ERKLÄRUNG DER REDAKTION ZUM FALL DES 'PATER' DON DEMIDOFF
Verehrte Leser,
im Dezemberheft unserer Zeitschrift hatte ich in dem Beitrag "Die Casa
'Don Bosco' in Rumänien" das Werk von Pater Don Demidoff Ihrer
Unterstützung empfohlen, weil mir neben den detaillierten
Selbstdarstellungen des Leiters auch eine Reihe behördlicher Dokumente
aus Rumänien vorlagen, in denen die caritative Arbeit in Cincu amtlich
gutgeheißen wurde. Darüber hinaus hatte ich angenommen, daß Herr
Schulte, der in dem Bericht als Mitarbeiter von Demidoff erwähnt wird
und der mir von meiner politischen Arbeit in der Deutschen
Zentrumspartei her bekannt war, Garant für die Seriosität der Casa Don
Bosco und ihres Leiters sein würde.
Kaum aber war das neue Heft versand worden, erhielt ich vornehmlich aus
Holland Briefe, in denen ich vor Don Demidoff gewarnt wurde, der sich
in betrügerischer Absicht als Priester ausgebe, es aber nicht sei. In
Holland habe er für die Amsterdamer Straßenkinder Gelder gesammelt, die
die Kinder jedoch nie erreicht hätten. Ich ging der Sache sofort nach,
setzte mich mit einem Priester in Verbindung, der diesen angeblichen
'Pater' Don persönlich kennen gelernt hatte, und erfuhr, daß dieser auf
die Frage nach seinem Weihbischof nur sehr verschwommene Antworten
gegeben hatte: angeblich gehöre er dem Orden der Passionisten an und
sei von einem Missionsbischof geweiht worden, dessen Name er jedoch
vergessen habe. Nachforschungen bei den Passionisten hätten ergeben,
daß ein Pater Don Demidoff dort nicht bekannt sei. Als Mitglieder der
Familie Mertensacker Zweifel an dem vorgeblichen priesterlichen Status
äußerten, wurden sie von 'Pater' Don verleumdet. (Vgl. Sie dazu auch
die Ausführungen in der SAKA vom September 1992, die ich leider
übersehen hatte.)
Diese Hinweise waren für mich der Anlaß für den Rundbrief nach
Weihnachten, in dem ich Sie bat, Ihre eventuelle Hilfe für Demidoff zu
stornieren, bis weitere Nachrichten folgen würden. Per Einschreiben
habe ich mich brieflich an Demidoff gewandt, zu den mitgeteilten
Vorwürfen Stellung zu beziehen und weiteres Beweismaterial vorzulegen
für die Beschuldigungen in seinen Berichten, die er gegen Frau
Mertensacker, ihren Adoptivsohn und Pfr. Pietrek erhoben hatte, auf die
ich mich arglos als wahr gestützt hatte. Bis heute habe ich von ihm
keine Antwort erhalten.
Weitere Nachforschungen haben folgendes ergeben: selbst vor Gericht
konnte Demidoff (alias Erlenhardt) bisher keinerlei Beweise vorlegen,
daß er tatsächlich Priester sei. (Wegen unseriöser Machenschaften bei
der Führung eines Cafes war Demidoff zu einem Jahr auf Bewährung in
Kleve verurteilt worden. Inzwischen wird er erneut mit Haftbefehl
gesucht.) Ich gehe daher davon aus, daß Demidoff kein Priester ist und
rituelle Handlungen in blasphemischer Absicht vollzieht. Unter dem
Deckmantel eines Klerikers mit konservativem Anstrich lassen sich die
Gläubigen und Mildherzigen auch besser ausnehmen. Von Opfern, die auf
Demidoff - den Wirt in Priesterkleidung - bereits hereingefallen waren,
habe ich erfahren, daß der Umfang der Geld- und Sachspenden, mit denen
er unterstützt wurde, enorm gewesen sein soll. (Die Aktivitäten dieses
falschen Priesters müssen inzwischen ein Ausmaß erreicht haben, daß
selbst die DEUTSCHE TAGESPOST vor ihm warnt: "Bislang habe er jedoch
nicht beweisen können, Priester zu sein." - 23.1.1993) Daß das
betrügerische Treiben von Demidoff erst sukzessive bekannt wird, liegt
auch daran, daß sich die Opfer aus Scham nicht getraut haben zuzugeben,
auf einen falschen Priester hereingefallen zu sein.
Erkundigungen bei ehemaligen Helfern über das eigentliche Hilfswerk in
Rumänien haben ergeben, daß in Cincu keine sog. Straßenkinder betreut
werden, sondern nur Kinder von Familien aus der umliegenden Gegend...
und das nicht im Sinne des hl. Don Bosco.
Für meine unglückliche Empfehlung eines Werkes, das mit dieser Person
verbunden ist, bitte ich die Leser, aber auch Frau Mertensacker, ihren
Adoptivsohn Martin und Herrn Pfr. Pietrek, denen gegenüber ich mich auf
Grund des Demidoffschen Berichtes zu beleidigenden Bemerkungen habe
verleiten lassen, um Entschuldigung.
München, 3.3.1993 Eberhard Heller
GEGENDARSTELLUNGEN
Laut Presserecht des Freistaates Bayern veröffentlicht die Redaktion folgende Gegendarstellungen.
1. In Ihrer Zeitschrift "Einsicht" Nr. 5 vom Dezember 1992, S. 124
-XXII, behaupten Sie: "Ihr (gemeint ist: A. Mertensacker) Machthunger
und ihre Verlogenheit hatten der Deutschen Zentrumspartei sehr
geschadet." Das ist unwahr. Wahr ist, daß das Oberlandesgericht Hamm
bereits am 16.1.1989 Gerhard Ribbeheger, der sich fälschlicherweise als
Bundesvorsitzender der Deutschen Zentrumspartei ausgegeben hatte, zum
Zahlen von ca 30000,- DM verurteilte.
Außerdem stellte der Gutachter des Oberlandesgerichtes Hamm fest: Wäre
Adelgunde Mertensacker nicht jetzt Bundesvorsitzende der CHRISTLICHEN
MITTE - bekanntlich beschloß der Bundesvorstand am 27.8.88 die
Namensänderung - hätte sie weiter das Recht, sich Bundesvorsitzende der
Deutschen Zentrumspartei zu nennen. Der Bundeswahlleiter in (6200)
Wiesbaden (Postfach 5528) erklärte die Bundespartei des Zentrums für
storniert. Bei Staatsanwalt Niemers, Kleve (Tel. 02821-595-132) kann
erfragt werden, daß er gegen den sich fälschlicherweise als Priester
ausgebenden Udo Erlenhardt alias Demidoff einen Haftbefehl erlassen
hat.
29.12.92 (gez.) Adelgunde Mertensacker, 4724 Liesborn
2. In der Zeitschrift "Einsicht" Nr. 5, S. 124-XXII, vom Dezember 1992
behaupten Sie, ich wäre das "Echo" und "Anhängsel" eines "boshaften
Weibes". Gemeint ist Frau Prof. Adelgunde Mertensacker, die
Bundesvorsitzende der CHRISTLICHEN MITTE, deren geistlicher Berater ich
bin. Ihre Behauptungen sind beleidigend und unwahr, zumal für einen
zölibatären Priester, der den Zölibat für eine Gnade, eine Berufung und
einen Segen für die katholische Kirche hält. Zudem sehe ich es als
meine Pflicht an, öffentlich zu bezeugen, daß Frau Professor
Mertensacker gegen Verleumdungen und unter großen Opfern und in
Wahrheitsliebe sich bemüht die "CHRISTLICHEN MITTE - für ein
Deutschland nach GOTTES Geboten", wie der offizielle Titel heißt,
auszubreiten. In diesem übernatürlichen Kampf hätte es Ihnen besser
angestanden, keine ungeprüften Behauptungen weiterzugeben. Unser Kampf
gegen Udo Erlenhardt, alias Demidoff, von dem Sie selber zugeben, daß
er Ihnen nicht erklären konnte, welcher Bischof ihn geweiht haben soll,
wird einzig deshalb geführt, weil Udo Erlenhardt in blasphemischer
Weise das heilige Meßopfer feiert, die Absolution spendet, Trauungen
vornimmt. Ich bitte Sie, den Mut zu haben, den Schaden, den Sie
angerichtet haben, zu versuchen, wenigstens teilweise wieder
gutzumachen.
29.12.92 Lippstadt (gez.) Pfr. Winfried Pietrek
3. Als Rufmord gegen mich wird in "Einsicht" Nr. 5/92, S. 124/125-XXII
behauptet: "Zusammen mit ihrem Adoptivsohn Martin, der nach Aussagen
von Pater Don unter den Mädchen in Cincu mit Erfolg Freiwild gefunden
haben soll, versuchen sie mit weiteren Helfershelfern sehr trickreich
die Anfangserfolge der Casa 'Don Bosco' zunichte zu machen, indem sie
Hilfstransporte aufhalten und unterschlagen, Wohltäter verunsichern und
P. Demidoff diskreditieren... auf Kosten von über 40 auf Hilfe
angewiesene kleine Kinder." Diese Behauptungen sind beleidigend und
unwahr. Wahr ist folgendes: Ich bin nach Cincu gegangen, um 'Pater Don'
zu helfen, stellte aber fest, daß er wochenlang gar nicht zelebrierte,
Hilfszettel auf dem Altar liegen hatte usw., so daß ich den Verdacht
schöpfte, daß er gar kein Priester ist. Das bestätigte sich bei
vielerlei Nachforschungen meiner Freunde und Angehörigen. Er ist der
Gastwirt Udo Erlenhardt. Um die Armen nicht im Stich zu lassen,
gründeten wir ein eigenes Hilfswerk "Casa Martin Maria". Nun versuchte
Udo Erlenhardt mich, der ich verlobt war und inzwischen verheiratet
bin, mit oben genannten Verleumdungen zu vertreiben, was ihm nicht
gelang. Nie habe ich einen fremden Hilfstransport unterschlagen, denn
meine Freunde führen eigene Hilfstransporte für die Armen von Cincu und
Umgebung durch. In "Casa Don Bosco" sind überhaupt keine Straßenkinder,
sondern vorübergehend aus Familien aufgenommene Kinder, mit deren
propagierter Armut sich der in Deutschland wegen hoher Schulden
gesuchte Udo Erlenhardt persönlich bereichert. In der Veröffentlichung
meiner Gegendarstellung sehe ich, Herr Dr. Heller, eine persönliche
Entschuldigung von Ihnen für Ihre unkritisch übernommenen Beleidigungen
gegen mich, indirekt auch gegen meine Frau, aber auch gegen meine
Mutter und H.H. Pfarrer Winfried Pietrek.
Liesborn, am 29.12.92 (gez.) Martin Maria Mertensacker
Hinweis
Die in den obigen Gegendarstellungen gemachten Behauptungen geben die
Auffassung ihrer Autoren wider. Ihr Wahrheitsgehalt konnte im einzelnen
von der Redaktion der EINSICHT nicht überprüft werden.
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