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Ratzinger/Benedikt XVI. im Visier |
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Ratzinger/Benedikt XVI. im Visier:
Annäherung an eine Instanz
Vielleicht kennen manche von Ihnen, verehrte Leser, den Film "Rashomon"
des japanischen Regisseurs Akiro Kurosawa, in dem ein Geschehen aus der
Perspektive verschiedener Beobachter dargestellt wird, um diese
abweichenden Ansichten ohne korrigierende Einlassungen auf den
Zuschauer wirken zu lassen. Mit Ratzinger haben wir es mit einem
Theologen zu tun, dessen häretisches Konzept einerseits offenkundig
ist, was Traditionalisten jedoch nicht abhält, vor ihm einzuknicken,
der aber nichts desto trotz in seiner Dialektik - im Gegensatz zu
seinem Vorgänger! - den meisten konservativen Gläubigen weit überlegen
ist, welche dies nicht einmal bemerken.
Wir veröffentlichen hier vier Beiträge von verschiedenen Autoren mit
unterschiedlichen theologisch-kirchlichen Konzepten, die dennoch das
Phänomen Ratzinger versuchen sollen einzugrenzen.
Eberhard Heller
***
Die Macht Benedikts XVI. in Italien -
deutscher Papst ist die höchste Autorität
Privat-Depesche (vom 7.12.05)
Es ist kaum zu fassen: Nur wenige Monate im höchsten Amt der
katholischen Kirche ist Papst Benedikt XVI. aus Deutschland zur
höchsten moralischen Autorität Italiens geworden, und das, obwohl es
keine christliche Partei mehr in dieser verwirrten politischen
Landschaft gibt, die sich fur die römische Kirche mit ganzer
Leidenschaft einsetzt. Im Italien von heute kann jeder angegriffen
wer-den, politisch wie demagogisch - nur einer nicht: Ii Papa, der
Papst! Überall spricht man vom "Phänomen Benedikt".
Die Menschenmengen, die den Papst hören wollen, reißen nicht ab. Seit
seiner Wahl hat sich die Zahl der Teilnehmer an den Audienzen und
Angelusgebeten nahezu verdoppelt. Jeden Sonntag und jeden Mittwoch
berichtet das Fernsehen über die Katechesen und Ansprachen. Aktivitäten
und Reisen des Papstes werden ausführlich dokumentiert. Selbst sein
Schneider und der Fabrikant seiner Schuhe wurden breit diskutiert.
Benedikt XVI. ist ein großer, ein einzigartiger Mann der Kommunikation,
an dem keiner vorbei kommt. Weder Kinder noch Jugendliche, Christen
aller Konfessionen noch Vertreter eines säkular orientierten Denkens,
weder selbsternannte oder richtige Intellektuelle noch die
Massenmedien. Wichtige Philosophen Italiens bis hin zu Vertretern des
säkularen Establishments brüsten sich damit, mit dem Ex-Präfekten der
Glaubenskongregation auf gutem Fuß zu stehen.
Das Geheimnis der Kommunikation Benedikts XVI. besteht für Joaquin
Navarro Vals, den Direktor des vatikanischen Presseamtes, in seiner
unerschöpflichen Fähigkeit zum Dialog. "In einer Zeit der
Zweideutigkeit spricht der Papst klar. Er fasziniert durch den Reichtum
und die Einfachheit seines Ausdrucks." Benedikt XVI. ist ein
Medienphänomen - trotz oder gerade wegen der Tatsache, daß er
anspruchsvoll ist. Man hört ihm zu. Man nimmt ihm seine
Moralverkündigung ab, seinen Einsatz für den Glauben an Gott und die
Menschen.
Benedikt XVI. "erntet" Menschen, die zu ihm wollen, die sich mit ihm
auseinandersetzen wollen. Und keiner kann sich ihm entziehen. Die
Kirche ist - vor allem - in Italien ein großer Machtfaktor geworden,
(der nicht parteipolitisch einzuordnen ist). Und das gleiche gilt auch
für zahlreiche andere Länder. (Privat-Depesche vom 7.12.05)
***
Interview des SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG MAGAZINS
mit PETER SEEWALD über Benedikt XVI./Ratzinger -
1. Macht der Vatikan einsam?
Seewald (Ratzinger-Biograph):
Kann man nicht behaupten: Im päpstlichen Haushalt arbeiten drei
Ordensschwestern, ein Kammerdiener und zwei Privatsekretäre. Beim
Sonntagsblick aus dem Fenster konnte Benedikt in den ersten fünf
Amtsmonaten 600000 Gäste begrüßen: Besucherrekord. Doch abends machte
er sich mitunter davon, um einige Stunden in der alten Wohnung zu sein.
2. Was fehlt ihm am meisten?
Johannes Paul II., Spaziergänge im alten Wohnviertel Borgo Pio, Urlaub mit Bruder Georg in Bad Hofgastein.
3. Hat der Papst Laster?
Er geht jedenfalls beichten, denn er sei »genauso schwach wie die
anderen«. Ratzinger hat nie geraucht, trinkt Wein und Bier höchstens in
homöopathischen Dosen. Um Schnaps hat er zumindest einmal gewettet: Ein
irischer Journalist war überzeugt, der Deutsche würde eines Tages auf
dem Heiligen Stuhl landen. Im Begleitbrief zu einer Flasche Old
Bushmills Irish Whiskey las er später: »Seine Heiligkeit erinnert sich
an die Wette.«
4. Woher kommen die Augenringe?
Wojtyla war 58, als er Papst wurde, vital und kräftig - Ratzinger 78
und von Natur kein Herkules. Und ein Papst leitet immerhin die größte
Organisation der Welt.
5. Macht Benedikt es anders?
Ja, auf subtile, bedächtige Art. Er schaffte den Handkuss ab, ersetzte
die Tiara im Wappen (Symbol für weltliche Macht) durch eine schlichte
Bischofsmütze und verzichtete auf den Titel »Patriarch des Abendlandes«
- eine Geste an die Ökumene. Synoden wurden verkürzt, Reden reduziert.
Wojtyla hatte sich angewöhnt, in der Einzelperson zu sprechen,
Ratzinger führte nach dem »Ich« wieder das »Wir« ein, um bischöfliche
Kollegialität in den Vordergrund zu stellen.
6. Was sind seine Themen?
Er geht ans Eingemachte und will ein müdes Christentum aus der
Lethargie reißen. Eines seiner Lieblingsworte ist »Reinigung«; es gilt
vor allem für die Kirche selbst, Jesus sei Unruhestifter - eine
Wohlfühlkirche verkenne dies. Ziel in der Ökumene sei »die
Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit«.
7. Was unterscheidet ihn von Johannes Paul II.?
Weniger, als man denkt. »Ich höre ihn und ich sehe ihn sprechen«,
berichtet er, »wir sind nahe beieinander in einer neuen Art.« Kaum ein
Pontifex stand zu Beginn im Zeichen eines solchen Lichtes, entflammt
durch das riesige Erbe des Vorgängers. Ratzinger schafft nun eine
nahtlose Fusion zweier Pontifikate, die niemand für möglich hielt.
8. Wie sieht ein typischer Papsttag aus?
Der Papst steht um sechs auf, hält Gottesdienst in der Privatkapelle,
frühstückt und begibt sich in seine Arbeitsräume. Mittwochs gibt er
Generalaudienz, sonntags den Angelus-Segen. Er gibt
Kommunionunterricht, besucht Kranke, tauft Neugeborene, empfängt
Botschafter, Regierungschefs und Rabbis. Anders als Wojtyla hat
Ratzinger selten Gäste beim Essen - und liegt früher im Bett.
9. Ein Satz über Benedikt?
»Er weiß, wie man Tore schießt.« (Giovanni Trapattoni)
10. Ein Satz von Benedikt?
»Nach dem Guten streben, nicht nach dem Profit.«
11. Was bedeutet die Enzyklika Deus caritas est?
Sie gilt als Notenschlüssel seines Pontifikats. »Es ist ein Hohelied
der Liebe«, befand der Spiegel. In »Gott ist Liebe« fordert der Papst
eine Befreiung des Eros aus der Gefangenschaft des Beliebigen. Das
»>Ja< des Menschen zu seiner Körperlichkeit« habe »in der
unauflöslichen Ehe zwischen Mann und Frau seine in der Schöpfung
verwurzelte Form« gefunden.
12. Für wen betet der Papst?
Abhängig vom Weltgeschehen für Frieden im Irak, für die Opfer von Bad
Reichenhall, für Abdul Rahman. Für den April lautet das offizielle
Gebetsmotto des Papstes, dass die »Rechte der Frau in allen Ländern
respektiert werden«.
13. Was mag er überhaupt nicht?
Messen, die handgestrickt und selbstgebastelt wirken.
14. Was macht er mit dem iPod, den man ihm schenkte?
Ratzinger ist technisch vollkommen unbegabt. Einen iPod kann er
vermutlich nicht bedienen. Lieber spielt er selbst auf seinem alten
Piano, mit Vorliebe Mozart, Bach und Palestrina.
15. Wie will er in die Geschichte eingehen?
Das überlässt der Bayer einer anderen Macht. »Dass einem polnischen
Papst auf dem Stuhl Petri ein Bürger aus Deutschland gefolgt ist«,
merkte er jedoch geheimnisvoll an, könne man kaum anders verstehen »als
im Licht eines göttlichen Plans der Vorsehung.« Mit dem ihm eigenen
Stil und dem Charisma des geborenen Lehrers will er jedenfalls die
wahren Probleme der Kirche angehen, die er nicht in Zölibat und
Frauenordination sieht, sondern in Überinstitutionalisierung, Verlust
an Glaubensleben und Mangel an gesellschaftspolitischem Engagement.
16. Und was wird von ihm bleiben?
Mit Benedikt XVI. beginnt eine neue Konzentration auf Christus selbst.
In der Sinnkrise unserer Zeit formuliert der Vatikan als neuer »Club of
Rome« das Konzept einer gesünderen Gesellschaft. Durch die kontinentale
Kräfteverschiebung in der Weltkirche ist der Deutsche vermutlich für
lange Zeit der letzte Europäer als Bischof von Rom.
17. Was kann er am besten?
Zuhören. Abwarten. Heilige Messen feiern.
18. Was kann er am schlechtesten?
Loben. In Texten auf akademischen Stil verzichten. Personalfragen entscheiden.
19. Gibt es eine christliche Renaissance?
Nicht als massenhafte Blitz-Umkehr. Der Verlust an christlichem
Bewusstsein ist zu weit fortgeschritten, als dass die Volkskirchen aus
ihrer »abgrundtiefen Krise« (Benedikt) schnell herauskommen könnten.
Für Modernität steht künftig nicht mehr eine Theologie der Befreiung,
sondern eine Theologie der Frömmigkeit.
20. Wollte er wirklich nicht Papst werden?
Nein. Er träumte von einem Seniorenstudium und dem »ruhigen Ausklang
meiner Tage«. Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte er mehrmals
seinen Rücktritt eingereicht. Als er das »Fallbeil« im Konklave auf
sich zukommen sah, habe er »mit tiefer Überzeugung zum Herrn gesagt:
>Tu mir dies nicht an!<« Es war vermutlich nicht das erste Mal,
dass der Herr Ratzinger nicht gehorchte.
21. Ist der Papst reaktionär?
Nein, aber konservativ im Sinne der Bewahrung der Schöpfung. Viele
Ansichten, etwa zu Homo-Ehe oder Abtreibung, bleiben provozierend.
22. Ist er ein Revolutionär?
Ja, im Sinne der Protestbewegung Jesu. Als Kardinal forderte er eine
»Revolution des Glaubens«. Als Papst betitelte er sein erstes Buch mit
Gottes Revolution. Benedikt attackiert die »Spießigkeit einer
Habsuchtgesellschaft« und fordert einen anderen, unangepassten
Lebensstil.
23. Wird Benedikt die Pille erlauben?
Niemals. Die Kirche setzt auf natürliche Methoden.
24. Was denkt er über den Islam?
Der christliche Respekt vor dem anderen gilt natürlich auch für den
Islam: »Die Früchte des Glaubens an Gott bestehen nicht in
zerstörerischen Feindschaften, sondern im Geist der Brüderlichkeit.«
Scharf verurteilte der Papst die Welle der Gewalt nach dem Streit um
die Mohammed-Karikaturen.
25. Kann er die Rückkehr der Glaubenskriege verhindern?
Er wird es zumindest versuchen: »Gott ist Liebe«, nicht Krieg.
Auch kein Irakkrieg, den der frühere Kardinal scharf verurteilte.
»Terrorismus, Nihilismus und fanatischer Fundamentalismus« seien die
gefährlichsten Hindernisse für den Frieden. Jesus lehre, wie man
Frieden macht: durch »Dialog, Vergebung, Solidarität«.
26. Warum darf jetzt jeder zum Papst?
Den so genannten Audienztourismus gibt es nicht. Benedikt hat vieles
kürzer und prägnanter gemacht, auch Privataudienzen. Der Empfang für
Laura Bush nebst Tochter Barbara dauerte 15 Minuten, die Begegnung mit
Franz Beckenbauer (»der Höhepunkt meines Lebens«) gerade mal 48
Sekunden.
27. Seine verblüffendste Einladung?
Das Treffen mit Kritiker Hans Küng, dem von Johannes Paul II. die
Lehrbefugnis entzogen wurde. Küng hatte Ratzinger als »gefährlichen
Großinquisitor« gegeißelt.
28. Wenn er privat nach München käme, was würde er machen?
An der Mariensäule seiner Bischofsweihe gedenken, sich in der
Frauenkirche das neue Papstrelief von Josef Henselmann ansehen und in
Bogenhausen die Pfarrei besuchen, in der er als Kaplan Unterricht gab.
Dann ginge er ins »Weiße Bräuhaus«, um sich am »Vatikanstammtisch« eine
nicht allzu kühle Fanta zu genehmigen.
29. Hat er sich verändert?
Ja und nein. Unvorstellbar bislang, Ratzinger könnte Babys knutschen
und Kardinäle in die Wange kneifen. Doch paradoxerweise kann sich in
Papst Ratzinger offenbar auch der Mensch Ratzinger besser zum Ausdruck
bringen. Anfangs wirkte er unbeholfen und müde, inzwischen regiert er
mit Freude und lernt sogar Massenevents zu schätzen.
30. Kleine Missgeschicke?
Bei einem Treffen in Köln wird ihm Pelé vorgestellt, ein gläubiger
Katholik. Seiner Heiligkeit ist die Fußball-Legende nicht geläufig:
»Und Sie sind Brasilianer ...
31. Treibt der Papst Sport?
Nur Bergwandern. Neu ist ein Trimmrad, das Leibarzt Buzzonetti (82) in
die Gemächer stellte, aber fraglich ist, ob der Papst noch radelt. Als
Schüler nannte er Sport »Folter«, für die Fußball-WM wird ihm
Privatsekretär Gänswein vor wichtigen Spielen aber den Fernseher
einschalten. »Die deutsche Mannschaft«, sprach der Pontifex zu Kaiser
Franz, »ist doch sehr gut.«
32. Was trägt der Papst privat?
Sicher keine roten Pantoffeln oder die hermelinbesetzte Haube (Camauro)
von Johannes XXIII. Früher liebte er einen einfachen Anzug mit
Priesterkragen, an kalten Tagen seine Baskenmütze - und den abgewetzten
schwarzen Pullover, der noch beim »Habemus papam« unter dem päpstlichen
Kleid hervorlugte.
33. Welches Geheimnis würde er nie preisgeben?
Ein Beichtgeheimnis.
34. Wie mächtig ist der Pontifex?
Formal ist Ratzinger der mächtigste Deutsche aller Zeiten, Oberhaupt
von 1,1 Milliarden Katholiken, rund 4700 Bischöfen, 406 000 Priestern.
Keine Institution ist besser vernetzt, hat mehr Niederlassungen - und
eine stärkere Corporate Identity (»im Auftrag des Herrn«). Würden ihre
Glieder gemeinsam handeln, könnten sie Wahlen entscheiden und
Gesellschaften verändern.
35. Seine Lieblingsredewendung?
»Ich würde sagen...«
36. Wie steht es um seine Akzeptanz?
Sein Image hat sich spätestens seit dem Weltjugendtag radikal
gewandelt. Die Messe mit 1,1 Millionen Teilnehmern in Köln habe eine
»brand community« um die Marke »Papst« gebildet, so der Bremer
Medienforscher Andreas Hepp. Benedikt genieße Glaubwürdigkeit und werde
nunmehr »grundsätzlich positiv aufgenommen«.
37. Sind wir jetzt alle Papst?
Es gibt zumindest eine Wechselwirkung zwischen Nation und Papsttum. In
Polen wurde das realisiert, in Deutschland noch nicht. Seit Ratzinger
auf dem Stuhl Petri sitzt, stürzte immerhin die Regierung, gibt es
weniger Kirchenaustritte und mehr Rückkehrer und Übertritte.
38. Ist Benedikt Deutschland?
In gewisser Weise schon. Ratzinger stammt aus dem Land von
Kirchenspaltung, Marxismus und Holocaust - aber auch von Theologie und
Wiedervereinigung. Er durchlebte Aufstieg und Niedergang der Moderne;
heilsgeschichtlich betrachtet muss es kein Zufall sein, wenn ein
Deutscher Stellvertreter Christi wird.
39. Was sagen die Sterne?
Für Astrologen (Meridian 4/2005) ist Benedikt »ein alter Mann, dem
nicht viel Zeit für sein Wirken bleiben wird«, der aber »innerhalb
kurzer Zeit deutliche Spuren hinterlassen« werde.
40. Wie stellt er sich Gott vor?
Genau wie Jesus Christus. Am 20. April 2000 sagte Joseph Ratzinger im
SZ-Magazin: »In seinem aufgerissenen Leib am Kreuz sehen wir, wie Gott
ist, dass er sich bis zu diesem Punkt für uns verausgabt ... Er hat
sich auf die Seite der Unschuldigen und Leidenden gestellt - und möchte
auch uns dort sehen.« Fazit: »Gott wird klein, damit wir ihn fassen
können. Er kommt als jemand, der an unser Herz rührt.« (Süddeutsche
Zeitung Magazin vom 13.4.2006, S. 27 f.)
***
Zum Stand der Beziehungen
der Priesterbruderschaft Pius X. zu Rom -
Auszüge aus der Predigt von Msgr. Fellay vom 2.4.06 in Ecône *)
"Liebe Seminaristen, liebe Brüder,
wir möchten gerne anlässlich unseres Aufenthaltes hier (im Seminar), wo
wir gestern Weihen gespendet haben, heute während dieser Messe am
ersten Passionssonntag noch einmal eine andere Passion erörtern: die
Passion der Kirche, genauer gesagt - selbst, wenn wir dieses Thema
schon öfters angesprochen haben - noch einmal die Frage über den Stand
der Dinge in unseren Beziehungen mit Rom. (...) Deshalb haben wir auch
von Anfang an zwei Akte verlangt durch welche Rom uns zeigen soll, und
zwar nicht nur durch Worte, bis zu welchem Punkt sie bereit sind, zu
Gunsten der Tradition zu gehen. Denn solange wir in Rom keinen wahren
Willen sehen, die Tradition zu begünstigen, ist es selbstverständlich
unmöglich, daran zu denken, ein Abkommen, ein ernsthaftes Abkommen zu
machen. Und daher waren die zwei Punkte, die wir verlangt haben, die
Freiheit der Messe für alle und die Exkommunikation zurückzunehmen." -
"Wenn wir darum gebeten haben, die Messe freizugeben, dann deshalb,
weil wir schon wussten, dass Rom eigentlich, was das Prinzip betrifft,
eingesteht, dass die Alte Messe in der Tat nie verboten wurde. Wenn die
Alte Messe nie verboten wurde, bleibt sie also die Messe der Kirche,
ein universales Gesetz, und daher hat jeder Priester das Recht, sie zu
lesen. Wir haben sogar Kenntnis bekommen von einem Brief des
Staatssekretärs an den Präfekt der Kongregation fir die Liturgie aus
dem Jahr 1983. In diesem Brief schreibt Kardinal Casaroli an Kardinal
Casona: "Wie wir es in einer Diskussion mit Kardinal Ratzinger letztes
Jahr gesagt haben, haben wir weder ein theologisches noch ein
kanonisches Argument, um zu sagen, die Alte Messe sei abgeschafft
worden." In Rom weiß man also ganz gut, dass es keinen Grund gibt zu
sagen, die Alte Messe sei abgeschafft worden. (...) Bezüglich dieser
berühmten "Exkoniuiunikation" sagte man uns: "Natürlich wird man die
Exkommunikation aufheben, aber erst dann, wenn Sie auf die Abkommen
eingehen werden." Anders gesagt steht da gleich am Anfang eine
deutliche Weigerung Roms, den geringsten Akt zu setzen, der uns hätte
glauben lassen können, die Dinge in Rom hätten sich vielleicht wirklich
zum Guten hinwendet. Und angesichts dieser Weigerung haben wir Rom ganz
einfach gesagt, dass wir uns jeden Tag mehr bewusst werden, ein Zeichen
des Widerspruches zu sein." - "Rom versucht etwas zu machen, Rom,
zumindest ein gewisses Rom, anerkennt, dass die traditionellen Kräfte -
ich spreche hier von jenen von ECCLESLA DEl - trotz allem Gutes tun,
gute Leute sind, und man sie folglich machen lassen soll. Rom erkennt
aber sehr wohl, dass die Bischöfe sie nicht machen lassen. Und in
Anbetracht dieser Krise der Kirche, die doch zumindest bis zu einem
gewissen Punkt eingestanden wird, spurt man, dass Rom sogar ein wenig
davon träumt, etwas mehr für diese Gemeinschaften von ECCLESIA DEl zu
tun und einsieht, dass diese Opposition der Bischöfe gegen die Alte
Messe nicht gerecht ist."
"Dann kommt die Wahl des neuen Papstes. Eine gewisse Anzahl von Leuten
erwartet von dieser Thronbesteigung große Veränderungen. Aber bis jetzt
gab es noch nicht sehr viele. Im Gegenteil. Allerdings gibt es einen
neuen Kurs, aber es ist ein neuer Kurs größerer Treue zum Konzil, also
zu dem, was die Krise hervorgerufen hat, in welcher wir uns jetzt
befinden. Und gleichzeitig gibt es ein bisschen ein größeres Wohlwollen
gegenüber der Messe.
Benedikt XVI. hatte als Kardinal mehrmals eine gewisse Kritik an der
Neuen Messe geübt, und er drückte sein Unverständnis darüber aus, da
man so hart gegen jene sei, die der Alten Messe verbun-den sind. So
entstanden überall Gerüchte. Gerüchte wie: die Messe werde freigegeben
oder ECCLESIA DEl werde man päpstliche Strukturen und Administrationen
verleihen. Das ist wahr. In Rom spricht man von diesen Dingen, aber
sehr im Geheimen.
In diesem Klima also und um den Dingen zuvorzukommen, haben wir den
Papst um eine Audienz gebeten. Diese Audienz war natürlich sehr
interessant und hat vor allem gezeigt, was wir bereits wussten: nämlich
das unerschütterliche Festhalten des jetzigen Papstes am Konzil! Bei
dieser Audienz wurde uns sehr klar, dass es für Benedikt XVI.
unvorstellbar ist, heutzutage einen Christen zu sehen, der das Konzil
nicht annimmt. Diese Möglichkeit würde ihm nicht einmal einfallen. Man
spürt sehr wohl, das Konzil ist unantastbar, und was man ihm höchstens
vorwerfen kann, das wären missbräuchliche und untreue Textauslegungen
und Anwendungen des Konzils. Er sagte uns: "Das, was zählt, ist die
Absicht (die Intention) der Konzilsväter, die Absicht des Textes." Er
äußerte uns gegenüber, wir hätten nicht das Recht, das Konzil
anzugreifen, indem wir uns auf die Auslegungen von Journalisten und
Theologen stützten. Folglich verwirft er einen Teil der Neuerungen, die
nach dem Konzil aufgetreten sind, aber nicht, um zu dem, was vor dem
Konzil war zurückzukehren, sondern um beim Konzil selbst anzugelangen.
Während der Audienz hat er drei Ebenen von Problemen zwischen der
Priesterbruderschaft und Rom beschrieben. Die erste Ebene, sagte er
uns, ist die tatsächliche Anerkennung des Papstes und seiner Macht. Er
fuhr fort, wir hätten nicht das Recht, unser Tun mit einer Notsituation
zu rechtfertigen. (Man spricht von einer Notsituation, wenn man sich in
einer Katastrophenlage befindet. Um überleben zu können, kann man nicht
mehr einfach mit den Prinzipien der Gesetze und gewöhnlichen Normen
folgen. Das ist ein Ausnahmezustand, ein Notstand.) Der Papst erklärte
nun uns gegenüber: "Sie haben nicht das Recht, sich auf einen Notstand
zu stützen, denn ich bemühe mich, die Probleme zu lösen." Nun, in
dieser Aussage selbst liegt die Rechtfertigung für unser Tun, also für
das, was wir machen, da es ja Probleme gibt und er bemüht ist, sie zu
lösen. Also sind sie noch nicht beseitigt. Er sagte selbst im Laufe des
Gesprächs, man müsse schauen, ob in Frankreich und Deutschland nicht
doch ein Notstand vorliege. Er selbst hat es als Zweifel gesagt, indem
er daraus eher eine Frage machte. Er ließ aber dennoch diese Frage
offen. Wenn man Deutschland und Frankreich mit der restlichen Welt
vergleicht, so fragt man sich allerdings, worin der grundlegende
Unterschied besteht, um sagen zu können, in diesen Ländern herrscht
eine Notsituation und in anderen nicht.
Als zweiten Punkt führte er das Konzil an. Er betonte: "Sie müssen das
Konzil annehmen, aber natürlich das im Licht der lebendigen Tradition
ausgelegte Konzil!" Und hier liegt das zweite Problem für uns: Denn was
ist die lebendige Tradition? Was versteht Bendikt XVI. darunter, wenn
er Tradition sagt? Wenn er von Tradition spricht, so versteht er
darunter das aktuelle Lehramt, welches die Vergangenheit wieder
überarbeitet, neu interpretiert und sie uns lehrt. Das ist die
lebendige Tra-dition. Anders gesagt: Die lebendige Tradition, das ist
Benedikt XVI. Also ist das im Licht der lebendigen Tradition
interpretierte Konzil jenes Konzil, so wie es der jetzige Papst
versteht. Natürlich stimmt das nicht mit dem überein, was wir meinen,
wenn wir vom Konzil sprechen, das im Licht der Tradition zu
interpretieren sei. Dies können wir auch in einer Rede vom 22. Dezember
2005 erkennen, worin der Papst erneut seine Gedanken dargelegt hat, und
diesmal vor den Kurienkardinälen. Er verurteilt da von neuem eine
sogenannte 'super-progressistische' Interpretation des Konzils, also
jene, die zu weit gegangen sind, die ein Vatikanum III fordert, jene
das sind seine eigenen Worte -, "die sich auf den Geist des Konzils
stützen". Wenn man all das anschaut, was seit dem Konzil bis jetzt
geschehen ist, so wurde fast alles im Namen des Konzils gerechtfertigt.
Da bleibt nicht viel übrig. Dies verurteilt er. Aber verurteilt er
damit auch die Reformen? Nein! Er verurteilt einen gewissen Teil der
Ausschreitungen. Er sagt, die Früchte seien gut. Man kann zwischen den
Zeilen lesen und mit Hilfe anderer Texte erraten, dass für ihn das
Konzil tatsächlich bis heute noch nicht angewendet wurde. Und diese
Umsetzungsarbeit des Konzils ist noch zu leisten.
Ebenso verurteilt er jene, die im Konzil einen Bruch sehen. Zuerst
greift er jene Modernen an, die wirklich eine Trennung von der
Vergangenheit wollten, indem er sagt: "Nein, es braucht eine
Fortsetzung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, es darf
keinen Bruch geben." Wenn er dann aber selbst die Dinge darlegt, so
besteht ganz gewiss ein Bruch bezüglich der Ideen und Realitäten, die
er vertritt, selbst wenn er bezüglich des Begriffes den Gedanken eines
Bruches anprangert. Ein erschreckendes Beispiel dafür ist das
Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Da erklärt er uns, der moderne
Staat habe sich seit dem 19. Jahrhundert, wo er von der Kirche
verurteilt wurde, verändert. Heute sei der moderne Staat besser,
versöhnlicher, weniger radikal und folglich musste die Kirche auf dem
Konzil bezüglich des Verhältnisses zum Staat eine neue Haltung
einnehmen. Und indem sich die Kirche eines der fundamentalen Prinzipien
des modernen Staates zu eigen machte, nämlich die Neutralität, die
Unparteilichkeit allen Religionen gegenüber, konnte die Kirche ihr
(eigentliches) Erbe wiederfinden. Ja, noch mehr: indem die Kirche dies
in die Tat umsetzte und verlangte, dass der Staat kein katholischer
Staat mehr sei, sondern ein nicht-konfessioneller Staat, befand sich
die Kirche wieder in - er verwendete den Begriff - "Syntonie".
Diesen Begriff könnte man erklären mit in Einklang mit dem Evangelium,
mit der Lehre Unseres Herrn stehend. Anders ausgedrückt erklärt der
Papst, 1700 Jahre der Kirchengeschichte sei außerhalb der Lehre Unseres
Herrn abgelaufen; die Kirche habe während 1700 Jahren ihr Erbe verloren
und jetzt wiederentdeckt, indem sie auf den katholischen Staat
verzichtet. Wenn das kein Bruch sein soll, was ist es dann?
Das gleiche könnte man sagen bezüglich der Frage der Beziehung der
Kirche zu den anderen Religionen. Er betont - und das ist wichtig, das
ist auch einer der Punkte des Konzils -, dass die Kirche eine neue
Haltung in ihren Beziehungen mit dem Judentum einnehmen muss. Die Juden
lehnen die Gottheit Unseres Herrn Jesus Christus ab. Man fragt sich,
was dies bedeuten soll, eine neue Haltung jenen gegenüber zu haben, die
Unseren Herrn ablehnen. Das Evangelium sagt sehr deutlich: "Wer den
Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht." Das ist sehr einfach, das
ist sehr radikal. Man fragt sich wirklich, warum es eine neue Haltung
braucht. Das ist äußerst schlimm. Dies zeigt sehr gut, dass der jetzige
Papst die Verkörperung des Konzils sein will, dieses Konzils, gegen das
wir seit Jahren kämpfen, welches wir verurteilt und verworfen haben und
welches die Ursache all dieses Unheils in der heutigen Kirche ist.
Wenn man dies alles betrachtet, so ist man sehr wohl verpflichtet, sich
zu fragen: "Welches Übereinkommen ist dann überhaupt möglich?" Es ist
sehr einfach, meine lieben Brüder. Solange Rom in einer solchen
Position verharrt, ist kein Übereinkommen möglich. Es gibt Dinge und
Schritte, die in eine gewisse Richtung laufen und um die man sie
bittet. Man hört von der Möglichkeit sprechen, die Exkommunikation
aufzuheben. Das stimmt wirklich. Im Jahr 2000 hatten wir darum gebeten.
Jetzt wird es wieder unter den Kardinälen und vom Papst selbst erwähnt.
Scheinbar soll er gesagt haben, man könne daran denken, denn die
Exkommunikation war an Umstände gebunden. Sie sei zu einem gewissen
Zeitpunkt der Geschichte verhängt worden, heute verhalte es sich wieder
anders. Soll er es doch machen! Sehr gut! Er spricht auch von einer
gewissen Freiheit der Messe, von einer teilweisen aber nicht
vollständigen Freiheit. All das, was gut ist, möge er es doch machen!
Wir sagen nichts anderes. Aber das heißt (noch lange) nicht, dass man
für morgen schon ein Übereinkommen erwarten darf.
Noch einmal: Man ist vielleicht gerade dabei, der Flasche ein neues
Etikett zu geben, das ist alles! Das ist immerhin schon etwas, aber
nicht das Wesentliche. Wir wollen aber das Wesentliche! Wenn wir nun
weiter fortfahren mit den Diskussionen, die allerdings noch nicht sehr
weit gekommen sind, so wollen wir Rom damit sagen, dass es kein Recht
hat, die Vergangenheit der Kirche zu verleugnen. Die Wahrheit steht
über der Zeit. Sie ändert sich nicht. Unser Herr ist Gott. Wenn er Gott
ist, so heißt das, dass er eine Macht hat. "Mir ist alle Macht
gegeben." Wenn er alle Macht inne hat, so hat er sie auch über den
Staat. Und folglich hat auch der Staat die Pflicht sich Gott
unterzuordnen. Die Kirche ist die einzige, die Gott gegründet hat. Der
Staat hat die Pflicht, an seinem Platz das seinige zu tun für das Heil
der Seelen, der Menschen.
Da stehen wir nun. Wir äußerten in Rom: "Gut, sehr gut, wenn Sie diese
zwei Vorbedingungen erfüllen, so werden wir bereit sein zu diskutieren.
Lasst uns dann über das Wesentliche diskutieren. Schaffen Sie eine
leichtere Atmosphäre, erleichtern Sie der Tradition ein wenig das
Leben, dann werden wir einverstanden und bereit sein, die Fragen zu
erörtern, die behandelt werden müssen." Ist Rom bereit, diese Fragen zu
behandeln? Ist Rom bereit, das Konzil in Frage zu stellen? Nun, bis
jetzt haben wir noch nicht diesen Eindruck.
Das Argument, das uns bleibt, ist jenes der Tatsachen: Es ist die
Wirklichkeit, es ist der Zustand der Kirche. Wir bitten sie ganz
einfach darum, von den Wirkungen auf die Ursache zu schließen. Und bis
jetzt will Rom dies einfach nicht tun, es will nicht die Ursachen
sehen. Es erfindet allerlei gute Begründungen, um anderswo die Ursache
dieser Krise zu sehen, aber nicht dort, wo sie ist, nämlich in diesem
Konzil. Dieses Konzil, das sich der Welt anpassen, das sich den
Prinzipien der Welt annähern und alles humanisieren wollte: die
Religion des Menschen, die Anthropologie, wie sie es nennen, der
Anthropozentrismus, alles ist auf den Menschen anstatt auf Gott
ausgerichtet. Es gibt noch einen weiten Weg zurückzulegen!"
*) Beilage zum Rundbrief von "Partrona Bavaria", München, Mai 2006
***
"Deus caritas est"
Ratzingers Erste: eine christliche Enzyklika?
von
Prof. Dr. Wigand Siebel
Die Enzyklika Benedikt XVI ."Gott ist die Liebe" verdient eine
besondere Aufmerksamkeit, dies nicht nur weil die Antrittsenzyklika
eines als Startheologen gerühmten Pontifex für sein Amt, "die
programmatische Richtung, theologische Klarheit und praktische
Konsequenzen" (FAZ vom 26. Januar) erkennen lassen dürfte. Sie verdient
auch deshalb eine besondere Würdigung, weil hier die theologische
Richtung, der der Verfasser angehört und dessen führender Vertreter er
nach Karl Rahner ist, zum Ausdruck kommt. Von daher ist eine
fundamentale Kurskorrektur im Verständnis des Themas gegenüber der
traditionellen Theologie zu erwarten, deren theologische Denk- und
Handlungsperspektiven das Schiff der Kirche zu neuen Ufern führen
könnte.
Ansatzpunkt und Grundlage zugleich ist der Enzyklika das Wort "Eros".
Dieses Wort für die sinn-liche Liebe erlaubt es dem Verfasser, in drei
Stufen zur Liebe Gottes vorzudringen. Die erste Stufe betrifft das
sexuelle Verhältnis von Mann und Frau ganz unabhängig von der Ehe. Dazu
heißt es in der Enzyklika: "Der Liebe zwischen Mann und Frau, die nicht
aus Denken und Wollen kommt, sondern den Menschen gleichsam überfällt,
haben die Griechen das Wort Eros gegeben" (3). Diese "haben im Eros
zunächst den Rausch, die Übermächtigung der Vernunft durch eine
'göttliche Raserei' gesehen, die den Menschen aus der Enge seines
Daseins herausreißt und ihn in diesem Überwältigtwerden durch eine
göttliche Macht höchste Seligkeit erfahren läßt"(4). Der in der antiken
Tempelprostitution geübte trunkene zuchtlose Eros war jedoch nicht
"Aufstieg, 'Ekstase' zum Göttlichen hin, sondern Absturz des
Menschen. So wird sichtbar, daß der Eros der Zucht, der Reinigung
bedarf, um dem Menschen nicht den Genuss eines Augenblicks, sondern
einen gewissen Vorgeschmack der Höhe der Existenz zu schenken - jener
Seligkeit, auf die unser ganzes Sein wartet" (4).
Die Reinigung muß dafür sorgen, daß Geist und Leib nicht voneinander
getrennt sind. Es lieben nämlich "nicht Geist oder Leib - der Mensch,
die Person liebt ... Nur in der wirklichen Einswerdung von beidem wird
der Mensch ganz er selbst. Nur so kann Liebe - Eros - zu ihrer wahren
Größe reifen ... Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über
uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des
Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen" (5). Auf der
ersten Stufe wird danach dem Eros eine Selbstreinigungskraft
zugemessen, die den Aufstieg zum Göttlichen hin ermöglicht.
Wie gelingt es nun dem Eros, den Liebenden zum Göttlichen hinzuziehen?
Er muß in sich seine Reinigungskraft mithilfe der Agape aktivieren.
Dazu wird ausgeführt: Bei der Suche nach der inneren Einheit der Liebe
"begegneten uns die beiden Grundwörter Eros als Darstellung der
'weltlichen' Liebe und Agape als Ausdruck für die im Glauben gründende
und von ihm geformte Liebe. Beide werden häufig auch als 'aufsteigende'
und als 'absteigende' Liebe einander entgegengestellt" (7). Der Eros
ist dann die "verlangende" und die Agape die "schenkende" Liebe. Es
Enzyklika erreicht.
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