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DIE HL. ADELHEID |
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DIE HL. ADELHEID
von
Eugen Golla
Adelheid wurde 931 als Tochter des Königs Rudolf II. von Burgund und
seiner Gattin Bertha von Schwaben geboren. Von ihrer Mutter in
Gottesfurcht erzogen - ihren Vater verlor sie bereits im Alter von 6
Jahren -, wurde sie als Sechzehnjährige mit Lothar, König von Italien,
vermählt. Nur wenige Jahre bestand diese glückliche Ehe, der eine
Tochter, Emma, entsproß, denn der junge Herrscher verstarb plötzlich
und unerwartet - wie das Gerücht behauptete: vergiftet von seinem
Gegenspieler Berengar, Markgraf von Ivrea. Dieser ließ sich dann als
Berengar II. zum König von Italien krönen. Voll Zynismus schlug er
Adelheid vor, seinen Sohn zu heiraten, um dadurch dessen Anspruch auf
den Thron zu legitimieren. Als sich Adelheid jedoch weigerte, gerade
die Schwiegertochter jenes Mannes zu werden, der verdächtigt wurde,
ihren Gatten ermordet zu haben, ließ Berengar sie gefangen-nehmen.
Unter Mißhandlungen wurde sie auf dessen Schloß am Ufer des Gardasees
festgehalten. Mit Hilfe des Bischofs von Reggio sowie eines Priesters
namens Martin gelang ihr nach einigen Monaten in der Gefangenschaft
jedoch die Flucht zusammen mit der einzigen Dienerin, die man ihr noch
gelassen hatte. Nach mannigfachen Irrwegen durch Sümpfe und Morast fand
sie schließlich in Canossa, einer der am besten gesicherten Burgen
Italiens, eine Zufluchtsstätte, die allerdings auf die Dauer keine
wirkliche Sicherheit vor der Verfolgung Berengars hätte bieten können.
Hier erhielt sie nun die Nachricht, daß der deutsche König Otto I.,
dessen Frau, die angelsächsische Königstochter Edith, gestorben war,
"Ottos I. Pläne konzentrierten sich darauf, in die Fußstapfen Karls
d.Gr. zu treten und das Deutsche Reich durch die Eingliederung Italiens
zu vergrößern, was nur mit kriegerischen Mitteln durchgeführt werden
konnte. Sein Heerzug war erfolgreich, und um Weihnachten 951 vermählte
sich Otto I. als der neue König von Italien mit Adelheid. +) um ihre
Hand anhielt.
Seine Ehe mit der um fast 20 Jahre jüngeren, schönen, politisch klugen
und literarisch gebildeten Adelheid war glücklich. Zwei Kinder starben
frühzeitig. Dem überlebenden Thronerben Otto sowie der Tochter Mathilde
ließ sie eine sorgfältige Erziehung zuteil werden, an der ihr Schwager,
der nachmals heiliggesprochene Bruno, Erzbischof von Köln, maßgeblichen
Anteil hatte.
Erst nach Beseitigung mannigfaltiger Unruhen im Deutschen Reich konnte
König Otto daran denken, begleitet von seiner Gemahlin, den
wiedererstarkten Berengar zu bekämpfen, der inzwischen sogar den Papst
bedroht hatte. Der siegreiche Feldzug endete mit der Wiederherstellung
der Kaiserwürde am 2. Februar 962. Otto wurde im Petersdom von Papst
Johannes XII. gekrönt, ebenso Adelheid, die den Titel einer "Imperatrix
Augusta" und "consors imperii" erhielt.
Über das Leben der heiligen Adelheid sind uns nicht viele Einzelheiten
überliefert. Bekannt wurde sie durch ihre heroische Feindesliebe: sie
nahm die beiden Töchter ihres möglichen Gattenmörders und Peinigers
Berengar an ihren Hof und ließ ihnen eine standesgemäße Erziehung
zuteil werden. Es existieren darüber hinaus zahlreiche Urkunden, die
ihre edle Gesinnung bezeugen. Ihr Eifer für den Glauben veranlaßte sie,
die von Cluny ausgehende mönchische Reformbewegung, die sich gegen die
in vielen Klöstern herrschende Verweltlichung und Zuchtlosigkeit
richtete, zu unterstützen. Sie stiftete nicht nur zahlreiche Klöster,
sondern ließ sich auch von Äbten, die der neuen Richtung angehörten,
beraten. Nicht gering darf schließlich auch der kulturelle Einfluß, den
Adelheid ausübte, bewertet werden: sie, die einem deutsch-romanischen
Grenzland entstammte und vier Sprachen fließend beherrschte, war
maßgeblich an der Entstehung der sog. ottonischen Renaissance
beteiligt, jener Bildungserneuerung Mitteleuropas, die sich im Zuge der
durch Otto I. eingeleiteten politischen Konsolidierung entwickelte.
Große Aufgaben warteten auf sie, als Kaiser Otto im Jahre 973 starb und
ihm sein Sohn Otto II., der mit der griechischen Prinzessin Theophanu
verheiratet war, nachfolgte. Sie suchte auf den jungen Kaiser im Sinne
ihrer klugen, mäßigenden, religiös geprägten Haltung einzuwirken. Da
aber das Verhältnis zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter von
Anfang an äußerst gespannt war, wurde diese Einflußnahme sehr
erschwert. Der von seiner Frau und den ihr zugetanen Höflingen
abhängige Kaiser verfolgte nicht nur eine glücklose Politik, sondern
ließ sich auch dazu verleiten, seine Mutter wegen angeblicher
Verschwendung - gemeint waren die Zuwendungen, die die Kaiserin-Mutter
den Klostergründungen zuteil werden ließ - vom Hofe zu verbannen.
Schließlich bot König Konrad von Burgund, Adelheids Bruder, ihr eine
Zufluchtsstätte in seinem Reiche an. Von hier aus nahm sie nun
besonderen Kontakt mit dem Clunyazenser Kloster Payerne im Kanton Waadt
in der Schweiz auf. Den vereinten Bemühungen seitens ihres Bruders als
auch des Abtes von Cluny gelang es schließlich, Adelheid wieder mit
ihrer Schwiegertochter Theophanu zu versöhnen.
Doch nach wenigen Jahren kam neues Leid über sie. Kaiser Otto II.
plante die Unterwerfung des gesamten unteritalienischen Gebietes. Bei
diesem Feldzug wurde jedoch sein Heer vernichtend geschlagen. Er selbst
starb bald darauf im Jahre 983. Sein Sohn, der Thronfolger Otto III.,
war erst drei Jahre alt. Adelheid übernahm nun zusammen mit Theophanu
die Reichsgewalt. Für kurze Zeit erreichte sie während ihrer
Regentschaft den Höhepunkt ihres öffentlichen und politischen
Einflusses. Aber bald sollte es zwischen den beiden Frauen, Adelheid
und Theophanu, zu einem erneuten Zerwürfnis kommen, das dazu führte,
daß sich Adelheid aus der Mitregentschaft zurückziehen mußte. Als im
Jahre 991 Theophanu plötzlich starb, mußte Adelheid erneut wieder die
Regierungsgeschäfte für ihren Enkel übernehmen, wobei sie sich vom
Erzbischof von Mainz und dem Erzkanzler Willigis beraten und
unterstützen ließ. Mit fünfzehn Jahren wurde Otto nach fränkischem
Recht mündig (d.w. im Jahre 994). Adelheid zog sich diesmal für immer
aus den Regierungsgeschäften zurück. Ihr blieb es erspart mitzuerleben,
wie ihr schwärmerisch veranlagter Enkel - mehr Grieche als Deutscher -,
dem als Ziel ein geistliches Imperium, welches die gesamte
abendländische Welt umfassen sollte, vorschwebte, im Jahre 1003 als der
letzte Sproß der älteren Linie des sächsischen Herzogshauses starb;
denn sie verstarb bereits am 16. Dezember 999, wohl vorbereitet auf
ihren Tod. Die letzten Jahre ihres Lebens hatte Adelheid dem Besuch
verschiedener Klöster gewidmet: Payerne, Saint Maurice und besonders
Selz im Elsaß, wohin sie sich schließlich in frommer Askese
zurückgezogen hatte. Papst Urban II. sprach sie, die bereits in
Deutschland große Verehrung genoß, im Jahre Io87 heilig. Ihr Gedenktag
fällt auf den 16. Dezember, ihren Todestag.
Benützte Literatur:
Manns, P.: "Die Heiligen in ihrer Zeit", Mainz 1966.
"Vies des Saintes" Bd. 12, Paris 1956.
Wetzer und Welte: "Kirchenlexikon" Bd. 1, Freiburg 1882.
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