JOHANNES PAUL II. IN MEXIKO
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Elfriede Meurer
Fortsetzung:
V. DIE UNVEEMEIDLICHE BEGEGNUNG MIT JÜDISCHEN VERTRETERN UND DIE ERNEUTE BEKRÄFTIGUNG DER JUDAISIERENDEN IRRLEHRE
In der Apostolischen Botschaft empfing Johannes Paul II. am 9. Mai eine
jüdische Delegation. Durch die im Fernsehen übertragene vollständige
Ansprache des jüdischen Vertreters erfuhren wir, was Wojtyla
seinerseits dazu gesagt hatte. Der jüdische Vertreter gab seiner Freude
über die Begegnung Ausdruck, die, wie er sagte, an einem weiteren
Jahrestag der Erklärung "Nostra Aetate" stattfand, in der man das
jüdische Volk von der Schuld des Gottesmordes freigesprochen hatte. In
seiner Ansprache sagte er außerdem: "Ihre Heiligkeit! Die Gemeinschaft,
der vorzustehen ich das Vorrecht habe und die einen Teil des Volkes von
Mexiko bildet, dankt Ihnen für diese Gelegenheit, zur Festigung der
Beziehungen zwischen Juden und Christen beizutragen. (...) Als Erbe des
Geistes, der 'Nostra Aetate' möglich gemacht hat, und als Kenner der
Bande, die beide Religionen verbinden, haben Sie eine bewundernswerte
Anstrengung gemacht, um den gemeinsamen Punkten Nachdruck zu verleihen,
während Sie erkennen, daß der Weg noch weit und nicht frei von
Hindernissen ist. (...) Die Juden der Sowjet-Union sehen ihre physische
und geistige Sicherheit durch fanatische ultra-nationalistische Gruppen
bedroht. Wir appellieren an Sie, daß Sie intervenieren, damit die
sowjetischen Juden in Frieden leben und in das Land ihrer Vorfahren
einwandern können. (...)Als Höhepunkt der jüdisch-christlichen
Beziehungen würden wir wünschen, daß Beziehungen zwischen dem Vatikan
und Israel möglich wären und die Anerkennung der Unteilbarkeit
Jerusalems, der ewigen Hauptstadt Israels und der Seele des jüdischen
Volkes."
Als er gefragt wurde, was Johannes Paul II. bei seinem Willkommensgruß
ihm seinerseits gesagt habe, sagte er, daß dieser an seinen Besuch in
der Synagoge von Rom erinnert habe; er habe betont, daß die Juden die
älteren Brüder seien und daß wir alle von Abraham abstammten, und er
habe geäußert, er werde für Gerechtigkeit und Gleichheit in der ganzen
Welt kämpfen. Der Inhalt beider Ansprachen von Johannes Paul II. und
dem jüdischen Vertreter ist uns einen, wenn auch kurzen, Kommentar
wert; er ist es auch wert, daß das Thema derselben einer eingehenden
wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen wird.
Wie wir wissen, übertrifft keiner Johannes Paul II. darin haben,
freilich mit dem doch kleinen Unterschied, daß wir Christen Jesus
Christus als den Mensch gewordenen Gott anerkennen, und die Juden ihn
als solchen ablehnen. Nicht der Rede wert! Nach dem Dokument
"Anregungen und Orientierungen zur Anwendung von Nostra Aetate" und den
Folgen seiner Umsetzung in die Praxis (angefangen mit der
judaisierenden Predigt nach dem Vatikanum II) ist es natürlich, daß die
Juden vom neuen 'Vatikan' immer mehr fordern, besonders jetzt von
Johannes Paul II.. Niemand weiß, wie weit sie mit ihren Forderung noch
gehen, und nach soviel Friedensumarmungen, freundlichen Vermittlungen
und der Bildung jener Kommission für die internationalen Beziehungen
zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum ist Wojtyla ihnen
sicher verpflichtet. Die Juden hoffen, und ihre Hoffnung ist nicht
unbegründet, daß die, welche die Machtpositionen in der teilweise von
den Juden selbst an sich gerissenen 'Kirche' besetzen, besonders
derjenige, welcher sich als Papst ausgibt, ihnen mit ihrer falschen,
d.h. illegitimen, aber offensichtlichen und mächtigen Autorität bei der
Konsolidierung ihrer eigenen Macht in der Welt helfen. (...) "Hora est
potestatis tenebrarum." ("Die Stunde der Macht der Finsternis ist
gekommen.") Ihre Stunde ist gekommen, und nur schwerlich wird der
engagierte Johannes Paul II. nicht soweit kommen, wie er sicher weiß,
daß er durch den komplizenhaften Dialog mit den Juden kommen müßte. Die
"fruchtbare Zusammenarbeit", von der er gesprochen hat, wird gewiß
nicht dazu da sein, daß die Juden sich bekehren und bei der
Christianisierung zu betonen, was Judentum und Christentum "gemeinsam"
der Welt mitarbeiten. Wojtyla wußte, daß die Juden als solche nicht zu
bekehren sind und daß mit dem Wesen ihrer Religion die Bestimmung
verbunden ist, von der sie selbst sagen, sie sei von oben
vorgezeichnet: die Beherrscher der sichtbaren Welt zu sein.
Zur Erlangung dieser Herrschaft hat jetzt der Inhaber der Autorität in
der 'Konzils-Kirche' versprochen, ihnen zu helfen. Das ist der Gipfel
der Verhöhnung, den sie mit Jesus Christus, Seiner wahren Kirche und
den (rechtgläubigen) Katholiken treiben. Daher benutzten die jüdischen
Vertreter die Gelegenheit der Begegnung mit Johannes Paul II. in Mexiko
und gaben ihrem Wunsch Ausdruck, er solle intervenieren, damit u.a. die
Einwanderung der russischen Juden nach Palästina in Freiheit vonstatten
gehen könne.
Nun also, eines von beiden: entweder interveniert er und macht sich zum
Komplizen dieser kriminellen Frace (...) oder er interveniert nicht und
zieht sich, weil er ihnen nicht völlig zu Diensten sein will, die
Feindschaft der größten und mächtigsten Feinde der Welt zu. (...)
Hinsichtlich der religiösen Frage lobte der jüdische Delegierte die
nachkonziliare Willfährigkeit Johannes Pauls II. "Ihre Heiligkeit",
sagte er, "in Ihrer Begrüßungsrede betonten Sie, daß die Juden die
älteren Brüder seien, und Sie wiesen darauf hin, daß wir alle von
Abraham abstammten und deshalb Brüder seien."
Die Sache mit der gemeinsamen Abstammung von Abraham und daß wir
deshalb auch schon Brüder seien, ist eine teuflische Lüge, und der
erste, der sie widerlegt hat, war unser Herr Jesus Christus selbst.
Johannes Paul II. muß das wissen. Er lügt also bewußt, wenn er von
besagter Brüderschaft spricht. Vor unserem Herrn führten die Juden
seinerzeit dieses Argument ins Treffen, um sich selbst zu verteidigen
gegen den Vorwurf Christi, daß sie nicht an ihn glauben würden. Sie
argumentierten, daß sie Kinder Abrahams seien. Er antworte ihnen
scharf: "Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben. (...) Warum
versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr das, was ich sage, nicht
hören könnt. Ihr habt den Teufel zum Vater und wollt die Werke eures
Vaters tun (...). Wenn ihr Kinder Abrahams seid, dann tut auch Abrahams
Werke (...). Abraham sah meinen Tag und freute sich." (Joh., VIII.
Kap.) Die Nachkommenschaft Abrahams ist eine geistige und besteht aus
denen, die an Jesus Christus glauben. Von dieser geistigen
Nachkommenschaft spricht der Apostel Paulus, wenn er bezüglich des
jüdischen Volkes, das Christus nicht anerkannte, sagt: "Nicht alle, die
aus Israel stammen, sind wahre Israeliten, und nicht alle Nachkommen
Abrahams sind Kinder Abrahams."
(Rom. 9,6-7) Das ganze Neue Testament spricht in Bezug auf das Alte
Testament, daß die Prophezeiungen und die an das jüdische Volk
ergangenen Verheißungen im Hinblick auf den Messias gemacht wurden, auf
Jesus Christus also. Und so ist das "gemeinsame Erbe", von dem das
Vatikanum II spricht, kein vollständiges Erbe für die Juden, die die
Prophezeiungen und Verheißungen beibehielten wie etwas, das für sie
keine Geltung hat, weil sie Christus nicht anerkannten.
Das vollständige, umfassende Erbe ist vielmehr nur für diejenigen
vorgesehen, welche ihre Erfüllung im Erlöser Jesus Christus anerkennen.
Das weiß Johannes Paul II. sehr wohl, weil er einstmals durch ein
katholisches Seminar gegangen ist. Aber er nimmt teil an der
Verschwörung und muß reden wie seine Meister. Das wenige Gemeinsame,
was wir Katholiken mit den Juden haben, minimalisiert sich darin, daß
die jüdische Religion die lebendige und permanente Leugnung Jesu
Christi als Sohn Gottes ist, denn sie leugnen Seine Gottheit weiterhin
und warten (angeblich!) noch immer auf den Messias. Außerdem
konspirieren sie gegen den Katholizismus. Die anderen - heidnischen -
Religionen sind in sich unwahr, irrig, das Judentum aber ist seiner
Natur und seinem Wesen nach anti-christlich, d.h. gegen Christus
gerichtet. Im Sog der synkretistischen, relativistischen,
indifferentistischen Strömung sind die armen, nachkonziliaren
Katholiken nicht mehr in der Lage, den immensen Schaden, die geistige
Katastrophe zu erkennen, die diese Predigten der (angeblichen) Liebe zu
dem Judentum und der unerhörten Verbrüderung mit ihm in sich bergen,
die nur auf die (weitere) Zerstörung der christlichen Zivilisation
zielen.
Es ist gut, in Erinnerung zu rufen, was die wahren katholischen Päpste
in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre, in Übereinstimmung mit
dem Glauben an Jesus Christus lehrten. Niemals lehrten sie eine
"Zivilisation der Liebe", in der Juden und Christen jeglicher
Denomination mit den Heiden zusammenarbeiten könnten und müßten für
eine und dieselbe Art von Frieden und Gerechtigkeit in einem für die
einzige wahre Religion tödlichen Indifferentismus. Hören wir, was der
hl. Pius X. in seinem Brief über die Bewegung des Sillon schreibt: "Die
Reform der Zivilisation ist an erster Stelle ein religiöses Werk, weil
es keine wahre Zivilisation geben kann ohne die wahre Religion; das ist
eine bewiesene Wahrheit, eine historische Tatsache". Es wird also
nichts davon gesagt, "das Gemeinsame" - sogar mit den Juden - zu
suchen, um "eine neue Zivilisation zu schaffen", und auch nicht etwa
die "friedliche Toleranz", die die Quelle des religiösen
Indifferentismus ist. Papst Leo XIII. sagte: "Alle und jeder einzelne
mögen jede Verbindung mit jenen meiden, die sich verkleiden mit der
Maske der universalen Toleranz, der Achtung vor allen Religionen, der
Sucht, die Maximen des Evangeliums mit denen der Revolution, Christus
mit Belial versöhnen zu wollen."
Nun ist Johannes Paul II. weit davon entfernt, wie ein Papst der
katholischen Kirche zu sprechen. Mehr noch, er spricht wie ein Feind
der Päpste und ihrer von der dogmatischen Lehre der Kirche inspirierten
Vorschriften und Anordnungen. Denn das Kirchenrecht basiert auf dem
göttlichen Recht, und alles, was sich gegen das wahre Kirchenrecht
richtet, richtet sich gegen Gott. Wieder einmal gab sich die jüdische
Intrige zu erkennen durch einen ihrer größten Komplizen in der
Geschichte.
VI. DIE BEGEGNUNG MIT DEN INTELLEKTUELLEN - PLÄDOYER FÜR DEN INTEGRALEN HUMANISMUS
Am 9. Mai fand außerdem noch eine Begegnung mit Intellektuellen sfett.
Aber nicht nur diese nahmen daran teil, sondern es trafen sich dort
auch Leute, von denen die meisten Künstler, Sänger und Mitarbeiter vom
Rundfunk und Fernsehen waren, insgesamt also ein recht amorphes
Konglomerat von Personen. Deshalb war die Atmosphäre, weit davon
entfernt von elementarer Ernsthaftigkeit zu sein, durch Kameradie mit
dem sog. 'Papst' charakterisiert, ebenso wie bei den vorhergegangenen
'Eucharistie-Feiern'. In dieser unernsten Atmosphäre - von Sprechchören
laufend unterbrochen - verkündete Johannes Paul II. seine Botschaft.
Seine Sprache war die eines guten Liberalen in dem anthropozentrischen
Sinn, der für seine Ansprachen charakteristisch ist, und er forderte
auf "zum Dienst am Menschen", dazu noch, eine "Lebenskultur zu
fördern". Was soll das für eine Lebenskultur sein?
Aber wir wollen in erster Linie das Bedeutsamste seiner Ansprache
kommentieren, nämlich seine Stellungnahme zugunsten eines "integralen
Humanismus" und der "Zivilisation der Liebe". Er sagte: "Die Kirche muß
nach dem integralen Humanismus streben, ausgehend von einer neuen Art,
die Beziehungen zwischen der menschlichen Geschichte und der göttlichen
Transzendenz zu sehen." Wir glauben, daß in Wirklichkeit sehr wenige
der Anwesenden verstanden, worauf sich Johannes Paul II. mit jenem
"integralen Humanismus" bezog.
Rufen wir uns einmal kurz ins Gedächtnis, wer Jacques Maritain ist.
Ende des vorigen Jahrhunderts geboren, vor einigen Jahren verstorben,
war er ein französischer Jude, der zusammen mit seiner Frau Raissa
unter dem Einfluß von Léon Bloy zum Katholizismus konvertierte. Er ist
Autor einer liberalen philosophischen Theorie, von deren Grundlagen das
Vatikanum II viel übernommen hat. Maritain freut sich insbesondere in
seinem Werk "Der Bauer von der Garonne" über den religiösen
Liberalismus und den Ökumenismus des Vatikanum II, weil er darin seine
eigenen Ideen reflektiert sieht, die übrigens nicht originell sind,
sondern die des gängigen Liberalismus, besonders des sog.
'katholischen' (in fortgeschrittenem Stadium). Denn seine Theorie des
"integralen Humanismus" stellt nur eine Sammlung der von der Kirche
bereits verurteilten Ideen des sog. 'katholischen' Liberalismus dar,
die aber durch sein Denken in einem bis dahin unvorstellbaren Maße auf
die Spitze getrieben wurden. Maritain läßt vor allem in seinem Buch
"Der Bauer von der Garonne" außer seinem eigenen das Lob auf Teilhard
de Chardin einfließen und in seinem posthumen Werk "Annäherung ohne
Hindernisse" kommt er zu der Behauptung, daß am Ende den Verdammten und
sogar dem Teufel Verzeihung zuteil werde. Das müßte die letztendliche
Schlußfolgerung sein, zu der der Glaube an "das gute Gewissen aller"
(einschließlich des Teufels) führt.
Wie Teilhard erkannte Maritain der Menschheit, die heute an einen
Wendepunkt ihrer Evolution ankommt, eine angeborene Güte zu, wobei das
Wichtigste "das Zeichen der Freiheit" ist, vor allem die religiöse
Freiheit. Alles muß auf eine absolute Brüderlichkeit zustreben ohne
Unterscheidung von Irrtum und Wahrheit. Der Souverän ist heute das
menschliche Gewissen, sagt man, ist von Natur aus gut, es ist auf das
Gute ausgerichtet, das Recht des Gewissens muß geachtet werden. Die
Menschenwürde ist das Grundlegende, und von dieser Würde leitet sich
das Recht seines Gewissens her, das in diesem Zusammenhang unabhängig
ist von einer das Moralische und die Dinge des Glaubens festsetzenden
göttlichen Autorität, obwohl von daher eine unerhörte Verwirrung
resultiert. Dadurch wird es unmöglich, eine einzige feststehende
Determinante für Glaube und Verhalten zu geben, weil eine solche
Festlegung das Recht jener Gewissen verletzen würde, die sie nicht
anerkennen möchten.
Maritain verabscheut in diesem Zusammenhang das, was er "sakrales
Zeitalter" nennt. Seine Jünger sind jene, die gegen das, was sie
"Konstantinismus" nennen, aufgetreten sind. Er greift das an, was man
als "christliche Zivilisation" bezeichnet, das ist die Gesamtheit oder
die Summe der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Formen, die
die Kirche im Laufe von Jahrhunderten herausgearbeitet hat, und was
sich zusammenfassen läßt in dem Grundsatz, daß das öffentliche Leben
und die öffentliche Gewalt sich in den Dienst der Kirche und der
Verteidigung der (göttlichen) Wahrheit zu stellen haben. Maritain
verwirft die christliche Sozialordnung und bietet einen anderen Typ von
Sozialordnung an, die nicht die von der Kirche vorgelegte natürliche
und zugleich übernatürliche Ordnung ist, die in den christlichen Zeiten
und in den katholischen Ländern verwirklicht wurde, sondern das
Zeitalter der völligen Freiheit und der Wertschätzung der menschlichen
Arbeit.
So wertet er den Liberalismus auf und diese neue Ordnung nennt er
"vitale christliche Gesellschaft". Aber es ist klar, daß diese von ihm
vorgeschlagene Gesellschaft weit davon entfernt ist, christlich zu
sein, da ihr die Grundlagen einer katholischen Gesellschaft fehlen, die
theologisch fundiert sind. Die christliche Zivilisation basierte nicht
und kann nicht basieren auf einer einfachen Gesellschaftstheorie,
soviel immer die Gesellschaftstheorien auch philosophische Prinzipien
zugrunde gelegt haben. Die christliche Gesellschaft hat ein wesentlich
theologisch-religiös geprägtes Fundament und Ziel. Maritain verdreht
die gesamte Theologie, stellt sie auf den Kopf. Deshalb können wir klar
von der Maritainschen Häresie sprechen. Die Gedanken und
Problemstellungen Maritains sind im voraus verurteilt in der Lehre der
Kirche gegen den Liberalismus, besonders in den Verurteilungen der
Bewegung des Sillon und den Theorien von Lammenais und seinesgleichen,
hauptsächlich in der Enzyklika "Quanta cura". Es ist überflüssig zu
sagen, daß die Anhänger Maritains und seines "integralen Humanismus"
sich die Strafen der wahren Kirche zugezogen haben.
Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte das Denken Maritains starke Resonanz
beim intellektuellen Klerus und drang vor allem über Zeitschriften wie
ESPRIT in die Reihen der Katholischen Aktion in Frankreich ein.
Maritain übte - wie übrigens auch Teilhard de Chardin - in klerikalen
und intellektuellen katholischen Kreisen während der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts starken Einfluß aus und bereitete sie so - zusammen
mit anderen Strömungen und Bewegungen - auf die liberalen und
ökumenistischen Lehren des II. Vatikanums vor.
Außer für den integralen Humanismus sprach sich Johannes Paul II. in
dieser Ansprache an die Intellektuellen auch für eine "Zivilisation der
Liebe" aus. Man muß wissen, daß diese Theorie eine Tochter des
intergralen Humanismus ist. Die "Zivilisation der Liebe", welche die
letzten Okkupanten des päpstlichen Thrones predigten, basiert auf der
These, daß es möglich sei, eine ideale, gute und gerechte Welt zu
errichten auf der Grundlage des guten Willens, den alle Menschen aller
Religionen und Weltanschauungen hätten, sogar die Atheisten.
Wie wir beim integralen Humanismus bereits sahen, wird nicht eine
christliche Welt, eine Christenheit, ein soziales Königtum Jesu Christi
angestrebt, sondern die Errichtung einer amorphen Zivilisation im
Liberalismus ohne festgelegte geistige und moralische Grundlagen für
das Handeln, also letztlich ohne christliche Grundlagen. Daß dies eine
Utopie ist, braucht nicht betont zu werden. Daß es einzig zur
Liquidation der katholischen Hoffnung und Pflicht dient, die Welt
mittels des Reform-'Katholizismus' umzuformen, braucht auch nicht
gesagt zu werden. Und während die 'Kirche', die ganz offensichtlich in
den Händen von Apostaten ist, ihrem Missions- und
Christianisierungsauftrag und dem Auftrag der Erneuerung der
Zivilisation untreu wird, sind ihre Feinde die einzigen Gewinner, weil
sie alle für sich die Ausschließlichkeit bei der Beherrschung der Welt
auf religiösem, wirtschaftlichem, sozialem und politischem Gebiet
beanspruchen. (...)
Jeder, der einen Glauben oder eine Philosophie vertritt, tut das, weil
er glaubt, daß er die Wahrheit hat und daß alles, was dem
entgegensteht, Irrtum ist. Nur die 'Konzils-Kirche', die sich vor der
Welt lächerlich macht, bringt es fertig anzustreben, daß die Welt nicht
mehr christlich sei. Und dabei handelt es sich bei denen, die das
vorschlagen, um Leute, die behaupten zu glauben (angeblich!), daß Jesus
Christus Gott sei!
Was die 'Kirche' des Vatikanum II anstrebt, ist nicht eine Welt nach
dem Willen Gottes, sondern eine Welt der bloßen Menschenrechte, wo das
Überleben jeglichen Irrtums garantiert ist, denn gemäß der liberalen
Philosophie hat der Irrtum Rechte mittels der Gewissensfreiheit und der
religiösen Freiheit. Und alle, Heiden, Häretiker, Atheisten und jede
Art von Kirchenfeinden, die von der Kirche immer als solche betrachtet
wurden, weil sie es eben sind, sollen in einer riesigen Liebesumarmung
ohne Bedingungen mit den Katoliken zusammenleben in der sog.
"Zivilisation der Liebe".
Unter den Teilnehmern an dieser Begegnung mit Johannes Paul II. waren
u.a. zahlreiche Priester, die noch die guten Zeiten der wahren Kirche
kennen gelernt hatten, Intellektuelle, die sich der Philosophie widmen
(...). Der eine oder andere hätte wissen müssen, worauf sich Johannes
Paul II. mit seinem integralen Humanismus bezog, aber man hörte kein
einziges Wort des Protestes. Ist es möglich, daß alle von der Güte und
Wahrheit der Maritainschen Theorie überzeugt sind? Wenn sie aber nicht
überzeugt sind, sind sie aber doch schon(in die 'Konzils-Kirche')
integriert. Sie waren es schon, als sie all diese Beschlüsse des
Vatikanums II annahmen. Alle haben die - angeblichen - Vorteile des
Ökumenismus, des Liberalismus von Vatikanum II angenommen.
Dagegen aber geht unser Protest, selbst wenn er fast alleine dasteht.
Wir glauben, daß die einstmals christliche Zivilisation sich mit
Christus und Seiner Kirche wieder reformieren wird oder sich
performieren wird - im Sinne von: sich eine neue Form geben, wenn auch
die des Bösen gegen Christus und Seine wahre Kirche gewandt. Wenn es
gegen Christus geschieht, wird das Ergebnis ein Chaos sein für eine
Menschheit, die ihrem Schicksal überlassen wird, dem menschlichen
'guten Gewissen', das in Wahrheit krank vor Sünde und unwissend ist,
weit entfernt vom (göttlichen) Licht und dem Beistand der Gnade. Die
Welt wird nur Hoffnung (und eine Chance) haben, einschließlich der
heidnischen Welt - die man gewinnen müßte -, wenn die Kirche, ihres
Auftrags bewußt - und das wird die Arbeit der wahren Kirche sein -,
wieder missionarisch sein wird mit göttlicher Überzeugungskraft, eine
Lehrmeisterin voll Autorität, die von Gott kommt, wahre Mutter der
ganzen Gesellschaft, wenn sie sich zur Verwalterin der einzig wahren
Religion proklamiert... im Gegensatz, und nicht in nachgiebiger
Freundschaft zu allen anderen falschen Religionen und
Gesellschaftstheorien.
Diese 'nachkonziliare Kirche' trägt andererseits zugleich in sich, d.h.
in ihren liberalen Theorien, den Keim zur Zerstörung ihrer selbst, d.h.
zur Zerstörung des Gebildes, welches sie erzeugt hat. Denn der
Liberalismus, auf den sie sich stützt, wird sie schließlich ad
infinitum in neue Theorien und Versuchsformen aufsplittern, die nicht
unterdrückt werden können, weil das ja gegen das 'Recht der Gewissen'
ginge. Ebenso wird man sich nicht - wie Johannes Paul II. jetzt gegen
den Protestantismus naiv fordert - gegen den Ansturm irgendeiner
anderen Religion oder Sekte schützen können, weil das gegen den
Ökumenismus und die religiöse Freiheit wäre, die er öffentlich
proklamiert. Aber angesichts dieser Evidenz können wir selbst daraus
eine interessante Schlußfolgerung ziehen: Diejenigen, die hinter der
Verwirklichung des Vatikanums II stehen, und diejenigen, die seine
liberalen Theorien mit Verwirklichungen in die Tat umgesetzt haben,
scheinen sie nicht gerade die Zerstörung der Kirche gesucht zu haben,
zunächst die der wahren katholischen Kirche, zum Schluß die der Reste
der Kirche, selbst in ihrem reformerischen Gewand... in der
nachkonziliaren Ära? (...)
Um zum Schluß zu kommen, sagen wir noch einmal: Man kann nicht
Maritainer und zugleich katholisch sein. Nein, denn es handelt sich
nicht um unwesentliche Unterschiede, sondern um tiefgreifende
Umdeutungen, die das Gebiet des Glaubens selbst betreffen. Daher ist
Johannes Paul II. gezwungen zu sagen, der integrale Humanismus sei eine
"neue Art, die Beziehungen zwischen der menschlichen Geschichte und der
göttlichen Transzendenz zu sehen". Der maritainsche Liberalismus
berührt diese, wie man sagt, neuen Beziehungen. Neue oder andere, und
weil es andere sind, sind sie der alten Art, die Beziehungen zwischen
Gott und den Menschen konkret zu sehen, entgegengesetzt. Wir können den
maritainischen Liberalismus und Modernismus nicht annehmen, weil wir
sonst zu Häretikern werden und unter die Verurteilungen der Kirche
fallen, denn jene sind gegen das göttliche Recht gerichtet. Und da
kommt nun Johannes Paul II. daher und proklamiert offen seinen
Maritainismus! Auch Paul VI. bekannte sich offen als Schüler Maritains,
aber das ist eigentlich gar nicht so ungewöhnlich! Schüler Maritains
ist n.b. jeder, der das Vatikanum II und seine Reformen annimmt. (...)
Man sagt, Paul VI. habe Maritain zum Kardinal machen wollen. Das wäre
sehr passend gewesen. Niemand verdiente diese Würde in der neuen
'Kirche' und sogar die eines 'Papstes' in ihr mehr als Maritain. Mit
ihm triumphierte der wütende Angriff der sog. 'katholischen' und
nicht-katholischen Liberalen auf die wahre Kirche.
Nun also, wenn einer der Intellektuellen oder der anderen Anwesenden
nichts über den "integralen Humanismus" gewußt haben sollte, Johannes
Paul II. versorgte ihn mit diesem Wissen und nebenbei auch die Massen,
die durch die Medien über seine Ansprachen informiert wurden, damit sie
von besagtem Humanismus erfahren und ihn annehmen sollten, (angeblich)
"weil der Papst es gesagt hat". Sie wissen nicht, daß sie ihn schon
lange angenommen haben, ohne es zu wissen. Und damit schließen wir
unseren Kommentar zum Besuch Johannes Pauls II.
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