ÜBER DEN HL. GEIST
vom
hl. Pfarrer von Ars, Jean-Marie Baptiste Vianney
Wenn ein Christ vom Heiligen Geist geführt wird, fällt es ihm nicht
schwer, die weltlichen Güter im Stich zu lassen, um den himmlischen
zuzueilen. Er kann sie unterscheiden. Wer vom Heiligen Geist geleitet
wird, denkt Rechtes. So kommt es, daß es viele Unwissende gibt, die
weiser als die Gelehrten sind. Wenn wir von einem Gott der Stärke und
des Lichtes geleitet werden, können wir uns nicht irren.
Der Heilige Geist ist Helligkeit und Stärke. Er ist es, der uns das
Wahre vom Falschen, das Gute vom Bösen unterscheiden läßt. Wie durch
ein Vergrößerungsglas läßt er uns das Gute und Böse deutlich erkennen.
Mit dem Heiligen Geist sehen wir alles groß: wir erkennen die Größe der
geringsten für Gott getanen Werke und die Größe der kleinen Fehler. Wie
ein Uhrmacher mit seiner Lupe das kleinste Räderwerk einer Uhr sieht,
so erkennen wir durch das Licht des Heiligen Geistes jeden Teil unseres
armen Lebens. Dann erscheinen die geringsten Unvollkommenheiten
schwerwiegend, und die kleinsten Sünden verursachen Schrecken.
Indem der liebe Gott uns den Heiligen Geist schickt, handelt er aus
Rücksicht zu uns wie ein großer König, der seinen Diener beauftragt,
einen seiner Untertanen zu begleiten, wobei er ihm sagt: "Du begleitest
diesen Menschen überall hin und bringst ihn mir dann wieder gesund und
heil zurück." Wie herrlich ist es, vom Heiligen Geist begleitet zu
werden! Er ist ein guter Führer ... Trotzdem gibt es welche, die ihm
nicht folgen wollen.
Wenn man die Verdammten fragen würde: "Warum seid ihr in der Hölle?",
würden sie antworten: "Weil wir dem Heiligen Geist widerstanden haben."
Und würden wir die Heiligen fragen, warum sie im Himmel sind, würden
sie antworten: "Weil wir auf den Heiligen Geist gehört haben." Die sich
vom Heiligen Geist führen lassen, erfahren in sich alles Glück, während
die schlechten Christen auf Dornen und Kieselsteinen gehen. Ohne den
Heiligen Geist sind wir wie ein gewöhnlicher Stein der Landstraße.
Nehmt in eine Hand einen Kieselstein und in die andere einen nassen
Schwamm und preßt beide gleich stark. Aus dem Stein kommt nichts
heraus; aber aus dem Schwamm fließt Wasser. Der Schwamm ist Sinnbild
der vom Heiligen Geist erfüllten Seele, der Kieselstein Bild für das
kalte, harte Herz, in dem der Heilige Geist keine Wohnstätte hat.
Der Heilige Geist führt uns wie eine Mutter ihr kleines Kind, wie ein
Sehender einen Blinden. Jeden Morgen sollen wir beten: "Sende mir den
Heiligen Geist, damit ich erkenne, wer ich bin und wer Du bist! ..."
Eine Seele, die den Heiligen Geist besitzt, findet im Gebet eine
besondere Freude, die ihr immer die Zeit zu kurz werden läßt; sie
verliert niemals die heilige Gegenwart Gottes.
GEBET ZUR MUTTER GOTTES
Heilige Jungfrau,
inmitten der Tage deiner Herrlichkeit vergiß nicht die Betrübnisse der Erde.
Schau voll Güte auf alle, die Leid tragen,
auf alle, die mit Schwerem zu kämpfen haben,
auf alle, die ohne Unterlaß die Bitterkeit des Lebens verkosten müssen.
Habe Mitleid mit denen, die sich lieben und getrennt sind,
habe Mitleid mit der Einsamkeit des Herzens,
habe Mitleid mit der Schwäche unseres Glaubens,
habe Mitleid mit denen, die wir lieben,
habe Mitleid mit allen, die weinen, die flehen, mit denen, die zittern.
Gib ihnen Hoffnung und Frieden.
hl. Ephräm der Syrer (4. Jahrhundert) |