EIN FREUND ERWARTET UNS
vom
hl. Pfarrer von Ars, Jean-Marie Baptiste Vianney
Die Sünde ist der Scharfrichter des lieben Gottes und der Mörder der
Seele. Sie reißt uns aus dem Himmel und stürzt uns in die Hölle. Und
trotzdem lieben wie sie! ... Welch ein Wahnsinn! Wenn wir darüber
nachdenken würden, hätten wir eine so tiefe Abscheu vor der Sünde, daß
es uns nicht möglich wäre, eine zu begehen.
Meine Kinder, wie undankbar sind wir doch! Der liebe Gott will uns
glücklich machen, wir aber wollen das nicht, Wir wenden uns von ihm ab
und übergeben uns dem Teufel. Wir fliehen vor unserem Freund und suchen
unseren Henker!... Wir sündigen und versinken im Schlamm. Wenn wir dann
darin stecken, ist es uns nicht mehr möglich herauszukommen. Ginge es
um unser Geld, dann wären wir schlau genug, einen Ausweg aus unserer
Misere zu finden. Doch weil es nur um unsere Seele geht, bleiben wir
darinnen.
Was hat uns nur der liebe Gott getan, daß wir ihn so beleidigen und ihn
im gewissen Sinne noch einmal sterben lassen, ihn, der uns von der
Hölle erlöst hat? Jeder, der unterwegs zu einem sündhaften Vergnügen
ist, müßte - wie einst Petrus - Jesus begegnen und von ihm zu hören
bekommen: "Ich gehe dorthin, wo du hingehst, um noch einmal gekreuzigt
zu werden." Vielleicht könnte das den Sünder noch zur Einsicht bringen.
Oh wie unvernünftig sind wir! Die Zeit, die Gott uns gibt, um uns zu
retten, verwenden wir zu unserer Verdammnis. Mit den gleichen Mitteln,
die er uns gegeben hat, um ihm zu dienen, bekämpfen wir ihn.
Wenn wir bereits in diesem Leben die Freuden des Himmels genießen
können, indem wir durch die Liebe uns mit Gott vereinen, ist es dann
nicht heller Wahnsinn,
wenn wir bestrebt sind, uns der Hölle würdig zu machen, indem wir mit
dem Teufel einen Bund schließen? ... Wir können einen solchen Wahnsinn
kaum begreifen; wir können ihn auch nie genug beweinen ...
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