Judenmission überflüssig?
von
Thomas Ehrenberger
Als Katholiken sind wir heute gerufen, durch unser Gebet, aber auch
durch unser Zeugnis, für die wahre Lehre Jesu und für Seine Kirche
einzutreten. Deshalb anbei eine kurze Information zu einem brisanten
Thema, das eine Stellungnahme all derjenigen erfordert, die Jesus
Christus in Wahrheit nachfolgen wollen. (...) Auf der Internetseite der
Deutschen Bischofskonferenz erscheint ein Text ihres Vorsitzenden,
Kard. Lehmanns, zum 40. Jahrestag der Konzilserklärung zum Verhältnis
der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen
(http://dbk.de, "Nostra Aetate – ein folgenreicher Konzilstext",
28. Okt. 2005).
Dort wird erklärt, die Kirche habe „über ihre lange vertretene
Überzeugung selbstkritisch nachge-dacht, Juden müssten, um das Heil
erlangen zu können, getauft werden. Es wurde zunehmend bewusst, dass
Mission als Ruf zur Umkehr vom Götzendienst zum lebendigen und wahren
Gott (1 Thess 1,9) nicht auf Juden angewandt werden kann. Hierin
gründet das Faktum, dass es heute keine "judenmissionarischen"
Aktivitäten der katholischen Kirche mehr gibt. Zwischen der Kirche und
dem jüdischen Volk geht es um die Begegnung "auf der Ebene ihrer je
eigenen religiösen Identität" (Papst Johannes Paul II., 12. März 1979).
Einzelne Konversionen, die auf Grund einer sehr persönlichen
Entscheidung erfolgen, sind darum nicht ausgeschlossen." Das
widerspricht aber dem Auftrag Jesu und der Praxis der katholischen
Kirche seit den Tagen der Apostel! Der heilige Petrus sagt vor den
versammelten Juden am Pfingstfest klar:
„‚So erkenne denn das ganze Haus Israel
mit Sicherheit: Eben den Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott zum
Herrn und Messias gemacht! ... Bekehrt euch, und jeder von euch lasse
sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so
werdet ihr den Heiligen Geist als Gabe empfangen.‘ ... Noch mit vielen
anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: ‚Rettet euch aus diesem
verderbten Geschlecht!‘" (Apg.2,36ff.).
Und Jesus sagt: „Der Messias muss leiden und am dritten Tag von den
Toten auferstehen. In Seinem Namen soll bei allen Völkern, angefangen
von Jerusalem, Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden!"
(Lk.24,46 f.).
Der Text von Kardinal Lehmann führt weiter aus:
„Von besonderer Bedeutung für die
religiöse Verhältnisbestimmung zwischen Judentum und Christentum ist
es, wenn ... (im Dokument "Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift
in der christlichen Bibel" der Päpstlichen Bibelkommission aus dem Jahr
2001 herausstellt = Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 152) der
zweifache Ausgang des Alten Testaments herausgestellt wird, also die je
eigenständige, aber in unterschiedliche Lebenszusammenhänge
eingebundene und von daher je für sich berechtigte Lesart
alttestamentlicher Traditionen in Judentum und Christentum: ‚Christen
können und müssen zugeben, dass die jüdische Lesung der Bibel eine
mögliche Leseweise darstellt, die sich organisch aus der jüdischen
Heiligen Schrift der Zeit des Zweiten Tempels ergibt, in Analogie zur
christlichen Leseweise, die sich parallel dazu entwickelte. Jede dieser
beiden Leseweisen bleibt der jeweiligen Glaubenssicht treu, deren
Frucht und Ausdruck sie ist. So ist die eine nicht auf die andere
rückführbar‘."
Wenn es angeblich objektiv berechtigt ist, einfach bei einer
„Leseweise" des Alten Testaments zu bleiben, die ohne Christus, ohne
Erlösung und ohne die Offenbarung Gottes in Seinem Sohn auskommt, und
wenn es nur subjektive Gründe gibt, die zur Taufe veranlassen, aber
keine objektive Notwendigkeit, dann widerspricht das der Aussage Jesu:
„Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden, wer aber nicht
glaubt, wird verdammt werden" (Mk.16,16)!
Wenn Judenmission überflüssig sein sollte, warum war dann Jesus
gerade zu den Juden gesandt? Wo bleibt für die Juden die Bedeutung des
Neuen Bundes? Ist es nicht offensichtlich, dass das Alte Testament noch
nicht die Vollendung bietet, und dass Christus und die Apostel immer
wieder darauf hinweisen, dass bei denen, die Jesus als den von Gott
gesandten und bestätigten Erlöser ablehnen, das wahre Verständnis des
Bundes fehlt, dass gleichsam noch eine „Hülle über der Verlesung des
Alten Bundes liegt" - der doch „in Christus sein Ende gefunden hat"
(2.Kor. 3,14)! -, die erst dann „weggenommen" ist, „wenn sich" das Herz
der Kinder Israels in Wahrheit wieder „dem Herrn zuwendet" (2.Kor.
3,16)? Leidet das jüdische Volk bis heute nicht gerade an diesem
Mangel, dass Jerusalem nicht erkannt hat, was ihm „zum Frieden dient"
(Lk.19,41f.), worüber Jesus sogar Tränen vergießt? |