Der Heilige Geist
von
H.H. P. Haberstroh
Der Heilige Geist wird oft genannt der "unbekannte Gott". Wir beten zu
Jesus Christus, und wir beten durch Jesus Christus zum Vater. Freilich
wird neuerdings auch der Heilige Geist sehr oft genannt, aber man ist
nicht so ganz glücklich darüber, denn dieser heute so oft genannte
Heilige Geist muß für alles herhalten: für alle Neuerungen in der
Kirche, für alle Veränderungen, für die Religionsfreiheit und für den
Ökumenismus. Dieser so oft erwähnte Heilige Geist ist der Geist des
Konzils. Man behauptet sogar von höchster Stelle, daß dieser Heilige
Geist alle Religionen inspiriert habe. Er ist also der Geist der
Einheit, der Geist der Vereinigten Religionen, also der Geist der neuen
- die ganze Welt umfassenden Kirche. Und es scheint immer mehr, daß die
Beherrscher und Verkünder der neuen Kirche sogar das Verfügungsrecht
haben über den Heiligen Geist; denn sie bestimmen, was der Heilige
Geist sagt und will. Aber in dieser die ganze Welt mit allen Religionen
umfasende Kirche fragt man nicht mehr nach der Wahrheit. Nach der
Wahrheit fragt niemand mehr. Und damit stehen wir bei dem, was der hl.
Papst Pius X. sagte: "Der Modernismus ist das Sammelbecken sämtlicher
Irrlehren." Es ist also der Geist der vereinigten Weltreligionen, da
alle auf die gleiche Ebene gehoben werden, wo es angeblich weder Sieger
noch Besiegte geben darf, in der aber doch der katholische Glaube mit
allen Mitteln unterdrückt wird und wie sterbend am Boden liegt. Dieser
neue Geist - mit dem neuen Pfingsten des Konzils - kann aber nie
identisch sein mit dem "Geist der Wahrheit", den uns Christus verheißen
hat, den die Welt nicht kennt und den sie auch nicht empfangen kann.
Wer ist der Heilige Geist? Er ist die dritte Person der Heiligsten
Dreifaltigkeit. Er ist die personhafte göttliche Liebe zwischen Vater
und Sohn. Der Vater sieht in seinem ewigen göttlichen Wort den Sohn
gleichen Wesens, gleicher Unendlichkeit, Heiligkeit und Herrlichkeit,
das unendlich liebenswürdige Wesen seiner eigenen Herrlichkeit, und er
umarmt mit seiner unendlichen Liebe dieses göttliche Wort gleichen
Wesens mit unendlicher göttlicher Liebe, die also keine Grenzen und
keine Einschränkung kennt. Und ebenso das Göttliche Wort, der Sohn
Gottes erkennt im Vater das absolut heiligste und vollkommenste
göttliche Sein und umarmt den Vater mit der gleichen unendlichen Liebe.
Und dieser gegenseitige Liebeshauch, der keinerlei Begrenzung kennt ist
der Heilige Geist, der deshalb ebenso gleichen Wesens ist mit dem Vater
und mit dem Sohn. Er ist der Geist der unendlichen Liebe Gottes, ohne
Anfang und ohne Ende. Er ist die unendliche Liebesglut des Vaters und
des Sohnes, der dann am Pfingstfest ausgesandt wurde vom Vater und vom
Sohn über die ganze Kirche, und der im Sakrament der Firmung
ausgegossen wird in die Herzen der Kinder Gottes. So schreibt der hl.
Paulus im 2. Brief an die Korinther: "Gott ist es, der uns mit euch auf
Christus gegründet, der uns gesalbt, der uns auch sein Siegel
aufgedrückt und den Geist als Unterpfand in unser Herz gegeben hat."
In diesem Punkte schon ist die Christenheit tief gespalten zwischen Ost
und West. In unserm Glaubensbekenntnis beten wir: "Der vom Vater und
von Sohn ausgeht". Das lehnt die Ostkirche ab, indem sie lehrt, daß der
Heilige Geist nur vom Vater ausgeht. Er wäre also nur der Geist des
Vaters, nicht der des Sohnes. Als Folge müßte man dann auch glauben,
daß ein Unterschied besteht zwischen Vater und Sohn, indem nur der
Vater den Heiligen Geist haucht, und deshalb auch nur der Vater den
Heiligen Geist gesandt hat am Pfingstfest. Was aber sagt Jesus in den
Abschiedsreden: "Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote, dann will
ich den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand senden,
der immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit". Und dann sagt
er: "Wenn ich nicht hingehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich
aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden" (Joh. 16,7) Er wird also
den Vater bitten, daß er den Heiligen Geist sendet, und er wird ihn
auch selber senden. Wie der Heilige Geist vom Vater und vom Sohn
ausgeht, so wird auch der Vater und der Sohn den Heiligen Geist in die
Welt senden.
Der Heilige Geist ist also der Geist der Liebe. Er ist der Geist der
unendlichen Beglückung und Seligkeit im Schoße der heiligsten
Dreifaltigkeit. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der
bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Und wenn der Heilige Geist in
Feuerzungen auf die Apostel herabkam, dann war es eben dieses sichtbare
Zeichen von Feuerzungen aus der unendlichen Glut der Liebe des heiligen
Dreifaltigen Gottes. Was stellen wir uns unter Feuer vor? Vielleicht
haben wir schon einmal einen Großbrand gesehen und wir sind erschrocken
von
der alles verzehrenden Gewalt des Feuers, dem niemand nahen kann, ohne
vom Feuer erfasst zu werden. Wir kennen heute noch ein anderes Feuer,
das wir Gott sei Dank selber noch nicht erlebt haben, jener Feuerball
einer Atombombe, der in Sekundenschnelle die Stadt Hiroschia zerstörte
und verbrannte. Und wir kennen einen andern Feuerball, der Gott sei
Dank weit genug von uns entfernt ist. Ich meine die Sonne, in die wir
nicht schauen können, ohne die Augen zu schädigen. Und doch gibt diese
Sonne trotz ihrer großen Entfernung von der Erde uns Licht und Wärme
und Leben. Wer in den Tropen war, weiß, was Sonnenglut bedeutet, obwohl
er nur ein ganz klein wenig näher der Sonne ist. Und wer am Nordpol
oder Südpol ist, ist in Gefahr zu erfrieren, weil er etwas weiter von
der Sonne entfernt ist. Und würde die Sonne erlöschen, würden wir alle
und die gesamte Natur in ewigem Eis erstarren. Und wenn wir uns einige
Ausmaße vor Augen halten: Die Sonne ist 149,6 Mil. km von der Erde
entfernt, hat 109mal den Durchmesser der Erde, ihre Masse entspricht
333 000 Erdmassen. Ihre Temperatur wird durch Fusion von Wasserstoff-
und Heliumkernen - also Kernverschmelzung - aufrecht erhalten. Und das
alles ist nur geschaffenes, vergängliches Feuer. Gottes Liebe aber ist
unendliche Liebe, unendliche Glut der Liebe. Wie alles erstarren würde
in tiefem Eis, so würden auch wir ohne die Liebe Gottes in ewiger
Erstarrung bleiben. Denken wir da an die ewige Erstarrung der
Verdammten in der ewigen Verdammnis.
Gott hat seine Liebe ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen
Geist, der in uns wohnt. Deshalb ist der Heilige Geist der Geist des
Lichtes, der Geist der Liebesglut, der Geist des Lebens. Er ist der
Tröstergeist, der uns vom Vater und vom Sohn gesandt ist, uns in allen
Lebenslagen beizustehen, der Helfer und Beistand in allen Nöten, der
Tröster in Verlassenheit, die Kraft und Stärke im Kampf des Lebens, er
ist unsere Freude und Wonne, aber auch Licht in den Dunkelheiten der
irdischen Bedrängnisse. Er ist der lebendigmachende Geist. So wie im
Frühjahr bei steigender Sonne die Wärme zurückkehrt, die Natur neu
erwacht und sprießt und erblüht in buntesten Farben, so wirkt auch der
Hl. Geist in uns, wenn durch die Sünde das Leben der Gnade erstarrt ist
und keine Blüte und keine Frucht mehr bringen kann, so erblüht durch
das Wirken des Gottesgeistes neues Leben. In seiner Glut schmilzt das
Eis der Sünde und erblüht neues Leben in der Seele. Wir dürfen nur
unsere Augen öffnen und die Wunder betrachten, die in der Natur
geschehen, und wir haben das schönste Bild dessen vor Augen, was der
Geist Gottes wirkt in unserer Seele. Und doch gehen die meisten
Menschen gedankenlos und geistlos daran vorbei.
Wenn wir schon in der Natur die Wunderwerke des Geistes Gottes erleben,
wieviel größer sind dann die Wunderwerke des Leben spendenden
Gottesgeistes in den Herzen der Menschen! Es stand durchaus in der
Macht Gottes, nach dem Sündenfall die Sonne seiner Liebe für die
Menschheit erlöschen zu lassen. Wenn jetzt schon das Sündenchaos in der
Welt fast nicht mehr zu ertragen ist, wie schlimm wäre es dann erst
geworden, wenn Gott die Menschheit sich selber überlassen hätte! Gewiß,
das Paradies ging verloren, und die Welt ist voller Leiden und
Bedrängnisse. Trotzdem, wie schön ist doch noch alles in der Welt, und
wie sehr sorgt Gottes Vatergüte für alles. "Er läßt seine Sonne
aufgehen über Böse und Gute, und er läßt regnen über Gerechte und
Ungerechte". Wie preist doch Jesus selber die Schönheit der Natur, die
Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes. "Selbst Salomon in all
seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Seid ihr nicht
viel mehr wert als sie?"- Und das alles wirkt die unendliche Sonne der
Liebe, der Heilige Geist - der Vater durch den Sohn im Heiligen Geist.
Der Mensch lebt ganz von der Liebe Gottes - und wie erbärmlich ist doch
seine Antwort Gott gegenüber... Aber wie viel mehr wirkt der Geist
Gottes in den Seelen der Menschen!
Jesus nennt den Heiligen Geist den "Geist der Wahrheit". Zunächst die
Frage: "Was ist Wahrheit?" Pilatus hat diese Frage gestellt, nicht um
eine gültige Antwort zu bekommen, sondern mehr als Abweisung: "Was
kümmert mich Wahrheit! Wahrheit ist, was meiner Karriere dient - Und so
hält es die Welt überhaupt mit der Wahrheit. Als die Juden ihm drohten
mit der Berufung an den Kaiser, war es aus mit seiner Liebe zur
Wahrheit, die er doch als Richter hätte suchen sollen. Was ist
Wahrheit? Wahrheit ist die Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Lüge
dagegen ist Entstellung, Verfälschung und Leugnung der Wirklichkeit.
Der Vater aller Lüge ist der Teufel.
In weltlichen Wissenschaften gibt es auch endgültige Wahrheiten, über
die niemand mehr diskutiert, die allgemeine Geltung haben. Man könnte
sie DOGMEN nennen. So z.B. in der Mathematik. In den meisten
Wissensgebieten wird geforscht, wird experimentiert. Man sucht nach
neueren und tieferen Erkenntnissen. Wir erleben Entwicklungen, die man
früher nicht für möglich gehalten hätte. Alles scheint sich zu ändern.
Ist es nicht erstaunlich, daß die vielen Wissensbereiche und
Wissenschaften gar nicht fertig werden mit der Erforschung der vielen
Geheimnisse, die Gott seit Anfang der Schöpfung in die Dinge
hineingelegt hat. Und ich bin überzeugt, daß die Forschung an kein Ende
kommen wird, bis der Herr wiederkommen wird.
Da gibt es nun nicht wenige, ja die ganze Welt will uns glauben machen,
daß auch die Gotteserkenntnis dem Wandel, der Forschung und deshalb der
Veränderung unterliegt. Auch in der Kirche sind diese Stimmen schon
überlaut geworden. "Alles ist wandelbar, auch die Wahrheit ist
zeitbedingt". Und da diese falschen Thesen auf allen Nachrichtenkanälen
zu hören sind, gibt es leider nur zu viele, die sich davon beeindrucken
lassen. Die Verwirrung in Fragen des Glaubens ist unübersehbar geworden.
Ist unser katholischer Glaube das Ergebnis von Forschung? Nein! Unsere
Religion ist Offenbarungsreligion. Der Mensch kann experimentieren mit
dem Geschaffenen. Aber er hat keine Möglichkeit, in die Welt Gottes
einzudringen. Der Mensch kann erkennen, daß es einen Gott geben muß,
der alles erschaffen hat. Mehr aber kann der Mensch über Gott nicht
wissen, es sei denn, Gott offenbart sich; und alles, was so daher
geschwätzt wird, entspringt der Gottlosigkeit. Hören wir den hl. Paulus
im Römerbrief 1,18 ff: "Denn was von Gott erkennbar ist, das ist ihnen
offenbar. Gott hat es ihnen geoffenbart, läßt er doch sein unsichtbares
Wesen mit den Augen des Geistes wahrnehmen: seine ewige Macht wie seine
Göttlichkeit. Darum sind sie nicht zu entschuldigen. Obwohl sie nämlich
Gott kannten, haben sie ihn doch nicht als Gott verehrt noch ihm
gedankt. Vielmehr wurden sie töricht in ihren Gedanken, und ihr
unverständiges Herz wurde verfinstert. Während sie sich für Weise
ausgaben, wurden sie zu Toren." Sie vertauschten die Herrlichkeit des
unvergänglichen Gottes mit Abbildern von vergänglichen Menschen, von
Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren... Darum gab sie Gott
durch die Gelüste ihres Herzens der Unlauterkeit preis, so daß ihre
Leiber an ihnen geschändet wurden. Sie vertauschten den wahren Gott mit
Götzen und verehrten und beteten das Geschöpf an anstatt den Schöpfer,
der da hochgelobt ist in Ewigkeit... Deshalb gab sie Gott schändlichen
Leidenschaften preis. So sind sie voll jeglicher Ungerechtigkeit,
Schlechtigkeit, Unzucht, Habsucht, Bosheit, voll Neid, Mordlust,
Streitsucht, Arglist und Tücke. Sie kennen zwar die SatzungGottes, daß
des Todes schuldig ist, wer solches begeht. Dennoch tun sie es, ja
spenden noch denen Beifall, die solches tun."
Es war eine lange Zeit - der Patriarchen, der Propheten, der Geschichte
des Auserwählten Volkes. Auf vielfache und mannigfaltige Weise hat Gott
- der Geist Gottes - vor Zeiten durch die Propheten zu den Vätern
gesprochen. In dieser Endzeit hat er durch seinen Sohn zu uns
gesprochen. "Er, der am Herzen des Vaters ruht, er hat uns Kunde
gebracht. Er ist die Wahrheit selber, der uns die Herrlichkeit Gottes
geoffenbart hat. Und dieses Wort ist Wahrheit. Und dieses Wort wird der
Heilige Geist nehmen und es uns verkünden. "Er wird von dem Meinigen
nehmen und es euch verkünden" - "Noch vieles hätte ich euch zu sagen,
aber ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist
der Wahrheit, kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen. Denn er
wird nicht aus sich reden, sondern alles, was er hört, wird er reden,
und was zukünftig ist, euch verkünden. Er wird mich verherrlichen, denn
er wird von dem Meinigen nehmen und es euch verkünden. Alles, was der
Vater hat, ist mein. Darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem Meinigen
und wird es euch verkünden". Und im 1. Kor. Brief schreibt der hl.
Paulus: "Uns aber hat es Gott durch seinen Geist geoffenbart. Der Geist
ergründet alles, selbst die Tiefen der Gottheit. Wer kennt das Innere
des Menschen, außer dem Geist des Menschen, der in ihm ist. Ebenso
kennt auch niemand das Innere Gottes als nur der Geist Gottes".
Dieser Geist Gottes wirkt in der Kirche, im Lehramt der Kirche, das den
Auftrag hat, die Lehre rein zu bewahren von aller Verfälschung. Und so
ist durch das machtvolle Wirken des Heiligen Geistes trotz aller
heftigen Stürme und Kämpfe und Verfolgungen die Lehre rein erhalten
geblieben, und zwar die Lehre, die kraft göttlicher Autorität als
endgültig verkündet wurde. Wir nennen das die Dogmen der Kirche, die
jeder annehmen muß, wenn er im Glauben feststehen will. Und es ist
ebenso das Wirken des Heiligen Geistes, daß nie eine Lehre verbessert
werden mußte, noch daß je eine Lehre zurückgezogen werden mußte -
wohlgemerkt: kraft päpstlicher Autorität. Daß aber die Lehre der Kirche
nicht geglaubt wurde, verwässert wurde oder abgelehnt oder durch
moderne Lehren in Zweifel gezogen wurden, sogar durch Bischöfe oder
Kardinäle oder sogar durch ein Konzil, ist durchaus möglich. Aber all
das waren in jedem Fall persönliche Schuld der Einzelnen, nicht aber
kraft göttlicher Autorität, also nicht als Dogma. Das hat der Heilige
Geist verhindert. Er hat verhindert, daß ein dogmatisches Konzil die
katholische Lehre auf den Kopf stellt. (...)Bedenken wir doch einmal,
mit welch ungeheurer Macht die Hölle versuchte, die Ausbreitung des
katholischen Glaubens zu verhindern. Denken wir an die blutigen
Verfolgung gleich in den ersten Jahrhunderten. Wer getauft war, wußte,
daß er dem Tod geweiht war. Wie wurden die Gläubigen doch gejagt von
Ort zu Ort und den grausamsten Qualen des Martyriums überantwortet.
Wenn wir auch nur an das letzte Jahrhundert denken, an den Kommunismus,
in dem viele Millionen, ungezählte Millionen, den grausamsten Martern
und dem Tod überantwortet wurden. Denken wir nicht weniger an die
vielen Irrlehrer, die den Glauben zerstörten, ganze Länder dem
Christentum entfremdeten. Denken wir an den Arianismus, in dem mehr als
80% der Bischöfe und auch der Katholiken abgefallen waren und der
rechtgläubige Rest grausam verfolgt wurde. Denken wir an die traurigen
Folgen des Protestantismus, der selber in tausend Richtungen gespalten
ist. Und trotzdem geht das Wort des Herrn in Erfüllung: Die Pforten der
Hölle werden sie nicht überwältigen - auch jetzt nicht, da der
Modernismus versucht ist, das Triumphgeheul anzustimmen: "Jetzt ist sie
endlich beseitigt", oder wie die Freimaurer schreien: "Ecrasé l'enfame"
- "Löschet sie aus, die verfluchte Kirche". Sie werden eines Tages, und
vielleicht sogar sehr bald, sagen müssen mit Julian, dem Abtrünnigen:
"Galiläer, du hast doch gesiegt".
Und woher kommt diese Siegeszuversicht der Kirche? Als der Herr zum
Vater zurückkehrte, ließ er die kleine Schar von zwölf Aposteln zurück
mit einem ungeheuren Auftrag. "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel
und auf Erden. Gehet daher hin und lehret alle Völker, lehret sie alles
halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle
Tage bis ans Ende der Welt." Diese zwölf damals noch sehr ängstlichen
Männer standen einer ganzen Welt, einer gottlosen Welt, einer Welt, die
dem Teufel verfallen war, gegenüber. War dieser Auftrag nicht ein ganz
hoffnungsloses Ansinnen? - Aber er hatte ihnen auch gesagt: "Bleibet in
der Stadt, bis ihr mit Kraft von oben ausgestattet seid; denn ihr sollt
meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde." Und was dann an
Pfingsten geschah, das wissen wir.
"Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden; und was will ich
anderes als daß es brenne." Dieses Feuer des Heiligen Geistes hat sie
in der Tat getrieben bis an die Grenzen der damals bekannten Welt.
Dieses Feuer in ihren Herzen hat sie zu Großtaten befähigt, denen die
Welt nicht widerstehen konnte. Man kann nur staunen, zu welchen Taten
die Kirche der ersten Jahrhunderte fähig war, daß selbst das mächtige
römische Reich nicht widerstehen konnte.
Und wo ist heute das Feuer des Heiligen Geistes? Wo ist heute das Feuer
des Missionsgeistes, der den heiligen Paulus und alle Apostel antrieb,
die Welt für Christus zu gewinnen? Wo ist das Feuer der großen
Missionare geblieben, wo das Feuer der großen Ordensstifter? Wo ist das
Feuer geblieben in unsern Bischöfen? in den Priestern, - in uns? Ist
nicht das Leben der Christen so schrecklich gemütlich geworden, ohne
jede Kraft - ja wir liebäugeln sogar mit allen Religionen, die doch in
Wirklichkeit die Wahrheit des katholischen Glaubens, die Wahrheit Jesu
Christi zurückweisen und heftigst bekämpfen. Da sprach man im Konzil
von einem neuen Pfingsten. Man meinte damit wohl, daß der Hl. Geist
kommen werde mit einem mächtigen Brausen vom Himmel, um nun eine neue
Kirche zu beginnen, die endlich die Welt anerkennt. Aber von einem
neuen Pfingsten könnte man nur dann reden, wenn der Heilige Geist die
Bischöfe und die Priester und die ganze Christenheit neu belebt hätte
mit dem alten Geist des Glaubens und der Liebe. Aber genau das wollte
man nicht. Man wollte eine neue Kirche, und nun haben wir das Chaos -
ein Menschenwerk, das nicht von Gott ist und deshalb auch nicht
bestehen wird.
Und noch ein anderes Feuer scheint erloschen zu sein. Gleich das erste,
was der Auferstandene am Ostertag tat, war eine ungeheure Sendung.
"Empfanget den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden nachlassen werdet,
dem sind sie nachgelassen. Und wem ihr sie behalten werdet, dem sind
sie behalten." Die Sünden sind jetzt gesühnt am Kreuz. Jetzt gehet und
bringet den Menschen das Sakrament der Erlösung, sprechet sie los von
aller Schuld, wenn sie reumütig zu euch kommen. Der Geist der
Finsternis ist jetzt besiegt. Von jetzt an wird der Heilige Geist die
Herzen der Menschen heiligen. Er wird Besitz ergreifen von den Menschen
und den Geist der Finsternis vertreiben. Und es wird im Himmel Freude
sein über jeden Sünder, der umkehrt und Buße tut. Die Beichte hat
natürlich dem Teufel nie gefallen, denn sie zerstört sein Reich in den
Herzen der Menschen. Wie wunderbar ist doch das Wirken des Hl. Geistes
in den Herzen der Menschen! Wo aber ist heute - in dieser sogenannten
"erneuerten Kirche" - das Sakrament der Buße geblieben? Die Bußandacht
ist doch ein Theater, ohne Bekenntnis, ohne Absolution und
Sündenvergebung. Und das wissen die Leute!
Und trotzdem gehen sie hin - und gehen mit ihren Sünden wieder nach
Hause. Und wie sehr wird doch der Hass gegen die Beichte geschürt!!! Wo
ist das Feuer des Heiliger Geistes geblieben? In welch tiefe
Verlassenheit sind wir doch geraten!
Und noch ein weiteres Feuer scheint nicht mehr zu brennen. Heute
schreit alles nach mehr Schulung, nach mehr Wissen. Schulungskurse,
Abendkurse, Fernkurse und vieles dergleichen wird rund um die Uhr
angeboten. Wo aber ist das Interesse für die Weiterbildung in den
katholischen Wahrheiten geblieben? Gewiß, der Heilige Geist erleuchtet
die Herzen. Aber wo kein Interesse ist, wo der Lärm des Weltgeistes
herrscht, wo die Ohren verstopft sind und die Wahrheit im besten Fall
belächelt, wenn nicht gar gehasst wird, dort kann die Stimme des
Geistes der Wahrheit nicht mehr gehört werden. Wir müssen uns selber
bemühen um tiefere Erkenntnis, um Klarheit und Festigkeit im Glauben.
Wir müssen uns anstrengen, studieren, lesen und über den Glauben
nachdenken. Wie viele Menschen sind über ein Schulwissen nicht
hinausgekommen, und selbst das Schulwissen ist längst wieder vergessen
oder verzerrt. Und was tun wir, um von diesem Feuer des Hl. Geistes
entflammt zu werden? Leider sind selbst in den Klöstern die Zeiten der
Betrachtung, der Gebete, der Andachten fast gänzlich geschwunden. Wie
soll denn da das Feuer der göttlichen Liebe noch zum Zünden kommen? Hat
nicht der Herr gesagt: "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine
Gerechtigkeit, und alles andere wird euch hinzugegeben werden."
Je mehr der Heilige Geist zurückgedrängt wird, zum Schweigen gebracht
wird, desto mehr tritt der Geist der Finsternis in Aktion. Wen wundert,
daß man heute den Geist der Finsternis geradezu mit Händen greifen
kann, daß er das ganze öffentliche und private Leben beherrscht, wen
wundert das noch. Und je mehr der Geist der Wahrheit ausgeschaltet
wird, desto mehr wird alles zur Lüge. Die Lüge ist ja das Kennzeichen
des Geistes der Finsternis. Er ist doch der "Vater der Lüge". Es ist
doch heute alles zur Lüge geworden. Daß in der Weit gelogen wird, das
sind wir schon gewohnt. Aber daß der Lügengeist alles dermaßen
beherrscht, daß wir in allem nur noch angelogen werden. Nun, Lüge,
Heuchelei und Verführung ist ohnehin das Zeichen und Wesen der Welt;
ist sie ja doch beherrscht vom Geist der Finsternis und vom Vater der
Lüge. Aber erst durch die Massenmedien ist es der Welt gelungen, ihre
Irrtümer weltweit zu verbreiten und damit die ganze Welt zu verführen
in einem erschreckenden Ausmaß. Aber selbst die Kirche wird von einem
heftigen Erdbeben der Unwahrheit erschüttert, und niemand leistet
Widerstand. Und sollte jemand wagen, gegen die Lügen aufzutreten, dann
wird er so bekämpft, daß kein heiler Fleck an ihm bleibt. Man darf sich
ruhig besorgt fragen, woher denn noch Rettung kommen kann. Menschlich
gesehen gibt es keinen Ausweg mehr. Der Feind stimmt das Siegesgeheul
an. Aber auch jetzt ist Gott der Mächtigere. Auch jetzt wird wahr
werden, was der Herr sagte: "Die Pforten der Hölle werden sie nicht
überwältigen."
Noch eine große Aufgabe ist dem Heiligen Geist übertragen. "Wenn jener
Geist kommt, wird er die Welt überführen, daß es eine Sünde gibt, eine
Gerechtigkeit und ein Gericht". Eine Sünde, weil sie nicht an mich
glauben. Die Welt ist an die Sünde versklavt. Aber der letzte Grund
ihrer Verworfenheit ist der Unglaube. "Wenn ihr nicht glaubt, daß ich
es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben". Solange diese Sünde des
Unglaubens bleibt, wird keine andere Sünde vergeben. Der Unglaube macht
den Anschluss an den Erlöser von Grund auf unmöglich.
Er überführt die Welt eben dadurch, daß er zu ihr nicht kommt, sondern
nur zu den Kindern Gottes. Sie rechtfertigt er durch die Taufe und
durch die Vergebung der Sünden. Sie heiligt er durch den wärmenden
Hauch seiner Gnade. In ihnen läßt er ein Leben der Tugend und der
Reinheit aufblühen. Sie beschenkt er mit dem Reichtum seiner Gaben und
Gnaden. Durch die Gabe der Wissenschaft schärft er das innere Auge zur
klaren Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum. Durch die Gabe des
Verstandes läßt er die Reichtümer der Offenbarung immer herrlicher vor
dem staunenden Auge aufleuchten, so daß es eine Wonne wird, betend sich
in sie zu vertiefen. Durch die Gabe der Weisheit schenkt er die innere
Vertrautheit mit der Wahrheit, daß sie wie Klänge aus der Heimat
erfahren und ausgekostet werden. Durch die Gabe des Rates führt er
durch alle Wirrnisse des Lebens sicher zm Ziel. Durch die Gabe der
Frömmigkeit und der Furcht des Herrn schenkt er ein demütiges Herz, das
aufnahmebereit ist für jede Weisung von oben.
Den Kindern des Lichtes schenkt er auch die "Früchte des Geistes", die
da sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte,Treue, Sanftmut,
Enthaltsamkeit, Keuschheit. Die Christus Jesus angehören, haben ihr
Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden ans Kreuz geschlagen. Leben wir
im Geiste, so lasst uns auch im Geiste wandeln".
Von der Gerechtigkeit wird der Hl. Geist die Welt überführen, "weil ich
zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht". "Er hat keine Sünde
getan, und in seinem Munde fand sich kein Trug. Da er geschmäht wurde,
schmähte er nicht; da er litt, drohte er nicht, sondern stellte seine
Sache dem anheim, der gerecht richtet". (1 Petr. 2,29 ff). Die
Gerechtigkeit kommt nicht von der Welt, die strotzt voller
Ungerechtigkeit. Anerkennung durch die Weit ist immer eine überaus
gefährliche Sache. Von Sündern anerkennt zu werden, würde uns zu ihren
Komplizen machen. Nur bei Gott ist das alleinige und gerechte und wahre
Urteil. Die Weit hat Christus verworfen und wird ihn bis ans Ende
verwerfen. Aber Gott hat ihn erhöht und hat ihm einen Namen gegeben,
der über alle Namen ist, daß im Namen Jesu jedes Knie sich beugen wird
im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt, und jede Zunge wird
bekennen: Jesus Christus ist der Herr". Und was für Christus gilt, gilt
auch für die Gerechten. Wie lesen wir da im Such der Weisheit 5,1 ff:
"Mit großer Zuversicht werden die Gerechten dastehen wider jene, die
sie einst gequält und ihre Mühen für fruchtlos hielten. Sie werden von
fürchterlicher Angst geschüttelt und werden außer sich geraten ob des
unverhofften Heiles, sie sprechen dann bei sich, von Reueschmerz
gepackt und seufzend in ihrer Herzensangst: Diese sind es, die wir
einst verlachten und mit Spottreden verhöhnten. Wir Toren! Wir hielten
ihre Lebensweise für Unvernunft und für ehrlos ihr Ende. Doch seht, wie
werden sie nun gerechnet unter Gottes Söhne und bei den Heiligen ist
ihr Anteil." Gottes Gericht ist das allein wahre, das ewige und
unabänderliche, absolut gerechte Gericht. Ihm müssen sich alle beugen.
Und schließlich wird der Hl. Geist die Welt überführen, daß es ein
Gericht gibt, weil der Fürst dieser Welt bereits gerichtet ist. Zwar
ist er noch in der Welt, aber seine Macht ist gebrochen. Er hat nur
noch Macht über die, die sich ihm ergeben durch die Sünde. Aber jeder
Glaubende ist durch die Gnade Gottes stärker.
"Wenn der Dämon dich versuchen will und dir alle Reiche zeigt mit der
Aufforderung, ihn anzubeten, dann verachte ihn; denn er ist arm. Sage
ihm, indem du das Kreuzzeichen machst: Auch ich bin das Ebenbild
Gottes. Aber ich bin nicht aus der himmlischen Herrlichkeit
hinausgeworfen worden. Ich habe Christus angezogen, der in der Taufe
mein Eigentum geworden ist. Demnach hast du mich anzubeten. - Er wird,
glaube ich, durch diese Worte weichen". (Gregor v. Nazianz). Noch kann
er wirken unter denen, die sich ihm hingeben, aber der Tag seiner
endgültigen Verdammung naht unaufhörlich. Das Gericht über ihn ist
schon vollzogen. Im Kreuz ist Heil.
Wir haben unsere Betrachtung angestellt über den Heiligen Geist und
über sein Wirken in der Kirche. Als ich in die Mission kam, fragte ich
meinen Onkel, der lange Jahre in China war als Missionar. "Was braucht
man denn am notwendigsten in der Mission"? - Seine Antwort: Sorge dich
nicht um irdische Dinge; diese wirst du immer haben. Aber bete jeden
Tag inständig zum Hl. Geist, daß er dich führt. Irren ist menschlich,
und auch du wirst Fehler machen. Aber der Hl. Geist wird dich sehr
schnell wieder auf den rechten Weg führen. Und so tat ich es, und ich
kann nur sagen, ich bin in vielen Dingen so wunderbar geführt worden,
daß ich Gott den Heiligen Geist ohne Unterlass loben und preisen muß.
Und so wollen wir auch diesen Vortrag mit dem wunderbaren Hymnus an den
Heiligen Geist beschließen:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende Deines Lichtes Strahl!
Vater aller Armen du,Wasche,
Aller Herzen Licht und Ruh,
Komm mit deiner Gaben Zahl!
Tröster in Verlassenheit,
Labsal voller Lieblichkeit,
Komm, Du süßer Seelenfreund!
In Ermüdung schenk Ruh,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.
O du Licht der Seligkeit
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein
Ohne dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann besteht,
Nichts ohn Fehl und Makel sein.
was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
lenke, was da irre geht.
Heiliger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl!
Spende uns der Tugend Lohn,
Laß uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal. Amen
VOM HL. JEAN-MARIE BAP. VIANNEY
In dieser Epoche eines unaufhörlich strömenden Heroismus hat er seinem
teuren "Kameraden" Toccanier folgende wundersamen Antworten gegeben,
die einer ewigen Bewunderung würdig sind:
"Mein Vater," fragte ihn eines Tages der junge Missionar, "wenn Ihnen
der liebe Gott die Wahl ließe: entweder sofort in den Himmel
hinaufzusteigen oder hier, wie Sie es jetzt tun, weiterzuarbeiten an
der Bekehrung der Sünder, was würden Sie wählen?"
"Ich würde bleiben."
"Aber im Himmel sind die Heiligen so glücklich! Keine Peinen, keine Versuchungen mehr!"
"Ja," erwiderte er, "die Heiligen sind sehr glücklich, aber das sind
Rentner. Sie haben allerdings tapfer gearbeitet; denn Gott straft die
Faulheit und belohnt nur die Arbeit; sie können aber nicht wie wir
durch Arbeit und Leid Seelen für Gott gewinnen..."
"Wenn Gott Sie bis zum Ende der Welt hier auf Erden belassen würde,
dann hätten Sie ein gut Stück Zeit vor sich, dann würden Sie doch
sicher nicht so früh morgens aufstehen?"
"Oh, mein Freund, ich würde immer um Mitternacht aufstehen. Es ist
keineswegs die Müdigkeit, die mich schreckt; ich wäre der glücklichste
Priester, wenn nicht der Gedanke wäre: ich muß als Pfarrer vor dem
Richterstuhl Gottes erscheinen!" Und zwei große Tränen rannen ihm über
die Wangen.
(aus: Trochu, Francis: "Der heilige Pfarrer von Ars-Joh.-Maria-Bap. Vianney 1786-1859" Stuttgart 1928, S. 461)
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