54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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DIE HL. ADELHEID
 
DIE HL. ADELHEID

von
Eugen Golla


Adelheid wurde 931 als Tochter des Königs Rudolf II. von Burgund und seiner Gattin Bertha von Schwaben geboren. Von ihrer Mutter in Gottesfurcht erzogen - ihren Vater verlor sie bereits im Alter von 6 Jahren -, wurde sie als Sechzehnjährige mit Lothar, König von Italien, vermählt. Nur wenige Jahre bestand diese glückliche Ehe, der eine Tochter, Emma, entsproß, denn der junge Herrscher verstarb plötzlich und unerwartet - wie das Gerücht behauptete: vergiftet von seinem Gegenspieler Berengar, Markgraf von Ivrea. Dieser ließ sich dann als Berengar II. zum König von Italien krönen. Voll Zynismus schlug er Adelheid vor, seinen Sohn zu heiraten, um dadurch dessen Anspruch auf den Thron zu legitimieren. Als sich Adelheid jedoch weigerte, gerade die Schwiegertochter jenes Mannes zu werden, der verdächtigt wurde, ihren Gatten ermordet zu haben, ließ Berengar sie gefangen-nehmen. Unter Mißhandlungen wurde sie auf dessen Schloß am Ufer des Gardasees festgehalten. Mit Hilfe des Bischofs von Reggio sowie eines Priesters namens Martin gelang ihr nach einigen Monaten in der Gefangenschaft jedoch die Flucht zusammen mit der einzigen Dienerin, die man ihr noch gelassen hatte. Nach mannigfachen Irrwegen durch Sümpfe und Morast fand sie schließlich in Canossa, einer der am besten gesicherten Burgen Italiens, eine Zufluchtsstätte, die allerdings auf die Dauer keine wirkliche Sicherheit vor der Verfolgung Berengars hätte bieten können. Hier erhielt sie nun die Nachricht, daß der deutsche König Otto I., dessen Frau, die angelsächsische Königstochter Edith, gestorben war, "Ottos I. Pläne konzentrierten sich darauf, in die Fußstapfen Karls d.Gr. zu treten und das Deutsche Reich durch die Eingliederung Italiens zu vergrößern, was nur mit kriegerischen Mitteln durchgeführt werden konnte. Sein Heerzug war erfolgreich, und um Weihnachten 951 vermählte sich Otto I. als der neue König von Italien mit Adelheid. +) um ihre Hand anhielt.

Seine Ehe mit der um fast 20 Jahre jüngeren, schönen, politisch klugen und literarisch gebildeten Adelheid war glücklich. Zwei Kinder starben frühzeitig. Dem überlebenden Thronerben Otto sowie der Tochter Mathilde ließ sie eine sorgfältige Erziehung zuteil werden, an der ihr Schwager, der nachmals heiliggesprochene Bruno, Erzbischof von Köln, maßgeblichen Anteil hatte.

Erst nach Beseitigung mannigfaltiger Unruhen im Deutschen Reich konnte König Otto daran denken, begleitet von seiner Gemahlin, den wiedererstarkten Berengar zu bekämpfen, der inzwischen sogar den Papst bedroht hatte. Der siegreiche Feldzug endete mit der Wiederherstellung der Kaiserwürde am 2. Februar 962. Otto wurde im Petersdom von Papst Johannes XII. gekrönt, ebenso Adelheid, die den Titel einer "Imperatrix Augusta" und "consors imperii" erhielt.

Über das Leben der heiligen Adelheid sind uns nicht viele Einzelheiten überliefert. Bekannt wurde sie durch ihre heroische Feindesliebe: sie nahm die beiden Töchter ihres möglichen Gattenmörders und Peinigers Berengar an ihren Hof und ließ ihnen eine standesgemäße Erziehung zuteil werden. Es existieren darüber hinaus zahlreiche Urkunden, die ihre edle Gesinnung bezeugen. Ihr Eifer für den Glauben veranlaßte sie, die von Cluny ausgehende mönchische Reformbewegung, die sich gegen die in vielen Klöstern herrschende Verweltlichung und Zuchtlosigkeit richtete, zu unterstützen. Sie stiftete nicht nur zahlreiche Klöster, sondern ließ sich auch von Äbten, die der neuen Richtung angehörten, beraten. Nicht gering darf schließlich auch der kulturelle Einfluß, den Adelheid ausübte, bewertet werden: sie, die einem deutsch-romanischen Grenzland entstammte und vier Sprachen fließend beherrschte, war maßgeblich an der Entstehung der sog. ottonischen Renaissance beteiligt, jener Bildungserneuerung Mitteleuropas, die sich im Zuge der durch Otto I. eingeleiteten politischen Konsolidierung entwickelte.

Große Aufgaben warteten auf sie, als Kaiser Otto im Jahre 973 starb und ihm sein Sohn Otto II., der mit der griechischen Prinzessin Theophanu verheiratet war, nachfolgte. Sie suchte auf den jungen Kaiser im Sinne ihrer klugen, mäßigenden, religiös geprägten Haltung einzuwirken. Da aber das Verhältnis zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter von Anfang an äußerst gespannt war, wurde diese Einflußnahme sehr erschwert. Der von seiner Frau und den ihr zugetanen Höflingen abhängige Kaiser verfolgte nicht nur eine glücklose Politik, sondern ließ sich auch dazu verleiten, seine Mutter wegen angeblicher Verschwendung - gemeint waren die Zuwendungen, die die Kaiserin-Mutter den Klostergründungen zuteil werden ließ - vom Hofe zu verbannen. Schließlich bot König Konrad von Burgund, Adelheids Bruder, ihr eine Zufluchtsstätte in seinem Reiche an. Von hier aus nahm sie nun besonderen Kontakt mit dem Clunyazenser Kloster Payerne im Kanton Waadt in der Schweiz auf. Den vereinten Bemühungen seitens ihres Bruders als auch des Abtes von Cluny gelang es schließlich, Adelheid wieder mit ihrer Schwiegertochter Theophanu zu versöhnen.

Doch nach wenigen Jahren kam neues Leid über sie. Kaiser Otto II. plante die Unterwerfung des gesamten unteritalienischen Gebietes. Bei diesem Feldzug wurde jedoch sein Heer vernichtend geschlagen. Er selbst starb bald darauf im Jahre 983. Sein Sohn, der Thronfolger Otto III., war erst drei Jahre alt. Adelheid übernahm nun zusammen mit Theophanu die Reichsgewalt. Für kurze Zeit erreichte sie während ihrer Regentschaft den Höhepunkt ihres öffentlichen und politischen Einflusses. Aber bald sollte es zwischen den beiden Frauen, Adelheid und Theophanu, zu einem erneuten Zerwürfnis kommen, das dazu führte, daß sich Adelheid aus der Mitregentschaft zurückziehen mußte. Als im Jahre 991 Theophanu plötzlich starb, mußte Adelheid erneut wieder die Regierungsgeschäfte für ihren Enkel übernehmen, wobei sie sich vom Erzbischof von Mainz und dem Erzkanzler Willigis beraten und unterstützen ließ. Mit fünfzehn Jahren wurde Otto nach fränkischem Recht mündig (d.w. im Jahre 994). Adelheid zog sich diesmal für immer aus den Regierungsgeschäften zurück. Ihr blieb es erspart mitzuerleben, wie ihr schwärmerisch veranlagter Enkel - mehr Grieche als Deutscher -, dem als Ziel ein geistliches Imperium, welches die gesamte abendländische Welt umfassen sollte, vorschwebte, im Jahre 1003 als der letzte Sproß der älteren Linie des sächsischen Herzogshauses starb; denn sie verstarb bereits am 16. Dezember 999, wohl vorbereitet auf ihren Tod. Die letzten Jahre ihres Lebens hatte Adelheid dem Besuch verschiedener Klöster gewidmet: Payerne, Saint Maurice und besonders Selz im Elsaß, wohin sie sich schließlich in frommer Askese zurückgezogen hatte. Papst Urban II. sprach sie, die bereits in Deutschland große Verehrung genoß, im Jahre Io87 heilig. Ihr Gedenktag fällt auf den 16. Dezember, ihren Todestag.

Benützte Literatur:

Manns, P.: "Die Heiligen in ihrer Zeit", Mainz 1966.
"Vies des Saintes" Bd. 12, Paris 1956.
Wetzer und Welte: "Kirchenlexikon" Bd. 1, Freiburg 1882.

 
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