Die Krise der Kirche ist hausgemacht
von
Werner Olles
Zur Lage der zur Konzilskirche mutierten römisch-katholischen Kirche am
Beginn des neuen Jahr-tausends ist in dieser Zeitschrift von
kompetenter Seite bereits mehrfach Stellung genommen wor-den. Nur
selten hat dabei der Hinweis gefehlt, daß der katholische Glaube bis
zum Zweiten Vatikanischen Konzil Mitte der sechziger Jahre ein
geschlossenes Wert- und Glaubenssystem darstellte, das bis in die
Reihen anderer Religionen große Ausstrahlungskraft besaß und selbst
völlig glaubenslose Menschen faszinieren konnte.
Inzwischen dauert die von Rom und dem Konzil hausgemachte Verwirrung
bereits vier Jahrzehnte an, und das Ergebnis fällt entsprechend
katastrophal aus: Leugnung der Gottheit Christi und Abschaffung der
übernatürlichen Heilsordnung in Europa, vor allem in Deutschland;
Inkulturation, d.h. Rückkehr ins alte bzw. neue Heidentum bei
gleichzeitigem Ausverkauf des Glaubens, der Tradition, der Liturgie,
der Moral und der Disziplin; Absinken des Priestertums sowohl an
Quantität als auch an Qualität; Schließung von Kirchen und Klöstern,
sowie ständiger Rückgang des kirchlichen Lebens; Förderung einer
Einheitsweltreligion durch einen falschen
relativistisch-indifferentistischen Ökumenismus zugunsten eines faulen
weltlichen Friedens mit der illusionären und antichristlichen Aussicht
des Paradieses auf Erden.
"Interreligiöse Dialogfähigkeit" müsse die Kirche heute beweisen,
fordern die Küngs und Geißlers, und der Beifall stumpfsinniger und
blindwütiger Hasser alles Katholischen ist ihnen sicher. Daß jedoch die
Deutsche 'Bischofs'konferenz unter ihrem Vorsitzenden 'Kardinal'
Lehmann auf solchen Unverschämtheiten selbstzufrieden applaudiert,
anstatt das lächerliche Sich-Messen an weltlichen Werten, die so kaputt
sind wie noch nie, endlich zu beenden, ist noch viel skandalöser. Kaum
jemand bäumt sich auf angesichts des Generalangriffs auf das
Christentum, der mit der Lehre von der Autonomie des Menschen gegenüber
unserem Schöpfer und Erlöser einhergeht und von einem völlig gottlosen
politischen und kulturellen Establishment und längst vom Glauben
abgefallenen Klerikern in Gang gesetzt wurde. Wie sollten wir auch, da
wir nicht mehr in den großen Vergangenheiten wurzeln und geistig
schwach und impotent geworden sind. Kirche und Volk bieten beide ein
Bild des nach menschlichem Ermessen unentrinnbaren Untergangs. Was aber
macht ein moderner und aufgeklärter Katholik, wenn ihm gar nicht mehr
bewußt ist, was um ihn herum eigentlich alles passiert? Er wird zum
katholisierenden Heiden.
Papst Leo der Große trat dem Hunnenkönig Attila und dem Vandalenkönig
Genserich mit dem Kreuz entgegen, aber nicht um mit ihnen einen
freundlichen "Dialog der Kulturen" zu führen, son-dern um ihnen die
Einheit der Christenheit und die Herrlichkeit Gottes vor Augen zu
führen. Heute hat man nicht einmal mehr den Mut, dem sich im
innerkirchlichen Raum rasant verbreitenden Synkretismus
entgegenzutreten, dem im gesellschaftlich-politischen haargenau der
Multi-Kulti-Schwach-sinn entspricht, sondern redet seit Vatikanum II
unaufhörlich davon, daß Christen, Juden und Muslime doch den gleichen
Gott anbeteten, was aber letztlich nichts anderes bedeutet als die
Leugnung der Einzigartigkeit der Offenbarung Gottes "in seinem Sohn"
(Hbr.1,1), denn "niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Jo.14,6)
und "Wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht!" (1 Jo. 2,23).
Wenn dieser von der obersten Hierarchie propagierte Synkretismus und
Relativismus keine Apostasie darstellt, was dann?
Bis zum Jahr 2000 war die Konzilskirche zudem tief in den mörderischen
Sumpf der staatlichen Abtreibungsmaschinerie verwickelt. Immerhin hat
der jüngst verstorbene Johannes Paul II. diesem wüsten Treiben ein Ende
gemacht, was ihm hoch angerechnet werden muß. Andererseits hat das
progessistische Rom sich dieses "Volk Gottes" jahrzehntelang selbst
herangezüchtet. Als die Kinder der kirchlichen Revolution dann
darangingen ihre eigenen Väter zu fressen, war das Geschrei groß. Es
ist in der Tat mehr als nur ein Trauerspiel in der modernistischen
Kirche, es ist eine Tragödie und Katastrophe ungeheuren Ausmaßes! Als
"Stalingrad der katholischen Kirche" hat H.H. Prof. Georg May die
Situation einmal bezeichnet, und seitdem ist sie weiß Gott nicht besser
geworden.
Die Kirchen leeren sich zusehends. Die neue Messe, bei welcher der
Priester nur noch Vorsitzender einer Versammlung mehr oder weniger
interessierter Zuhörer ist, mit ihrer in ein paar Minuten
hin-gepfuschten Eucharistie, bei der dem Häuflein stehender
Kommunionempfänger zu gefälschten, die häretische Allerlösungslehre
ausdrückenden Wandlungsworten, die heilige Hostie wie ein Stückchen
Kaugummi in die Hand gedrückt wird, bietet das Bild des schauerlichen
Endsiegs aller Häresien und Apostasien über das "mysterium fidei", das
Geheimnis des Glaubens in der Kirche, die doch der "mystische Leib
Christi" ist. Selbst Kardinal Ratzinger kam nicht umhin, von der den
Ritus der Messe verfälschenden sogenannten Liturgiereform als
"Verwüstung" und vom "Zusammenbruch der Liturgie" zu sprechen. Um das
Maß voll zu machen ist die Ohrenbeichte so gut wie abgeschafft, der
Priester liest die Messe mit dem Rücken zum Tabernakel, und im
Einvernehmen mit den Protestanten hat man die offizielle Sprache der
lateinisch-katholischen Kirche auf den Müll geworfen, genau wie die
Hochaltäre mit ihren herrlichen Kruzifixen. Stattdessen schart man sich
jetzt demokratisch und gottesfern um einen schäbigen "Volksaltar" mit
Plastikblumen und ohne Altarstein, auf dem nicht einmal mehr ein
winziges Kreuzlein Platz findet.
Vatikanum II wagte es nicht, die tridentinische Messe in Latein, der
gemeinsamen Sprache des Christentums, zu verbieten, gestattete aber den
Gebrauch der jeweiligen Volkssprache außerhalb des zentralen Teils der
Messe, dem Kanon. Heute ist die Genehmigung der überlieferten Messe den
'Bischöfen' vorbehalten und wird auch dann nur gewährt, wenn die
Gläubigen untertänigst darum ersuchen und vor allem die sakrilegische
Neue Meßordnung nicht anzweifeln. Als "zusätzliches Angebot" wird dann
allergnädigst - fast immer jedoch zu unmöglichen Zeiten und
grundsätzlich nicht an katholischen Feiertagen - ein Besuch der
lateinischen Messe ermöglicht. Daß dies ein würdeloser und unhaltbarer
Zustand ist, liegt auf der Hand. Traditionalistische
Priesterbruderschaften und Orden, die den alten Regeln treu geblieben
sind und heute als einzige nicht unter dem verheerenden Priestermangel
und den immer seltener werdenden Berufungen leiden, haben daher eigene
Kirchen gebaut und Meßzentren gegründet. Allerdings besteht hierbei die
große Gefahr, daß man sich mit der Zeit gemütlich in seiner
Nischenexistenz einrichtet und darüber die bitter notwendige umfassende
Restitution der katholischen Kirche Roms als der von Christus
gegründeten Heilsinstitution endgültig ad acta legt. Der Wiederaufbau
der römisch-katholischen Kirche jenseits jeglichen Heilsegoismus muß
jedoch das oberste Ziel aller Bestrebungen sein, wenn man die
verzweifelte Lage, in der sich die glaubenstreuen Katholiken nun schon
so lange befinden, wirklich verändern will.
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