BRIEF AN DIE BISCHÖFE DER U.S.A. UND MEXIKOS
von
Father T.C. Fouhy
übersetzt von Eugen Golla
(aus SACRED HEART NEWSLETTER 1988, gekürzt)
An Ihre Exzellenzen, die Bischöfe der U.S.A. und Mexikos, die hochw.
Herren Moisés Carmona, George J. Musey, Louis Vezelis OFM, Robert
McKenna OP, J. Vida Elmer und Richard Williamson *)
Exzellenzen,
die unerwarteten Entwicklungen, die innerhalb des letzten
VietelJahrhunderts in der katholischen Kirche stattfanden, hatten eine
tiefe Spaltung ihrer Phalanx zur Folge. Der Grund dafür war die von
Unserem Herrn, vom hl. Paulus und vielen anderen vorhergesagte und
prophezeite große Apostasie. Die eindringlichen Warnungen zahlreicher
Päpste, besonders Leos XIII. über die Freimaurerei (in der Enzyklika
"Humanum genus"), des hl. Pius X. über den Modernismus ("Pascendi
dominici gregis") und Pius XI. über den Kommunismus (in "Divini
Redemptoris") wurden mit wenig Aufmerksamkeit und Tatkraft von den
Bischöfen der Welt zur Kenntnis genommen. Gegenwärtig ist der Preis für
die Schuld dieser Vernachlässigung nur allzu sichtbar. Außerdem wurden
den (Warnungen) der allerseligsten Jungfrau Maria in La Salette und
besonders - in der letzten Stunde - in Fatima nicht die schuldige
Achtung und Dankbarkeit erwiesen. Es besteht hier kein Grund, die
Verantwortung hierfür aufzuteilen, ausgenommen die allgemeine
Feststellung, daß hauptsächlich die Bischöfe infolge ihrer
Versäumnisse, die päpstlichen Warnungen sorgfältig zu studieren und
danach kraftvoll ihre pastorale Autorität auszuüben, diesen Tadel in
erster Linie auf sich beziehen müssen.
Die Kirche befindet sich indessen in einer furchtbaren Lage von einer
Schwere, Größe und Dringlichkeit, die ein unmittelbares und ungeteiltes
Handeln ihrer rechtmäßigen Hierarchie erfordert. (...) Wie es indessen
notwendigerweise aus dem Versprechen Unseres göttlichen Herrn
hervorgeht: nicht alles ist verloren. Ein erbärmlich schwankender Rest
erhält die eine wahre Kirche wenigstens auf hierarchischem Niveau. Sie,
die der Tradition verpflichteten Bischöfe, sollten Garanten für das
Überleben sein, ein Quell der Sicherheit und des Vertrauens für die
Priester und Laien, die mit Ihnen zusammen die einzig wahre Kirche auf
Erden bilden, den mystischen Leib Jesu Christi - zum jetzigen
Zeitpunkt. (...) Eine Angelegenheit ist allein jetzt nötig: eine fest
geeinte Front wider die Novus-Ordo-'Kirche' zu bilden, aber dies
erfordert großen Mut,
Entschlossenheit und eine Führung. (...)
Mehrere Jahr herrscht jedoch auch ein sichtbarer Mangel an Einheit und
Liebe in den Reihen der traditionsverpflichteten Bischöfe der
Vereinigten Staaten und Mexikos (ebenso Europas, Anm.d.Red.). Diese
Uneinigkeit hatte eine Kette trauriger Wirkungen zur Folge: tiefe
Spaltungen auch unter den einfachen Katholiken sowie die sich bietende
günstige Gelegenheit für unsere Gegner, den traditionsbewußten
Katholizismus deswegen in üblen Ruf zu bringen. (Die unter Ihnen
entstandenen Differenzen hat schon der hl. Paulus verurteilt, als er
den Korinthern, bei denen sich damals ähnliche Auseinandersetzungen
anbahnten, schrieb:) "Ich meine dies, daß der eine von euch sagt: 'Ich
gehöre zu Paulus', der andere: 'Ich zu Apollos' - 'Ich zu Kephas' -
'Ich zu Christus'. Ist etwa Christus zerteilt? Wurde denn Paulus
gekreuzigt für euch? Oder wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft?
(...) Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das
Evangelium zu verkünden, doch nicht mit Wortweisheit (d.i. mit
Wortklauberei, Anm.d.Red.), damit das Kreuz Christi nicht um seinen
Sinn gebracht werde." (1 Kor. 1,12-13,17) Und wiederum kehrt der hl.
Paulus sehr schnell zum selben Thema zurück: "Ich habe gepflanzt,
Apollos hat begossen; Gott aber gab das Gedeihen." (1 Kor. 3,6)(...)
Um nun wieder zum Thema der Einigkeit in Ihren Reihen
zurückzukehren:Ihr sichtbares Fehlen erklärt wahrscheinlich, warum eine
große Anzahl der Tradition verbundene Priester sich entschlossen haben,
Einzelgänger zu bleiben. (...) Das Vorhandensein einer solchen
Einigkeit und Liebe ist gegenwärtig schwer zu finden. Dieser Dissenz
ist der Ursprung so vieler peinvoller Enttäuschungen und wird von
vielen Katholiken als Ärgernis empfunden. Müssen wir nicht vermuten,
daß viele arme, nicht selbständig denkende Menschen, die durch das
Vatikanum II in die große Apostasie des 'N.O.M.' geführt wurden,
vielleicht recht gut den Rückweg zum wahren Glauben finden würden, wenn
ihre gegenwärtigen Bischöfe eine starke Einheitsfront in Lehre und
Liebe demonstrieren würden, wenn sie die unüberwindlich festen
Grundlagen der göttlichen Wahrheit und Liebe als die wahren Zeichen der
Einheit benützt hätten, statt strittige Probleme als Grund für die
Spaltung in Ihren Reihen vorzubringen, um so das Bild einer
unchristlichen Uneinigkeit entstehen zu lassen - nach dem Motto:
"Divide et impera" ("Teile und herrsche!")
Jesus sprach zugleich auch zu allen zukünftigen Bischöfen Seiner
Kirche, als Er zu seinen Aposteln sagte: "Das ist mein Gebot: Liebet
einander, wie Ich euch geliebt habe." (Joh. 15,12) Die gewollte Politik
des gegenseitigen Ab- bzw. Ausgrenzen der Bischöfe untereinander oder
das Verfassen beleidigender Erklärungen, die in Rundschreiben
erscheinen, wirkt unglaubhaft und unausgereift, vor allem in einer
Zeit, in welcher die erhabene Heilige Kirche Jesu Christi um ihr
Überleben kämpft, vielleicht sogar die letzten Zeiten ihres Bestehens
auf Erden durchlebt. (...)
Es taucht also die Frage auf, welche dringende Aktion kann unternommen
werden, um diesen so schwerwiegenden Mangel an Einigkeit zu beheben?
(...) Es würde dies auch eine großzügige und prompte Antwort auf die
göttliche Gnade erfordern, ein Drängen, das unverzüglich seine
Aufmerksamkeit auf eine wahre Einheit richtet. Man kann sich kaum
vorstellen, daß irgend jemand seine Mitarbeit verweigert, denn das Wohl
der Kirche und ihrer Glieder ist höherstehend als sämtliche anderen
Überlegungen. Die Verteidigung der Kirche und die Rettung der Seelen
müssen die Hauptsorge der Bischöfe sein. (...)
KONFEEENZ:
Es erscheint erforderlich, daß sämtliche vorerwähntenBischöfe ohne
Ausnahme für einige Tage nach vorheriger guter Vorbereitung durch Gebet
und Buße an einem passenden Ort zusammentreffen. Zu gegebener Zeit soll
allen Katholiken großzügig Einblick in dieses Treffen und seine Folgen
gewährt werden. Die Gläubigen sollen währenddessen zu besonderem Gebet
und zu Akten der Selbstverleugnung aufgerufen werden unter Betonung der
beispiellosen Wichtigkeit dieses Treffens der Bischöfe. (...) Aber
dieses Treffen drängt, denn es ist beinahe schon 'Mitternacht', und die
Mächte der Finsternis lauern in der Nähe, um den Endangriff auf die
eine, wahre Kirche auszuführen. Sicher dürfte das sein: Wenn eine fest
geeinte Front wahrer Bischöfe den apostatischen Establischment im
Vatikan gegenüberstehen würde, würde dieses vielleicht erkennen, daß
seine Bemühungen, die gesamte katholische Welt zu liquidieren,
unwiderruflich fehlgeschlagen sein dürften. Und vielleicht könnten wir
dann den Blick nach vorwärts richten auf die Vorbereitungen für die
Wahl eines rechtmäßigen Papstes. (...)
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr sehr ergebener Fr. Thomas C. Fouhy
Anmerkung:
*) Richard Williamson ist der von M. Lefebvre für die U.S.A.
konsekrierte Weihbischof (bzw. 'Weihbischof'), der, wie sollte es auch
anders zu erwarten gewesen sein, sich mit aller Vehemenz dagegen
wehrte, mit den anderen Bischöfen in Verbindung gebracht worden zu
sein.
Nachwort der Redaktion:
Man kann über die Form dieses offenen Briefes und auch über die
Stellung von Fr. Fouhy im amerikanischen Lager des religiösen
Widerstandes geteilter Meinung sein. Daß sich hier aber der allgemeine
Wunsch manifestiert, die Bischöfe mögen zu einer gemeinsamen Haltung im
Kirchenkampf finden, kann wohl niemand ableugnen. Dieser Wille zur
Einheit soll hier dokumentiert werden.
E. Heller
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