FATIMA
- AUSZUG AUS EINER PREDIGT -
von
+ H.H. Dr. Otto Katzer
Liebe Christen!
In Fatima hat die Gottesmutter eine eindringliche Warnung an uns
gerichtet: Entweder ihr werdet euch bekehren - dann endet der Krieg
(die Kriege) - oder ihr werdet euch nicht bekehren - dann hört die Welt
auf zu bestehen. Sie hat ganz klar gesagt: bessert euch! Sie hat nicht
gesagt: 'verbessert' die Messe, die Sakramente, die Sakramentalien, was
in concreto heißen dürfte: bastelt euch einen Novus Ordo, neue
'Weihesakramente', laßt die Laien Brot und Wein austeilen (wie gesagt:
Brot und Wein, und sonst nichts!). Nein, das alles hat die selige,
allzeit reine Jungfrau Maria in Fatima gerade nicht gefordert, sondern:
Ihr sollt, müßt euch bessern! Wenn ihr das tut, endet der Krieg, wenn
nicht, ist das Ende der Welt da! Was sie sagte, wollte sie auf keinen
Fall umgedeutet wissen. (Daran ändern auch die neuerlichen
'Abrüstungsverhandlungen' nichts. Anm.d.Red.) Und warum käme das Ende
der Welt? Weil ich gezwungen sein werde, die Hand meines Sohnes fallen
zu lassen, wenn ihr euch nicht bekehren, umkehren und euch nicht
bessern wollt. "Die Hand meines Sohnes fallen lassen" heißt, sie zum
Strafgericht ausholen lassen, jene Hand des Gottessohnes, der für uns
sein Leben hingab, der uns so lange beschützt hat: Feuer wird vom
Himmel fallen, das Meer wird verdunsten, von einer Stunde zur anderen
werden Millionen und Abermillionen sterben, die Guten wie die
Schlechten, Groß und Klein. Diejenigen, die überleben, werden die
beneiden, die gestorben sind.
Es ist den meisten von uns noch nicht aufgegangen, daß wir heute nicht
mehr von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, sondern nur noch von Sekunde
zu Sekunde leben. Ein Druck auf einen Knopf in Moskau oder in
Washington, und der Totengräber wird keine Arbeit mehr zu verrichten
haben, ja selbst ihn wird es dann nicht mehr geben.
Was also sollten wir, was müßten wir bedenken? Solange wir, meine
Lieben, uns nicht bewußt machen, daß die geringste moralische
Abweichung, die fälschlicherweise eine "läßliche Sünde" genannt wird,
schwere Folgen in der Natur nach sich zieht, solange haben wir keine
Ahnung vom Ernst der Lage, in der wir uns befinden. Die Folgen dieser
verborgenen, destruktiven, vernichtenden Kraft, die wir läßliche Sünde
nennen, sind, wenn Gott ihnen freie Bahn ließe, gewaltiger als der
Zusammenprall zweier Himmelskörper, um einen Vergleich zu wählen.
Solange uns das Bewußtsein für diese Zusammenhänge fehlt, diesen Ernst
allein einer läßlichen Sünde zu erfassen, solange wissen wir auch von
unserem Glauben viel zu wenig. Sehen wir uns nur die Bilanz dieses 20.
Jahrhunderts einmal an: rund 200 Millionen Tote, Opfer der Kriege, fast
ebensoviele Krüppel, Konzentrationslager, Massenvertreibungen und
Millionen von Flüchtlingen - ein Meer von Blut und Tränen! Der Bodensee
könnte nicht alles auffangen: das Blut und die Tränen. Ein moralischer
Sumpf ist entstanden, in dem kein gediegener Charakter gedeihen kann.
Addieren wir alles zusammen, könnten wir von einem Wunder sprechen, daß
diese Welt überhaupt noch besteht.
Doch es wäre töricht, würden wir bloß bei der Aufzählung all des
Negativen stehen bleiben oder uns damit zu begnügen. Einem Christen ist
es nicht erlaubt, in Verhärtung zu verfallen und steter Rückschau zu
verharren. Machen wir uns doch nur einmal bewußt, daß die kleinste
Einheit heiligmachender Gnade mehr Kraft und Gewalt besitzt als die
gesamte Energie des Weltalls. Wer das nicht weiß, kennt wiederum seinen
Glauben nur ungenügend. Das heißt z.B., daß ein einziges Kreuzzeichen
imstande sein kann, all diese modernen Waffen in Schach zu halten.
Sollte diese Welt noch gerettet werden, so werden wir beim Endgericht
darüber staunen, wem wir dies zu verdanken haben. Vielleicht einem
armen Straßenkehrer vor dem Kreml, der wegen der Reinheit seines
Herzens das Licht und die Kraft der Gnade Gottes in sich aufnimmt und
wieder ausstrahlt und so die Mächte der Finsternis in ihre Schranken
weist. Oder es ist vielleicht eine arme Greisin, die in dieser Trübsal
durchhält und den Rosenkranz mehrmals am Tage betet. Denn sind es nicht
diese kleinen Perlchen, die von der Mutter Gottes in Fatima zur Rettung
der Welt empfohlen wurden? Es fällt sicherlich nicht schwer, sich
auszurechnen, welche Verpflichtung sich daraus für uns ergibt. In
diesem Zusammenhang darf ich an die Worte des Engels an Lot erinnern,
als er aus Sodoma floh: "Rette deine Seele! Eile geschwind fort von
hier! Dreh' dich nicht um, damit nicht auch du noch umkommst!" Wie
lange ist das her? Tausende Jahre! Und an Aktualität hat diese
Aufforderung nichts verloren. Im Gegenteil!
Wohin sollen wir eilen in dieser ins Wanken geratenen,
dahinstrauchelnden Welt? "Introibo ad altare Dei." "Zum Altare Gottes
will ich treten!" Das ist der Zufluchtsort in dieser Zeit; denn "stat
Crux, dum volvitur orbis". ("Das Kreuz steht fest, während alle Welt
taumelt.") Die heilige Messe, der Altar, das Kreuz sind also die
Gelegenheiten und Orte, an denen wir Halt, Stütze und Standfestigkeit
erhalten in den Stürmen dieser Zeit, um ihnen trotzen zu können. Und wo
immer wir uns befinden, an jedem Ort, zu jeder Zeit, stets haben wir
Gelegenheit, unser Leben Christus aufzuopfern, es zu verwandeln in
Seinem Sinn, und uns mit Gott innerlich zu verbinden. So wird jeder
Ort, jede Zeit, jeder Augenblick für uns zur Quelle der Gnade. Beklagen
wir also nicht den Zustand der Welt, sondern wandeln wir uns im Geiste
Christi. Das ist ja auch der Auftrag der Gottesmutter in Fatima
gewesen. Wir sollen uns bekehren, umkehren, uns wandeln im Geiste
Christi. "Ich will, daß ihr fortfahrt, täglich den Rosenkranz zu
beten!" - "Denn am Ende wird mein Unbeflecktes Herz siegen!" - Das
liebe Christen, ist die Weisung und Lehre von Fatima. Amen
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