DER KAMPF GEGEN DIE HEILIGE MESSE
- AUSZUG AUS EINER PREDIGT -
von
+ H.H. Dr. Otto Katzer
Der Kampf gegen die hl. Messe, der auf eine unaussprechliche Weise
wütet und heute schon einen fast nicht mehr zu behebenden Schaden
angerichtet hat und in der Zukunft noch ausrichten wird, ist das Werk
des Teufels. Das Wort "Teufel" kommt vom Griechischen: diaballo = ich
werfe durcheinander, zerreiße, dulde keine Einigkeit. Und das hat
dieser Diabolos in großem Ausmaß bereits erreicht, und er setzt sogar
sein Zerstörungswerk unvermindert fort. Zerrissen ist die Kirche,
zerrissen das Volk, zerrissen sind die Familien! Betrachten wir einmal
gerade die Familien! Wo finden wir noch Zusammenhalt und Einigkeit?
Einigkeit zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern? Und dann
schauen wir auf das ganze Volk, auf die gesamte Welt! Hier sehen wir
die Folgen der Zerstörung der hl. Messe!
Was unser Herr Jesus Christus wollte und noch immer will, nämlich die
Kommunion, d.i. die vollständige, so geheimnisvolle und doch reale
Vereinigung mit Ihm, ist zu einer 'Mahlfeier' verzerrt worden.
Communico = ich vereinige mich, mit wem? mit Christus! Aber nicht mit
einem bloß historischen Christus der Geschichte gedächtnishaft beim
Essen, sondern dem mystischen, nichts desto trotz realen Christus und
mit allen seinen Gliedern in Arbeit und Leid. Deshalb gehe ich als
katholischer Christ zur hl. Kommunion, um mit dieser Einheit in
Christus und dieser Verbundenheit mit seinem mystischen Leib in Arbeit
und Leid - dem Leid, in dem heute so viele Menschen verkommen - geeint
zu bleiben.
Der Haß des Teufels auf die hl. Messe hat drei Gründe:
1. weil durch sie, die die
Vergegenwärtigung, Wiederholung und Erneuerung des Opfers Christi am
Kreuz ist, sein Sieg im Paradiese zunichte gemacht wird;
2. weil sie seine Hoffnung zerstört, alle Menschen seinem höllischen Reiche einzugliedern;
3. weil durch die hl. Messe viele Menschen in der Lage sind, jenes
Angebot, welches er Christus in der Wüste machte (d.i. Brot, Ehre und
Macht), auszuschlagen.
So war es durch die hl. Messe möglich, daß viele Menschen durch viele
Generationen hindurch - seit jener hl. Messe im Abendmahlsaal - den
Versuchungen Satans widerstanden und nicht ihm, sondern Gott die Ehre
gaben.
Doch was sehen wir heute, nach dieser Umwandlung der hl. Messe in eine
bloße Mahlfeier? Wieviele verlieren schon dadurch den wahren Glauben
und erliegen den Versuchungen Satans, der ihnen Brot, Ehre und Macht
bietet? Es ist beinahe zum Verzweifeln, wie gedankenlos die Menschen
geworden sind. Einfachste Fragen zu beantworten, sind oft viele
Priester wie Laien nicht mehr imstande. Wer kann das Elend unserer Zeit
noch vor Gott verantworten? Zuerst und vor allem stünden hier die
Priester in der Pflicht! Aber auch die Laien können aus ihrer
Verpflichtung nicht entlassen werden. Die Denkfaulheit ist ein Übel der
Zeit. So vieles wird gerade heute resorbiert: wieviel wird täglich aus
Zeitungen und Medien aufgenommen? Doch den Katechismus aufzuschlagen
und über die Grundwahrheiten des Glaubens sich Klarheit zu verschaffen,
dazu fehlt ihnen die Zeit. Nein! Auch die Laien sind nicht zu
entschuldigen! Wie oft haben wir am Ende der hl. Messe den Anfang des
Johannesevangeliums vernommen: "Im Anfang war das Wort und das Wort war
bei Gott und Gott war das Wort...", und nur wenig später: "Er kam in
sein Eigentum, aber die Seinen nahmen Ihn nicht auf." Wieviele sind es
noch, die Christus in ihr Leben aufnehmen? Wieviele sind es noch, die
IHM mit ihrem Leben Zeugnis geben, die alles tun, um IHM ähnlich zu
werden? Nein, zu einem Geschwätz haben sie ihr Leben gemacht, den Mund
voller Rederei, doch die Nachfolge Christi in der Tat, die haben sie
vergessen.
Bei allen anderen sehen wir die Fehler, doch die Balken im eigenen Auge
bemerken wir nicht. Wir reformieren alles andere, nur nicht das, was
uns retten könnte: uns selbst! Hören wir doch das Evangelium weiter:
"Denen aber, die IHN aufnahmen (also nicht allen!), gab Er Macht,
Kinder Gottes zu heißen." Nicht für alle bringt Er also dieses Opfer
Seines Leibes und Blutes fruchtbar dar, sondern nur für die, die sein
Kreuz mit Ihm zu tragen bereit sind.
So war die hl. Messe zum Grabe für Satans Hoffnung geworden. Und
deshalb versucht er ununterbrochen, gegen sie zu kämpfen. Wenn nun der
Priester nach der Commemoratio mortuorum, d.i. nach dem Gedenken an die
Toten, die Bitte um Barmherzigkeit anschließt, das "Per ipsum, cum ipso
et in ipso est tibi, Deo Patri omnipotenti, in unitate Spiritus Sancti,
omnis honor et gloria" ("durch IHN, mit IHM und in IHM sei Dir,
allmächtiger Gott, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Ehre und
Herrlichkeit"), so fordert dies wiederum den Haß Satan heraus. Will er
doch von allen selbst alle Ehre und Glorie für sich haben. Sagt er denn
nicht täglich durch seine Versuchungen: "Du sollst alles haben, wenn Du
niederfällst und mich anbetest"? Sehen wir nicht auf den Nachbarn,
schauen wir in den Spiegel unseres Gewissens, und wir werden gewahr
werden, daß wir mit uns selbst genug zu tun haben.
Und wann endlich beginnen wir mit dem Offertorium, mit der
Selbstaufopferung? Beginnt es doch eigentlich schon bei der hl. Taufe,
dieses Offertorium, wenn wir (durch den Mund unseres Taufpaten)
versprechen, den Verlockungen des Teufels zu entsagen und allein IHM,
unserem Herrn Jesus Christus, zu dienen. Christus hat sein Offertorium
begonnen im Augenblick seiner Menschwerdung. Das Elend und die Gefahren
in dieser Welt sind zu groß, als daß ich, ohne daran zu erinnern und
euch zu ermahnen, an ihnen vorbeigehen könnte. Was denken wir dabei,
wenn wir sprechen: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns
gewohnt!" Warum erschaudern wir nicht, wenn die Reinheit, die
Heiligkeit selbst sich in die Jauche der menschlichen Sündhaftigkeit
versenkt? Und wäre das doch nur Jauche! Das ist etwas unbeschreiblich
Ekelhafteres, so daß manche Heilige sich völlig aus der menschlichen
Gesellschaft zurückzogen. Warum bedenken und bekämpfen wir nicht unsere
eigene Sündhaftigkeit und sehen auf die Fehler unserer Nächsten? Weil
wir unseren Glauben nicht genügend tief und mit dem Herzen begriffen
haben. Das ist der Fehler!
Beim Offertorium vereinigen wir uns mit Christus in jener
geheimnisvollen Weise und nach Seinem Willen. Ob wir am kommenden
Sonntag auch noch dieses hl. Opfer zusammen feiern können, ist für
keinen von uns sicher. Sicher aber ist, daß heute hinter dem Polarkreis
in Zuchthäusern, in Irrenhäusern, in Konzentrationslagern - frei
geschätzt - Millionen eurer Brüder und Schwestern dahinschmachten. Und
wir? Vergessen wir nicht, wenn wir zum Altar treten, daß Altar und
Alltag untrennbar zusammenhängen. Besteht dieser Zusammenhang nicht,
sind Altar und Alltag für uns wertlos. Denn zum Altar gehört die ganze
Bühne des Lebens. So gesehen lautet die Frage: Wie oft raffen wir uns
zusammen während des Tages und legen alle Schwierigkeiten, unsere
bedrückenden Sorgen, all unser momentanes Leid in dieses "Suscipiat,
s·nete Pater, omnipotens aeterne Deus, hanc immaculatam hostiam..."
("Empfange, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott, diese makellose
Opfergabe..."? Warum verwirklichen wir nicht die Kommunion, die Unio,
die Einheit in Arbeit und Leid mit Christus und unseren leidgeprüften
Brüdern und Schwestern in der Welt? Denn nur so, nur so allein - wenn
dies getan ist, wenn das Offertorium kein bloßes, leeres, sinnloses
Wort ist, sondern durch unser Tun belebt wird -, kann Kommunion auch
wirklich stattfinden und die hl. Messe, die Messe des Lebens, für uns
fruchtbar werden.
In diesem Sinne wollen wir heute, ganz besonders beim Offertorium, noch
einmal den Entschluß fassen, fürderhin unserer Nächsten im Guten zu
gedenken und all unsere Arbeit, ebenso jegliches Tun, unsere Gedanken
und Worte verbinden mit Jesus Christus, so daß eine wirkliche
Kommunion, eine Vereinigung mit Christus und unseren Brüdern
stattfinden wird, damit wir unser ganzes Leben hindurch sagen können:
"Er ist in uns und wir in IHM, unserem Herrn Jesus Christus, unserem
Erlöser". Amen.
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ROSENKRANZGEBET
JEWEILS VOR DER HL. MESSE UND DIENSTAGS 19.00 UHR IN ST. MICHAEL |