DIE ERZIEHUNG ZUM CHRISTLICHEN MENSCHENBILD
von
Dr.jur. Arthur Neupert
Die Erziehung zum christlichen Menschenbild hat zum Fundament die
Erziehung zum jungfräulichen Leitbild mit zweifacher Zielsetzung:
1. Erziehung zum Leitbild der Jungfrau in der irdischen Schöpfungsordnung mit dem Ziel der eine Familie begründenden Ehe,
2. Erziehung zur Nachfolge Jesu Christi in einer übernatürlichen Schöpfungsordnung.
I. DIE SCHÖPFUNGSORDNUNG DER EHE
1. Gott hat die Mädchen als
Jungfrauen geschaffen und durch das Urphänomen der Jungfräulichkeit und
Scham den Menschen zur Menschenwürde des Herrn der Schöpfung über das
Tier erhoben. Zugleich hat er Jungfräulichkeit und Mutterschaft zum
Kennzeichen der Frauenwürde gemacht mit dem Gebot des Sittengesetzes,
nachdem die Ehe alleinige Stätte leiblicher Gemeinschaft ist.
2. Geändert hat sich nur die
Art der Durchsetzung des Sittengesetzes im Wandel der Eheschließung. Im
Altertum wurde die Ehe als Sippenehe vornehmlich durch den Vater als
Repräsentanten der Sippe und der Sippe des Bräutigams geschlossen.
Hierdurch wird das Sittengesetz des Jungfrauenschutzes verwirklicht, da
der Vater aufgrund des Vaterrechts an seiner Tochter das Recht zur
Abwehr jeden Angriffs auf die Tochter hatte und dadurch den
vorehelichen Geschlechtsverkehr verhinderte. Durch diese Sippenehe kam
es auch zu dem die menschliche Kultur begründenden Leistungsprinzip.
Der Vater gab die Tochter nur dem Bräutigam, der in der Lage war, eine
Familie zu gründen und zu ernähren. Zeichen für eine Elitebildung sind
die Sagen, nach denen der Königstochter vom König nur der als Bräutigam
gegeben wurde, der eine Heldentat beging.
3. Die Ehe hat sich Lauf der
Geschichte zur freien Ehegattenehe gewandelt. Die Kirche hat sie zur
Grundlage ihres Eherechts gemacht. Das weltliche Eherecht baut auf
dieser Grundlage auf, so daß allgemein die auf Lebensdauer gegründete,
zur Liebe und Treue verpflichtende Einehe Anerkennung fand. Sie wurde
auch im 20. Jahrhundert durch eine negative und eine positive Tatsache
bestätigt. Die negative Tatsache ist die Abschaffung der Dauerehe durch
die russische Oktoberrevolution im Jahre 1917. Die katastrophalen
Folgen dieser Ehezerstörung führte zur Wiederherstellung der Dauerehe
nach 20 Jahren. Die positive Tatsache ist die Einführung der Einehe in
einem Staat, in dem die dort herrschende islamische Religion die
Vielehe gestattete, nach dem 1. Weltkrieg in der Türkei durch Kemal
Atatürk. So konnte der Bundesgerichtshof im Jahre 1954 das Sittengesetz
der Ehe als internationales Recht proklamieren:
"Indem das Sittengesetz dem Menschen die Einehe und die Familie als
verbindliche Lebensform gesetzt und indem es diese Ordnung auch zur
Grundlage des Lebens der Völker und Staaten gemacht hat, spricht es
zugleich aus, daß sich der Verkehr der Geschlechter grundsätzlich nur
in der Ehe vollziehen soll, und daß der Verstoß dagegen ein elementares
Gebot geschlechtlicher Zucht verletzt." (BGHSt. l,46 ff).
II. DIE ÜBERNATÜRLICHE SCHÖPFUNGSORDNUNG
Die übernatürliche Schöpfungsordnung ist gegründet auf Jesus Christus.
Das Opfer, das Jesus Christus für uns zur Erlösung von der Sünde durch
seinen Tod am Kreuz gebracht hat, hat er in seinem Leben durch ein
jungfräuliches Leben verwirklicht. So wurde als Ideal der Nachfolge
Jesu Christi die Nachfolge in seinem jungfräulichen Leben empfunden
nach dem Vorbild des Apostel Paulus. Am vollkommensten ist diese
Nachfolge erfüllt worden in der katholischen Kirche durch das Zölibat
der Priester, durch die Vielzahl der Orden mit dem dreifachen Gelübde
von Keuschheit, Armut und Gehorsam und durch die Kongregationen, die
zum Leitbild erkoren haben die erste Christin, die sich der Liebe
Gottes vollkommen geöffnet hat, die Gottesmutter Maria. (...)
Die Anerkennung des jungfräulichen Leitbildes zeigt sich selbst noch in
einer Umfrage der Zeitschrift "Jasmin" vom Januar 1972; Auf die Umfrage
"Soll ein Mädchen, das etwas auf sich hält, auch heute noch unberührt
in die Ehe gehen" antworteten mit Ja 65 % im Saarland, 5o % in
Rheinland-Pfalz, 48 % in Schleswig-Holstein.
III. DAS ATHEISTISCHE LEITBILD DER GEGENWART
1. Der Triumph der Sünde -
Das neue Leitbild steht in diametralem Gegensatz zur göttlichen
Schöpfungsordnung, sowohl der natürlichen wie der übernatürlichen. Zu
dieser Zerstörung der göttlichen Schöpfungsordnung, der Zerstörung von
Scham, Ehe und Familie, ist es weitgehend erst in den siebziger Jahren
gekommen, und zwar sowohl durch die Zerstörung des gesetzlichen
Schutzes dieser Grundwerte im Strafrecht und Zivilrecht wie auch durch
den Niedergang der Gesittung mit einer katastrophalen Zunahme der
Unzucht im Privatleben (Voreheliche Unzucht, Ehescheidungen) und als
öffentliche Unzucht (Porno) sowie der negativen Sozialindikatoren
(Abtreibung, Aids, Drogensucht, Selbstmorde, Brutalität,
Jugendkriminalität, Gotteslästerung).
2. Das weibliche Leitbild der Sünde -
Aus diesem Sumpf der Sünde der Selbstsucht ist das weibliche Leitbild
der Sünde gewachsen als Leitbild der Unzucht und als Leitbild der
Herrschsucht.
1) Das Leitbild der Unzucht ist
das Leitbild der öffentlichen Hure, des Sexgirl, das sich öffentlich
schamlos genußsüchtig allen prostituiert, zum Aufstieg als
höchstbezahlter Sexstar, herausgestellt täglich in der Boulevardpresse,
wöchentlich in Boulevard-Illustrierten, auch für die Jugend ("Bravo").
2) Das Leitbild der
Herrschsucht, das Leitbild der Emanze mit ihrem Ziel männlicher
Selbstverwirklichung mit Geringschätzung der Mutterschaft und
Befürwortung der Abtreibung: Diese Tendenz zur Vermännlichung ist zum
Leitbild geworden, auch in der Mode. (...)
IV. DIE NEUE ERZIEHUNG
1. Die Erziehung zur Jungfräulichkeit
1) Die Erziehung steht heute im
Vordergrund, da das Sittengesetz nicht mehr durch den Zwang der
Sippenehe durchgesetzt werden kann. Es bleibt nur noch ein beschränkter
Rechtsschutz zugunsten des Sittengesetzes übrig durch das Eheverbot,
das für Mädchen nur bis zum sechzehnten Jahre gilt, und die Bindung der
Ehe an die Genehmigung der Eltern bis zur Volljährigkeit. Daher ist es
mehr denn je nötig, die Jugend zum Gehorsam zu dem von Gott gebotenen
Sittengesetz zu erziehen.
2) Der Selbstschutz der
Jungfrau muß nunmehr zur Grundlage der Erziehung gemacht werden durch
die Aufklärung: Der weiblichen - nicht der männlichen - Natur ist der
Schutzwall geschenkt, der die Erfüllung des Sittengesetzes fordert, und
zwar nicht nur leiblich, sondern auch seelisch. (...)
3) Diese Erziehung ist
allgemeingültig, da das Sittengesetz für alle gilt (s.o. 1,3). Daraus
folgt die Verwerfung der sog. "Sexualerziehung", die die Lehre von der
Allgemeingültigkeit des Sittengesetzes ablehnt.
2. Die Erziehung zur übernatürlichen Schöpfungsordnung
Die Erziehung zur übernatürlichen Schöpfungsordnung in der Nachfolge
zum jungfräulichen Leben Jesu kann nicht vom Staat, wohl aber von der
Kirche gefordert werden. Der Staat muß jedoch diese kirchliche
Erziehung gemäß dem Grundrecht der Glaubens und Gewissensfreiheit
gestatten. Angesichts der Zerstörung nicht nur der übernatürlichen,
sondern auch der natürlichen Schöpfungsordnung durch das atheistische
Leitbild ist die Kirche heute noch mehr als früher aufgerufen zur
Erziehung für eine übernatürliche Schöpfungsordnung. (Anm. d. Red.:
Bedingt durch den Abfall im Glauben hat die Reform-'Kirche' sich auch
von der Durchsetzung der von ihr einstmals bewahrten moralischen
Prinzipien verabschiedet, die Ausfluß dieses Glaubens waren.) Es ist
ihre Aufgabe, die Erkenntnis zu wecken, daß in den katastrophalen
Folgen des atheistischen Leitbildes das Strafgericht Gottes über die
Sünde schon jetzt wirksam ist. Sie muß daher Buße und Sühne durch
weitgehendere Nachfolge im Opfer Jesu fordern, insbesondere das Opfer
der Nachfolge im jungfräulichen Leben Jesu in Priester- und
Ordensberufen.
3. Die Erziehung nach dem Vorbild Mariens
Durch die Übermacht des weiblichen Leitbildes der Sünde, der Hure und
Emanze, sind die Christen mehr denn je dazu berufen, alle Hilfen
hiergegen, die ihnen geschenkt sind, in Anspruch zu nehmen. Seit langem
steht die mütterliche Hilfe der allerseligsten Jungfrau und
Gottesmutter Maria zur Verfügung. Sie ist gegründet auf das Wort des
Herrn am Kreuz an den Jünger Johannes "Siehe da, deine Mutter" (Joh.
19,27). Maria schenkt ihre Hilfe als Leitbild und als Schutzherrin.
1) Das Leitbild Mariens
Maria wird in einem Lied Meerstern genannt. Meerstern ist der
Polarstern, nach dem sich die Seefahrer richten. So erscheint Maria als
Leitbild aller Tugenden, vor allem der Tugend der Reinheit im Kampf
gegen die Unzucht und der Tugend des Glaubens der Demut im Kampf gegen
die Herrschsucht. Als allerseligste Jungfrau und Gottesmutter vereint
Maria das Leitbild der Jungfrau und Mutter im Geheimnis der Reinheit
Gott geweihter Jungfräulichkeit und Mutterschaft. So wird Maria durch
die Reinheit ihrer mütterlichen Gottesliebe sowohl zum Leitbild der
irdischen Schöpfungsordnung der mütterlichen Liebe in der durch
Christus geweihten Ehe wie auch das Leitbild der überirdischen
Schöpfungsordnung im Leitbild der jungfräulichen übernatürlichen
Gottesliebe ewigen Lebens. (...)
2) Maria als Schutzherrin
Maria ist Schutzherrin der Tapferkeit. So wie Maria als
Schlangenzertreterin "furchtbar wie ein Heer in Schlachtbereitschaft"
den Sieg über Satan errungen hat, ist Maria Schutzherrin gegen
satanische Angriffe; sie schenkt felsenfesten Widerstand Jungfrauen und
Frauen gegen die Brutalität der Vergewaltigung. Maria ist auch
Schutzherrin der Schönheit. Wie schön sind Madonnenbilder durch
Ausstrahlung der Hoheit der mütterlichen Liebe und der Demut Mariens.
Wenn die Mädchen die Gottesmutter als Schutzherrin solcher Schönheit
anerkennen und daher die Mode der Selbstsucht verwerfen, werden sie die
Erfahrung machen,
daß sie von den jungen Männern ebenso geachtet werden, wie sie die Gottesmutter verehren. (...)
(von der Redaktion leicht gekürzt)
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DER HL. JOHANNES CHRYSOSTOMUS ÜBER DEN WÜRDIGEN KOMMUNIONEMPFANG
"Wie viele gibt es, die wünschen: Könnte ich doch den Herrn von Gestalt
sehen, sein Gesicht, seine Kleider, seine Schuhe! Wohlan, du siehst
Ihn, berührst Ihn, genießt Ihn. Du willst nur das Gewand sehen, aber Er
gibt sich dir selbst, nicht allein zu sehen, sondern sogar zu berühren,
zu essen und läßt sich in dein Inneres aufnehmen. Es trete somit
niemand voll Überdruß, voll Gleichgültigkeit hinzu, alle vielmehr voll
Feuer, voll Glut und Begeisterung. (...) Somit muß man allzeit wachsam
sein, denn es ist keine geringe Strafe, welche die unwürdigen
Teilnehmer trifft." (Matthäus-Kommentar, 82. Homilie, "Bibliothek der
Kirchenväter", Bd.27, S.146.)
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