JOHANNES PAUL II. IN MEXIKO
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Elfriede Meurer
Es erscheint dringend geboten, den zweiten Besuch Johannes Pauls II. in
Mexiko zu kommentieren. Es wird nicht in erschöpfender Weise geschehen,
weil die Dinge, zu denen er Anlaß gab, schon ausführlich in unseren
bereits erschienenen Büchern und Artikeln behandelt wurden, auf die wir
die Leser für eine umfassendere Information verweisen, ebenso auf die
bekannten Werke anderer traditionalistischer Autoren. (...) Wir werden
uns bei unserem kurzen Kommentar nicht an die Reihenfolge der
Ansprachen und Ereignisse dem Datum nach halten, sondern an die
Bedeutung, die sie nach unserer Meinung ihrem Gegenstand nach haben.
Die Ansprachen und Homolien Johannes Pauls II. bei dieser Gelegenheit
bekräftigen nur seine liberalen, maritainschen, dem Vatikanum II
entsprechenden häretischen, ökumenistischen und pro-jüdischen Lehren.
An der unaufgeklärten Menge, die glaubte, es handle sich um einen
wahren Vertreter der hl. katholischen Kirche, zogen diese erneuten
Bekräftigungen der das katholische Dogma und die katholische Liturgie
zerstörenden nachkonziliaren, neo-modernistischen Strömung unbemerkt
vorüber. Was weiß diese Menge, deren neue Generation schon im
Modernismus erzogen wurde, davon, was diese Predigten, diese
Aktivitäten, diese Veränderungen, diese Bezugnahmen z.B. auf den
"integralen Humanismus" oder die "Zivilisation der Liebe" beinhalten?
Die Massen glaubten, die Sache mit der Verurteilung der
protestantischen Sekten, die das Land und ganz Lateinamerika
verschlingen, seitens Johannes Pauls II. sei ernst zu nehmen, weil sie
von der Komplizenschaft der neuen 'Kirche' mit eben diesen Sekten
nichts wissen. Mit einem Wort, den Massen sind die Irrlehren, die
hinter den Veränderungen in der Liturgie stehen, nicht aufgefallen.
Der Besuch diente nicht nur der Konsolidierung (des bisherigen
Reformismus), sondern auch der Ankündigung und Vorbereitung für eine
"Neu-Evangelisierung" und für etwas sehr Bedeutendes, das sich ereignen
soll und das sich für das Ende des zweiten Jahrtausends anbahnt. Diese
Ankündigung, die die neue 'Kirche' vor einiger Zeit machte, die sich
selbst als in einem "neuen Advent" befindlich bestimmt (vgl. Enzyklika
"Redemptor hominis" von Johannes Paul II.), wiederholte Wojtyla
mehrfach und wies auch die'Priester' die er für seine Kirche 'weihte',
darauf hin, daß "sie die Priester des letzten Jahrzehnts des zweiten
Jahrtausends" seien, so als ob es sich dabei um ein besonderes Merkmal
handeln würde.
Was erwartet er für sie zum Ende des Jahrtausends? Wir meinen: die
Konsolidierung des von den nachkonziliaren Reformern eingeleiteten
religiösen Synkretismus freimaurerischer und pro-jüdischer Art. Viele
werden es gewiß festellen. Wir können aber nicht über die Tatsache
hinweggehen, daß Johannes Paul II. das Volk von Mexiko mit dem
jüdischen Volk als Träger einer besonderen Mission verglichen hat.
Welche Mission weist nun Wojtyla Mexiko seinen Plänen gemäß zu? (Ein
weiterer Besuch für 1992 wurde angekündigt.)
I. PÖBELHAFTE ZELEBRATION
Johannes Paul II. wurde von den bis zu etwa zwei Millionen Menschen
zählenden Massen nicht anders behandelt als ein Fußballstar oder ein
berühmter Rocksänger. Die Entschuldigung - oder Erklärung - für die
vielen Sprechchöre, Beifallsstürme und das Geschrei während der sog.
'Eucharistiefeiern' und bei jeder anderen Gelegenheit, daß es sich um
Bezeugungen der Zuneigung des Volkes handle, kann nicht akzeptiert
werden, da es sich doch um einen angeblichen Papst der katholischen
Kirche gehandelt hat. Wir können uns eine ähnliche Respektlosigkeit um
Pius XII. herum nicht vorstellen.
Der Respekt ist etwas Elementares, wenn es sich um Personen handelt,
die die erhabensten Offenbarungen des Geistes repräsentieren. Würden
die Mohammedaner oder die Buddhisten, die doch nicht in der Wahrheit
stehen, solche Kundgebungen als Zeichen von Wertschätzung oder
Zuneigung akzeptieren oder ausführen? Würde man so etwas vielleicht vor
dem Staatspräsidenten sehen?... Es gibt Dinge, die, wie das einfache
Volk sagt, "nicht gehen", wenn man auch angesichts der
voranschreitenden und vorprogrammierten Zerstörung alles Ehrwürdigen
und des wahren Geistes der Verehrung, alles Schönen und jeder wahren
Kundgebung des Staunens vor der Schönheit, der Größe, der Majestät
schon denkt, es sei alles in Ordnung. Aber die Werte sind unwandelbar
und gehen nicht unter. Man stößt gegen sie wie gegen einen Stein oder
Stachel, und der Geist mit wachem Sinn für den Glauben empfindet
Abscheu vor der Profanierung. Wenn es darum ginge, die Ehre und Achtung
zu Boden zu reißen, welche dem höchsten Repräsentanten der hl. Kirche
geschuldet werden, die hier übel vorgestellt wurde von einem Betrüger -
obgleich das Volk dies nicht begriff -, dann wurde diese Herabwürdigung
erreicht. Die Vulgarisierung des Erhabenen hat einstweilen triumphiert.
Die Ehre der hl. Kirche - der vemeintlichen, in den Augen der
Ahnungslosen - wurde zu Boden getreten.
Abends fand im Fernsehen ein Interview mit einem Priester über die
Tagesereignisse statt, und das Fernsehpublikum bekam Gelegenheit,
telephonisch Fragen zu stellen. Jemand mit noch gesundem
Menschenverstand gragte, ob nicht die Sprechchöre während der
'Eucharistiefeier' ein Mangel an Achtung vor der Eucharistie - wenn
nicht schon vor dem Papst - seien. Der Priester antwortete im
postkonziliaren Jargon: "Die Liturgie ist keine Zeremonie, sie ist eine
Feier, etwas Lebendiges, woran alle Anwesenden teilnehmen, indem sie
ihren Gemütsbewegungen Ausdruck geben. Früher war sie etwas Starres.
Aber in diesen Äußerungen liegt kein Mangel an Achtung." So wurden die
neuen Kleriker ausgebildet, und die alten, die alles mitmachen, ließen
sich verbilden. So meinen Klerus und Volk der neuen'Kirche' die Messe
sei keine "Zeremonie", sondern etwas zwischen eher pöbelhaft und besser
"teilnehmend", bei dem sich Songs protestantischen Zuschnitts - man muß
zugeben, daß wir sie bei den Protestanten besser gehört haben - mit
Beifallsklatschen und Geschrei vereinigten, in diesem Fall Sprechchöre
auf den 'Papst') wie jener in den Stadien, der lautet: "A la bio, a la
bao, a la bim bom, bao, el Papa, el Papa (oder die jeweilige Person),
ra, ra, ra!" Wo bleibt da die Achtung (in subjektiver Hinsicht) vor der
(angeblichen) Eucharistie, für die die Fernsehzuschauerin plädierte?
Wer denkt noch daran? Das Brot der Reformer wandert in die Hände aller
und, wie Kleingebäck bei dieser Gelegenheit unter anderen
'außerordentlichen Helfern' von vierhundertfünfzigtausend Ordens- und
anderen Frauen ausgeteilt, wartet auf die massenhafte Nachfrage der
kommunizierenden Menschenmenge.
II. BESTÄTIGUNG DER REFORMEN UND WEITERE NEUERUNGEN
Die von uns erwähnten 'Feiern' waren - abgesehen von den
Unterbrechungen durch Sprechchöre und Geklatsche - die lebhafteste
Demonstration der Zerstörung, bis zu der die Liturgie gediehen ist...
jener Zerstörung im Namen der katholischen Kirche, im Schoß der
angeblich katholischen Institutionen und Kirchen, angenommen und
durchgeführt vom einstmals katholischen Klerus, sekundiert von dem in
seiner Mehrheit noch katholisch getauften Volk. Was begreift dieses
Volk überhaupt noch? So, wie die Dinge liegen, beunruhigt es nach
fünfundzwanzig Jahren Anwendung der Normen des Vatikanum II
offensichtlich nichts mehr. Die Mehrzahl hat schon vergessen oder nicht
gekannt, was die wahre katholische Liturgie war und ist.
Mögen Brot und Wein für die Feier während derselben dargebracht werden
- und danach die anderen Geschenke des Volkes für den 'Papst', das
allein sagt nichts über die Entsakralisierung. Brot und Wein werden
aber fast immer zusammen mit einheimischen Sarpes (Überwürfe mit
Öffnung für den Kopf; d. Übers.), Sombreros und weiteren profanen
Gegenständen dargebracht. (Sombreros oder andere Kopfbedeckungen, die
Wojtyla sich mit einer seiner Meinung nach anmutigen Geste aufsetzte,
und das sogar bei der "Feier' selbst!)
Aber Johannes Paul II. überraschte noch mit ganz anderen Neuerungen, um
den ohnehin schon kühnen Zerstörern des wenigen, was noch von der alten
Liturgie übrig geblieben ist, beispielhaft voranzugehen. Natürlich
bezogen sich die über den modernistischen Sprachgebrauch
wohlunterrichteten Reporter gemeinhin auf die modernistische Messe so,
wie sie jetzt genannt wird: "Eucharistiefeier". Andererseits ist es so
ganz gut, damit der Name oder Begriff "heilige Messe" und "heiliges
Opfer" (sprachlich) nicht profaniert werden durch jene Farcen. Um den
neuen Begriff zu bekräftigen, benutzte Johannes Paul II. bei der
'Feier' in Chalco anstelle des Wortes "Opfer" den Terminus "Feier".
Damit verleiht er jenen Flügel, die darauf brennen, weitere Änderungen
vorzunehmen, die zusätzlich noch gebilligt werden. Wer sollte nämlich
das mißbilligen, was ein Papst schon beispielhaft vorexerziert hat?
(Vgl. Liturgie'feier' in Chalco.)
Abgesehen von den bereits bestehenden Neuerungen, die die Konsekration
zunichte machen, sagte er bei den Worten des Kanons über den Kelch:
"...er sprach die Segensgebete ...", anstatt zu sagen: "Er segnete
ihn." Denen, welche die Bedeutung nicht kennen, die die hl. Kirche
immer dem "gleichen Sinn und der gleichen Bedeutung" beigemessen hat
bei dem, was sich auf die Sakramente bezieht, könnte das unbedeutend
erscheinen, aber für uns, die wir den Zerstörungsprozeß der Begriffe
kennen, die ja gerade die Form des Sakramentes in der hl. Messe
ausmachen, (wir sprechen von der katholischen Messe; die sog. 'neue'
ist es nicht mehr), ist es ungeheuer wichtig festzustellen, wie man
vonseiten der Urheber und Verfechter dieses Zerstörungsprozesses seinen
Scherz treibt mit dem, was in der Kirche hochheilig ist. Solch eine
äußerst schwerwiegende Verfälschung beging Wojtyla bei der Feier in
Monterrey.
Auch vorher in Chalco hatte er den Reueakt oder "Ich Sünder..."
verändert gebetet, indem er nur den zweiten Teil sprach. Außerdem haben
wir beobachtet, auf welch verschwommene Weise er das Kreuzzeichen
machte, um zu segnen. Es schien irgendetwas in die Luft Gezeichnetes zu
sein, nur eben kein Kreuz. Eine Neuerung bei den 'Feiern' war das
'Segnen' mit dem Evangeliar oder Evangelienbuch, woraus die
nachkonziliaren Reformer das Tagesevangelium lesen. Neue Riten für eine
neue 'Kirche'. Natürlich fehlte nicht die Reihe von Lektoren aller
Lesungen, Laien und, wie könnte es auch anders sein, Frauen, um die
Farce erst richtig zu unterstreichen, von der in der Vergangenheit die
Modernisten, die der von der Kirche verurteilten Synode von Pistoia
anhingen, träumten. Die unwissende Menge machte mit und klatschte
Beifall und schrie, aber die Menge macht weder die Wahrheit, noch
verleiht die Kleidung den Betrügern Autorität.
III. FÜR EINE LIBERALE ERZIEHUNG
In Übereinstimmung mit seinem ungeheuren Liberalismus und der vom
Vatikanum II öffentlich ausgerufenen Religions- und Gewissensfreiheit
*) konnte Johannes Paul II. nicht anders als für die Religionsfreiheit
und die Freizügigkeit in der Erziehung plädieren. Erinnern wir uns, daß
die Lehre der wahren Kirche besagt, die Gesellschaft müsse von
katholischen Grundsätzen geleitet werden, und die Katholiken müßten
danach streben, das zu erreichen. Das Ideal eines katholischen Staates,
ohne den die Gesellschaft praktisch dem Irrtum und jeder Perversion
ausgeliefert ist, muß das Ideal eine jeden Katholiken sein: die Stadt
Gottes, der die Stadt des Bösen entgegensteht. Im katholisch geprägten
Staat hätte der Irrtum keinen Rechtsanspruch, sondern es gäbe nur eine
Art Toleranz für Mitglieder anderer Religionen als eines geringeren
Übel, wie es in der Lehre ausgedrückt wird. Ein Katholik muß danach
streben, daß z.B. die Erziehung der Kinder und der Jugend katholisch
ist. Sonst haben wir wie hier in Mexiko (einem Land, in dem die
Mehrheit katholisch getauft ist) den Widerspruch zwischen zwei
Ansichten des Lebens und der Geschichte, die in der Seele des Schülers
miteinander konkurrieren. Das Ergebnis ist eine Gesellschaft ohne Gott.
Als Liberaler, der er ist, plädierte Johannes Paul II. nur für das
Recht der Katholiken auf eigene Schulen, indem er sich auf die
UNO-Charta der Menschenrechte stützte, die dem Irrtum gleiche Rechte
wie der Wahrheit gewährt. Welche Ironie! Johannes Paul II., der in
anderen Ansprachen für die Rechte der Armen eintritt, erscheint hier
indirekt als Anwalt der Reichen, denn nur die oberen und mittleren
Klassen können sich Privatschulen leisten. Die Mehrzahl bleibt nicht
nur der weltlichen, sondern der von einem anti-katholischen und
prokommunistischen Geist geprägten Erziehung ausgeliefert, bedingt
durch die Ausbildung, welche die offiziellen Lehrer erhalten haben.
Hier muß man folgendes erwähnen: In den heutigen Zeiten, selbst wenn
sich eine von der neuen Kirche politisch beeinflußte Regierung bilden
und man offiziell eine pseudo-katholische Erziehung erreichen würde,
wäre das schon keine eigentlich katholische Erziehung mehr, sondern sie
wäre geprägt von der liberalen und häretisch-evolutionistischen
Richtung der neuen 'Kirche'. Gerade diese Richtung, die nicht die der
wahren Kirche ist, hat den Reformern offiziell die Türen geöffnet bei
den Regierungen in der ganzen Welt, bei den freimaurerisch-liberalen
Regierungen, die die 'Öffnung' jener Kirche auf ihre eigenen Lehren hin
ausnutzen, um daraus Vorteil für ihre eigenen Interessen zu ziehen. Dem
katholischen Volk überlassen sie dafür rur ein paar Almosen. Das ist
offensichtlich.
Johannes Paul II. fehlt die theologische und philosophische Grundlage,
von der aus die wahren Päpste immer über die Erziehung der Jugend
gesprochen haben, die nach der wahren Kirche nur katholisch sein kann
in einem Staat, wo alles diese Erziehung begünstigen sollte. Deshalb,
so sagen wir, konnte er nicht generell über die Erziehung sprechen und
für ein katholisches Volk fordern, daß diese Erziehung katholisch sei.
Mit mehr Überzeugung sprechen die Anhänger von Rousseau, erklären sich
die Jakobiner in Mexiko gegen seine Ansprachen, weil sie eine
Philosophie der Erziehung haben, von der sie behaupten, sie habe
Allgemeingültigkeit. Die nachkonziliaren Reformer dagegen verlieren
sich in Widersprüchlichkeiten eben wegen ihres Liberalismus. Sie
behaupten z.B., sie würden glauben, daß Jesus Christus wahrer Gott sei,
aber sie erkennen sein absolutes Recht über jedes Gewissen und jede
Gesellschaft nicht an. Sie sagen, sie seien seine Stellvertreter, aber
sie widersprechen mit ihren Taten ihrem (angeblichen) Glauben und
stellen Christus auf die Ebene gleichen Rechtes mit den falschen
Propheten und Gründern falscher Religionen.
Johannes Paul II. sprach als Liberaler und Relativist, der er ist, im
Namen seiner liberalen und relativistisch indifferentistischen Kirche.
So sagte er u.a.: "In einem Rechtsstaat muß die volle und wirksame
Anerkennung der religiösen Freiheit Frucht und Garantie der übrigen
bürgerlichen Freiheiten sein." Die religiöse Freiheit als Arierkennung
gleichen Rechts für die katholische Religion wurde durch die römischen
Päpste verurteilt. Der Lehre der wahren Kirche widersetzt sich das
Vatikanum II mit seinen Erklärungen über die Religions- und
Gewissensfreiheit, und auch Johannes Paul II. widersetzt sich, indem er
jenem folgt. Wojtyla fordert einen Rechtsstatus für etwas, was die
wahre Kirche nur als Akt der Toleranz ansieht. Nach Johannes Paul II.
muß das Recht, die Kinder im eigenen religiösen Bekenntnis zu erziehen,
welches es auch sei, von den katholischen Familienvätern verteidigt
werden, die aber damit zugleich eintreten sollen für ein Recht, was
auch die anderen beanspruchen können, obwohl sie im Irrtum sind, als
ein gleiches (ihnen zukommendes) Recht. Wenn die katholischen Familien
die Anerkennung ihres Rechtes auf Privatschulen erhalten - da sie nicht
bezahlen können, müssen natürlich die offiziellen Schulen durchlaufen
-, sagte er "werden diese so ein mächtiger Brennpunkt bürgerlicher
Bildung für die Kinder und die nationale Gemeinschaft sein."
Nichts davon, daß sie ein Brennpunkt des Christentums, katholischer
Bildung sein werden, sie sollen die anderen 'Gewissen' nicht gefährden:
bürgerliche Bildung, weiter nichts. Wie wir sagten, entfesselte
Johannes Paul II. mit seinen Ansprachen einen Protest seitens der
jakobinischen 'Bildner' der mexikanischen Kinder und Jugend in den
offiziellen Schulen. "Ihrem Recht" gemäß sprachen die Lehrer der
Sektion 9 der Gewerkschaft der Arbeiter in der Erziehung in ihrer
Erklärung gegen die Aussagen Wojtylas besonders gegen die religiöse
Erziehung in Privatschulen; mehr noch, sie sprachen sogar gegen die
Unterweisung der Kinder in der Religion in ihren eigenen Familien, weil
das ein Anschlag auf ihr Gewissen sei. Sie erklärten, daß "die
Erziehung im Land, die an irgendeinen Glauben gebunden sei, schädlich
sei, weil der Fanatismus nicht nur das Wesen des Glaubensbekenntnisses
selbst verderben würde, sondern auch die Hauptziele eines Unterrichts
ohne Tabus". Was sie damit sagen wollen, daß "das Wesen des
Glaubensbekenntnisses selbst" verdorben werde, verstehen wir nicht.
Aber ihrer Philosophie entsprechend betrachten die liberalen Lehrer der
offiziellen Schulen in Mexiko, die nach Rousseau erzogen wurden, die
religiöse Erziehung als schädlich für die Kinder. Als wenn die
Erziehung nicht den ganzen Menschen erfassen müßte! Aber natürlich
erfassen auch die Liberalen in der schulischen Erziehung den ganzen
Menschen. In den Tagen der Ansprachen Wojtylas über die Erziehung
erschienen in den Tageszeitungen zahlreiche Artikel von Liberalen, die
sich dagegen aussprachen, daß den Kindern in irgendeiner Form von Gott
gesprochen werde, auch nicht vonseiten der Eltern, "weil das gegen ihre
Freiheit geht". Diese Mentalität und diese Situation bestärkte Johannes
Paul II. schließlich, indem er der gesamten bisherigen Lehre der Kirche
über die Erziehung in einer katholischen Gesellschaft widersprach.
IV. EIN ÖKUMENIST GEGEN DIE SEKTEN
Wir wußten nicht, ob wir lachen oder weinen sollten, als wir Johannes
Paul II. gegen die protestantischen Sekten protestieren sahen, die mehr
als je seit dem Vatikanum II in Mexiko und ganz Lateinamerika wuchern
mit aller "religiösen Freiheit". Sicher machte er die 'Verurteilung' in
der Homilie bei der Konzelebration auf Bitten der mexikanischen
Reformer-'Bischöfe1, die nun wegen der Ausbreitung der Sekten und der
ernstlichen Abnahme der Zahl der (Reform)Katholiken im Land alarmiert
sind... Katholiken wiederum, die in Wahrheit schon keine mehr sind,
wenn sie, ohne es zu wissen, der Konzilssekte angehören. Aber worüber
beklagen sich heute die, welche beim größten und infamsten Verrat an
den Katholiken in zwanzig Jahrhunderten Komplizen waren? Außerdem
sollten wir bedenken, daß die Regierung von Mexiko besorgt ist über die
staatsfeindlichen Tätigkeit der aus den USA kommenden Sekten. Wir
wissen nicht, ob es ein offizielles Gesuch an Johannes Paul II. gab,
vor ihnen zu warnen. Sicher ist, daß die besagte Warnung seitens
Wojtylas unzeitgemäß und heuchlerisch ist ebenso wie der Alarm der
nachkonziliaren Bischöfe, die ihm bei der Durchführung der Bestimmungen
des Vatikanum II gefolgt sind.
In diesem Zusammenhang können wir nicht umhin, wieder einmal die
Anordnungen und Fakten aufzuzählen, die aus der Anwendung des "Dekrets
über den Ökumenismus" des Vatikanums II hervorgegangen sind und die den
Verlust des Glaubens durch Relativismus und Indifferentismus bei den
Katholiken und die Ausbreitung aller Häresien begünstigt haben.
Johannes Paul II. warnt also vor den Sekten, nachdem aufgrund des Vatikanums II folgendes geschehen ist:
1. Man lud sechs Protestanten als
Beobachter bei der Ausarbeitung des neuen Ordo ein, die in Wahrheit
ihre Meinung einbringen konnten, mit dem Ergebnis, daß dieser Ritus
derart reformiert wurde, daß die Protestanten nachher öffentlich
zugegeben haben, sie könnten jetzt sehr wohl diesen Ritus für ihren
Gottesdienst verwenden, da ja der Opfercharakter der Messe verändert
wurde.
2. Die apologetische Vorbereitung der Katholiken gegen die protestantischen Irrlehren kam in der ganzen Welt zum Stillstand.
3. Im sog. 'neuen' Kanonischen Recht wurde die Zulassung der
eucharistischen Gemeinschaft der Katholiken (wir machen den Vorbehalt,
daß es für uns Reformer sind, aber sie geben vor, im Namen der wahren
Kirche zu sprechen) mit den Protestanten gestattet unter Vorwänden, die
nicht die Schwere und Realität der enthaltenen Häresien eliminieren.
4. Es wurden zahlreiche gemeinsame Studien zwischen protestantischen -
vor allem anglikanischen - theologischen Kommissionen und Katholiken
gemacht, und beide "Gemeinschaften" wurden angehalten nicht zur
Konversion der Häretiker, sondern zum Abbau von "Barrieren" und zur
Annäherung ohne Konversion seitens der Protestanten im
ökumenistisch-indifferentistischen Sinne.
5. Es wurden gemeinsame Bibelausgaben herausgebracht und vom
lateinamerikanischen Episkopat wurden protestantische Bibeln, die
Irrlehren enthalten, approbiert. Diese Ausgaben dienten dazu, daß sich
die Protestanten an die Katholiken heranmachten, praktisch mit der
Empfehlung von deren eigenen Bischöfen und mit den Bibeln ihre
häretischen Werke mitbrachten. Besonders können wir die Ausgabe des
Neuen Testamentes mit einer Million Exemplaren erwähnen, die vom
lateinamerikanischen Episkopat bei den Brüdern von Taizé bestellt
wurde, und die Bibelausgabe, mit dem Titel: "Dios llega al Hombre"
("Gott kommt zum Menschen"), die von Protestanten in viele katholische
Familien eingeführt worden ist.
6. Luther wurde bei verschiedenen Gelegenheiten von Johannes Paul II.
(als kompetente Autorität) in Anspruch genommen und öffentlich gelobt.
So wurde Spott getrieben mit den Päpsten, die diesen Irrlehrer
verurteilt hatten. Die ganze katholische Lehre, die Luther bekämpfte,
wurde gedemütigt, vor allem die über die hl. Messe, und es wurden
Beziehungen der "Brüderlichkeit" zwischen Lutheranern und Katholiken
(als Lutheraner und als Katholiken) geknüpft.
7. Es wurden ständig Dokumente herausgegeben und ökumenische Studien
erstellt, deren Ergebnis eine Reihe von Errungenschaften zum Verfall
der katholischen Lehre und der Liturgie war, wie die
interkonfessionellen Tempel, in denen unterschiedslos die
nachkonziliaren Riten und die protestantischen Riten gefeiert werden.
Es gibt sogar welche, in denen bis zu drei Tabernakel existieren, einer
für das eucharistische Brot der nachkonziliaren Reformer, einer für das
der Anglikaner und einer für das der Episkopalianer.
8. Es wurden Sekten gutgeheißen wie die der pseudo-katholischen
Pfingstler, deren Ursprung und Riten offensichtlich häretisch sind, zum
Beispiel die Taufe im Heiligen Geist.
9. Die Katholiken wurden in den Indifferentismus und Relativismus
geführt, indem man ihnen seit fünfundzwanzig Jahren, vom Vatikanum II
an, pausenlos einredete, die Protestanten dürften nicht mit diesem
"verächtlich machenden Namen" genannt werden, sie müßten vielmehr
"getrennte Brüder" genannt und auch als solche behandelt werden, und
mit ihnen müsse man die neue "Zivilisation der Liebe" aufbauen.
Nach all dem kommt jetzt Johannes Paul II. daher und warnt vor den Sekten!
Anmerkung:
*) Womit nicht gemeint ist, daß sich jemand frei zu der im Gewissen
vernehmbaren Stimme Gottes entscheiden solle, sondern daß sich das
Gewissen (bzw. 'Gewissen') nur seinen subjektiv gesetzten Normen
verpflichten solle; Anm.d.Red. (leicht gekürzt; Fortsetzung folgt)
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