonnen bei der hl. Taufe. Bei ihr erklang zum ersten Mal unser
"Introibo ad altare Dei" ("Ich trete hin zum Altar Gottes"). Dies
dauert mein ganzes Leben an. Die letzten Worte, die ich aussprechen
werde, sollten sein: "Meine Freunde, ite, missa est; geht, die Messe
meines Lebens ist beendet." Die hl. Messe ist also kein bloßer Überbau,
der eventuell sein könnte. Und wenn es ihn nicht gäbe, würde das nichts
ausmachen. Nein! Ohne die hl. Messe - erlebt von uns und gelebt von uns
-, hat unser Leben in der Tat keinen Sinn. Ihr seid hierher zur Kirche,
zur hl. Messe gekommen. Was habt ihr mitgebracht? Wozu seid ihr
gekommen? Was wollt ihr eigentlich hier? Wozu steht dieser Altar hier?
Er ist dazu da, damit ihr eure Lebensäußerungen auch wirklich
darbringen könnt, damit sie verwandelt werden können in die Blumen und
Blüten der Tugenden und guten Werke, die in unserem Herzen aufblühen
sollten. Die ersten Christen brachten Brot und Wein. Im Brot brachten
sie neben den Gaben Gottes - das Brot ist ja, wie wir gesehen haben, in
erster Linie eine Gabe Gottes - auch ihre Arbeit dar. Sie brachten so
zum Ausdruck, daß auch all ihre Lebensäußerungen hier dargebracht
werden sollen: im Brot ihre Arbeit, im Wein ihr Leid.
Was in der Kirche geschieht, soll auch zu Hause geschehen. Ich soll zu
Hause auch immer und überall ein Kreuz vor Augen haben und mir sagen:
"Hier, in diesen Räumen, spielt sich die 'Messe' meines Lebens ab. Da
bringe ich dar die Äußerungen meines Lebens: "Suscipe, s·nete pater",
"Empfange, heiliger Vater, diese Gaben, meine Gedanken, Worte und
Werke." Das ist doch nicht so schwer, sich das ins Gedächtnis
einzuschreiben. Wenn wir das wirklich tun wollen, dann frage ich euch:
."Was sollen wir nun eigentlich hingeben? Was sollen wir darbringen?
Was habt ihr heute mitgebracht?" Die Antwort ist sehr leicht: alles.
Was-bleibt dann euch? Nichts!? Etwas doch: ein Grund zur Freude!
Wenn-ich gesagt habe: "Alles", dann-heißt das, daß wir auch die
Beweggründe für unsere Trauer, die Anlässe für unseren Zorn mitbringen
sollen. Nichts darf bei uns zurückbleiben, außer dem berechtigten Grund
zur Freude.
Wenn wir nun auf das, was wir gesagt und erörtert haben, zurückblicken,
dann müssen wir sagen, daß der Tag eines Christen stets mit Gewinn
enden muß, nie mit Verlust. Da möchte ich euch einen guten Rat geben:
abends, bevor ihr die Gewissenserforschung macht, müßt ihr euch die
Frage stellen: "Was soll aus all dem Gutes erwachsen? Weshalb hast Du,
o Herr, dieses oder jenes zugelassen? Was hast Du mit all dem
beabsichtigt, was sich heute zugetragen hat?"Denen, die Gott wirklich
lieben, gereicht alles zum Guten. Und wie kann man dann noch traurig
oder zornig sein als Christ? Da stimmt dann etwas bei mir nicht, nicht
bei dem anderen, auf den ich hinweise. Ich, nur ich bin schuldig.
Zum Schluß möchte ich noch auf etwas hinweisen. Die hl. Wandlung
findet, wie ich angedeutet habe, an jedem Ort statt. Die Engländer
haben ein schönes Gebetbuch: "The Garden of the Soul's" ("Der Garten
des Herzens"). In der Tat soll das Herz eines jeden Menschen ein Garten
des Himmels sein. Eine solche Wiese ist voller Pracht. Da haben wir
unzählige weiße Gänseblümchen. Vor nicht all zu langer Zeit waren es
Schneeglöckchen, Himmelsschlüssel, blaue Vergißmeinnicht, violette
Veilchen, rote Nelken, das ganze Meer von Blumen, die-Pracht der
Farben... und doch muß ich sagen, keine Frühlingswiese mit all ihrer
Herrlichkeit und Pracht ist so schön wie ein Herz, das sich Gott
dargeboten hat und das alle Äußerungen, die es verrichtet, die
Schritte, die Bewegungen der. Hand, Ihm aufgeopfert'hat - und Gott hat
sie verwandelt in die Blumen und Blüten der Tugenden und der guten
Werke. Und da kann ich immer und unter allen nur
denkbaren Umständen, 'ja unter den schrecklichsten und scheinbar
aussichtslosesten, schlußendlich mit meinem Heiland, der auf mich in
meinem Herzen wartet, lustwandeln in den goldenen Strahlen der Liebe
Gottes, inmitten dieser duftenden Blüten der Tugenden und guten Werke
und hier endlich das finden, wonach wir uns Tag um Tag, ja jede Stunde
so sehr sehnen: Freude und Frieden.
Amen.
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