DIE ZERSTÖRUNG DES SAKRAMENTALEN PRIESTERTUMS DURCH DIE „RÖMISCHE KONZILSKIRCHE“
von
Prof. Dr. Diether Wendland
EINLEITUNG: EINIGE NOTWENDIGE PRÄLIMINARIEN ZU EINEM ALLSEITIG VERDUNKELTEN PROBLEM
"Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich
weiß um deine Werke: du hast den Namen, als ob du lebest, aber du bist
tot." (Offb. 3,1)
Wenn heutzutage 'katholische' Bischöfe und Priester, die in Wahrheit
weder Bischöfe noch Priester sind, von fast allen Katholiken dennoch
dafür gehalten werden, dann stellen sich doch zwangsläufig und
unvermeidbar zumindest drei Fragen, denen man nicht aus dem Wege gehen
darf und sollte:
1. wie so etwas bei religionsmündigen Erwachsenen eigentlich und überhaupt möglich ist;
2. warum kein bohrender Zweifel die Gemüter dieser Katholiken, denen man überall begegnen kann, beunruhigt;
3. ob es in Anbetracht einer solchen Situation wohl noch einen Sinn
hat, sich erneut mit dem Problem der, wie man zu sagen pflegt,
„Ungültigkeit“ der „neuen Weihen“ zu befassen?
Außerdem sei doch, wie vielerorts gemeint wird, schon öfters hierzu das
Nötige und Zureichende gesagt und geschrieben worden, dem nichts mehr
hinzuzufügen wäre. („Entweder man begreift die Sache oder man läßt es
bleiben!“) Aber ist dem wirklich so? Oder hat man sich hier wieder
einmal nur etwas vorgemacht? Denn nach wie vor halten nicht wenige die
sich auf die „Ungültigkeit“ dieser 'Weihen' beziehenden Beweise für
nicht zwingend, so daß sich trotz allem immer wieder echte Zweifel
einstellen, die an der erforderlichen Gewißheit nagen. Darum ist es
unser Bestreben, diese Zweifel soweit wie möglich zu beheben, was
jedoch nicht gelingen kann ohne ein Mitdenken und Umdenken und das
Durchdenken einer vorgegebenen religiösen Sache (res religiosa)
spezifisch christlicher Natur. Der 'religiöse Glaube' spielt dabei gar
kein Rolle, wie leider zu oft angenommen wird, da es sich in dieser
Sache um eine ausgesprochen philosophischtheologische Problematik
handelt, die im übrigen schon eine ziemlich lange Geschichte hat, auf
die wir jedoch nicht einzugehen brauchen, da sie unsere Thematik auch
nur unnötigerweise ausweiten und erschweren würde.
Zudem muß man im Rahmen unseres Themas in der heutigen kirchlichen
Gesamtsituation mit ihren Verwirrungen und Absurditäten noch andere
Erschwernisse beachten, die ebenfalls nicht unterschätzt werden
sollten. Denn es gibt eine Menge Katholiken und Protestanten, die
tatsächlich der Überzeugung sind, daß es doch gleichgültig sei, ob
dieser oder jener 'Bischof’ oder 'Priester' oder 'Geistlicher'
„geweiht“ ist oder nicht. Von allgemeiner Bedeutung und entscheidend
sei doch nur, daß eine solche Amtsperson ein 'gläubiger Christ' und
'moralisch integer' sei, insbesondere heutzutage, wo doch die „Kirchen“
endlich „aufeinander zugehen“ würden, und alle 'Gläubigen' sich auf
eine „ökumenische Einheit“ hinbewegten, um die „konfessionellen
Divergenzen“ zu überwinden und endgültig zu begraben. Niemandem nütze
ein „Theologengezänk“ mit seinen theologischen „Spitzfindigkeiten“, die
von den 'einfachen Gläubigen' doch sowieso nicht verstanden würden. Man
müsse die "Zeichen der Zeit“ beachten, wie auch das „Konzil“ gelehrt
habe, und vor allem „menschlich“ und „praktisch denken“, anstatt in
Sachen Gültigkeit oder Ungültigkeit von 'Weihen' viel Lärm um nichts zu
machen. So wird heute überall geredet, wenn jemand ernsthaft versucht,
die „mündigen Christen“ eines Besseren zu belehren und sie von ihren
Irrtümern abzubringen. Diese weit verbreitete 'religiöse Überzeugung'
hat bereits eine geistige Atmosphäre erzeugt, in der die notwendige
Wahrheitsfrage entweder gar nicht mehr gestellt oder von vornherein
ausgeschaltet wird, selbst wenn es sich um schwerwiegende Sachverhalte
religiöser und heilsgeschichtlicher Natur handelt, zu denen eben auch
und nicht zuletzt die neuen 'Weiheriten' gehören. Wie aber sollen dann
darüber die nötigen Erkenntnisse vermittelt werden, wenn nicht mehr
gewußt wird, was ein religiöser Ritus im allgemeinen und ein Weiheritus
im besonderen ist? Wir werden noch zeigen, welche Illusionen man sich
diesbezüglich gemacht hat und macht, nachdem eine komplexe Sache
simplifiziert oder in eine Pseudomystik getaucht worden war. Schon das
kritiklos gebrauchte und die Realität beeinträchtigende bzw.
verfehlende deutsche Wort „heilige Weihe(n)" wurde nicht wenigen zum
Fallstrick und so manchen zum Verhängnis. Das ist eine altbekannte
Tatsache, vor der man nicht die Augen verschließen darf, wie es so oft
der Fall ist. Jede Religion, gleichgültig, ob es sich um eine wahre
oder falsche (unwahre) handelt, hat ihren Kult und ihre besonderen
Riten, so daß es nicht angeht, so einfachhin und bedenkenlos von
„heiligen Weihen“, „heiligen Riten“ oder auch „heiligen Handlungen“
u.dgl. zu reden. Hier ist größte Vorsicht und ein kritisches Bewußtsein
am Platze, wenn man nicht einem Blendwerk auf den Leim gehen will, je
feierlicher, um so verführerischer.
Riten sind zunächst nichts anderes als geordnete religiöse Handlungen
(im Unterschied zu rein profanen) im Rahmen und auf dem Fundament einer
öffentlichen Religionsausübung, wobei diese Handlungen auf einem
überlieferten religiösen Brauchtum (mos) aufgrund alter Gewohnheit
(consuetudo) beruhen nicht mehr und nicht weniger. Jeder, der
einen religiösen Ritus vollzieht, welcher im übrigen als ein solcher
immer zweckbestimmt ist, übt, ob er will oder nicht, eine Religion aus
und ist in diesem Sinne ein ReligionsDiener, gleichgültig, ob er dabei
Gott oder dem Teufel oder irgendwelchen Dämonen oder selbsterfundenen
'Göttern' dient. Die ebenfalls aus dem Profanen herausgehobenen
'heiligen Riten' (ritus sacri) der Satanisten, Fetischisten, Freimaurer
und anderer Götzendiener sind dafür Beweis genug. Es können aber auch
spezifisch christliche Riten durchaus sowohl dämonisiert als auch
profaniert werden, was dann die ganze Sache so zwielichtig und
verwirrend macht. Im übrigen stellt sich die Frage: Wer von den
heutigen 'Geistlichen' und vermeintlich 'Geweihten', die sich für große
Theologen halten und auf ihre theologische Bildung immer so stolz sind,
weiß und begreift noch etwas von dem Wesensunterschied, der seit alters
her zwischen einer „res sacra“ und „res non sacra“ oder einer „res
sacra“ und „res sancta“ besteht? Es ist auch in der Tat erstaunlich,
was nicht alles als 'heilige Handlung' ausgegeben wird. Wie sagte schon
ein alter römischer Komödiendichter? „Duo cum faciunt idem, non est
idem“. („Wenn zwei das Gleiche tun, so ist es nicht das Gleiche.“)
Nun aber hatte bereits, was immer allzugern verschwiegen wird und woran
man sich doch erinnern sollte, die von einem Häretiker und Apostaten
einberufene "Heilige Kirchenversammlung" (Sancta Synodus), die sich
betrügerischerweise als Zweites Vatikanisches Konzil ausgab , 1963 u.a.
beschlossen: "Die liturgischen Bücher sollen baldigst revidiert werden;
dazu sollen ( ... ) Fachleute herangezogen und Bischöfe befragt
werden. Die Riten mögen den Glanz edler Einfachheit an sich
tragen, kurz und durchschaubar sein und zugleich unnütze Wiederholungen
vermeiden; sie seien der Fassungskraft der Gläubigen angepaßt und
sollen im allgemeinen auch nicht vieler Erklärungen bedürfen. Die
Weiheriten (ritus ordinationum) sollen hinsichtlich der Zeremonien und
Texte revidiert werden. ( ... ) Bei der Bischofsweihe dürfen alle
anwesenden Bischöfe die Hände auflegen." (Liturgiekonstitution, Kap. I,
Nr.23, 34; Kap. II, Nr.76) Damit war der Weg frei gemacht für
Revisionen übelster Natur, die dann auch nicht lange auf sich warten
ließen, angefangen mit der neuen 'Bischofs' und 'Priester'„weihe“,
promulgiert 1968.
In der Zwischenzeit jedoch ging die vom ganzen konziliaren Klerus (bis
herunter zum Kaplan) freudig begrüßte und getragene Pseudoreform der
"Sacra Liturgia" des "Sacrosanctum Concilium" munter weiter und lenkte
von allem Wesentlichen ab. Sogar die Verwirrungen waren
vorprogrammiert, um zu testen, wie die Sache läuft, welche
Schwierigkeiten sich eventuell zeigen etc. Dem katholischen Kirchenvolk
in seinem 'traditionell' irrationalen und alogischen 'katholischen
Glauben', auf den es fixiert war und blieb, konnte dies alles leicht
verschleiert werden. Den 'Kirchengläubigen' blieb generell verborgen,
worum es letztlich bei den verschiedensten Neuerungen in Wirklichkeit
ging, selbst wenn man sie bemerkte. Nur wenige theologisch gebildete
Laien, die nicht bischofshörig waren und sich nicht von diesem sog.
„Pastoralkonzil“, einer unheiligen Räuber und Revolutionssynode,
beeindrucken und einfangen ließen, erkannten mit zunehmenden Entsetzen,
was mit derartigen Reformen und Revisionen in der katholischen Kirche
bezweckt und schließlich auch erreicht wurde, Viele waren in Ansehung
dessen, was da vor sich ging, wie gelähmt. Andererseits konnte man
dagegen auch gar nichts als ein katholischer Laie tun, da dieser in der
Kirche nichts zu sagen hatte, nicht einmal in Form eines qualifizierten
Rates. Zwischen 1963 und 1968 wurden die Weichen gestellt und viele
Wege in den Abgrund geebnet und leicht gemacht. Das ganze Übel begann
nicht erst, wie später aufgeregte Liturgiker und Ritualisten immer
behaupteten, mit der Promulgation und Durchsetzung des NOM, auf den man
sich dann gleichsam 'einschoß' und jahrelang in dieser Perspektive
verharrte, ja von ihr regelrecht absorbiert wurde. Die Zerstörung des
sakramentalen Priestertums aber blieb dabei völlig im Dunkeln und trat
nirgendwo in ein öffentliches kirchliches Bewußtsein. Sowohl die sog.
abständigen als auch die praktizierenden 'Kirchengläubigen' glaubten
nach wie vor trotz aller sichtbaren Veränderungen und Deformationen im
kirchlichen Bereich, alle katholischen 'Geistlichen' des Welt und
Ordensklerus seien eo ipso wie eh und je „geweihte Priester“, da
„Priesterweihen“ stattfanden und Primiz gefeiert wurde. Daran hat sich
doch seit zwanzig Jahren nichts geändert. Oder ist da jemand, der an
einer Primiz teilnahm, aufgestanden und hat dann öffentlich erklärt,
daß dieser 'Neupriester' gar nicht das ist, was er zu sein glaubt und
vorgibt? Uns ist ein solcher Fall noch nie bekannt geworden. Dies liegt
aber auch daran, daß es eben vielen in den 'Gemeinden' gleichgültig
ist, ob ihr 'Vorsteher' und Zelebrant geweiht ist oder nicht.
Es ist in Sachen „Weihen“ oder auch „neue Weihen“ gar nicht so einfach,
die im deutschsprachigen Raum generell eingetretene Dunkelheit und
Verworrenheit zu überwinden, da hierbei zugleich eine weit verbreitete
Unwissenheit und Phantastik vorliegt. Insbesondere fromme Katholiken
sind oft geradezu schockiert, wenn man sie darauf hinweist, daß das
Konzil von Trient das Begriffswort „Priesterweihe“ gar nicht kennt und
deshalb auch nicht gebraucht hat. Die deutsche Sprache hat eben auch
ihre Tücken, einschließlich des emotional aufgeladenen Wortes „Weihe“,
das in den verschiedensten Wörterverbindungen gebraucht wird. Im
übrigen kennt die alte Ecclesia Romana weder „geweihte Priester“ noch
„geweihte Bischöfe“ noch so etwas wie „geweihte Amtspersonen“ (einer
Amtskirche), sondern nur in einem ganz bestimmten Sinne und für
besondere Zwecke „geweihte Diener“ („ministri sacri“ nicht:
sancti), d.h. Personen männlichen Geschlechtes, die in einem kirchlich
geheiligten Ritus (ritus sacralis), der jedoch kein Einweihungs oder
Initiationsritus ist, dazu gemacht und befördert werden, um hernach
durchaus etwas Besonderes und anderen gegenüber Herausgehobenes zu
sein. Indes: je feierlicher und zeremonienreicher ein solcher Ritus
gestaltet und vollzogen wird, um so weniger kommt sein eigentlicher
Sinn und Zweck zum Ausdruck, so daß auch ein mitfeiernder 'gläubiger'
Zuschauer, der sogar als ein 'Zeuge' dabei ist, in der Regel das
Wesentliche vom Unwesentlichen nur noch mit Mühe oder auch gar nicht
mehr unterscheiden kann. Das aber ist eine altbekannte Tatsache, die
nur eingefleischte Traditionalisten leugnen. Damit war immer schon die
Gefahr gegeben, daß, wie jeder vernünftige Mensch doch weiß, der
Anschein trügen und sogar betrügen kann. Hier liegt ein Punkt, der auch
heutzutage viele Leichtgläubige in Verwirrung bringt und zu irrigen
Annahmen verleitet, so daß sie einen 'heiligen Ritus' für katholisch
halten, obwohl er mitnichten kirchlichkatholisch ist. Es werden in ihm
keine "ministri sacri" hervorgebracht, sondern nur profane
Amtspersonen, die sich dann den Titel „Hochwürden“ oder „Hochwürdiger
Herr“ zulegen (englisch: „Most Reverend“ oder „Very Reverend“ oder
„Reverend Sir“).
In diesem Zusammenhang aber sollte man sich doch einmal die Frage
stellen, warum wohl das berühmte Apostolische Siegelschreiben (Bulla)
„Apostolicae Curae“ Papst Leo's XIII. vom 18.9.1896, das die
anglikanischen „Weiheriten“ für ungültig und für null und nichtig
erklärte, so gut wie überhaupt keine positiven Auswirkungen gehabt hat,
weder auf die ritualistischen Anglikaner noch auf die ritualistische
katholische Geistlichkeit noch auf andere „getrennte Brüder“, die sich
ebenfalls 'Bischöfe' genannt haben und nennen. Es schien auch diese
lehramtliche Entscheidung eines Papstes nicht mehr zu greifen und
bereits ins Leere zu gehen. Warum sind Leute, die sich als Katholiken
bezeichnen, nicht bereit, sich daran zu erinnern und einzusehen, daß in
der 'heiligenkatholischen' Kirche schon lange vieles faul war? Das
Verderbnis begann nicht erst mit dem Vatikanum 2 mit seiner
LiturgieDeform und den 'neuen Weihen'. Dies alles sind nur Träumereien
von klerikalen und laikalen Traditionalisten, die längst vergangenen
Zeiten nachtrauern und immer noch das Heil von 'Bischöfen' erwarten,
unbelehrbar, obwohl sie doch das Vatikanum 2 eines Besseren belehren
könnte.
Es ist auch ohne Bedeutung, wer alles an der Produktion der neuen
'Weiheriten' beteiligt gewesen war, weil sie von allen konziliaren
'Bischöfen' und 'Priestern' (nicht bloß von den 'Neupriestern')
akzeptiert wurden und auch nur so ihre negative Wirksamkeit entfalten
konnten. Darum glaubt ja auch das naive Kirchenvolk bei dem, was es
sieht, daß es sich um katholische Riten handeln müsse und daß man nach
wie vor Bischöfe und Priester vor sich habe. Wenn andere das Gleiche
tun, 'wenn auch etwas anders', was macht das schon aus?! Im übrigen sei
die Sache mit den Riten eine Angelegenheit der 'Geistlichkeit' und
insbesondere der Bischöfe und der Ritenkongregation in Rom, die schon
wissen wird, was richtig ist. Es sei doch letztlich gleichgültig, ob
nach altem oder neuem Ritus „geweiht“ werde. Besser jedenfalls sei der
neue, weil einfacher und leichter durchschaubar. Man solle dem großen
Montini'Papst' doch dankbar dafür sein, daß er die Forderungen des
Konzils erfüllt und alles Unnütze und Überflüssige beseitigt habe, das
sich im Laufe der Zeit angesammelt hatte. Gegen einen solchen
tiefsitzenden Stumpfsinn läßt sich nichts mehr tun.
Oft wird auch die einfältige Meinung vertreten, daß die Gültigkeit oder
Ungültigkeit einer Weihe von Personen anhand des praktischen Kriteriums
erkennbar sei: „an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“. Dies aber
ist ein großer Irrtum, der zudem noch beweist, daß man die Hl. Schrift
nicht versteht. Denn auch ein gültig Geweihter kann die schlechtesten
Früchte hervorbringen und in die Häresie fallen, so daß dann bei
offenkundiger Häresie jeder orthodoxe Katholik streng verpflichtet ist,
eine solche Person unbedingt zu meiden und, da es sich um eine
‚Amtsperson’ handelt, auch öffentlich an den Pranger zu stellen. Das
ist man dem HAUPT und HERRN der Kirche schuldig, die keine Spielwiese
für Kinder ist. Im übrigen kann im Unterschied zu einem 'nur'
amoralischen und sündigen Menschen ein Häretiker niemals „gültig
geweiht“ werden, auch wenn er dem Anschein nach 'geweiht' wird. Das
macht dann die Sache so pikant und für viele gänzlich undurchsichtig.
Zudem bringt ein damit verbundener und nur in einem 'religiösen Gefühl'
wurzelnder Gefühls und Aberglaube viele um ihren Verstand und dann zum
Schweigen, weil sie (wie sie selber sagen) ständig das 'dunkle Gefühl'
haben, daß dieser oder jener fromme und menschenfreundliche Mann
vielleicht doch noch Bischof oder Priester sein könnte. „Nur der liebe
Gott und Vater im Himmel, an den doch alle glauben, kann das wissen.“
So wird überall geredet, wenn man Zweifel anmeldet. Die offiziellen
Träger der „römischen Konzilskirche“ haben in deren Diözesen und
Pfarrgemeinden mit diesen 'Gläubigen' und (seit neuestem) 'Glaubenden'
ein ganz leichtes Spiel. Denn auch eine katholische Gesellschaftsmasse
gewöhnt sich wie jede Massengesellschaft in ihren Gruppen sehr schnell
an ihre bestellten 'Amtspersonen' und an ihr vermeintlich ’heiliges
Tun' und 'pastorales Wirken'. Eine religiöse Hammelherde gewöhnt sich
sogar an Wölfe im Schafspelz. Dies kann doch nur jemand leugnen, der
eine kirchliche Wirklichkeit einfach nicht mehr sehen will, wie sie
tatsächlich ist.
Wenn emotionslos, ohne religiöse Anwandlungen und ohne Mystizismen von
(wie leider allgemein üblich) Bischofs und Priesterweihen gesprochen
wird, dann ist damit vernünftigerweise zunächst nichts anderes gemeint,
als daß ein getaufter Mensch männlichen Geschlechtes in einem
kirchlichen Ritus und kraft desselben zum Bischof oder Priester gemacht
und innerlich bestimmt wird (determinatio actualis concretiva), wenn er
dazu nach menschlichem Ermessen fähig und geeignet ist. Ob er dies aber
auch wirklich (realiter) ist und nicht bloß zu sein scheint, das
freilich steht auf einem anderen Blatt. Indes wird dadurch das
Weiheproblem als solches gar nicht berührt, ganz abgesehen davon, daß
zu allen Zeiten auch unfähige und ungeeignete Leute geweiht worden sind
und was sich nicht immer erst hinterher herausstellte. Es ist deshalb
auch überflüssig, auf dieses düstere Kapitel einzugehen, obwohl es
seine Aktualität noch nicht verloren hat. Jeder Katholik weiß oder
wußte schon vom Religionsunterricht her, daß alle Bischöfe Priester
sind, aber nicht alle Priester Bischöfe, und was sich ja nicht bloß an
der Kleidung oder an anderen Äußerlichkeiten zeigte. Sie waren
sozusagen auch „innerlich“ nicht gleich, weil sie verschiedene
Befugnisse besaßen, wie jedermann wußte und leicht erkennen konnte. Die
Diözesanbischöfe hinwiederum waren etwas ganz Besonderes, und zwar
schon deswegen, weil sie (wie auch unser H.H. Pfarrer sagte) „die
Nachfolger der Apostel“ wären und vom „Heiligen Geist“, wenn auch nicht
gerade erfüllt, so doch zumindest geleitet seien. Damit war der Bischof
für die Gläubigen, aber auch für die sog. einfachen Priester,
sakrosankt, d.h. schlechthin tabu, und somit ebenfalls seine 'Weihe'.
Nun aber hatte das Vatikanum 2 bereits am Anfang diesen weit
verbreiteten Irr und Aberglauben durch eine blanke Häresie noch
'vertieft', indem es verbindlich lehrte und hochmütig verkündete: „Im
Bischof sehe man den (genauer: der Bischof ist anzusehen und
anzuerkennen als der) Hohepriester (!) seiner Herde, von dem das Leben
seiner (!) Gläubigen in Christus gewissermaßen abgeleitet wird und
abhängt (!)“ (Liturgiekonstitution, Kap. I, Nr.41) Somit wurden
spätestens ab 1968 in der katholischen Kirche sowohl Priester als auch
NichtPriester sogar zu 'Hohenpriestern' 'geweiht', von denen nunmehr
auch das Leben der und insbesondere ihrer 'Gläubigen' abhing, d.h.
abhängig gemacht und bestimmt wurde. Auch eine dumpfe religiöse
Hammelherde braucht einen geistlich 'erleuchteten' Leithammel oder
'guten Hirten' mit Stab und Mitra.
In dieser erstaunlichen Lehraussage eines 'Heiligen Konzils', bei der
es einem kalt den Rücken herunterläuft, muß man jedes Wort genießen.
Welchem „ehrenwürdigen Konzilsvater“ ist hier nicht das Herz im Leibe
vor Freude gehüpft? Und welchen Hochwürdigsten Herren ist dabei der
allseitig beschworene „Geist des Konzils“ nicht unter die Haut
gefahren? In der Tat, eine „Revolution von oben“ war bereits im vollen
Gange und warf ihre Schatten voraus. Katholische Christen, die noch
orthodox katholisch waren, hatten jedoch genauso wie die Apostel Jesu
Christi nur einen einzigen Hohenpriester und erinnerten sich sofort an
den hl. Paulus, der damals schon (noch wissend, was ein Hoherpriester
ist) an die Hebräer und gegen die hochmütigen Juden schrieb: „Schaut
auf Jesus (ChristusJesus), den (einzig) Gesandten und (wahren)
Hohenpriester unseres Bekenntnisses. ( ... ) Denn er wurde größerer
Verherrlichung gewürdigt als Moses ( ... ). 'Moses war wohl treu in
seinem ganzen Hause als ein Diener' (Num 12, 7) zum Zeugnis dessen, was
geoffenbart werden sollte. Christus aber steht als Sohn über seinem
Hause. Sein Haus sind wir (= alle wahrhaft Christgläubigen), wenn wir
nur die Zuversicht und den Ruhm unserer Hoffnung bis ans Ende
festhalten.“ Ja, mehr noch! Denn wir haben nicht bloß einen
einzigartigen Hohenpriester, sondern einen über alles „erhabenen
Hohenpriester, der die Himmel durchschritten hat.“ (Hebr. 3, 1 f.; 4,
14) So also und nur so verhält es sich in Wahrheit, nicht aber so, wie
es Häretiker und Wahnsinnige wollen.
Der von einem unreinen Geiste gesalbte Gesamtepiskopat des Vatikanums
2, der sich in der „römischen Konzilskirche“ gesammelt hatte, bildete
sich ein, aus über 2000 'Hohenpriestern' zu bestehen... und alle, alle
glaubten das und glauben es noch heute! Seit dieser Zeit führt ein
jeder sich zu einem Hohenpriester selbsternannter 'Bischof' den, wie es
in der Liturgiekonstitution so schön heißt, „Vorsitz über die gesamte
Herde seiner (!) Kirche“. Auch dazu wird dieser 'Hohepriester'
'geweiht'. Die 'gläubige' katholische Gesellschaftsmasse jedoch,
gleichgültig, ob es sich um Kleriker oder Laien handelt, ist in ihrem
allgemeinen Irrglauben außerstande, dies alles zu erfassen und zu
erkennen, daß aufgrund einer Häresie auch alle Bischofsstühle vakant
sind. Der bloße Nachweis der Ungültigkeit von Bischofsweihen verfängt
hier nicht und geht ins Leere, wie die Erfahrung seit vielen Jahren
lehrt.
Man hat sich oft darüber beklagt, daß die bombastischen Konzilstexte so
viele ambivalente, vage und mehrdeutige Formulierungen enthalten, ganz
abgesehen von den falschen Übersetzungen und den Verfälschungen beim
Zitieren alter Texte, einschließlich der Hl. Schrift. Solche Klagen
aber waren höchst überflüssig, weil dies alles kein Zufall war, sondern
mit Absicht geschah, um möglichst viele leichter täuschen zu können.
Außerdem war doch von vornherein klar und voraussetzbar, daß nach dem
Auftreten des 'charismatischen Roncalli' und anderer Illuminaten, alte
und neue Häresien in einem katholisierenden Gewande und Sprachschleier
unter das verheißene neue „Volk Gottes“ gebracht werden und es prägen
sollten, angeführt von den 'Konzilsvätern' und ihren Nachfolgern. Darum
war dann auch zu diesem Zweck eine durchgreifen der Revision der
kirchlichen Riten unbedingt erforderlich, um sie angeblich zu
„vereinfachen und durchsichtiger zu machen“, worauf dann darauf alle
liturgiebeflissenen Ritualisten und neuliturgischen Zeremonienmeister
hereinfielen. Der laikale Durchschnittskatholik, dem eingeredet werden
konnte, man schaffe nur den „Triumphalismus“ ab, paßte sich alledem
sehr schnell an und wurde auch dadurch leicht der „römischen
Konzilskirche“ eingegliedert. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“,
sagt ein altes Sprichwort, und er gewöhnt sich sogar an religiös
Unsinniges, „weil das auch alle anderen machen“. Die von der
LiturgieRe(De)form es Vatikanums 2 ausdrücklich angestrebte
„pastoralliturgische Bewegung“ (actio pastoralis liturgica) zeigte bald
ihre Erfolge und gab ohne Zweifel „dem gesamten religiösen Fühlen und
Handeln unserer Zeit eine eigene Note.“ Die 'hohenpriesterlichen
Konzilsväter' bezeichneten aufgrund ihrer 'Erleuchtungen' diese
Bewegung als ein „Hindurchgehen des Hl. Geistes in seiner Kirche“
(„transitus Spiriti Sancti in sua Ecclesia“)! Indes, welch ein
’Wunder’, wenn man bedenkt, daß der vermeintlich Hl. Geist bei seinem
Hindurchgehen dann auch noch „neue Weiheriten“ produzierte, ja sogar
häretischer Natur! In der Tat, der „Geist des Konzils“ hat erfolgreiche
Arbeit geleistet. Wer hört nicht sein Gelächter?!
„Das Konzil“ mit all seinen Trabanten redete ständig und bis zum
Überdruß von einer „Erneuerung der Heiligen Liturgie“, aber meinte eine
revolutionäre Revision, bei der alle „Texte und Riten so geordnet
werden sollen, daß sie das (all das Heilige, was sie bezeichnen,
deutlicher zum Ausdruck bringen, und so, daß das christliche Volk sie
möglichst leicht erfassen und daran partizipieren kann in voller,
tätiger und eigenpersönlicher Feier.“ (Liturgiekonstitution, Kap. I,
Nr.21) Mit einem solchen begriffsunklaren Gerede wurde nur
verschleiert, daß auch mit Hilfe von Riten und den sie begleitenden
Texten das „christliche Volk“, also nicht bloß die Katholiken, in
Häresien hineingezogen werden sollten zuerst die alles wohl ganz
leicht verstehenden Gebildeten und dann die Ungebildeten, in
'natürlich' inniger und tätiger liturgischer Gemeinschaft. Zugleich
aber sollte darauf geachtet werden, „daß sich zwischen den Riten
benachbarter Gegenden keine zu auffallenden Differenzen ergeben.“
(ebd., Nr.23) Wenn schon häretische neue Riten, dann aber auch
gemeinsame in feierlicher Gemeinschaft! Über alles das aber sollten die
neuen 'Hohenpriester' im „Geiste des Konzils“ wachen!
Man darf somit die Verantwortung nicht allein einem Montini, dem
obersten dieser neuen 'Hohenpriester', in die Schuhe schieben und schon
gar nicht von „MontiniRiten“ (oder einer „MontiniKirche“) reden, aber
auch nicht so tun, als ob die neuen 'Weiheriten' urplötzlich und zu
einer allgemeinen Überraschung vom Himmel heruntergefallen wären, womit
sich doch nur verlogene Kleriker ein Alibi verschaffen wollten. Nein,
es verhält sich so nun ganz und gar nicht. Denn vieles Üble hatte sich
schon lange vorbereitet und stand bereits im kirchlichen Raum,
angefangen damit, daß nicht mehr sachlich klar und einer vorgegebenen
Ordnung gemäß unterschieden wurde zwischen: Religion, Kult, Liturgie,
Ritus und Zeremonie. Alles wurde durcheinander gebracht oder auf den
Kopf gestellt. Aufgeblasene Liturgiker vernebelten den christlichen
Kult und primitive pragmatische Ritualisten machten nur noch 'Dienst
nach Vorschrift'. Jeder nüchterne und wache katholische Christ
durchschaute die offenkundige Theatralik dieser Kleriker und machte
sich dann seine eigene Gedanken. Es gab nämlich und gibt immer noch
nicht nur einen (leeren) anglikanischen Ritualismus, sondern auch einen
katholischen, der dem unbedarften 'Kirchengläubigen' nicht einmal
bewußt wurde; er gab sich damit zufrieden, daß es wieder einmal 'sehr
schön und feierlich gewesen war'. In einem solchen religiösen
Dunstkreis lassen sich keine Kult und Ritenprobleme diskutieren.
Wie aber und woran erkennt man einen häretischen religiösen Ritus und
insbesondere einen derartigen 'Weiheritus'? Das ist eine leider nie
beachtete Frage, die immer schon hinter dem Problem der Gültigkeit oder
Ungültigkeit der 'neuen Weihen' gestanden hat. Warum weicht man dieser
Frage aus und verdunkelt dann das ganze Problem, indem man großspurig
(aber typisch für einen im katholischen Ritualismus befangenen
Kleriker) die Behauptung aufstellt: „Die neue Priesterweihe ist kein
katholischer Ritus mehr“, weil ihr vor allem die „katholische
Intention“ fehle, „die ja dem Ritus selbst eingeschrieben ist und in
ihm zum Ausdruck kommt“. Damit aber dürfte dann auch Papst Leo XIII.
umsonst gelehrt haben, daß sich beim „Weiheritus“ die sog. Intention
nicht auf einen „katholischen Ritus“ bezieht, sondern direkt und
ausdrücklich auf das Sakrament des Priestertums, ansonsten man eben
nicht getan hat, was die Kirche tut – „ex institutione Christi“ und
somit wiederum weder von sich selber her noch aus sich selbst. Unter
einem „katholischen Ritus“ aber versteht man nur einen solchen, den die
apostolisehe Ecclesia Romana zu eigen hat und gebraucht. Die „römische
Konzilskirche“ mit ihren nur katholisierenden Riten aber ist keine
apostolische Kirche, auch wenn sie ein katholisches Vokabular und
traditionelle Zeremonien verwendet. Das macht dann die Sache für viele
so verwirrend, zumal da es ihnen bereits schwer fällt, Schein und
Wirklichkeit zu unterscheiden. Es sei jedem angeraten, in religiösen
Dingen seine Finger, von etwas zu lassen, von dem er herzlich wenig
oder auch gar nichts versteht.
Schon lange vor dem Vatikanum 2 haben viele klerikalistische Bischöfe
und Priester immer nur getan, was die katholische Kirche tut, nicht
aber, was die Kirche tut, obwohl es damals noch keine 'Hohenpriester'
en masse gab. Dies hängt nicht zuletzt aber auch damit zusammen, daß
der echte Intentio – Begriff mehr und mehr aus der Lehrtradition
der Kirche verschwand, teils aus Mangel an Wissen, teils durch
Verdrängung.
Es war und ist jederzeit möglich, religiöse und kirchliche Riten zu
verändern, ja sogar neue zu schaffen, da sie, wie schon gesagt, auf
Brauchtum und Gewohnheit beruhen, und wobei man nicht selten ihren
zeitlichen Ursprung gar nicht kennt. *) Es ist jedoch schlechterdings
unmöglich, an die Stelle eines alten Ritus einen neuen zu setzen. Ein
solches Bemühen ist aus vielerlei Gründen immer zum Scheitern
verurteilt. Dies aber wissen alle Häretiker sehr genau, und deswegen
beschreiten sie dann auch einen anderen Weg, nämlich den Weg einer
„mutatio rituum“, d.h. einer geschickten Veränderung von Riten und
Zeremonien, einschließlich der sie begleitenden Texte ('Gebete'), um
ihnen ihren eigentlichen Sinn und Zweck zu nehmen. Das ist ein alter
Trick. Als Motiv für eine solche Veränderung aber wird sehr oft mit der
Behauptung operiert und den 'Gläubigen' ständig suggeriert, daß sich
die „religiöse Situation“ grundlegend verändert habe und man sich „in
Kirche und Welt“ der neuen Lage 'zum Wohle' des christlichen oder
katholischenVolkes und 'zum Heil’ aller „anpassen“ müsse. Das gläubige
'Kirchenvolk' sieht diese „mutatio rituum“, aber es versteht und
begreift sie nicht; es hält sie sogar für berechtigt, weil sie 'von
oben' kommt, ohne die sich darin verbergende Lüge und das Häretische zu
erkennen. Das kann katastrophale Ausmaße annehmen. In diesem
Zusammenhang aber lehrte bereits Leo XIII. in der o.g. Bulle: „Wenn ein
(kirchlicher) Ritus verändert wird, und zwar 'eo manifesto consilio'
(in der offensichtlichen Absicht), damit ein anderer eingeführt wird (=
an seine Stelle gesetzt wird), der von der (apostolischen) Kirche nicht
aufgenommen (bzw. nicht angenommen) worden ist, und so auch
zurückgewiesen wird, was die Kirche tut( ... ), dann ist es
offenkundig, daß nicht bloß die dem Sakramente notwendige Intention
fehlt, sondern damit auch eine dem Sakramente entgegengesetzte und sich
widersetzende Intention notwendig verbunden sein muß.“ Ohne das
Begreifen dieser Lehraussage bleibt die Häresie der 'neuen Weihen' im
Verborgenen und wird gar nicht erkannt, so daß sie ungehindert ihr
zerstörerisches Werk fortsetzen kann.
Auch Papst Pius XII. wendete sich (leider ebenfalls vergeblich!) gegen
die sich im Klerus der katholischen Kirche überall ausbreitende
häretische „mutatio rituum“, die und weil sie ganz bewußt aus der
„christlichen Religion“ mit ihren Riten einen "leeren Ritus macht" und
aus dem rituellen „ex opere operantis ecclesiae“ eine sinnwidrige
Farce. (Enzyklika „Über die Hl. Liturgie“ von 1947). „Die christliche
Religion verlangt nämlich, richtig gepflegt, daß vor allem (zuerst) der
Wille Gott geweiht werde (... )“, nicht jedoch, wie heute viele
phantasieren, dem 'Göttlichen' oder 'dem Heiligen' oder sogar dem
'Heiligsten Vater' in Rom oder irgendwelchen 'Hohenpriestern' im
Bischofsornat, die weder Bischöfe noch Priester sind, auch wenn sie
'heilige Handlungen' vollziehen. Warum nimmt man nicht in Nachahmung
des HERRN der Kirche einen Strick und treibt diese Leute aus dem
'katholischen Tempel'? Eine verwirrte Herde blökt nur und hört nicht
einmal die Wölfe im Schafspelz heulen. Was kann man dagegen noch tun,
wenn heute überall im liturgischen Bereich Häresien das Denken
verdunkeln und das Tun prägen?
Wir können in Ansehung der heutigen Situation keinen anderen Rat geben
als den: man lege, bildlich gesprochen, in allen katholischen
Kathedralen, Kirchen und Kapellen ein geweihtes Schwert auf den
dortigen „Tisch der Dämonen“ (1 Kor. 10, 21) und zerstöre dann in einer
rituellen Handlung diesen 'Volksaltar' mitsamt den 'heiligen Gefäßen'
und 'heiligen Gewändern' der Konzelebranten und tätigen Partizipanten,
damit in Religion und Kult die Nacktheit und Leere zum Vorschein komme.
Hernach aber vollziehe man nach uraltem christlichen Brauch den
feierlichen kirchlichen Exorzismus. Vielleicht hilft das noch in den
„dunklen Zeiten der Gnade“.
Die dem „populus christianus“ und zuerst den 'Kirchengläubigen' lange
Zeit von Klerikern verheimlichte Zerstörung des sakramentalen
Priestertums kann auf die verschiedenste Weise geschehen, insbesondere
aber in einem religiösen Ritus (ritus sacralis), da dieser keine
einfache Sache, sondern von seinem Wesen her eine „res complexa et
ordinata“ ist. Und wenn ein solcher Ritus zudem noch in Verbindung mit
eindrucksvollen Zeremonien vollzogen wird, dann besteht immer die
Gefahr, ihn selbst mit diesen Äußerlichkeiten, die völlig unwesentlich
sind, zu verwechseln. Dann sieht man sozusagen vor lauter Weihrauch den
Räucherer nicht mehr, der da 'weiht'. Man hört ihn nur noch oder auch
nicht. Ob er aber auch wirklich tut, „was die Kirche tut“, das steht
auf einem ganz anderen Blatt. Es ist heutzutage viel Nüchternheit und
auch ein kritisches Denken erforderlich, wenn bei einer rituellen
religiösen Weihung (dedicatio religiosa vel sacra) einer Person das
eigentümliche „munus consecrationis“ (religiöse DienstLeistung einer
Weihe oder sakralen Weihung) in seiner Problematik deutlich erfaßt
werden soll. Im übrigen war es schon lange ein großes Übel gewesen, in
einer pseudomystischen 'Weihe'Phantastik aus einer bescheidenen „res
sacra“ im Handumdrehen eine hochmütige „res sancta“ gemacht zu haben.
Die Quittung, die man dafür erhalten hat, liegt seit über zwanzig
Jahren für alle Katholiken greifbar auf dem Tisch. Die „römische
Konzilkirche“ mit ihren 'Hohenpriestern' redet indessen nur noch von
einer merkwürdigen „ordinatio Presbyterorum“ und „ordinatio Episcopi“,
die nicht einmal mehr „sacer“ ist. Das in der „römischen Konzilskirche“
integrierte 'Kirchenvolk', einschließlich der 'Religiosen', aber
glaubt, dies seien 'heilige Weihen' und hat sich auch inzwischen daran
gewöhnt. Das 'Konzil' verhieß Durchsichtigkeit, Vereinfachung und
leichtes Verstehen der sakralen „res religiosae“, um das 'christliche
Volk' und die 'Kirchengläubigen' zu täuschen. Denn gleichzeitig betrieb
es vermittels einer angeblichen Liturgiereform eine zerstörerische
Revision aller fundamentalen „Riten und Texte“, angefangen mit der
'Priester- und Bischofs- Weihe'.
Wir haben am Anfang unserer Ausführungen drei simple Fragen gestellt
und sie als unvermeidbar bezeichnet. Vielleicht wird man jetzt aber
auch erkennen, daß sie in ihrer Gewichtigkeit und tieferen Bedeutung
gar nicht so leicht zu beantworten sind, da sie im Raum einer allseitig
verdunkelten Problematik stehen, welche die Wahrheit und den Wert des
sakramentalen Priestertums zum Gegenstand hat. Es ist jedoch
bekanntlich jeder Erkenntnisweg aus dem Dunkel zum Licht immer ein
recht schwieriger, der niemandem erspart werden kann.
Anmerkung:
*) Nach den Darlegungen des verstorbenen H.H. Dr. Katzer dürfen
Veränderungen in den Riten nur "ad meliorem" durchgeführt werden, d.h.
wenn sie eine inhaltliche Verbesserung darstellen.
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