§ 9. Die Heiligung der Kirche
Nun ist aber das einzige Ziel—Gut der Kirche, das der göttliche
Menschensohn selber war und ist, nicht nur das erste und höchste Gut,
sondern zugleich auch ein Gut des Heiles für sie, d.h. ihrer Erlösung.
Damit aber stellt sich im Gründungsprozeß der Kirche, die ja etwas
Ge—schaffenes ist, in aller Schärfe das Problem der "sancta Ecclesia".
Denn die Glieder dieses sozialen Gebildes waren anfänglich allesamt
beladen mit der sich auf die menschliche Wesens—Natur beziehenden
Erbsünde mit ihren Folgen sowie mit persönlichen Sünden, schweren und
leichten. Das muß man sich einmal ganz klar zu Bewußtsein bringen,
sonst werden viele Aussagen Christi überhaupt nicht verstanden oder
gründlich mißverstanden, und hier liegt auch der eigentliche Grund,
weswegen das zweite Wesens—merkmal (Attribut) der Kirche, ihre
Heiligkeit, das am wenigsten "sichtbare" (wahrnehmbare) ist und
bisweilen sogar auf eine lange Zeit gar nicht in Erscheinung tritt, so
daß man auch großen Täuschungen unterliegen kann. Wir möchten nicht
wissen, wie viele hochverehrte "Heilige" es schon gegeben hat, die
keine gewesen sind. Es stimmt auch nicht, daß Gott "Heilige erweckt"
oder eine "Gemeinde von Heiligen aufleben läßt", denn nur Christus
heiligt den Menschen, da nur Er der Erlöser (salvator) ist, und zwar
auch und zuerst Seiner Kirche. Man sollte auch die Begriffe "sanctus"
und "sacer" nicht ständig miteinander verwechseln; denn unter
Heiligkeit ist nur zu verstehen eine vollkommene und makellose Reinheit
des menschlichen Geistes von allem Bösen und der Sünde. Darum ist die
Kirche wahrhaft (vere) heilig nur in ihrem Gründer und insofern Er ihre
Glieder heiligt. Deshalb ist es unbedingt wahr, zu sagen: "extra
Ecclesiam nulla salus", aber unwahr, von einer
"heiligen(-)katholischen" Kirche zu reden, wie es auch heute noch
'traditonell' der Fall ist. Mit einem solchen Gerede, das auf einem
Irrglauben beruht, hatte man nur Anlaß gegeben, daß sich
Nicht—katholiken über die 'Katholen' und 'Papisten' lustig machten. Es
gibt keine Heiligkeit ohne vorausgehende Erlösung, die sich ebenfalls
in einem Prozeß vollzogen hat und auch weiterhin vollzieht. Daraus aber
erhellt wiederum, wie sinnlos es gewesen war (und ist), von einer
"Stiftung" der Kirche zu reden oder von einer "Heilsanstalt" (einer
seltsamen Einrichtung, in der freilich niemand das Heil veranstaltete
oder sogar verwaltete). Diese fürchterlichen Verirrungen haben dazu
beigetragen, die Kirche als ein Menschenwerk zu betrachten oder sie als
ein solches in Erscheinung treten zu lassen. Zudem wäre zu beachten,
daß "Reinheit" des menschlichen Geistes und "Makellosigkeit" nicht
dasselbe sind, da Reinheit Grade zuläßt, Makellosigkeit aber nicht. Der
göttliche Menschensohn aber fällt nicht unter diese Kategorien (sondern
nur Maria, die "Magd des Herrn"); Christus war kein Heiliger, auch
nicht im höchsten Grade (wie Maria), sondern schlechthin "der Heilige
Gottes"; darum verbot Er den Dämonen, davon zu reden, weil sie dazu
kein Recht hatten und damit nur Verwirrung stifteten.
Niemand sollte von der Heiligkeit der Kirche reden oder großspurig
predigen, der von ihrer Erlösung und Heiligung nichts weiß. Was denken
sich die frommen Leute in der 'Christenheit', wenn sie gläubig
plappern: Credo "sanctam Ecclesiam"? Es genügt schon, sich diese Frage
zu stellen, um eine grandiose Chaotik zu bemerken, die doch nicht
plötzlich vom Himmel heruntergefallen ist, sondern ihre Ursachen hat,
die allesamt und zuerst im Menschen liegen. Gott, der Schöpfer und
Erhalter, ist doch in seiner Vorsehung und in seinen "Wirken nach
außen" kein Gott des Chaos, sondern der Gott 'des Lichtes und der
Ordnung'. Oder hat etwa der 'liebe Gott' sein Wirken eingestellt (was
allerdings aus bestimmten Gründen unmöglich ist)? Oder wirkt bereits
der Teufel im ganzen Menschengeschlecht auf die täuschende Weise eines
"Engel des Lichts", um verschleiert seine Finsternisse zu verbreiten?
Wer ist noch fähig, "den Starken" zu binden? Etwa die "Kirchen", dieses
pluralistische Chaos? "Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode!"
(Hamlet). Es ist durchaus möglich, daß "Luzifer" diese Gebilde noch
vereinigt in seinem 'Ökumenismus'. Wer denkt und erinnert sich noch an
die Warnung Christi?: "Seht zu, daß ihr nicht verführt werdet! Denn
viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin es, und: die
Zeit ist gekommen! Lauft ihnen nicht nach!" (Lk21,8). Die satanische
Verführung aber beginnt immer mit einem sanften und ein Heil
verheißenden Weg—führen von dem, der das "Licht der Welt" und "der Weg
und die Wahrheit IST"; dies geschieht nie laut, spektakulär, gewaltsam
oder furchterregend oder für jedermann leicht erkennbar. Auch eine
'christliche' Gesellschaftsmasse spürt den Teufel nicht, selbst wenn er
sie beim Kragen hat. Im übrigen besitzt kein Glied der Kirche das
Privileg, dem Wirken Satans nicht ausgesetzt zu sein, sei es durch
Verführung oder Versuchung, was wiederum nicht dasselbe ist. Warum ist
es denn so leicht und 'beglückend', dies zu vergessen oder gar nicht
mehr daran zu denken? Ist "Jesus der Christus" umsonst gestorben und
von den Toten auferstanden? Wie kommt es denn, daß selbst heutzutage
noch so viele Gebildete und Ungebildete, einem 'Papst' nachlaufen, der
keiner ist, oder 'Bischöfen und Priestern', die keine sind? Da muß doch
etwas Ungeheuerliches in der kirchlichen Heilsgeschichte geschehen
sein! Dazu paßt dann aber auch wie die Faust auf's Auge eine seit
Jahren vielerorts erscheinende 'Maria', die Botschaften verkündet,
lange Predigten von sich gibt, die allerdings eine Menge theologischer
Irrtümer enthalten, und sogar die Herren Montini und Wojtyla für
'Päpste' hält und ausgibt; sie soll sogar schon 'Priester' auf
"mystische Weise" zu Bischöfen "geweiht" haben, umgeben von "heiligen
Engeln". Wir können nur hoffen, daß diese 'Maria' ihr Erscheinen
vervielfältigen möge. Vielleicht geht dann so manchen ein anderes Licht
auf. Denn mit Vernunft kann man diesen Leuten nicht beikommen; dagegen
sind sie immun. Man muß sie (leider) gehen lassen, auch wenn man weiß,
daß sie ins Verderben laufen.
Als die Juden in Jerusalem das Fest der Tempelweihe feierten, da war
auch Christus anwesend und wurde von ihnen umringt, da er in der Halle
Salomons umherging (sicherlich nicht schweigend, sondern lehrend und
belehrend), ja geradezu in die Zange genommen wurde mit den erregten
Worten: "Wie lange hältst du uns noch im ungewissen? Wenn du der
Messias bist, so sage es uns frei und offen heraus!" (Joh 10,22-27).
Doch schon diese Frage war eine impertinente Unverschämtheit, denn sie
enthielt einen unberechtigten und unwahren Vorwurf, ja eine
Beleidigung. Darum ging Christus gar nicht darauf ein, so als ob Er sie
gar nicht gehört hätte, sondern gab ihnen in seinen Souveränität und
ganz typisch für Ihn eine belehrende Antwort, indem Er sprach: "Ich
sagte es euch (d.h. schon oftmals und damit punctum!), und doch glaubt
ihr nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue (d.h. sogar
und schon die Werke), die geben Zeugnis über mich; aber ihr glaubt
(dennoch) nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen. Meine Schafe
hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir." Damit war
klar gesagt, was ihnen fehlt, vor allem aber denen, die Ihn da
umringten und beleidigten. Aus alledem aber folgt nicht, daß Christus
das ganze jüdische Volk von damals für von Gott abgefallene "fremde"
Schafe erklärt hat, sondern es folgt nur, daß der Glaube notwendig ist,
um zu den Schafen Christi und Seines Vaters zu gehören, und daß selbst
diejenigen Juden, die Ihn in der Halle Salomons beleidigten, noch zu
Seinen Schafen werden könnten, wenn sie sich nicht hochmütigen und
bornierten Geistes gegen die "tractio Patris" sträuben würden, von der
wir bereits ausdrücklich gesprochen haben. Christus sprach zu dieser
Zeit nicht mehr bloß von ihrem falschen Messiasglauben oder ihrem
sonstigen Irrglauben in religiösen Dingen und Sachverhalten, sondern
vom Glauben selbst und von der Heils—notwendigkeit des wahren Glaubens,
den nur diejenigen besitzen, die Seine Schafe sind bzw. zu Seinen
Schafen geworden sind, indem sie Sein göttliches Wort erfassen und auf
Sein Wort hören. Denn "Ich und der Vater sind eins", d.h. eines Wesens
oder wesensgleich (Joh 10,30). Dieser Glaube (die vera fides) aber
fehlte allen Juden und Heiden die nicht auf irgendeine Weise
intellektiv erkannten, wer oder was dieser Menschensohn oder Jesus der
Christus war. Die meisten gelangten nicht zur Glaubens—Erkenntnis des
göttlichen Menschensohnes und Messias; sie blieben einem heil—losen und
unwahren Geiste verhaftet, aber nicht zufällig oder weil sie etwa dumm
waren, sondern durch eigenes Verschulden. Darum sollte man auch nicht
der Frage ausweichen: wie viele 'Christen' von heute sind in
Wirklichkeit Heiden bzw. zu Heiden geworden? Wie viele bezeichnen sich
mit einem Namen, ohne überhaupt zu wissen, was er bedeutet? Die 'wahre
Herde' des "rex Christus" (Thomas von Aquin) war nie groß, sondern
immer nur klein im Verhältnis zur Anzahl einer Bevölkerung; es wäre
jedoch falsch, sie als eine Elite zu bezeichnen, denn es ist nicht das
Verdienst Seiner Schafe, zu Ihm zu gehören. Im Gegensatz zur
Unheilsgeschichte ist es der Heilsgeschichte eigentümlich, daß Gott
seine Größe vorwiegend am Kleinen, Geringen, fast Unscheinbaren und
anscheinend Wertlosen erweist. Darum läßt sich umgekehrt sagen:
Christen (Plural!), die "von allen geliebt", aber von niemandem wegen
ihres Christ—seins gehaßt werden, gehören nicht zur Herde Christi und
sind keine echten Christin. Denn immer noch und unwandelbar gilt die
Wahrheit Christi: "Wenn die Welt euch haßt, so wißt, daß sie mich vor
euch gehaßt hat. Wäret ihr von der Welt, würde die Welt das Ihrige
lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der
Welt auserwählt habe, darum haßt euch die Welt" (Joh 15,18-19). Hoc
Rhodus hic salta!
Nun kommt aber niemand zum wahren Glauben, zur 'vera fides', der (die)
sich im übrigen nur über eine Glaubens—Erkenntnis vermittelt, durch
sich selbst und aus sich selbst. Sonst müßte ja jeder Mensch, wenn er
sich nur etwas Mühe geben würde, den wahren Glauben erlangen können.
Tatsache aber ist, daß dies unleugbar nicht der Fall ist. Es wäre
freilich auch ziemlich dumm, Tatsachen leugnen zu wollen. Nun ist aber
der wahre Glaube zum Heil nicht bloß nötig, sondern notwendig. Denn
"ohne (den) Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen" (Hebr 11,6),
d.h. von ihm in Liebe angenommen und nicht verworfen zu werden. Der
Inhalt dieses Glaubens, durch den sich der Weg oder das Tor zur
Erlösung des menschlichen Geistes (der 'mens humana') öffnet, aber
konzentriert und kontrahiert sich im Lichte des Wortes des göttlichen
Menschensohnes: "Das aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein
wahren Gott, erkennen und, den du gesandt hast, Jesus Christus" (Joh
17,3). Zu einer solchen Erkenntnis aber ist der Mensch durch sich
selbst und aus sich selbst völlig unfähig, so daß er dazu erst befähigt
werden muß und was wiederum nur möglich ist durch eine übernatürliche
Gnaden—Gabe die allein der heilige und heiligende Geist Christi gibt
und gewährt. (Der Begriff "übernatürlich" hat nichts zu tun mit
'übersinnlich', 'mystisch' oder mit etwas, das jenseits aller Vernunft
liegt u. dgl.; übernatürlich ist nur das, was im Wesen der menschlichen
Natur weder liegt noch aus ihm folgt, aber in keinerlei Hinsicht gegen
die Wesens—Natur des Menschen gerichtet ist.) Darum ist auch nur der
wahre Glaube ein heiliger Glaube. Hart war und ist das Wort Christi:
"wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16,16).
Erst neulich wieder verkündete in einer Großkundgebung ein
'katholischer Bischof' aus Regensburg den ihm lauschenden Gebildeten
und Ungebildeten die frohe Botschaft unter dem ergreifenden Prinzip:
"Den Glaubenden gehört die Zukunft!", gleichgültig was sie da glauben,
wenn sie nur kräftig glauben, vor allem aber an diesen konziliaren
neuen Volksbeglückern festhalten, ihnen nachlaufen und auf ihren Wegen
der Verheißung 'wandeln'. Vom wahren Glauben oder dem Ewigen Leben oder
der Verdammnis war dabei überhaupt nicht mehr die Rede. Die ganze
Versammlung oszillierte nur wie ein Leichnam in einem Magma. Da wogt
und zischt es nur wie in einem Schlangennest. Aber, o Wunder, die
'Glaubenden' merken das nicht! Der christliche Glaube ist zuerst auf
die geistige (nicht sinnliche) Erkenntnis bezogen, um das uns mit Gott
verbindende heilige Lehr—Wort Christi zu erfassen und zu begreifen und
uns vor Irrtümern in der religiösen Erkenntnis zu bewahren oder sie zu
heilen. Darum sollen wir auf Anordnung Christi beten: "erlöse uns von
dem Bösen", nämlich von dem Bösen auch dieses Übels. Denn die Wahrheit
Christi ist das höchste Gut Seiner Schafe. Diese Wahrheit (a—letheia)
aber lichtet sich nur im reflektierten Denken aufgrund und mit Hilfe
Seiner Gnade. Zudem ist die Wahrheit und das Gute im göttlichen
Menschensohn identisch: Ich bin die (absolute und endgültige) Wahrheit
und das (wahre, heilige) Leben". Die Wahrheit Christi ist weder ein
billiges Linsengericht noch eine Perle, die man vor die Säue wirft,
damit ein Schweinestall zu grunzen anfängt; auch ihr wirkliches
Begreifen ist nicht leicht, sondern eine mühevoll intellektive
Gradwanderung auf steinigem Boden. "Müht euch, durch die enge Pforte
hineinzukommen; denn ich sage euch: Viele werden hineinzukommen suchen
und es nicht vermögen. Sobald der Haus—Herr sich erhoben und die Türe
verschlossen hat und ihr draußen steht und an die Pforte zu klopfen
beginnt und ruft: Herr, mach uns auf!, wird er euch zur Antwort geben:
Ich weiß von euch nicht (ich kenne euch nicht), woher ihr seid (und
weiß nicht, wer ihr seid)" (Lk 13,24-25). Nur der Geist Gottes und der
Geist Christi, die eines Geistes sind, gewähren ein übernatürliches
Erkenntnis—Leben; "der Geist ist es," der lebendig macht; das Fleisch
(= die bloße Wesens—Natur des Menschen) nützt nichts. Die Worte, die
ich zu euch gesprochen, sind Geist und Leben" (Joh 6,63), so daß man
ohne sie ein "totes Glied" der Kirche ist oder zu einem solchen wird;
solche Leute sind nicht 'von Seinen Schafen'; sie sind aus Seinem Worte
herausgefallen bzw. von Ihm abgefallen. Außerdem kostet es viel Mühe
und noch viel mehr Mut auch wirklich in Seinem Worte zu bleiben. Wer
aber weder Sein Wort hört, sondern immer nur das von anderen hören
will, noch auf Sein Wort hört, um es zu befolgen, der kann nicht als
Christ bezeichnet werden. Wie oft wohl hat Christus, der heilige
"Lehrer Israels" und der Völker, damals wie heute Worte des Lebens zu
tauben Ohren gesprochen oder in den Wind? Auch dieses bittere Leid
gehört zu den 'passiones Christi', auch wenn der göttlichen
Menschensohn nach seiner Auferstehung nicht mehr leidet und zu leiden
vermag.
Nur die heiligen und erlösenden Worte Christi, der die Wahrheit IST,
führen, wenn sie wirklich verstanden, nicht jedoch mißverstanden oder
überhaupt nicht verstanden werden, zu wahren religiösen Erkenntnissen,
die auch die Norm für ein wahrhaft religiöses Leben sind, und machen
willige Menschen zu Schafen Seiner Herde durch Partizipation an Seiner
Wahrheit. Diese Partizipation aber ist unmöglich ohne eine
vorhergehende "tractio Patris" und einer Gnade des "rex Christus" und
"Salvator" (des Erlösers oder Heilandes). Denn "nicht vom Brot allein
lebt der Mensch, sondern von jedem Wort das aus dem Munde Gottes kommt"
(Mt 4,4), und niemand gelangt zum Ewigen Leben in Gott, das eine
übernatürliche Existenzweise ist (die im übrigen Grade hat), ohne das
erlösende Wort und Werk Jesu Christi. Das soziale Ganze der Herde oder
Ek—klesia des göttlichen Menschensohnes kann nur heilig sein in ihrem
Gründer und somit auch in denen, die Er heiligt und heiligen will –
aber aus reiner Gnade, nicht jedoch wegen ihres Verdienstes. Es gibt
keine "Selbstheiligung", genau so wenig wie eine "Selbsterlösung". Und
dies alles hat ebenfalls nichts zu tun mit einer "Gemeinschaft der
Heiligen", wohl aber eine ganze Menge mit einem vorgezeichneten,
dornigen und sehr schmalen Weg zum Heil des Menschen, der sich zuerst
im Worte Christi und durch dieses öffnet. Indessen hatte und hat nur
Christus die Macht, diesen Weg zu öffnen oder zu verschließen (was man
sehr gerne vergißt!). In diesem Zusammenhang aber sollte niemals die
Warnung Christi vergessen werden, als Er sich mit seinem Sämann
verglich und offenbarend lehrte: "Der Sämann, er sät das Wort", d.h. er
öffnet durch die Heilswahrheit seines Wortes den Weg zur Erlösung und
Heiligkeit. "Die auf dem Wege sind jene, bei denen das Wort gesät wird;
aber wenn sie es hören, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort
hinweg, das in sie gesät wurde. – Ähnlich ist es mit denen, die auf
steinigen Grund gesät werden; diese nehmen, wenn sie das Wort hören, es
sogleich mit Freuden auf; sie haben aber keine Wurzel in sich, sondern
sind Menschen des Augenblicks; wenn dann um des Wortes willen (! nicht
jedoch um ihrer selbst willen) Drangsal oder Verfolgung kommt, wird es
ihnen sogleich zum Falle" (Mk 4,14-17).
Die Hinwegnahme des Wortes kann auf die verschiedensten Weisen
geschehen: durch Verfälschung, Umdeutung, Sinnentleerung, Verdunkelung,
falsches In—Beziehung—setzen etc., ja sogar durch falsches,
erkenntnisleeres und viel Beten (Wortgeklingel). Mit dieser Hinwegnahme
des Wortes aber verschwindet der göttlichen Menschensohn aus der
Rück—erinnerung oder dem Ge—dächnis, ist im Bewußtsein nicht mehr
präsent und wird auch in seinem Wesen nicht mehr erkannt. Dies ist
heute weitgehend der Fall, und es ließe sich ein Buch darüber
schreiben. O "sancta Ecclesia"!
Es gab immer schon sehr fromme Leute, die in dem Irrglauben und
Aberglauben lebten, sie könnten ohne das Wort und die zweischneidigen
Schwert—Worte Christi, des Mensch gewordenen Logos—Sohnes, zur
Heiligkeit gelangen. Das steile geistige Gut (bonum arduum) des Wortes
Christi kann eben auch (von seiten des Menschen) "zum Falle" werden,
wenn man nicht in ihm bleibt, nachdem man es erreicht hat. Und wenn
jemand am Worte Christi irre wird oder sogar in eine Verblendung fällt,
dann liegt das immer und zuerst an diesem Menschen selbst. Alle lügen
und haben den "Vater der Lüge" zu ihrem Nährvater, die behaupten, an
allen Übeln sei allein der Teufel schuld oder etwas anderes, sei es
böse Mit—menschen oder 'die Gesellschaft' oder 'die da oben' oder
dunkle 'anonyme Mächte'. Ohne das erlösende Wort Christi, das göttliche
Wahrheit, Licht und heil—sam ist, wird jede Religiosität zwielichtig,
wirr, dumpf und entitativ unwahr. Es wird nicht einmal mehr der Sinn
jener Aussage verstanden, als Christus mit Nachdruck lehrte: "Ja, ich
sage euch noch einmal: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein
Nadelöhr geht als ein Reicher in das Himmelreich" (Mt 19,24), d.h. als
ein Mensch, der im Besitz natürlicher Reichtümer ist, sei es geistiger
oder materieller, die er entweder aus Geiz und Habsucht für sich behält
oder schlecht und zu üblen Zwecken gebraucht, auch in Sachen Religion,
und zudem noch in dem Wahne lebt, dieser Weg gehe durch kein Nadelöhr.
Viele bemerken nicht einmal die Fallen, die, wie Christus sagt, der
"böse Feind" auf diesem Wege aufgestellt hat, der eben auch unter den
Menschen seine 'Jünger' besitzt, die ihm eifrig zu Diensten sind;
manchmal sogar, ohne sich dessen klar bewußt zu sein. Die von vielen
bejubelte 'Gott—ist—tot'—Ideologie war und ist nichts anderes als das
stupide Produkt eines Glaubenswahnes von geistig Toten. Die Kehrseite
der gleichen Medaille zeigt sich in den 'Jesus—lebt'—Verkündern, die
nie begriffen haben, daß und warum nur der göttlichen Menschensohn
lebt, sitzend zur Rechten des Vaters.
Wie schmal der Weg oder wie eng die Pforte ist, um in die erlösende
Heils—Wahrheit Christi zu gelangen, erhellt auch aus den Worten:
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat (anfangendes)
Ewiges Leben" (Joh 6,47). Hier ist der durch die göttliche Gnade
erwirkte wahre Glaube (die 'vera fides') und das Besitzen (habitus)
desselben gemeint und wodurch man das Ewige (übernatürliche) Leben
bereits "inchoative" (anfänglich oder keimhaft) in sich trägt, aber
noch lange nicht sein letztes Ziel erreicht hat. Denn dieses besteht
allein in der "visio beatifica", in die einmal die Glaubens—Erkenntnis
durch gnadenhafte Umwandlung übergehen kann, wenn man 'in Seinem Worte
bleibt'. Heute aber wissen viele nichts mehr davon, daß der spezifisch
christliche Glaube ein Modus intellektiver Erkenntnis ist und fallen
deshalb auch so leicht in einen Irrglauben, d.h. in ein irriges und
erkenntnis—leeres Meinen (Vermuten, Annehmen). Außerdem kommt hinzu,
daß viele jenes Wort Christi vergessen haben oder gar nicht verstehen:
"Denn das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht
und an ihn glaubt, Ewiges Leben habe und ich ihn auferwecke am Jüngsten
Tage" (Joh 6,40). Das ist eine profunde Offenbarungsaussage, die die
wirklichen Schafe Christi oder die 'Kinder Gottes und des Lichts' von
den Böcken oder den 'Kindern der Finsternis' unterscheidet und
scheidet. Die endgültige Ausscheidung aber erfolgt erst nach der
"Auferstehung des Fleisches" durch ein öffentliches Gerichtsurteil, das
die Schafe von den Böcken für alle 'sichtbar' (wahrnehmbar) trennt. Und
dann wird auch offenkundig werden, wie viele wirklich und wahrhaftig
für heilig befunden werden und wie viele nicht. Darum kann man nur
hoffen, einmal nicht zu den Böcken oder zu den Herden "Fremder" zu
gehören, denn es gibt keine "Heilsgewißheit".
Nun aber müssen wir noch etwas näher auf die obige Offenbarungsaussage
eingehen, damit sich nicht wieder Mißverständnisse einschleichen, wie
es leicht geschehen kann. Das "Sehen des Sohnes" meint und bedeutet
eine intellektive Erkenntnis oder geistige Erfassung des Wesens des
göttlichen Menschensohnes, d.h. in dem, wodurch Er das ist, was Er ist.
Eine solche Erkenntnis übersteigt die sinnliche (sinnenhafte)
Erkenntnis und jede äußere oder innere Erfahrung. Es ist jedoch im
allgemeinen gleichgültig, ob es sich bei dieser Erkenntnis um eine
vollkommene oder unvollkommene handelt, da nicht alle Menschen in der
intellektiven Erfassung der Dinge die gleiche Befähigung und
Urteilskraft besitzen; sie muß nur wahr sein! Dies aber ist eine
notwendige Voraussetzung und ein unbedingtes Erfordernis. Es kann sich
jedoch niemand herausreden, er sei nicht fähig zu einer Erkenntnis des
wahren "Sehens des Sohnes". Denn Gott gibt jedem Menschen dazu eine
zureichende Gnade, welche seine intellektive Potenz stärkt und dadurch
dem menschlichen Geiste hilft, nicht in Irrtümer zu fallen. Anders
ausgedrückt: nicht der Glaube 'erleuchtet' die Vernunft, sondern das
Licht einer Gnade, einer die menschliche Erkenntnis heilenden
Gnaden—Gabe, die Gott niemandem vorenthält, wohl aber entziehen kann.
Dies jedoch liegt niemals an Gott, sondern immer nur an einem
Verschulden des Menschen, so daß man so etwas nicht Gott 'in die Schuhe
schieben' kann; wer so etwas tut, hat keine wahre Gotteserkenntnis,
sondern einen bösen Willen und gelangt dann auch nicht zum wahren
Glauben, der zum Heil des Menschen notwendig ist.
Nun aber ist das Wesen des göttlichen Menschensohnes dadurch bestimmt,
daß Er in Seinem Worte nicht bloß nicht lügt bzw. nicht gelogen hat,
sondern überhaupt nicht lügen kann und absolut unfähig zu so etwas ist,
da Er nicht bloß heilig, sondern "der heilige Gottes" war und ist. Der
Apostel Johannes weist darauf hin und bekennt: "Wir haben seine
Herr—lichkeit geschaut (gesehen), eine Herrlichkeit als des
Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit" (Joh 1,14). Wir haben
den realen und da—seienden absolut sündelosen Menschen mit Hilfe Seiner
und Gottes Gnade gesehen und sehen können, ganz konkret in Seiner
Herr—lichkeit. Man darf diese Sache nicht verspiritualisieren oder
mystifizieren oder dort Probleme sehen, wo sie nun gerade nicht zu
finden sind. Wer jedoch in seinem Wesen absolut heilig ist und ohne
eine mögliche Sünde überhaupt zu leben vermag, dem kann man dann aber
auch, sofern man dies erkannt hat, sogar 'blind glauben' und dennoch
sicher wissen, daß alles unbedingt wahr ist und wahr sein muß, was er
aussagt, lehrt und verheißt. Es kann aber kein Mensch in einer solchen
Beziehung zu einem bloßen Menschen stehen, es sei denn, er ist nicht
mehr bei Verstande oder ein Lügner. "Verflucht sei der Mensch, der sein
Heils—Vertrauen auf Menschen setzt, und Fleisch zu seinem Arme wählt"
(Jer 17,5), d.h. der einen bloßen Menschen zum Führer seines Weges zum
Heil wählt, anstatt den, der "der Weg und die Wahrheit IST". Der
göttliche Menschensohn kennt alle Seine Schafe und ihre Namen, aber nur
Seine Schafe kennen Ihn, da sie Seine wahrhaft heiligen und heiligenden
Worte verstehend hören und auf sie hören. So war es schon damals und so
ist es auch heute noch. Daran hat sich noch nie etwas geändert. "Denn
durch (übernatürliche) Gnade seid ihr zum Heil gekommen und auf Grund
des gnadenhaften Glaubens – und das nicht aus euch selbst" (Eph 2,8)!
Es kann freilich ein jeder, der einmal zum Heil gekommen ist, dieses
wieder verlieren, angefangen mit einem unwahren Glauben, d.h. mit einer
Glaubens—Erkenntnis, die inhaltlich nicht wahr oder nicht mehr wahr
ist. Solche Menschen sind "tote Glieder" der "sancta Ecclesia". Nur
Christus, das einzige Ziel—Gut der Kirche, kann sie wieder lebendig
machen, wenn Er will. Denn nur Ihm ist "alle Macht" gegeben im Himmel
und auf Erden. Und Er allein bestimmt und entscheidet, wer Seiner Wert
ist, nicht jedoch die Kirche, geschweige denn der Klerus, auch wenn
dieser sich immer schon mit einem Heiligenschein zu präsentieren suchte
wie bereits die alten Hohenpriester, Pharisäer und Schriftgelehrten.
Nun aber forderte und fordert der göttlichen Menschensohn gemäß dem
Willen Seines Vaters nicht bloß, daß Ihm wegen Seiner Heiligkeit und
damit unbezweifelbaren Wahrhaftigkeit unbedingt geglaubt werde, sondern
daß man rückhaltlos an Ihn glaubt, wenn man einmal die übernatürliche
Existenzweise Ewigen Lebens erlangen will, das im übrigen dann auch
durch nichts mehr verloren gehen kann. Das "an Ihn glauben" oder "der
Glaube an Ihn" hat nichts Subjektivistisches an sich, denn er gründet
sich auf eine objektive Beziehung zum göttlichen Menschensohn und hat
eine doppelte Bedeutung, die klar erfaßt werden sollte, wenn man ein
Christ sein und zu Seiner Herde gehören will. Dieser Glaube geht
zunächst hervor – und zwar nur mit Hilfe einer Gnade Gottes (um die man
beten soll) und nach reiflichen Überlegungen der Worte Christi – aus
einer sicheren Erkenntnis, daß die Gottheit (divinitas) des Vaters und
des Sohnes ein und dieselbe (identisch) ist und daß dieser absolut
heilige Menschensohn mit Namen 'Jesus' der (von der göttlichen
Offenbarung verheißene) Messias und der Erlöser ist. Dies alles war
auch für die Apostel nicht leicht zu erfassen, obwohl sie Christus
persönlich und eingehend belehrte, wie es ansonsten kein Mensch zu tun
vermag. Auch das sollte man sich einmal ins Gedächtnis rufen, anstatt
sich einzubilden, der wahre Glaube sei für billiges Geld zu haben.
Wer kennt wohl nicht dieses fürchterliche, geisttötende und die Leute
verdummende Predigt—geschwätz von einem "kindlichen Glauben" (ja sogar
'an Jesus und Maria'!), den jeder haben müsse, um in den Himmel zu
kommen, und wogegen sich schon der hl. Paulus gewandt hatte'?!
'Geistliche', die einen solchen Blödsinn redeten, waren auch allesamt
zutiefst davon überzeugt, eine sie 'erleuchtende' "Amtsgnade" von
seiten des Hl. Geistes zu besitzen. Wie naiv und unverständig war es
doch, als der Apostel Philippus zu Christus sagte: "Herr, zeige uns den
Vater, und es genügt uns", und woraufhin ihm der Herr höchst ungehalten
erwiderte: "So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht
erkannt, Philippus! Wer mich sah, hat auch den Vater gesehen. Wie
kannst du (jetzt noch) sagen: Zeig uns den Vater? – Glaubst du nicht,
daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist?" (Joh 14,8-10).
"Hättet ihr mich erkannt, würdet ihr auch meinen Vater kennen" (Joh
14,7). So hängt eben eines am anderen, wenn sich der wahre Glaube
ermöglichen und objektive Allgemeingeltung haben soll. Nur wer unter
dem Wirken der göttlichen Gnade intelliktiv erfaßt, was und wer der
göttlichen Menschensohn seinem Wesen nach und in Wahrheit ist, der wird
dann auch unbeirrbar und unumstößlich "an Ihn" glauben können, d.h. er
wird zu der sicheren Glaubens—Erkenntnis gelangen, daß sich einzig und
allein von Ihm her und durch Ihn die Erlösung oder das Heil für uns
ermöglicht und verwirklicht, so daß ein jeder, der Ihn in Seinem Wesen
untrüglich erkennt, an Ihn als den verheißenen Messias und Erlöser
rückhaltlos glaubt und Ihm persönlich unbedingt glaubt, dann auch von
Ihm das ewige Heil für sich selbst mit einigem Recht erhoffen, ja sogar
erwarten kann im festen Vertrauen auf Seine Verheißungen und ohne in
die Todsünde der Vermessenheit zu fallen.
Niemand kann, wenn er bei Vernunft ist und seinen Verstand gebraucht,
zu einem Menschen sagen: 'ich glaube an dich'; denn niemand kann von
einem so oft irrenden und sündigen Menschen das Heil für sich erhoffen
oder gar erwarten, geschweige denn die Erlösung von allem Übel und dem
Bösen. Das größte Übel aber ist der seelisch—geistige Tod, d.h. die
Verdammnis, nicht jedoch der leibliche, da dieser nur eine Folge der
Erbsünde ist. Christus hat nicht bloß geoffenbart (da dies für das Heil
des Menschen auch völlig nutzlos gewesen wäre): "Ich habe...", sondern
"Ich bin" die Wahrheit und das Leben, ja "das Brot des Lebens; wer zu
mir kommt (durch die 'tractio Patris'), wird nicht mehr hungern, und
wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten. – Aber ich habe es euch
gesagt: Ihr habt mich gesehen und dennoch glaubt ihr nicht" (Joh
6,35-36), d.h. es fehlt euch nicht bloß der wahre Glaube, sondern ihr
habt überhaupt keinen, ihr seid glaubenslos, und zwar durch eigenes
Verschulden. Daß letzteres in der 'Seelsorge' immer so trickreich,
salbungsvoll und geisttötend verschwiegen oder verdunkelt wurde, gehört
zu den Hauptursachen der Zerstörung der katholischen Kirche im Inneren.
Somit verwirklichte sich der Heilig—werden der Ek—klesia des göttlichen
Menschensohnes und "rex Christus" zuerst durch den wahren Glauben
derer, die Ihn mit Hilfe der göttlichen Gnade intellektiv erkannten,
Ihm unbedingt auf Sein Wort hin glaubten und dann rückhaltlos an Ihn
glaubten; denn nur Er ist der heilige und heiligende Rückhalt, der
harte "Eckstein" eines kirchlich—sozialen Ganzen und seiner Glieder.
"Herr, zu wem sollen wir gehen? Du (allein) hast Worte ewigen Lebens!".
Indessen war es ein Irrtum, als Simon Petrus hinzufügte: "Wir haben
geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist." Denn "Jesus
antwortete ihnen; Habe ich nicht euch, die zwölf, (aus den anderen
Jüngern und besonders) auserwählt? Einer aber von euch ist ein Teufel"
(Joh 6,68-70), d.h. ohne den wahren Glauben schlechthin und gottlos.
Sehr viele Katholiken, Priester und Laien, hatten es schon früher
tatsächlich nicht mehr für wahr gehalten, daß sich so etwas Gottloses
in der 'heiligen(-)katholischen' Kirche wiederholen und sogar weltweit
multiplizieren könnte, wie es 'nachkonziliar' geschehen ist. Dennoch
zahlt man anstandslos seine Kirchensteuer an die "römische
Konzilskirche", spendet Gelder für kirchenwidrige Zwecke und macht
gewissenlos im Kultur- und Gesellschaftsbereich eine antichristliche
Machtpolitik mit; ja man unterstützt sogar eine naturrechtswidrige und
amoralische Gesetzgebung, sei es aktiv oder passiv. "Wer nicht mit mir
sammelt, der zerstreut", hat Christus gesagt, aber die meisten
interessiert es nicht einmal, von wem sie im geistigen und religiösen
Bereich eingesammelt werden und wer sie vor seinen Karren spannt; sie
schließen ihre Augen, um die Wirklichkeit nicht zu sehen, und
verstopfen ihre Ohren, um die Wahrheit nicht zu hören. Man könnte im
Rahmen der Gesellschaftskritik einen religiösen Film drehen mit dem
Titel: 'die Herde blökt und die Wölfe heulen.' Es bleibt im oben
dargelegten Sinne immer wahr: "Wer glaubt, wird gerettet werden; wer
aber nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16,16). "Wer an den Sohn
glaubt, hat ewiges Leben; wer aber auf den Sohn nicht hört, wird das
ewige Leben nicht schauen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm" (Joh
3,36). "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt,
wird, auch wenn er stirbt, leben" (Joh 11,25). Es gibt jedoch kein
Ewiges Leben ohne die Heilsnotwendigkeit des wahren Glaubens und die
sich durch den göttlichen Menschensohn ermöglichende Heiligkeit. Damit
aber erhebt sich die Frage: wodurch und wie kann dies in concreto
geschehen in einer Ek-klesia, die aus Menschen gebildet wurde und
besteht? Was hat Christus im Zuge des Gründungsprozesses der Kirche
darüber gelehrt? Man kann die Frage auch anders stellen, nämlich:
welches "sanfte Joch" und welche "leichte Bürde" hat Christus Seinen
Jüngern, Aposteln und ehrlichen Anhängern auferlegt in Anbetracht
dessen, daß Heiligkeit noch schwerer und mühseliger zu erlangen ist als
der bereits heilsame und heiligende wahre Glaube? Auch ein sanftes Joch
ist ein Joch, nicht aber kein Joch, wie auch eine leichte Bürde eine
Bürde ist, nicht aber keine Bürde!
Wir haben bereits davon gesprochen, daß es schon gar nicht so leicht
ist, auf Sein Wort wirklich zu hören, d.h. es auch zu befolgen, und daß
es sehr schwer ist, in Seinem Worte zu bleiben, ohne es zu verlassen
oder von ihm abzufallen. Christus erspart einem nichts, wenn man sich
nach reiflicher Überlegung und bei klarem Verstand entschließt, zu Ihm
zu kommen und Sein Jünger sein zu wollen. Denn Er hatte und hat Seine
ganze Herde (nicht etwa gebeten, sondern) verpflichtet: "Nehmt mein
Joch auf euch und lernt von mir" (Mt 11,29). Nur von Ihm hat man zu
lernen, nicht von jemand anderem, auch nicht von 'Heiligen', wenn es
sich um ein Heilig—werden handelt. "Denn einer ist euer Lehrer,
Christus" (Mt 23,10), weil nur er die Wahrheit und der Weg zu Gott, dem
Vater, IST. Mit dem Lernen aber ist das halt so eine Sache, da der
Mensch schon von Natur aus dazu neigt, faul und träge zu sein und
insbesondere in geistigen Dingen, die sich auf die Religion, das Denken
und die Sittlichkeit beziehen, Schwierigkeiten und Anstrengungen aus
dem Wege zu gehen. Es hat Christus jedoch niemanden zu einem
mönchischen "ora et labora" verpflichtet, wohl aber allen Gliedern der
Kirche Sein Joch auferlegt und sie verpflichtet, von Ihm zu lernen in
einem ständigen Lernprozeß. Wer kennt nicht jene satten und
selbstgefälligen Leute, die immer schon der Überzeugung waren, sie
hätten bereits alles von Ihm gelernt und bräuchten nichts mehr zu
lernen? Sie waren und sind doch leicht zu erkennen an ihrem
salbungsvollen Reden, ihrer Selbstbeweihräucherung und Ehrsucht und an
ihrem unverhohlenen Bestreben, den 'Splitter im Auge' bei anderen zu
entdecken, bei sich selbst aber geflissentlich den Balken im Auge zu
übersehen. Viele von ihnen waren sogar davon überzeugt, 'heilige
Gefäße' oder 'Organe des Hl. Geistes' zu sein. Das beständige Hören der
Worte Christi hätte bereits genügt, diese 'Schein—heiligen' deutlich zu
erkennen, um nicht auf sie zu hören. "Wehe euch, ihr Schriftgelehrten
und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reinigt das Äußere des Bechers und der
Schüssel; inwendig aber voll des Raubes und Unflates seid" (Mt 23,25).
Auch "übertünchte Gräber" sind nur Gräber mit Totengebein. Das
Heilig—werden hängt nicht von uns, sondern von Jesus Christus ab, der
allein den und einen Menschen zu heiligen vermag, da nur Er der Erlöser
ist. Einfordern oder gar einklagen läßt sich das nicht, auch wenn man
das Sakrament der Taufe empfangen hat. "Herr, wenn du willst, kannst du
mich rein machen" (Mt 8,4). Durch uns selbst und aus uns selbst
vermögen wir gar nichts, ganz abgesehen davon, daß Gott den Vermessenen
widersteht, so daß diese zu Fall kommen (wie auch Simon Petrus). – Der
sich in der Heilsgeschichte auf eine eigentümliche Weise wiederholende
Gründungsprozeß der Kirche macht offenkundig: die Kirche ist als ein
geschaffenes soziales Ganzes formaliter heilig nur in Ihm und allein
durch Ihn, aber materialiter unheilig in ihren Gliedern, die heilig
werden sollen. Darum ist auch das Heiligkeitsmerkmal der Kirche das am
wenigsten "sichtbare" oder wahrnehmbare. Es ist leicht, die "sancta
Ecclesia" zu lästern und sich über sie lustig zu machen, aber für dumme
Leute sehr schwer, sie intellektiv zu erfassen. Die Ursache hierfür
liegt nicht immer nur an ihrem äußeren Erscheinungsbild, nicht an dem,
was sich da so alles zeigt. |