KAPITEL I:
DAS ILLUSIONÄRE IM SOG. „GEISTLICHEN (KIRCHEN)AMT“
UND DESSEN HEUTIGE ANMASSUNG IM KIRCHLICHEN BEREICH
Als Jesus Christus, der Herr, am Abend vor seinem Schauder erregenden
Tode, der Ihm wissentlich und willentlich vor Augen stand, im sog.
Abendmahlssaale in dem Er weder ein „Herrenmahl“ noch eine
„Eucharistiefeier“ zu veranstalten hatte zu Seinen erwählten
Aposteln, ausschließlich des Judas Iskariot, sprach: „Tut dies (wann
auch immer Ihr dies tut) zu meinem Gedächtnis“, d.h. zu einer
wirklichen Erinnerung und zu einem wahren Angedenken an Ihn, da
ereignete sich und geschah etwas ganz Außergewöhnliches und
Außerordentliches, das noch nie dagewesen war. Weiß man das eigentlich
noch oder glaubt (meint) man nur, das zu wissen? Wir haben hier mehr
als nur Zweifel, und was uns kein gläubiger Mitchrist verübeln sollte.
Denn wir kennen die unter Klerikern und Laien weit verbreitete
Unwissenheit in dieser Sache, aber auch deren Ursachen und Gründe, die
ebenfalls nicht erst neueren Datums sind, sondern schon ziemlich weit
zurückliegen. Darum ist es ja auch so schwierig, einen
allgemeinverständlichen Einstieg in ein schwerwiegendes Problem zu
finden und zu vermitteln, das kaum noch deutlich genug gesehen und
nicht selten sogar völlig übersehen wurde. Der erste obige Satz in
seiner gedanklichen Perspektive enthält bereits einen kleinen Hinweis
darauf.
Man kann getrost davon ausgehen, daß die Apostel (die „Zwölf“), obwohl
sie weder hochgestochene Theologen noch dumme Naivlinge waren, genau
verstanden haben, welche tiefere Bedeutung dieses „Tut dies...“ hatte
und was sein eigentlicher Sinn war, da ihnen nach langer Belehrung
durch den Geist Christi auch und sogar die Gnade gegeben worden war,
die Geheimnisse Seines Reiches und andere Heilsmysterien zu erkennen
und zu verstehen. Den Aposteln war es durchaus klar, worum es jetzt
ging und daß es sich nunmehr um einen ausdrücklichen Befehl und um eine
strenge Verpflichtung handelte, der sie nach dem Tode des Herrn werden
nachkommen müssen, gleichgültig, ob sie als besondere „ministri sacri
Jesu Christi“ dies nun wollen oder nicht. Der göttliche Menschensohn
tat nie etwas Sinnwidriges oder gar Unnützes und redete niemals 'nur so
daher'; denn Sein Wort war immer wahr und „voll Macht“ (Lk 4,32), was
im übrigen allen bekannt war, die Ihn hörten und mit Ihm Umgang
pflegten. Damit erhob sich aber an diesem denkwürdigen Abend von seiten
der Apostel auch die bedrückende Frage: wie sie dies wohl tun könnten,
da sie dazu von sich aus doch völlig unfähig wären? Zumindest das wird
ihnen bewußt geworden sein. Denn es handelte sich ja nicht um irgendein
Tun, zu dem ein jeder Mensch fähig wäre, sondern um ein einzigartiges
und besonderes Tun, zu dem kein Mensch auch nicht der
heiligste fähig ist, da er eine solche Macht (potestas) und
Gewalt (vis) gar nicht besitzt. Es ist heutzutage vergeblich, darauf zu
hoffen, daß diese Tatsache den hochmütigen Leuten im 'geistlichen Amt'
noch zu Bewußtsein kommen könnte. Daran nämlich hindert sie die
„caecitas et hebetudo mentis“ (die Blindheit des Geistes und die
Erschlaffung des Intellekts), eine im übrigen typische Auswirkung von
Häresien. Dagegen aber kann ein Mensch von sich aus gar nichts mehr
tun, worauf schon der hl. Paulus einmal hingewiesen hat.
Es werden jedoch schon damals einige von den Aposteln aufgrund einer
einfachen Überlegung da sie ja mit Vernunft begabte Menschen
waren sicherlich aus dem „Tut dies...“ den richtigen Schluß
gezogen haben, nämlich: wenn der Herr uns jetzt dies zu tun befiehlt
und verpflichtend vorschreibt, dann weiß Er doch, dem nichts verborgen
war und blieb, daß wir dies gar nicht tun können..., es sei denn, Er
gibt uns jetzt durch Sein untrügliches Wort in Verbindung mit einer
besonderen Gnade zugleich auch die Macht, eine reale
geistigübernatürliche (= geistliche) Macht (potestas spiritualis
Ordinis), Seinem Willen adäquat entsprechen und Seinen Willen wirklich
vollziehen zu können. Diesen Schluß werden einige von den Aposteln
sicherlich gezogen haben, vor allem aber diejenigen, auf die das Wort
Christi zutraf: „Auch ihr seid rein, aber nicht alle (von euch)“ (Joh
13,1o). Im übrigen werden alle Apostel dieses sie selbst
unterscheidende Wahrheitswort gewiß nicht überhört haben. Aus einer
solchen Unterscheidung Christi hinwiederum folgt, daß ein „Nicht –
reiner“ dem „Tut dies...“ niemals entspricht und nachkommen kann.
Vielmehr wird er noch die „Tiefen Satans“ kennenlernen (Offb 2,24), und
zwar sowohl er selbst als auch diejenigen, die an seinem Tun
partizipieren. Durch den im Worte "Tut dies..." liegenden Befehl und
die Verpflichtung machte, beorderte, beförderte und erhob der göttliche
Menschensohn elf Männer, die Er vorher schon aus der Gruppe Seiner 72
Jünger (discipuli) zu Aposteln berufen hatte, zu besonderen Dienern
(ministri sacri) Seiner Selbst und Gottes und machte sie dadurch
zugleich im wahrsten Sinne des Wortes zu Instrumenten Seines heiligen
Willens aber dadurch weder zu willenlosen oder toten
(materiellen) Instrumenten noch zu sog. "theokratischen Personen", etwa
nach Art des Aaron oder Kaiphas.
Es ist notwendig, in dieser Sache klar zu sehen und sie nüchtern zu
betrachten, um nicht illusionären Mystizismen zu verfallen, die sich
sehr leicht einschleichen. Darum war und ist es auch grundfalsch,
diesen Aktvollzug Christi im Abendmahlssaale als Priester'Weihe' zu
bezeichnen, da keine rituelle, geschweige denn zeremonielle "sacra
ordinatio" (heilige Weihehandlung) stattfand, ganz abgesehen davon, daß
so etwas auch höchst überflüssig gewesen wäre. Denn es benötigte
Christus als der HERR und das HAUPT Seiner Kirche (die damals bereits
existierte) für die Spendung eines Sakramentes, das nur ein reales
GnadenMittel ist, weder eine sinnlich wahrnehmbare Sache (res
sensibilis) noch eine sinnlich wahrnehmbare Handlung (actio sensibilis
vel corporalis), da einzig und allein Sein göttliches MachtWort
genügte, um das zu bewirken was es bezeichnete wie auch viele der
vollbrachten Wunder bezeugen.
Der göttliche Menschensohn hat keinem Apostel „die Hände aufgelegt“
oder irgendwelche "Instrumente überreicht", um vermittels solcher Dinge
das sakramentale Priestertum des Neuen Gesetzes zu konstituieren. Im
Gegenteil! Er vermied nun gerade jegliche rituelle Handlung, und zwar
deswegen, um nicht mit Moses verwechselt zu werden oder mit ihm auf die
gleiche Stufe gestellt zu werden, da dieser ja bereits im Auftrag
Gottes von einer Handauflegung zu bestimmten Zwecken Gebrauch gemacht
hatte. Man darf sich in Sachen geistliches Amt nicht durch falsche
Perspektiven und nebensächliche (neben der Sache liegende)
Bestimmungen, die die Übertragung einer „potestas spiritualis“
verdunkeln und sie schließlich eliminieren, in die Irre führen lassen.
Christus hat die bereits zu Aposteln berufenen zwölf Männer im
Unterschied zu denen, die Er zu Jüngern berufen hatte weder
ordiniert noch konsekriert und ihnen also auch keine heiligen Weihen
erteilt, sondern Er hat elf von ihnen ohne Ansehen der Person durch ein
und Sein schöpferisches Macht Wort „Tut dies...“ zuerst zu
„ministri sacri“ kreiert und ihnen gleichzeitig eingeschärft und
kundgetan: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht
größer als sein Herr ( ... ). Wenn ihr das wißt, so seid ihr
selig, wenn ihr danach handelt. (Aber) Nicht von euch allen rede
ich. Ich weiß, wen ich erwählt habe" (Joh 13,, 16-18). „Ihr seid meine
Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch
nicht mehr Knechte; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut, euch
aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater
gehört, euch kundgetan habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern
ich habe euch erwählt und euch (dazu) bestimmt, daß ihr hingeht und
Frucht bringt ( ... )“ (Joh. 15,1416). Außerdem aber eröffnete Er ihnen
noch folgerndes, was man leicht übersieht: „Ich habe euch noch vieles
zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen“ (Joh.16, 12);
verwiesen wird auf die Zeit nach Seiner Auferstehung vom Tode.
Somit dürfte bereits einiges von dem deutlich werden und erfaßt werden
können was unter dem Begriff der „ministri sacri“ zu verstehen ist.
Schon das im Alten Bund von Gott befohlene und von Moses eingesetzte
Priestertum des Alten Gesetzes war ein sehr erhabenes, ein über der
rein natürlichen Ordnung liegendes und sogar pompöses, eine wahre „res
sacra“ höherer Ordnung. Dies jedoch hinderte bereits den Aaron nicht,
es brutal und bis zur Gotteslästerung zu mißbrauchen, worüber dann
Moses in Zorn geriet und am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.
Dennoch aber war dieses Priestertum noch keine „res sacra et sancta“,
kein in seinem Wesen übernatürlicher und sakramentaler „Ordo“, d.h. ein
SeinsGefüge besonderer Art im „Cultus Dei“.
Nun aber hatte der göttliche Menschensohn das Sakrament des
Priestertums oder des neuen Ordo erstaunlicherweise, aber höchst
sinnvoll, nicht in einem einzigen Akt gespendet, sondern in zwei Akten
vollzogen und es gleichsam in zwei Teile aufgeteilt, die erst
zusammengenommen ein Ganzes ausmachen, ein „totum essentiale“. Dabei
lag der erste Akt kurz vor seinem Tode, hingegen der zweite bald nach
seiner Auferstehung, was eine sehr tiefe Bedeutung hat. Dies zeigt sich
bereits darin, daß vor dem ersten Akt der Apostel Judas Iskariot noch
anwesend war; beim zweiten Akt jedoch fehlte nicht bloß dieser
Verräter, der sich inzwischen sogar an einem Strick aufgehängt hatte,
sondern auch der Apostel Thomas, der „ungläubige“ (Joh 20, 24), der es
im stillen immer noch nicht für wahr gehalten hatte, daß der göttliche
Menschensohn von den Toten auferstehen werde und bereits auferstanden
war. Darum der spätere Vorwurf Christi mit Einschluß einer Belehrung:
„Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt; selig, die nicht sahen
und doch glaubten“ (Joh 20,29).
Es ist mehr als merkwürdig, wenn heutzutage generell der nämliche
Sachverhalt: „zwei Akte (actus; nicht: actiones), aber nur eine Sache“
in der Konstitution (inneren Begründung) des sakramentalen
Priestertums, das keine „res simplex“ ist, entweder überhaupt nicht
mehr gesehen und erfaßt oder ständig verdunkelt wird, so daß
schließlich auch nicht mehr gewußt wird, was es mit dem besonderen
Priestertum von „ministri sacri“ Jesu Christi auf sich hat. Auch die
damit verbundenen Illusionen und Mystizismen sind Legion. Die
Einsetzung des allerheiligsten (sanctissimum) Altars Sakramentes
ist die eine Sache; die Einsetzung des „sacramentum Ordinis“, die ohne
eine rituelle Handlung geschah, aber ist etwas ganz anderes. Denn sie
begann mit dem MachtWort „Tut dies...“ und endete damit, daß der
auferstandene göttliche Menschensohn Seine Apostel (aber nur zehn von
ihnen, nicht die „Zwölf“) „anhauchte“ ein nur symbolisches
Wahrzeichen für eine göttliche Lebensspendung „von oben“ und
wiederum imperative sprach: „Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ihr
die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen; und welchen ihr sie
behaltet, denen sind sie behalten“ (Joh 20,22f.). Vom später gläubig
gewordenen Apostel Thomas kann man annehmen, daß ihn Christus sozusagen
"nachgeweiht" hat.
Außerdem darf man nicht vergessen, daß mit diesen zwei Akten im
„sacramentum Ordinis“ untrennbar verbunden ist das aufschlußreiche
Mahnwort Christi an die Apostel als „ministri sacri“: „Ohne mich könnt
ihr nichts tun“ (Joh 15, 5). Dieses Wort bezieht sich nicht bloß auf
einen immer möglichen Hochmut eines Erwählten und Dieners Christi. Im
übrigen darf man sich die von den Jüngern abgesonderten Apostel nicht
als 'heilige Männer' mit Heiligenschein vorstellen. Denn sogar im
Abendmahlssaale fingen sie wieder einmal an, sich untereinander zu
streiten, „wer von ihnen als der Größte gelte“, woraufhin sie Christus
in ihre Schranken verwies und ihnen bedeutete: „Die Könige der
Heidenvölker spielen den Herrn über sie und die Gewalthaber lassen sich
'gnädige Herren' nennen. Ihr sollt nicht so sein; sondern der Größte
unter euch werde wie der Kleinste und der Gebietende wie der Dienende“
(Lk 22, 25 f.). Das wird einigen von ihnen ganz und gar nicht gepaßt
haben.
Vielleicht wird man nach dem oben Dargelegten jetzt auch besser
verstehen, worauf sich der hl. Paulus bezog, als er den streitsüchtigen
Korinthern und ihren aufgeblasenen Lehrmeistern im geistlichen Amt
schrieb: "So halte man uns (d.h. nur uns, die erwählten Apostel) für
Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Von Verwaltern
aber wird gefordert, daß einer treu erfunden werde. Mir aber liegt
wenig daran, von euch oder von einem menschlichen Gerichtstag gerichtet
zu werden; ich richte mich nicht einmal selbst. Denn wer gibt dir einen
Vorrang? Was hast du, daß du es nicht empfangen? Gott hat uns Apostel
als die Allergeringsten hingestellt, wie solche, die zum Tode bestimmt
sind; denn zum Schauspiel sind wir geworden der Welt, den Engeln und
Menschen" (1 Kor 4, 13, 7, 9). Nur aufgrund eines sakramentalen
Priestertums konnten die Apostel besondere Diener Christi und echte
Verwalter Seiner und Gottes Heilsmysterien sein. Denn „mit dem Wechsel
des Priestertums erfolgt ja notwendig ein Wechsel des Gesetzes“ (Hebr.
7, 12).
Das sog. „geistliche Amt“ (in der Kirche, nicht außerhalb derselben),
von dem schon lange Zeit viel geredet, aber wenig oder gar nichts mehr
gewußt wird, weil man nicht mehr weiß, was es mit der „potestas
spiritualis“ auf sich hat, ist weder irgendein 'Priesteramt' noch ein
'amtskirchliches' Verwaltungsamt eines 'Geistlichen' noch irgendein
'priesterliches Dienstamt', sondern ein spezifisches sakrales Dienst –
„Amt“ (officium sacrale) öffentlicher Natur im besonderen, ja sogar ein
gewisser Hinsicht abgesondertes sakramentales Priestertum, das schon
von Anfang an nichts mehr mit dem mosaischen Priestertum des Alten
Gesetzes bzw. dem des Aaron und seiner Söhne zu tun hatte, da dieses
von Christus im doppelten Sinne des Wortes „aufgehoben“ worden ist
(„translatum est“, so lehrte schon das Konzil von Trient). Es ist daher
auch unwahr, grundfalsch und absurd, wenn das Vatikanum 2 'lehrt' –
„Jesus (!) der Herr“ hatte „unter den Gläubigen“ die von Christus
zu Jüngern berufenen Männer fallen völlig unter den Tisch "einige
zu amtlichen Dienern eingesetzt, die in der Gesellschaft (gemeint:
Gemeinde) der Gläubigen ( ... ) auch das priesterliche Amt öffentlich
vor den Menschen (!) im Namen Christi verwalten sollten.“ (Dekret
„Presbyterorum Ordinis“, Kap. I, Nr.2). Von einem Tun und Handeln „in
persona Christi“, des göttlichen Menschensohnes, ist hier gar nicht
mehr die Rede. Daran ändert sich auch nichts, wenn es später heißt, daß
das Priestertum der Presbyter durch ein eigenes oder außerordentliches
(peculiaris) „Sakrament“ „übertragen“ wird, wodurch die Presbyter durch
einen besonderen Charakter „gezeichnet“ (signantus) werden und so „dem
Priester Christus gleichförmig gemacht wer den“, so daß sie dann „in
der Person des Hauptes Christus“ handeln können. Das klingt nur
kirchlichkatholisch, ist es aber nicht, da alle wesentlichen Begriffe
verunklart werden. Als Stütze für solche 'Lehren' aber bezog man sich
dann noch auf den hl. Augustinus und auf ein bestimmtes Kapitel in
seinem Buche über den „Gottesstaat“, wo darüber allerdings überhaupt
nichts zu lesen ist. Denn dort behandelt Augustinus ganz etwas anderes,
nämlich das „wahre und vollkommene Opfer“ des Hohenpriesters Christus
und der Kirche sowie das „Sakrament des Älteres''.
Aber so machte es eben dieses 'heilige Konzil', um die Gläubigen zu
täuschen und hinter's Licht zu führen. Solche Beispiele lassen sich bei
allen Konzilstexten beliebig vermehren. Es gehört auch ein
unglaublicher Hochmut dazu, einem so etwas anzubieten und zuzumuten.
Alle Kleriker, die vom 'neuen Priestertum' (Presbyterat) des Vatikanums
2 begeistert waren, haben dies alles widerspruchslos geschluckt und
zudem noch gleichzeitig ohne Gewissensbisse die hl. Messe zelebriert
und Sakramente gespendet. Diese geistlichen Amtsträger hatten bereits
den Teufel zu ihrem geistigen Nährvater und 'Spiritual'. Nicht selten
konnte man dies sogar an ihren Früchten erkennen, einschließlich des
immer größer werdenden Mangels an intellektueller Spiritualität. Alle
redeten sie von dem neuen 'Dogma' „Dialog“ oder auch „Heilsdialog“,
gleichgültig, mit wem oder was; aber keiner dieser Geistlichen und
Würdenträger wußte genau, was das ist. Man muß sich daran erinnern,
wenn das leere Wort vom „geistlichen Amt“ auftaucht und sein Unwesen
unter den Gläubigen treibt.
Christus hat kein „geistliches Amt“ in der Kirche geschaffen oder
gestiftet, keine 'heilige Planstelle' für kirchliche Verwaltungsbeamte
mit differenziertem Monatsgehalt, sondern Er hat zuerst und zunächst
die von Ihm erwählten elf Apostel zu „ministri sacri“ gemacht und ihnen
dann allein durch Sein Wort und aus reiner Gnade das sakramentale
„officium sacerdotale“ übertragen bzw. verliehen durch Einsetzung und
gleichzeitigen Vollzug (in zwei Akten) des „sacramentum Ordinis“, einer
wahren „res sacra et sancta“. Darum lehrte das Konzil von Trient
(Dogma): „Wer sagt, der (priesterliche) Ordo oder die sacra ordinatio
sei nicht ein wahres und eigentliches, von Christus dem Herrn
eingesetztes Sakrament, sondern ein menschliches Machwerk, von Männern
ausgedacht, die nichts von kirchlichen Dingen verstanden, oder sie sei
nur ein gewisser Ritus, um Diener des Wortes Gottes und der Sakramente
auszuwählen, der sei ausgeschlossen.“ (Sessio XIII., can. 3.)
Hier bekommt man fast den Eindruck, als sei dieses Dogma erst gestern
formuliert worden. Im übrigen hat ein kirchlicher „ritus sacralis“, der
von der aposto lischen Ecclesia Romana gebraucht und vollzogen wird,
nichts zu tun mit einer designierten Wahl oder Auswahlbestimmung von
Personen für offizielle Tätigkeiten und Funktionen, denn er ist keine
Wahl oder Auswahlhandlung, sondern ein sakrales und sakramentales
Tun und eine Tathandlung, die einer Person appliziert wird. In einer
solchen Applikation aber wird immer etwas mit etwas objective
verbunden, sei dies nun eine Sache oder eine Person. Bei Zeremonien ist
das nie der Fall, auch wenn es sich um feierliche handelt, die einen
Ritus begleiten, umgeben oder ausschmücken.
Es wäre besser, von einem „geistlichen Amt“ (in einer zudem noch
nebulösen 'Kirche') erst gar nicht zu sprechen, und zwar nicht bloß
wegen der damit verbundenen Verwirrungen, sondern weil die Apostel
davon gar nichts gewußt haben und weil damit schon seit langem der
erfolgreiche Versuch gemacht worden ist, das sakramentale „officium
sacerdotale“, das dem „Ordo Sacerdotii“ zuinnerst liegt, in seiner
Einzigartigkeit zu verdunkeln und aus der Welt zu schaffen, und damit
natürlich auch das von Christus eingesetzte Opferpriestertum bzw. den
„Opferpriester“ des Neuen Gesetzes. Darum redet man ja auch ständig von
einer irrealen und abstrakten „Sakramentalität“ der Ordination, niemals
aber von der sakralen und sakramentalen in concreto, die eben nur in
einem Sakramentsritus verwirklicht werden kann. Wenn heute gläubige
Leute anderen gläubigen Leuten, gleichgültig auf welche Weise, ein sog.
„geistliches Amt“ übertragen, dann besitzen diese überhaupt keine
„potestas spiritualis Ordinis“, weil diese Macht und Gewalt sich nur
durch ein vom göttlichen Menschensohn eingesetztes besonderes Sakrament
vermittelt, und außerhalb desselben dies sei hier noch erwähnt
wirkt auch nicht der Heilige Geist. Das 'geistliche Amt', von dem heute
auch alle ÖkumenismusPropagandisten phantasieren, ist nur eine sich vom
Profanen unterscheidende, aber rein natürliche „res sacra“, aber keine
sich aus dem Profanen heraushebende und hoch über ihm stehende
übernatürliche „res sancta“.
Nun aber müssen wir uns noch mit einem anderen Gedanken befassen, damit
auch die Irrealität des 'geistlichen Amtes' von sog. 'kirchlichen
Amtsträgern' leichter erkannt werden kann. Dazu aber verhilft bereits
eine simple Vorüberlegung. Denn im eigentlichen Sinne gibt es nur im
profanen Bereich Personen, die auch ein 'öffentliches Amt’ (eine „res
publica“, die eine „res sacralis“ ist) verwalten oder ausüben, sei es
hinter dem Schreibtisch sitzend ('Schreibtischtäter') oder auch
sichtbar handelnd wie z.B. Richter und Staatsanwälte, die allesamt
„StaatsDiener“ sind oder zu sein vorgeben. Jeder halbwegs vernünftige
Mensch aber weiß, daß deren Macht und Gewalt nicht „von oben“ stammt,
sondern „von unten“, nämlich vom Volke, das diese Leute ja auch
bezahlt. Es ist darum auch leicht verständlich, daß viele 'Gläubige',
vor allem Protestanten und Sektierer, der felsenfesten Überzeugung
waren und sind das 'geistliche Amt' stamme „von der Gemeinde“. Es ist
überflüssig, sich mit diesem Unsinn, der auch unter manchen Theologen
umhergeistert, zu beschäftigen, zumal das Unsinnige, wie jeder weiß, ja
auch viel weniger gefährlich ist als das Irreale. Im übrigen hat n.b.
das Irreale nichts mit dem Nichtsinnlichen zu tun, da das Reale nicht
mit dem Sinnlichen oder Sinnhaften identisch ist. Darum muß man dann
auch bei einem sakralen Ritus die äußere, sinnlich wahrnehmbare
Handlung von seinem inneren Sinn klar unterscheiden, der immer ein
objektiv realer, intelligibler und final bestimmter ist. Darauf sei
schon hier hingewiesen. Sogar im profanen Bereich ist es gänzlich
unwesentlich, ob ein Richter in wessen Namen auch immer – sein
Urteil feierlich laut oder nur für die Betroffenen hörbar verkündet,
d.h. öffentlich Recht spricht. Das Recht aber ist nichts Irreales.
Viele bemerken dies freilich erst dann, wenn Unrecht gesprochen wird
und es zu spät ist. Ähnlich verhält es sich bei der Ausübung des
’geistlichen Amtes' von 'KirchenDienern', die Christus „Mietlinge“
nannte.
Jesus Christus hatte und hat als der HERR und das HAUPT Seiner Kirche,
die schon von Anfang an eine sichtbare Realität gewesen ist
bestehend aus Aposteln, Jüngern und Anhängern , den erwählten Aposteln
kein 'geistliches Amt' übertragen oder sie in ein solches eingesetzt,
da Er sie weder zu Presbyteri ordinierte noch zu Episkopi konsekrierte.
(Wer das Gegenteil behauptet, möge beweisen, wo, wann oder bei welcher
Gelegenheit dies geschehen sein soll, da es sich diesbezüglich um
„ritus sacrales“ handelt.) Vielmehr hat Christus zehn bzw. elf Männer,
die er Apostel nannte, in zwei unterschiedlichen Akten zu „Sacerdotes
Novae Legis“ auf eine unüberhörbare Weise kreiert und so in Seiner
Kirche und für sie auch ein „sacerdotium visibile et externum“
consecutive (notwendig mitfolgend) instituiert. Darum sprach das Konzil
von Trient hinsichtlich der „res sancta“ des zu verwirklichenden
Sacerdotium nicht bloß von einer „sacra ordinatio“, sondern auch von
einer „divina ordinatio“, um das Übernatürliche zu betonen, das, wie
eben auch der göttliche Menschensohn, über allem Menschenwerk steht.
Alle diese Dinge waren schon seit langem der Vergessenheit
anheimgefallen und werden darum heutzutage nicht bloß von ungebildeten
Katholiken, einschließlich der Kleriker, generell nicht mehr gewußt.
Nun hat es aber in der Kirche Jesu Christi sogar als die Apostel
noch am Leben waren immer schon Leute gegeben, die versuchten,
sich dieses besondere,herausgehobene und einzigartige Priestertum
unrechtmäßig anzueignen, d.h. es zu usurpieren, oder auch es zu
zerstören. Das ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, daß mit
dieser Sache eine besondere Macht und Gewalt notwendig verbunden ist.
Darum wies Christus schon frühzeitig Seine Apostel und Jünger auf diese
nach geistlicher Macht lüsternen „unreinen Geister“ hin, indem Er
belehrend sprach: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch
die Türe (d.i. Jesus Christus) hineingeht in den Hof für die Schafe,
sondern von anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.“
(Joh 10, 1) Indes können diese Leute in Wahrheit nichts wirklich
stehlen und rauben, es bleibt immer nur bei einem Versuch, da Christus
und Seine Kirche nicht identisch sind, Nur naive Gläubige, die es in
jeder Bildungsschicht gibt, halten solche Usurpatoren für Presbyter
oder Episkopi. Es ist darum auch leicht zu verstehen, warum sich
bereits der hl. Paulus genötig sah, seinen Bischof Timotheus zu
ermahnen und zu verwarnen, indem er ihm befahl: „Lege niemand voreilig
die Hände auf und werde nicht (dadurch) an fremden Sünden mitschuldig;
halte dich selbst rein.“ (1 Tim 5,22) Denn auch dadurch wird das
sakramentale Priestertum in seinem Wesen zerstört, so daß es seine
sakrale SinnGestalt verliert und zu einer leeren Hülle wird.
Jeder wache und kritische Katholik, der seinen Verstand noch nicht in
der Sakristei abgegeben hatte, kannte doch diese eigenartigen
'geistlichen Gefäße' und ihre 'salbungsvollen Reden', die manchmal
sogar 'erbaulich und schön' waren, aber dennoch geistig leer. Da war
nichts mehr zu hören von einem „haltet fest am Wort des Lebens“ und
„wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern“ (Phil. 2, 16; 2, 12).
Wie sinnlos und geradezu lächerlich ist es doch, wenn das Vatikanum 2
die großartige Weisheit 'lehrt': „Die Presbyter werden aus den Menschen
(!) genommen und für die Menschen in ihren Anliegen bei Gott bestellt,
damit sie Gaben und Opfer für die Sünden darbringen, (und deshalb auch)
gleichzeitig mit den übrigen Menschen wie mit Brüdern verkehren.“
(Dekret „Presbyterorum Ordinis“ Kap. 1, Nr.3.) Hier kann man nicht mehr
bloß weinen oder lachen. Denn unverschämterweise berief man sich bei
dieser offenkundigen Irrlehre zudem noch auf den hl. Paulus, der jedoch
an der betreffenden Stelle im Hebräerbrief (5, 1) ganz etwas anderes
lehrt und meint. Außerdem hatte Christus im Abendmahlssaale bei Seinem
hohenpriesterlichen Gebet zu Seinem Vater den zu Priestern erwählten
Aposteln indirekt geoffenbart: „Nicht von der Welt sind sie, so wie ich
nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; (denn) dein
(inkarniertes) Wort ist Wahrheit. Ich bitte nicht, daß du sie
wegnimmst von der Welt, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen
(Satan).“ (Joh 17, 16 f.; 17, 15) Bei diesen Worten Christi kann es
einem unheimlich werden, wenn man bedenkt, daß auch das sakramentale
Priestertum des Neuen Gesetzes den Mächten und Gewalten „der Finsternis
und des Bösen“ ausgesetzt ist und bleibt, so daß es dann auch nicht
allzu schwierig ist, sich in seinem 'geistlichen Amt' auf so etwas wie
ein goldenes Kalb oder irgendeinen Sündenbock oder schließlich nur noch
auf sich selbst zu beziehen. Die Irrealität des ’geistlichen Amtes'
läßt eben viele Möglichkeiten offen und eduziert förmlich viele
Illusionen.
Die Apostel haben gewußt, daß ihnen und nur ihnen der Herr ein
Priestertum übertragen und sie zu Priestern kreieren werde. Nur das
„Wie“ (wie dies geschehen sollte) blieb ihnen bis zum Abend vor seinem
blutigen Tode gänzlich verborgen. Dem Judas Iskariot aber gereichte
dies damals zum Verderben.
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