UNSERE HILFE IST IM NAMEN DES HERRN
von
H.H. Dr. Otto Katzer
Liebe Christen!
"Du aber, Israel, mein Knecht, und Jakob, den ich erwählt (...),
fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin
dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir; ich halte dich fest mit
meiner heilbringenden Rechten!" (Isaias 41,8-l0). So läßt Gott Seinen
Propheten reden. Dieser übermittelt so Gottes Hilfszusicherung für den
Fall, daß das Volk Israel in Bedrängnis kommen sollte. Nur eine einzige
Bedingung stellt Gott Seinem Volke: Treue! Die gleiche Treue, die Er
verbürgt, verlangt Er auch. Verfolgen wir daraufhin nun die Geschichte
Israels, so sehen wir immer wieder, wie Gottes Treue mit Ungehorsam,
Unbeständigkeit und Untreue vergolten wird. Dabei hätte Israel in
seiner besonderen politischen Lage der Hilfe Gottes fortwährend
bedurft!
Betrachten wir einmal die Landkarte von Palästina. Dieses Land ist
gleichsam das Verbindungsstück zwischen zwei Kontinenten, Afrika und
Asien. Zu jener Zeit befand sich Palästina zwischen Assyrien-Babylon im
Norden und Ägypten-Äthiopien im Süden. Israel glich dem Korn, welches
zwischen zwei Mahlsteinen zerrieben wird. Anstatt nun auf die
Versicherungen Gottes zu vertrauen und sich Seinem Schutz bedingungslos
anzuvertrauen, nahmen die Israeliten ihre Zuflucht zu den
Gepflogenheiten der übrigen heidnischen Völker. Mitten zwischen land-
und machthungrigen Reichen, boten sie dem jeweils Mächtigeren
Nichtangriffspakte und Beistandspakte an. Dabei gingen sie sehr
geschickt vor. Eingedenk, daß mit den aktuell Mächtigen auch kein Bund
auf ewig geflochten werden konnte, sandten sie vorsorglich auch
Botschafter zu den momentan Schwächeren, um bei ihnen um Verständnis
für ihre Maßnahmen zu werben und um ihnen zu versichern, daß bei
veränderten politischen Verhältnissen sie sich veranlaßt sehen würden,
anders zu disponieren.
Wer, meine Lieben, sieht da nicht die Möglichkeit, dieses Verhalten mit
dem heutiger Politiker zu vergleichen!!! Es galt eben auch für Israel:
Gott war weit weg, doch die Assyrer und Babylonier, Ägypter und
Äthiopier waren verdammt nahe. Und so hing man eben sein Fähnchen in
den jeweils günstigeren Wind, wie es Opportunisten immer schon zu tun
pflegten. Daß dabei Religionswechsel und Götzendienst auch
zweckdienlich erschienen... wen wird es verwundern!
Dieser dauernde Treuebruch, dieser Abfall vom wahren und einzigen Gott
und seine Verleugnung konnte natürlich nicht ohne Folgen bleiben. So
sehen wir im Jahre 722 vor Christus das Ende des nördlichen Reiches
Israel, welches von Assyrern ausgelöscht wurde, wobei es vollständig
zerstört wurde, so gründlich, daß es nie wieder errichtet werden
sollte.
Auch das Reich Juda im Süden - nach Salomons Regierung war das Reich
Israel in das nördliche Israel und das südlich gelegene Juda geteilt
worden - ereilte ein ähnliches Schicksal. Als Juda mit Ägypten einen
Beistandspakt geschlossen hatte, hatte es dabei auf's 'falsche Pferd
gesetzt'. Die Babylonier marschierten daraufhin in Juda ein und
bedrohten die Hauptstadt Jerusalem. Die Freunde aus Ägypten jedoch, in
Kenntnis der Übermacht Babyloniens, zogen es vor, sich lieber nicht
einzumischen und überließen Juda seinem Schicksal. Da erinnerte sich
Juda der Versicherungen des Herrn: "Herr, Herr, eile uns zur Hilfe...!"
Doch nun überbrachte der Prophet Jeremias im Namen Gottes des Herren
Antwort, die Seinen Zorn und Seine Warnung widerspiegeln: "Was fanden
denn eure Väter Schlechtes an mir, daß sie von mir sich entfernten? Sie
liefen dem Nichtigen nach und wurden selber zunichte. (...) Ihr aber
kamt und entweihtet mein Land, meinen Erbteil habt ihr zum Greuel
gemacht. (...) Hat je ein Volk seine Götter vertauscht, die nicht
einmal Götter sind? Mein Volk aber hat seine Ehre vertauscht gegen ein
machtloses Wesen. Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert
gewaltig. (...) Ist denn Israel ein Sklave oder ein im Hause geborener
Knecht? Warum ward es denn zur Beute? Über sie brüllen Löwen und
erheben ihr Geheul. Man machte zur Wüste sein Land, verbrannte seine
Städte, menschenleer. Selbst die Leute von Noph und Tachpanches
zertrümmerten dir den Scheitel. Ist daran nicht dies schuld, daß du den
Herrn, deinen Gott verließest? Was soll jetzt dein Laufen nach Ägypten,
um Schichorwasser zu trinken? Warum willst du nach Assur laufen, um
Euphratwasser zu trinken? Deine eigene Bosheit bestraft dich, dein
Abfall ist es, der dich züchtigt. Erkenne und sieh, wie bitterböse es
ist, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest und keine Furcht vor mir
hattest! (...) Ja, von jeher zerbrachst du dein Joch, zerrissest deine
Stricke und sprachst: 'Ich will nicht dienen!'" (Jeremias 2,4-20)
Liebe Christen, was für's alttestamentliche Israel galt, gilt natürlich
auch in gleicher Weise für das "Neue Israel". (N.b. ich habe in meinen
Predigten schon früher Israel gleichsam als "Kirche" des Alten
Testamentes bezeichnet und ebenso festgestellt, daß die katholische
Kirche analog dazu das neue (geistige) "Israel" des Neuen Testamentes
genannt wird und daß unser Herr und Heiland nicht etwa gekommen ist,
die Propheten zu widerlegen oder das Gesetz aufzuheben. Nein, sie zu
erfüllen, war er gekommen! - Und was für das Alte Testament galt, gilt
umso mehr für das Neue Testament.) Wenn nun Christus, der Sohn Gottes,
das Gesetz und die Propheten erfüllt und in Seinen Offenbarungen
bestätigt, sind also wir, um der Verdammnis zu entrinnen, dazu
verpflichtet, uns danach zu richten!
Doch soweit das Auge reicht... die Horizonte verschwimmen. Menschliche
Diplomatie, Verträge, Pakte... alles wie vor 3000 Jahren. Anstatt von
Gottes Gesetzen, von Gottes Rechten, von Gottvertrauen zu reden,
spricht alle Welt nur noch von Menschenwürde, Menschenrechten, von
Frieden und Sicherheit und natürlich von theologischer Befreiung. Da
gibt es sogenannte Christen, die auf den 'Osten' schwören und von dort
die Rettung erwarten. Es gibt andere, die ihre Augen nach dem 'Westen'
richten - als ob die Vereinten Nationen imstande und willens wären,
Christus zu inthronisieren und als Herrn der Welt anzuerkennen. Und,
was glaubt Ihr, wieviele wirkliche Christen es noch auf dieser Welt
gibt, die imstande und willens sind, den König der Könige, den Herrn
über Leben und Tod, den Heiland und Erlöser der Welt in jener kleinen
Hostie zu erkennen (und anzuerkennen), die IHN realiter und
substantialiter (wirklich und wesentlich) einschließt? Wenn wir nicht
zur Vernunft kommen und dorthin zurückkehren, wird es übel enden. Ist
doch alle "unsere Hilfe nur im Namen des Herren"!
Amen
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