ZEUGNIS DES GLAUBENS
- ZUM PROBLEM DER GEGENWÄRTIGEN
VAKANZ DES RÖMISCHEN STUHLES -
von
Gloria Riestra De Wolff
übers. von Annemarie Leutenbauer
VORWORT
Ich sehe es als eine Gewissenspflicht an, die in der mexikanischen
Zeitschrift TRENTO - dem einstigen Organ der "Unión Católica Trento" -
vom Tode Pauls VI. an veröffentlichten Artikel, welche die dort
zusammengestellten Kommentare zu den aufeinanderfolgenden 'Konklave',
die Wahl und den Tod Johannes Pauls I. enthalten, in einer Publikation
zusammenzufassen (...)ª besonders aber das, was an Relevantem über die
bedeutendsten Dokumente und Aktivitäten Johannes Pauls II. bis zur
Einstellung der Zeitschrift TRENTO im Jahre 1982 erschienen ist. (...)
Im übrigen können wir behaupten, daß das, was von Seiten der neuen
'Kirche' unter Karol Wojtyla in den Jahren nach diesen
Veröffentlichungen verlautbarte und geschah, nichts anderes war als die
Redundanz derselben Thesen und die Weiterführung jener Aktivitäten, die
sich in das Afterkonzil von Vatikanum II eingliedern lassen. Ich
glaube, daß diese kleine Kompendium - weil es sich um eine Sammlung von
Zeitschriftenartikeln handelt - wegen seines Stils leichter zu
assimilieren sein wird als wenn man sich durch (langatmige) Kommentare
hindurcharbeiten müßte, welche die Dokumente und Ereignisse, die
erwähnt werden, eigentlich verdienten. Wenn man also so will, so läßt
sich so dem Leser eine einführende Information geben über ein Thema,
welches man in allen Kreisen der katholischen Welt, unter
Intellektuellen ebenso wie im Volk, diskutiert.
Wie man sehen wird, geht es darum, in den ausgewählten Artikeln die
häretischen Lehren darzulegen, die von Johannes Paul II. vertreten
werden. Weniger informierte Leser müssen nämlich wissen, daß das Thema
der Häresien der letzten Pseudo-Päpste - seit Paul VI. - ein Gegenstand
ist, der entscheidend ist für die Zeit nach dem Vatikanum II und der
aufgearbeitet werden muß, um eine Basis zu finden für gemeinsame
Aktionen zur Verteidigung des wahren katholischen Glaubens, an dem die
gesamte katholische Welt Anteil nimmt. Es gibt kaum ein Land, das daran
nicht beteiligt wäre. (...)
Zusammen mit Tausenden von katholischen Christen auf der ganzen Welt -
sowohl Mitgliedern des Klerus wie auch schlichten Gläubigen - vertreten
wir die These von der Vakanz des Römischen Stuhles. Was bedeutet das?
Es bedeutet nicht, daß der Stuhl faktisch leer stünde, wegen des
(physischen) Todes eines Papstes, sondern es besagt, daß unter den
gegenwärtigen Umständen der Hl. Stuhl von einer Person besetzt ist, die
erwiesenermaßen unfähig ist, die päpstliche Jurisdiktion auszuüben, und
zwar auf Grund von Häresie. Die Anklage wäre zu gravierend, um sie
aufrecht zu erhalten, wenn man sie nicht beweisen könnte. Es hat jedoch
schon vergleichbare Situationen gegeben, nämlich die Besetzung des
höchsten kirchlichen Amtes durch einen Usurpator. Es handelt sich also
nicht um eine krankhafte Einbildung unsererseits - in diesem Fall gäbe
es schon Tausende von psychisch Kranken -, sondern um eine furchtbare
Realität, die nämlich, die wir hier erörtern wollen.
In diesem Zusammenhang müssen wir auf die Erklärung der Römischen
Sedisvakanz zurückkommen, die schon von dem hochwürdigsten Herrn
Erzbischof Martin Ngô-dinh-Thuc gegeben wurde (r.i.p.). Er war
Erzbischof von Hue in Vietnam und Titularbischof von Bulla Regia. Am
25. Februar 1982 fertigte er sein Dokument aus, welches in der EINSICHT
(...) und in TRENTO, Mexiko, veröffentlicht wurde. In diesem
brandmarkte er die Häresien, auf Grund derer er die Vakanz erklärte,
indem er auch die Dokumente aufführte, welche seine Behauptungen
stützten. Vorher schritt er schon zur Weihe von Bischöfen, um die
apostolische Sukzession zu sichern. (Auch wenn die Bischofsweihen
vorgängig waren, so stehen dennoch die Erklärung und die Konsekrationen
in Kongruenz zueinander, d.h. sie waren aufeinander abgestimmt.) Wenn
auch die Declaratio von Erzbischof Thuc in einem begrenzten Bereich -
dem der Beziehungen zwischen katholischen, zur Verteidigung des
Glaubens organisierten Gruppen - erschien, und wegen fehlenden
Propaganda-Apparates nicht die weltweite Resonanz hatte, die vielleicht
größeres Aufsehen und Interesse hätte wecken können, und wenn ihr auch
nicht unmittelbar der Rekurs auf ein "unvollständiges Konzil", den die
Kirche in einem solchen, Falle vorschlägt, folgte, so kann die
Declaratio des Erzbischofes doch - als von einem katholischen Bischof
verkündet - für den betreffende Fall ihre volle Geltung beanspruchen.
Dann brauchen sich weitere Erklärungen, die Deo adiuvante (mit Gottes
Hilfe) in der Zukunft folgen werden - denn sie werden notwendigerweise
kommen müssen - nur noch dieser ersten anzuschließen. Ein erster
Schritt wurde also schon getan, und wir sind nicht ganz und gar
verwaist in dieser sehr dunklen Stunde. Gott sei Dank!
Die Erwähnung der Declaratio von Mgr. Ngô-dinh-Thuc war notwendig zur
Stützung unserer eigenen Behauptung. Doch hatte man schon lange Zeit
vor ihrem Erscheinen in der ganzen katholischen Welt darauf hingewiesen
(auf die Sedisvakanz) - auch wir taten es, und zwar seit der
illegitimen Regierung Pauls VI., d.h. wir wiesen darauf hin, daß weder
Montini noch Wojtyla katholisch waren, daß sie nicht berechtigt waren,
den höchsten Stuhl zu besetzen, und daß ihre im After-Konzil des II.
Vatikanums kreierten Forderungen auf die blanke Zerstörung der hl.
Kirche hin tendierten.
Welches sind nun im einzelnen die Gründe, die uns dazu veranlaßt haben
zu behaupten, Johannes Paul II. sei Häretiker? Die ist doch nun die
Frage, die ein neu hinzukommender Leser zu diesem Thema an uns richten
wird, obwohl es inzwischen sicherlich kaum noch katholische Christen
gibt (wenn unser Leser sich dazu rechnet, wird er hier zustimmen), die
nicht schon von selbst bemerkt hätten, daß das, was sich heute
"katholische Kirche" nennt, es in Wirklichkeit nicht mehr ist. (...)
Am Ende der Lektüre dieses Compendiums von Artikeln, obwohl es sich nur
um die Entdeckungen einer einfachen Laiin und nicht um einen
theologischen Traktat handelt, wird sich die Frage selbst beantwortet
haben.
(Fortsetzung folgt)
* * * * * *
Über den hl. Papst Pius X.
Bei den Seminaristen verhielt er - Mgr. Sarto - sich nicht anders. Er
hatte Nachsicht mit den Fehlern, die jugendlicher Unreife zuzuschreiben
waren; da verzieh und vergaß er leicht. Doch weil er sich seiner
Verpflichtung bewußt war, tüchtige Priester heranzubilden, duldete er
weder Trägheit noch Willensschwäche. Er verlangte, daß sie opferbereit,
arbeitsfroh, aufrichtig, unbefangen und ohne Verstellung seien. (...)
Zu einem Freund, der ihn zu streng fand, sagte er einmal: "Sie sollen
Priester werden, verstehst du? Wenn ich sie nicht jetzt belehren und
zurechtstutzen würde, was für eine Sorte von Priestern käme da wohl
heraus?" (...) Für die mittellosen Seminaristen sorgte er wie eine
Mutter. Sie waren die ersten, die Anspruch auf seine Hilfe hatten.
(...) Eines Abends trat ein armer Seminarist bleich und zitternd bei
Msgr. Sarto ein und erzählte ihm eine traurige Geschichte von dem
Unglück, das seine Familie getroffen hatte. Um sie vor Schande zu
bewahren, so schloß er, müßte er ehestens 15o Lire haben. "Es tut mir
leid, mein Sohn", sagte der Selige mitleidig, "ich habe nur wenige
Lire." Der Arme brach in Tränen aus. "Verliere nur nicht den Mut",
tröstete Msgr. Sarto, "Komm morgen wieder; vielleicht wird der Herr
doch helfen." Am nächsten Tag kam der Seminarist wieder; seine Augen
zeigten noch die Spuren der vergossenen Tränen. "Es ist gut", sagte
Msgr. Sarto, als er eintrat. "Es ist gut?" wiederholte der Seminarist
angstvoll. "Ja, es ist gut. Ich konnte das Geld auftreiben", erklärte
Monsignore und drückte dem jungen Mann die erbetenen 15o Lire in die
Hand. "Du wirst nun bald Priester sein", fuhr er fort, "und wenn es dir
ohne zu große Schwierigkeiten möglich sein wird, dann gib mir den
Betrag zurück, denn ich habe ihn deinetwegen entliehen."
(Dal Gal, Hieronymus: "Pius X." Freiburg/Schweiz 1952, S.79.)
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