54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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EINE WEIHNACHTSMESSE IN IRLAND
 
EINE WEIHNACHTSMESSE IN IRLAND
- AUS DEN TAGEN DER VERFOLGUNG


von
Mairin Callnan


In vielen Teilen Irlands erzählen noch bis auf den heutigen Tag die Leute ihren Besuchern stolz vom heroischen Kampf, den ihre Ahnen in den Zeiten der Verfolgung für die Verteidigung und Bewahrung des Glaubens der Väter gekämpft haben (im 17. Jahrhundert).

An keinem Beispiel kann dieser Kampf überzeugender dargestellt werden als an den authentischen Geschichten über die "Meßfelsen", die Irlands Kampf für den Glauben und das Vaterland in der ganzen Welt berühmt gemacht haben.

Unterdrückung, Entbehrung und Intoleranz gegenüber dem katholischen Glauben wurden im England der Reformation "rechtens", und die schlimmen Folgen der Strafgesetze gegen die Katholiken wurden anschließend auch auf Irland übertragen, um die irischen katholischen Untertanen des Königs Wilhelm von Oranien zur Annahme des Protestantismus zu zwingen. Aber trotz Kerker, Feuer, Tortur und Henkersbeil schlugen alle Bemühungen fehl. Reiche wie arme Katholiken zeigten in diesem entscheidenden Kampf gleichen Heldenmut. Das bewegendste Zeugnis für Treue und Entschlossenheit jedoch sind die Meßfelsen, die in den Bergen und Tälern des Landes versteckt waren, und zu denen Priester und Gläubige sich zur Meßfeier auf Schleichwegen im Dunkel der Nacht begaben, im unermüdlichen Bemühen um die Weitergabe des Glaubens an ihre Kinder, gegen fast unüberwindliche Widerstände.

Die treffendsten Geschichten über die Meßfelsen haben die nördlichen Grafschaften Irlands zu erzählen, die noch bis auf den heutigen Tag in Verteidigung des Glaubens ihr Kreuz tragen, und hier ist eine wahre Geschichte, die die Schreiberin dieser Zeilen zur Stärkung und Erhebung der Herzen erzählen möchte.

Diese Geschichte berichtet davon, wie ein irischer Bischof seine tückischen Feinde in einer bitterkalten Christnacht gegen Ende des 17. Jahrhunderts überlistete.

Dieser Bischof war niemand anders als der berühmte Bischof von Dromore, Dr. Patrick Donnelly, der vom heiligen Oliver Plunkett geweiht worden war. Er hatte keine Stätte, wo er sein Haupt betten konnte. Seine Unterkunft war eine Lehmhütte, die in der Wildnis zwischen Slieve Gullion und dem Burren gelegen war. Der Bischof bewegte sich in seiner geistlich ausgehungerten Herde unter verschiedenen Verkleidungen und sein Name war bei seinen Gläubigen nicht bekannt. Eine der Verkleidungen, die ihm den besten Schutz boten, war die eines wandernden Musikanten. Er war in die Lumpen eines Landstreichers gehüllt, bettelte zu seinem Lebensunterhalt und trug eine alte Harfe unter dem Arm mit sich herum.

Ein Gebiet, das durch die Taten dieses verfolgten Kirchenmannes geheiligt wurde, hat einen Meßfelsen, der unter dem Namen Carrigdhu bekannt ist; er liegt in der Nähe der Nordseite von Slieve Gullion, zwischen Dundalk und Armagh. An einem Heiligabend gegen Ende des 17. Jahrhunderts hinterließ ein wandernder Harfenspieler bei Leuten, denen er vertrauen konnte, die Nachricht, daß um Mitternacht in Carrigdhu die heilige Messe gelesen werde. Gleichzeitig streute der Harfenist gegensätzliche Nachrichten aus, die für das Gebiet des Feindes bestimmt waren und besagten, daß Weihnachtsmorgen die hl. Messe in der Nähe von Moira Castle gelesen werde; jedoch drohe jedermann Gefahr, der dorthin zu gelangen versuche. Diese Nachricht erreichte die Soldaten, die in Newry stationiert waren, und sie durchkämmten die ganze Nacht alle Wege und Straßen um Moira Castle, fanden aber keine Meßgänger. Weit weg von Moira Castle stahlen sich unterdes Männer und Frauen in der Dunkelheit schweigend durch ein stilles Tal zum Meßopfer von Carrigdhu. Der zerlumpte Harfenspieler hatte versprochen, daß er sie von jeder etwa drohenden Gefahr warnen werde, und sie sollten sich bis zu seiner Ankunft unauffällig verhalten.

Die Menschen versammelten sich wie angeordnet, aber es war kein Harfenspieler weit und breit zu sehen. Vielen wurde etwas eigenartig zumute, denn in jenen gefährlichen Zeiten traute der Bruder den Bruder nicht. Ein alter Mann schlug vor, den Rosenkranz zu beten, und wenn danach kein Priester erschienen wäre, sollten alle still nach Hause gehen. Plötzlich trat Stille ein. "Introibo ad Altare Dei". Die hl. Messe hatte begonnen, und weder Regen noch Sturm, weder Schnee noch Eis konnten die Freude der kleinen Gemeinde dämpfen, die sich unter Lebensgefahr um den rohen Altar versammelt hatte, um das Kind von Bethlehem zu begrüßen und zu empfangen. Zum Schluß spendete der Priester den Segen und verschwand in der Dunkelheit, so geheimnisvoll wie er gekommen war. Jemand aus der Menge bemerkte später den zerlumpten Harfenisten, der den Leuten, die sich auf den Weg nach Hause machten, Hinweise zuflüsterte.

Als der Morgen graute, war bei Carrigdhu alles ruhig, nicht aber auf der Straße nach Moira Castle. Einige betrunkene Soldaten, die von ihrer Priesterjagd zurückkehrten, fanden zusammengekauert am Wegesrand einen alten heruntergekommenen Musikanten: seine Harfe lag neben ihm. Sie rüttelten ihn aus dem Schlaf und forderten ihn auf, etwas Lustiges aufzuspielen. Die Musik half ihnen, den morgendlichen Trübsinn zu vertreiben, und der befehlende Offizier, der die Armut und das Elend des armen Bettlers sah, gab ihm einen Mantel und veranlaßte seine Kameraden zu einer kleinen Geldsammlung, da es Weihnachtsmorgen war.

Hätten die Soldaten nur gewußt, daß der zerlumpte Musikant niemand anders war als Dr. Patrick Donnelly, Bischof von Dromore, der am Felsen von Carrigdhu die Messe gefeiert hatte - vor einigen Stunden, um Mitternacht!

(aus: "Bulletin" des Priorats Dublin Jan/Febr. 1989, zitiert nach "Mitteilungsblatt...")

 
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