HABEMUS PAPAM?
von
Eberhard Heller
Mitte Juli dieses Jahres erschien in einigen u.s.amerikanischen
Zeitungen eine Meldung folgenden Inhaltes, die katholische Christen
eigentlich hätte aufhorchen lassen sollen: "David Bawden, ein
3ojähriger Laie, der behauptet, er sei nun der einzig wahre Vikar
Christi auf Erden, war von sechs seiner Anhänger am Montag in einer
feierlichen Veranstaltung in dem ausgeräumten Discount-Geschäft seines
Vaters (in Belvue bei St. Marys / Kansas - U.S.A.) zum Papst gewählt
worden. (...) Die Wahl war in geheimer Abstimmung erfolgt, nachdem
Einladungen hierzu in 24 Länder versandt worden waren. Bawden gewann
die Abstimmung mit einer 2/3 plus eins Mehrheit, die traditionelle
Stimmenanzahl, die für eine Papstwahl erforderlich sei, wie er sagte.
In realen Zahlen: fünf Wähler stimmten für ihn." (Vgl. TOPEKA CAPITAL
JOURNAL vom 19.7.199o; in ähnlicher Weise berichtet auch der MANHATTAN
MERCURY).
In einem "Brief an die Gläubigen" vom 17.7.9o - einen Tag nach der
Wahlermutigt David Bawden, der sein erstes Rundschreiben als Michael
pp. I. signiert hat, "alle Mitglieder der Kirche, fest und standhaft im
Bekennen des heiligen Glaubens und allem, was Christus gelehrt hat, zu
verharren". Die Gläubigen werden aufgefordert, keine Priester oder
Bischöfe zu empfangen, bis sie vom Apostolischen Stuhl, den Bawden für
sich beansprucht, dazu beauftragt seien. Leider muß Bawden / Michael I.
feststellen, daß kein einziger Kleriker in Glaubensangelegenheiten
unbelastet sei. Weiter werden die Christen aufgefordert, keine
Schriften zu lesen, die nicht durch Pius XII. oder durch Bawden selbst
zensiert und freigegeben seien.
Damit nicht neue Verwirrung unter den katholischen Christen entsteht,
können wir diesen Vorgang nicht einfach übergehen, sondern sehen uns
aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen. Es gilt zu prüfen, ob diese Wahl
von kirchenrechtlicher Bedeutung ist und ob die Forderungen Bawden an
alle katholischen Christen verbindlich sind. Zunächst ein paar Worte
zur Vorgeschichte dieser Wahl. Herr Bawden, der u.a. auch für
eineinhalb Jahre als Seminarist in Econe-Einrichtungen studiert hatte,
sich dann aber von dieser Bewegung getrennt hatte, hatte zunächst -
zusammen mit Frau T. Benns - in mehreren Abhandlungen das Problem der
Restitution der kirchlichen Hierarchie untersucht und war zu dem
Ergebnis gekommen: die hierarchische - und damit verbunden auch die
juridische - Struktur der Kirche ist nur durch die Wahl eines Papstes
zurückzugewinnen - eine Maßnhame, deren Relevanz die EINSICHT schon
seit Beginn der 70iger Jahre behauptet. Das war auch der Grund, weshalb
wir die Ausführungen von Bawden und Frau Benns in Teilen publizierten.
Als wir von dem Vorhaben erfuhren, Herr Bawden wolle, nachdem er nun
den theoretischen Part der Sache gelöst hatte, nun munter zur Tat
schreiten und ein 'Konklave' nach St. Marys - U.S.A. einberufen,
warnten wir davor in der EINSICHT (Nr.7/19 vom April 199o, S. 171) und
baten darum, daß Personen, die Zugang zu ihm hätten, ihn von seinem
Vorhaben wegen gravierender Mängel hinsichtlich der theologischen
Vorstellungen darüber abzubringen. Trotz mehrfacher Bemühungen, von
denen mir berichtet wurde, ließ sich Herr Bawden nicht abhalten, sein
Konklave am 16. Juli durchzuführen.
Auch wenn die Wahl eines rechtmäßigen Papstes noch so wichtig wäre, um
mit der Lösung drängender Probleme beginnen zu können, so muß man nach
Bekanntwerden der Einstellung des Initiators und der Umstände der
Durchführung feststellen, daß keine Wahl stattfand, und zwar aus
folgendem Grund: ein Papst ist deswegen Papst, weil er Bischof von Rom
ist, und nur, wenn er - unter Beachtung der für eine römische
Bischofswahl geltenden Bestimmungen (worunter auch solche für unsere
Notsituation angepaßten Maßnahmen gemeint sind, die noch darzulegen
wären) gewählt wurde, ist er auch legitimer Papst. Diese Bestimmungen -
sieht man von allem anderen einmal ab - sind in St. Marys meines
Wissens nach nicht eingehalten worden! Welche Konsequenzen ergeben sich
daraus:
1.) Alle von Herrn Bawden / Michael I. erlassenen Decrete etc. sind null und nichtig.
2.) Herr Bawden selbst hat sich durch diesen Vorgang als Sektierer disqualifiziert.
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