DIE RÖMISCH-KATHOLISCHE DIASPORA-KIRCHE
- FIKTION ODER WIRKLICHKEIT? -
von
Prof. Diether Wendland
Fortsetzung:
"WIDER DIE HOFFNUNG HOFFEN"
Nicht erst heute stellt sich im Gesamtbereich der röm.-kath.
Diaspora-Kirche die bedrückende Frage, ob die o.g. drei Hauptursachen
ihrer Schwäche nach noch zu heilen sind? Ich bin mit anderen der
Auffassung, daß dies heute nach 25 Jahren verfehlter Zielsetzungen und
abwegiger Experimente nicht mehr möglich ist - es sei denn, es würde
ein besonderes Wunder geschehen, und zwar durch den HERRN und das HAUPT
der Kirche selbst, indem ER diese Schwäche, da sie ja eine allgemeine
ist und zum großen Teil nur auf Menschenfurcht beruht, auf irgendeine
Weise behebt, so daß von vielen auch deutlich erkannt werde, daß Er die
Seinen nie verläßt und dies insbesondere nicht in der Zerstreuung, an
der viele nicht selbst ursächlich schuld sind, da Fremdverschulden
vorliegt.
Die Kraft von einzelnen, die die Dinge sehen, wie sie sind und geworden
sind, reicht nicht aus, um diese Schwäche zu beseitigen. Im übrigen
liebt Christus keine Feiglinge und Schwächlinge, wohl aber Starkmütige,
die auch die Kraft aufbringen, "wider die Hoffnung zu hoffen" und nur
von Ihm alles zu erhoffen, nicht aber von irgendwelchen Menschen, die
sich als Hoffnungsträger aufspielen. Eine Kirche in der Diaspora ist
schwach, aber ihre Schwäche darf nicht zu einer selbstverschuldeten
werden! Denn sonst wirkt Christus kein Wunder, weil dies dann
sinnwidrig wäre! Solche Scheinwunder wirken nur der Antichrist und
seine Vorläufer, die "falschen Messiasse" und die "falschen Propheten".
Schon Christus hat vor diesen Leuten gewarnt, die immer in
Schafskleidern daherkommen, aber in ihrem Innern reißende Wölfe sind.
Heute findet man dieses immer so fromm und menschenfreundlich blickende
Gesindel überall in der 'Christenheit' und insbesondere in den
'ökumenischen Kirchen'.
EINE LÖSUNG DER KRISE?
Nicht wenige (noch) orthodoxe Katholiken haben geglaubt - vermutlich
weil sie die Diaspora-Situation der Ecclesia Romana nicht klar genug
und zu wenig realistisch erfaßten -, daß sich die kirchliche Situation
ändern werde, wenn, wie sie sagten, wir wieder "wahre katholische
Bischöfe haben". Tatsache jedoch ist, daß sich die Situation überhaupt
nicht geändert hat, obwohl es einige solcher Bischöfe vereinzelt gibt,
die man dafür halten kann. Indessen hilft das Faktum, daß wahre
Bischöfe existieren, nicht im mindesten, um eine kirchliche
Diaspora-Situation zu bewältigen und durchzuhalten, wie die bisherige
Erfahrung belegt. Dazu ist nämlich mehr erforderlich und hier
insbesondere ein missionarisches Laienapostolat mit Zielsetzungen, die
auch verwirklichbar sein müssen, um unmittelbar greifen zu können. Dies
alles kann aber nicht funktionieren in einer arroganten und neuen
häretischen "Bewegung für Papst und Kirche", sondern in einer äußerst
bescheidenen und demütigen "Bewegung für Christus und Seine Kirche"!
(Der christliche Begriff der Demut hat zu seinem Inhalt den beständigen
Mut zum Dienen im Gehorsam Christi. Zu diesem "Dien-Mut" sind
Schwächlinge und feige Personen unfähig.)
Der göttliche Menschensohn hatte bereits im Zuge der Gründung Seiner
Kirche nicht bloß Apostel, sondern auch Jünger gebraucht und gesendet.
Es ist betrüblich und peinlich zugleich, wenn Katholiken davon nichts
mehr wissen oder, wenn sie es wissen, dennoch falsche Wege gehen. Viele
machen bestenfalls den Eindruck, als seien sie die geistigen Nachkommen
der beiden Jünger von Emmaus, nämlich unverständig und voller
Menschenfurcht. Muß das sein? Sicherlich nicht! Aber warum ist das so?
Weiß man es denn nicht mehr, daß Jesus Christus, der Herr, gebeten sein
will, eben weil Er der Herr ist? Niemand, weder ein Kleriker noch ein
Laie, wird etwas erreichen und zum Guten wenden ohne IHN! Geht das denn
nicht in die Köpfe derjenigen Erwachsenen, die sich für religionsmündig
halten und als Christgläubige bezeichnen? Eine Diaspora-Situation
erfordert mehr als eine fromme Gesinnung und ein privates Beten um sein
Seelenheil. Wer sein Leben wird behalten wollen, der wird es verlieren,
hat Christus geoffenbart.
Niemand kann wissen, wie lange die weltweite Diaspora-Situation der in
ihrer Apostolizität so schwer geschädigten Ecclesia Romana noch
andauern wird, die doch nur Christus beenden kann, wann ER es will!
Unser Wollen und Trachten ist dabei ohne Bedeutung. Denn wer kann von
sich selber sagen, er sei an diesem elenden Zustand nicht auf
irgendeine Weise mitschuldig? Weit haben wir's gebracht, wir, die
Katholiken, und zwar zuerst die Kleriker und dann die Laien (was man
nicht übersehen sollte!). Natürlich müssen wir auch etwas tun, ja sogar
eine Menge, um einen Beitrag zu leisten für eine Besserung der Lage.
Wer aber "nicht mit IHM sammelt, der zerstreut" und verschlechtert
dadurch diese Diaspora-Situation noch um ein Vielfaches. Es gibt aber
kein Sammeln mit Christus, unserem Herrn, ohne ein missionarisches
Laienapostolat, was auch gewisse "Diaspora-Bischöfe" erst noch
begreifen lernen müssen. Bislang scheint das nur ein einziger begriffen
zu haben, falls die mir zugänglichen Berichte stimmen. Man lebt, nach
rückwärts gewendet, in falschen kirchlichen Traditionen, die völlig
ungeeignet sind, die Gegenwart mit ihren besonderen Problemen, die es
früher nicht gab, zu bewältigen!
Vor kurzem erschien in den U.S.A. ein Buch mit dem Titel "Will the
Catholic Church survive the twentieth century?" ("Wird die katholische
Kirche das zwanzigste Jahrhundert überleben?"). Doch schon diese
falsche Fragestellung nervöser Traditionalisten, die auf eine
unmögliche Weise die katholische Kirche retten zu können glauben,
beweist, daß man von der wirklichen und wahren Lage der apostolischen
Ecclesia Romana in der Gegenwart nicht die geringsten Kenntnisse hat,
geschweige denn die nötigen Erkenntnisse. Der Wiederaufbau einer
Ecclesia, die in ihrer Struktur von oben her ruiniert worden ist, läßt
sich nur von unten her realisieren, indem man die dafür nötigen Wege
beschreitet - mit der Hilfe Christi. Andernfalls baut man auf Sand und
Sumpf.
STRAFE GOTTES
Die schon seit über 25 Jahren andauernde und leider von vielen immer
noch nicht erkannte Diaspora-Situation der röm.-kath. Kirche ist eine
Strafe Gottes (des trinitarischen), aber keine Vergeltungsstrafe,
sondern eine Medizinalstrafe. Warum aber wehrt man sich dagegen? Ist es
nicht kindisch und dumm, eine heilsame Arznei von sich zu weisen und
nicht zu trinken, auch wenn sie bitter schmeckt? Das Leben einer Kirche
in der Diaspora ist nun einmal bitter und in keinerlei Hinsicht ein
Honigschlecken. Es gibt mancherorts fromme Katholiken, die viel beten,
indessen ständig lamentieren: "Ach, wir haben noch immer keinen Papst,
ja nicht einmal einen Bischof!" Na und, so lautet meine Antwort auf
dieses Gejammer, ist denn das so schrecklich? Oder genügt euch Jesus
Christus nicht mehr, der nicht bloß Wege aufzeigt, sondern welcher der
Weg ist?!
Aber man beschreitet ja nicht einmal die sich auf IHN hin eröffnenden
Wege, die sich gerade in einer Diaspora-Situation zeigen, die an jeden
religionsmündigen Erwachsenen ganz andere Ansprüche stellt als die
gewöhnlichen. Diesbezüglich sollte man gründlich umdenken und von den
tatsächlichen Gegebenheiten ausgehen. Warum wendet man sich nicht ab
von den "toten Gliedern" der apostolischen Ecclesia Romana und sucht
die lebendigen? Päpste und Bischöfe sind nicht "das Licht der Welt",
selbst wenn sie in der Nachfolge der Apostel stehen und rechtmäßig
Papst oder Bischof sind. Tut man denn nur so unwissend, um sich vor den
Verpflichtungen zu drücken, die sich auf das Wohl des Nächsten in
Christo und auf das Gemeingut der Ecclesia Jesu Christi beziehen?
Man darf nicht bloß an den (wahren) traditionellen Lehren der Ecclesia
Romana festhalten und sich an sie klammern, sondern man muß sie auch
vernunftgemäß tradieren und auf diese Weise fruchtbar werden lassen.
Denn sie beziehen sich wie jede echte Religionslehre im Unterschied zu
den überall verbreiteten Ideologien oder sog. religiösen
Weltanschauungen auf die Vernunft und den Verstand des Menschen. Selbst
die spezifisch christlichen Glaubenslehren sind Unterscheidungslehren,
nicht jedoch vernunftswidriges Glaubenstohuwabohu. Warum um Himmels
willen hören katholische Christen nicht auf den, der die Wahrheit nicht
bloß hat, sondern der die Wahrheit IST, und laufen anstatt dessen
Irrlehrern nach und halten sie noch für 'Theologen'? Weiß man denn
nicht mehr, was diesbezüglich Christus und die Apostel gelehrt, getan
und zu tun befohlen haben? Warum liest man nicht mit Vernunft die
Apostelgeschichte, indem man sie auch sinngemäß und möglichst
realistisch auf die heutige kirchliche Situation überträgt? Vielleicht
werden dann einige bemerken, daß vieles Neue von heute gar nicht so
neu, sondern schon sehr alt ist. Es wiederholt sich eben so manches
auch in der Heils- und Unheilsgeschichte. Eine wahrhaft christliche
Ecclesia militans war und ist nie am Ziel, sondern immer nur auf dem
Weg "in dieser Welt" und - was man nicht übersehen sollte - immer
ortlos, so daß sie in ihr auch nicht heimisch werden kann. Denn sie ist
kein rein natürliches Gebilde.
Auch die römisch-katholische Diasporakirche entbehrt nicht, trotz ihrer
Schwäche, des Merkmals einer Ecclesia militans - im Unterschied zur
röm. 'Konzilskirche', die sich "der Welt" und dem "Geist dieser Welt"
angepaßt hat. Man schaue sich um und wird es auf allen Gebieten
feststellen können. Wenn Leute gegen Abtreibung sind und sogar aus
Protest Kirchenglocken läuten lassen, dann folgt daraus nicht
notwendig, daß es sich um Christen handelt; denn auch Heiden sind gegen
Abtreibung. Dies sei nur als Beispiel dafür angeführt, wie leicht doch
die Dinge verwirrt werden können. Darum sollte man sich vor den großen
Verwirrern genau so hüten wie vor den großen Vereinfachern.
Es ist auch der röm. 'Konzilskirche', die sonst alle katholischen
Sektierer in ihren Gruppen und Vereinigungen in sich aufgenommen hat,
nicht gelungen, die röm.-kath. Diasporakirche - trotz ihrer allgemeinen
Schwäche (!) - zu zerstören, da ihr "Eckstein", Jesus Christus, ihr
einziger Herr ist. Einen anderen Herrn kennen ihre Glieder nicht,
gleichgültig wie er sich bezeichnen läßt, ob als 'Papst' oder
'Kardinalstaatssekretär' oder als 'Bischof oder 'Primas' von
irgendetwas. Auch darin unterscheiden sich die Zerstreuten der
apostolischen Ecclesia Romana, der alten "mater et magistra", von
denjenigen Irrgläubigen, die sich als Katholiken bezeichnen, ohne in
Wirklichkeit römisch-katholisch zu sein. Das läßt sich leicht in
Erfahrung bringen und eindeutig feststellen, auch auf einem indirekten
Wege. Denn die sich ihrer Diaspora-Situation bewußt gewordenen
katholischen Christen sind entschiedene christo-zentrische
Fundamentalisten und zugleich echte Sedisvakantisten (die man nicht mit
den Semi-Sedisvakantisten verwechseln sollte, die auf falschen
traditionalistischen Wegen wandeln).
Es ist höchste Zeit, daß sich die röm.-kath. Diasporakirche ihrer
selbst bewußt wird, wenigstens regional in vielen ihrer Glieder, und
daß sie trotz der allgemeinen Schwäche vor allem die Menschenfurcht
überwindet, die ein großes Hemmnis ist und lähmend wirkt, weshalb man
Christus, dem allein "guten Hirten", nicht konsequent nachfolgt und
auch nicht das tut, was Er zu tun befohlen hat. "Steht auf, und
fürchtet euch nicht!" (Mt 17,7) "Fürchte dich nicht, sondern rede und
schweige nicht!" (Apg. 18,9) Warum weist man eine Gnade von sich, die
nun gerade einer Kirche in der Diaspora gegeben wird? Niemand kennt
eine kirchliche Situation besser als Christus selbst. Warum läßt man
sich von IHM nicht belehren, dem wahren und höchsten Lehrer, und trennt
sich nicht von den falschen Lehrern (und Lehrerinnen), die im
'kirchlichen' und schulischen Bereich ihr Unwesen treiben? Kein
orthodoxer Katholik schickt seine Kinder zu diesen Leuten. Auch so kann
man sich "vor Ort" von den anderen unterscheiden. Ein verheimlichter
'Kirchenaustritt' ist jedoch nicht nur nichts wert, sondern auch
Heuchelei. Um sich darüber klar zu werden, braucht man keine
Moraltheologie studiert zu haben.
DIE RÖM.-KATH. DIASPORAKIRCHE IM SCHATTEN DER 'KONZILSKIRCHE'
Die häretische und apostatische 'röm. Konzilskirche' mit ihrem neuen
Kult, ihren neuen Riten und ihrem neuen 'CIC' ist in 25 Jahren trotz
mancherlei Schwierigkeiten dennoch zu einer gesellschaftlichen Realität
geworden und dies so sehr, daß sie die Existenz der röm-kath.
Diasporakirche weitgehend verdeckt und dem Blick der Öffentlichkeit
entzieht. Darum wird sie auch vom liberalen demokratischen Staat und
von der profanen Gesellschaft überhaupt nicht wahrgenommen. Nicht
einmal die neugierigen Massenmedien (und die deutschen 'C'-Parteien)
wissen etwas von ihr, verständlicherweise... Darüber aber braucht man
nicht traurig sein, da nicht jede Stupidität oder geistige Blindheit
bemitleidenswert ist. Außerdem existiert vieles am Rande der
Gesellschaft und in ihrem Untergrund, was nur von wenigen deutlich
erkannt zu werden vermag. Auch eine Diasporakirche ist in ihren
kirchlichen Wesensmerkmalen nur mehr oder weniger sichtbar. Und was das
Heiligkeitsmerkmal betrifft, so war es immer schon das am wenigsten
sichtbare, obwohl es niemals fehlte. Die römische 'Konzils-Kirche' wird
von allen wahrgenommen, gleichgültig ob von Katholiken oder
Nicht-Katholiken. Wie viele von ihnen aber erkennen klar und deutlich,
daß dieses monströse Gebilde nichts mehr zu tun hat mit der uralten
apostolischen Ecclesia Romana? Die öffentliche Meinung hinwiederum
interessiert das alles nicht, da hierfür kein öffentliches Interesse
besteht, weder in Europa noch anderswo.
Die Kirche, die ein religiöses Sozial-Gebilde "in dieser Welt" ist,
wurde vom göttlichen Menschensohn gegründet und dann "auf die Apostel
und Propheten gebaut", wodurch ihr Aufbau begann. Gleichzeitig aber
hatte Christus Sakramente (sinnlich wahrnehmbare Gnadenmittel)
eingesetzt, und zwar in einer bestirnten Ordnung. An diesen komplexen
Prozeß, der sich in der Heilsgeschichte auf eine eigentümliche Weise
von Generation zu Generation wiederholt, sollten sich die lebendigen
Glieder der röm.-kath. Diasporakirche unbedingt erinnern und sich ganz
klar zu Bewußtsein bringen. Denn auch das wäre eine große Hilfe, um
ihre Schwäche mit der gnadenhafte Mithilfe Christi zu überwinden und um
nicht falsche Wege einzuschlagen, die eine Diaspora-Situation doch nur
verschlimmern. Zudem sollten sich gerade Diasporakatholiken daran
erinnern, daß Christus, der Herr, immer nur mit den Schwachen war, nie
jedoch mit den Starken. Nur sollte man diese Schwachen nicht
verwechseln mit jenen Schwächlingen, deren moralisches Hauptmerkmal die
Feigheit ist. Die meisten Friedfertigen sind, besehen bei Licht, auch
nur feige. Sie schauen einfach zu oder verdrücken sich, wenn Christus
in aller Öffentlichkeit (in Wort und Bild) gelästert, verunglimpft und
verballhornt wird. Das ist heute überall der Fall und sogar
'gesetzlich' geschützt.
Den röm.-kath. Diasporakatholiken ist trotz vieler Verwirrungen und
Ablenkungsmanöver eines immer deutlicher geworden (nachdem sie sich von
der römischen 'Konzils-Kirche' getrennt hatten), nämlich die Tatsache:
es gibt keine christliche Ecclesia ohne das Sakrament der Taufe und
ohne das Sakrament der Ehe. Für manche, unter denen sich auch einige
Kleriker befanden, war diese Erkenntnis durchaus neu, so daß bei ihnen
ein Umdenken einsetzte. Denn für die rituelle Spendung der
sakramentalen Taufe ist ja ein Priester nicht unbedingt erforderlich,
ganz abgesehen davon, daß ein kirchlicher Diaspora-Zustand ipso facto
eine Notsituation ist. Es ist ein großes und nie wieder gutzumachendes
Verbrechen, Kinder nicht zu taufen und sie dadurch der Gefahr
auszusetzen, frühzeitig zu sterben (sei es durch eine plötzliche
Krankheit oder beim nächsten Autounfall auf der Straße), ohne ein Glied
am "Corpus Christi mysticum" (am mystischen Leib Christi) zu sein.
"Lasset die Kinder zu mir kommen", hat Christus befohlen, "denn ihrer
ist das Himmelreich"!
Für die Spendung und den Empfang des Sakramentes der Ehe hinwiederum
ist ein Priester grundsätzlich unvermögend. Er hat nur
Assistenzfunktion.
Nun aber war und ist es die Aufgabe und Pflicht einer Kirche in der
Diaspora, diese beiden fundamentalen Dinge neu zu ordnen und normativ
zu regeln, was doch nur ein regionaler Zentral-Rat zu leisten imstande
ist, von dem wir oben gesprochen haben. Man sollte nicht nach rückwärts
in die Vergangenheit schauen, sondern die echten Probleme in der
Gegenwart deutlich erfassen und die Realitäten so sehen, wie sie nun
einmal sind, nicht wie man sie sich wünscht.
Niemand kennt die Zukunft, nicht einmal die des eigenen Lebens, da sie
im Ratschluß Gottes verborgen ist. Nur manchmal lüftet der Herr der
Geschichte ein wenig den Schleier, bisweilen auch indirekt, indem Er
z.B. falsche religiöse Wege erkennbar werden läßt. Im Hinblick auf die
berühmt-berüchtigten "Zeichen der Zeit" aber sollte man unterscheiden
können, ob sie von Gott oder vom Teufel kommen. Ist es denn nicht
merkwürdig genug, daß heutzutage so viele auch "im Zeichen der
Freiheit" moralisch verkommen und religiös verderben? Wer indessen
hindert denn die röm.-kath. Diasporakirche, sich zu zeigen und ein
sichtbares "Zeichen des Widerspruchs" aufzurichten, wenigstens
regional? Natürlich erfordert das Mut und Entschlossenheit, aber auch
Ausdauer trotz aller Rückschläge, die doch immer zu erwarten sind. Wer
hilft den Verzagten, die nicht verzagen möchten, und stärkt ihre
Hoffnung? Nun aber wurde "auf (vernünftige) Hoffnung unser Heil
gestellt; eine Hoffnung aber, die gesehen wird, ist keine Hoffnung;
denn wenn jemand etwas sieht (bzw. was jemand schon sieht), was soll er
da noch hoffen? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen (bzw. noch
nicht schauen), so erwarten wir es mit Geduld" (Rom 8,24 f.)- Geduld
aber ist nicht dasselbe wie ein untätiges Sichverhalten. Die
christliche Tugend der Hoffnung ist jedoch keine vage oder unbestimmte,
sondern eine begründete, indessen nur in Dem, der "der Weg und die
Wahrheit IST".
DER VERPASSTE WIEDERAUFBAU DER KIRCHE
Je klarer die Realität der häretischen und apostolischen 'römischen
Konzils-Kirche' erfaßt und ihr Wesen durchschaut wird, um so deutlicher
tritt die Diaspora-Situation der apostolischen Ecclesia Romana in
Erscheinung, deren konkrete Schwächen überall und generell die gleichen
sind. Die schon seit 1958 andauernde Vakanz des Apostolischen Stuhles
ist nicht ihre einzige Schwäche. Dies zeigte sich bereits am Anfang
ihres Weges in die Zerstreuung und dann später an dem verfehlten und
leider auch fehlgeleiteten Widerstand gegen gänzlich unwesentliche Übel
als Folge des Konzils, ohne die Grundübel und Defekte im
kirchlich-katholischen Bereich klar zu erkennen, die auch einen
Wiederaufbau der Kirche von vornherein verhinderten, nicht bloß
erschwerten. Heute aber ist es bereits "fünf Minuten nach zwölf Uhr",
wenn man sich die kirchliche Situation regional betrachtet. Wie sie
universal aussieht, das kann niemand sagen. Dies wissen nur der HERR
und das Haupt der Kirche und diejenigen, denen ER die ganze Situation
"offenbaren will". Wir, die in der Zerstreuung leben, wissen es nicht,
sondern "hoffen auf den Herrn", solange noch ein wenig Leben in uns
ist. Wir haben weder Privatoffenbarungen noch Traumgesichte noch
seltsam-lächerliche sog. 'Marienerscheinungen' und hören auch keine
Stimmen (weder innere noch äußere), die uns prophezeien, was in
nächster oder naher Zukunft geschehen wird, oder uns darüber belehren,
was wir zu denken und zu tun haben. Wer einmal in diesen religiösen
Sumpf gerät, kommt nie mehr aus eigener Kraft von ihm los. Das weiß
niemand besser als ein orthodoxer Diaspora-Katholik, da er seine Feinde
kennt, die unter verschiedenen Gestalten auftreten und seinen Weg
kreuzen. Denn eine Diasporakirche ist schwach und von vielen Seiten
angreifbar. Christus, der Herr, aber erbarmt sich und hilft allen
unverschuldet Schwachen. Das braucht niemand vernunftwidrig zu glauben,
denn das weiß man "per fidem et rationem" (durch den Glauben und die
Vernunft).
ISOLIERT!
Als die römische 'Konzils-Kirche' den erstrebten Bruch mit der
apostolischen Ecclesia Romana vollzogen hatte - vorausgegangen war die
überall verbreitete und von vielen mit Jubel begrüßte Parole: "Lasset
uns in einem 'rückgreifenden Vorgriff einen ganz neuen Anfang machen!",
wodurch zwangsläufig auch das Gebilde einer Gegen-Kirche entstehen
mußte -, da veränderte sich nicht das Wesen der röm.-kath. Kirche,
sondern nur ihre konkrete Lebenslage und ihr kirchlicher Zustand. Diese
Veränderung wurde zwar von vielen mit großer Sorge gesehen, aber leider
nur von wenigen in ihrer wahren Bedeutung erkannt. Außerdem befanden
sich die wenigen, die bereits wie Vertriebene in der Zerstreuung
lebten, in der mißlichen Lage, keine Möglichkeit mehr zu finden, sich
darüber publizistisch äußern zu können. Überall traf man auf Katholiken
(Verleger oder Verlagslektoren), die bereits Mauern oder Gummiwände um
sich herum errichtet hatten und böse Blicke um sich warfen, wenn man
nicht in das Horn des 'heiligen Konzils' und seiner Bischöfe blies. Es
war oft erstaunlich, wie schnell doch gewisse Leute der höheren sog.
'katholischen Bildungsschicht' die Fronten gewechselt hatten. Hier war
nur noch das ironische Bittgebet am Platze: "Heiliger Angelo Roncalli,
Bruder Johannes, erhöre uns". Es zeigte sich bereits eine Grenzlinie,
die sich quer durch die kath. Kirche zog, aber ständig verschob, so daß
vielen gar nicht bewußt wurde, auf welcher Seite sie sich befanden in
dem sich von oben nach unten ausbreitenden revolutionären Prozeß, der
1962 begann, zunächst leise, dann aber immer lauter und mißtönender.
Das konnten nicht einmal die römischen Fanfaren übertönen, wenn sie zu
den Konzilssitzungen bliesen. Der sog. 'feierliche Abschluß des
Konzils' im Jahre 1965 hinwiederum war zugleich der reale Anfang des
Weges der röm.-kath. Kirche in die Diaspora.
Damals stellten sich auch so manche alten Probleme neu, die ungelöst
waren und immer vor sich hergeschoben wurden, z.B. das Problem der
besonderen Einheit von Klerus und Laienschaft in der Ecclesia Jesu
Christi, einer Einheit, die in der kath. Kirche schon lange zerbrochen
war. Der beste Beweis dafür ist der verheerende Klerikalismus, der auch
im Widerspruch stand zur apostolischen Ecclesia Romana. Nicht wenige
Katholiken, die durchaus noch orthodox katholisch waren, sahen gar
nicht die Parallelität im Entstehen der 'römischen Konzils-Kirche' und
der röm.-kath. Diasporakirche, aber nicht weil sie naiv waren, sondern
weil sie durch unwesentliche und bedeutungslose Dinge abgelenkt wurden,
mit denen man sie ständig konfrontierte (angefangen mit den
Machenschaften einer vermeintlichen Liturgiereform und einer
vermeintlich besseren Pastoral, obwohl es in Wirklichkeit um ganz
andere Dinge ging).
Vieles hatte nur den Zweck, den Bruch mit der apostolischen Ecclesia
Romana zu verschleiern und von ihm abzulenken. Dazu gehörte auch, um
die kritiklose Masse der Kirchengläubigen zu täuschen, die Beibehaltung
einer sakrilegischen 'Eucharistiefeier' mit 'Herrenmahl' "una cum
Roncalli oder Montini". Diejenigen, die so etwas mitmachten, waren und
blieben unbelehrbar und begriffen auch nicht, was wirklich vor sich
ging. Dadurch wiederum stellte sich das schwierige Problem: welche
Katholiken (vor allem mit höherer Schulbildung) sind noch religiös
belehrbar und an einer zweckdienlichen Aufklärung interessiert und wie
kann man sie erreichen? Persönliche Gespräche unter Freunden und
Bekannten genügten nicht, auch wenn sie hie und da Erfolge zeitigten.
Denn es fehlte, wie sich bald herausstellte, ein grundlegendes Konzept
für ein besonderes und neuartiges missionarisches Apostolat von
orthodoxen Diaspora-Katholiken, das aber von (relativ) vielen hätte
mitgetragen oder wenigstens unterstützt werden müssen. Letzteres war
nicht unmöglich. Denn ein gutes, nützliches und zweckdienliches Konzept
weckt das Interesse vieler, insbesondere wenn um einen herum ein
religiöses Chaos in Erscheinung tritt. Diese Chaotik jedoch sahen alle,
wenn sie nicht schon geistig blind waren.
DIE DIASPORA-KIRCHE - EINE UNLEUGBARE REALITÄT
In den 60er Jahren schien den meisten, mit denen wir ekklesiologische
Probleme diskutierten, die Sache mit der röm.-kath. Diasporakirche eine
Fiktion zu sein. In den 70er Jahren war die Anzahl dieser Zweifler
schon erheblich zusammengeschrumpft. Und in den 80er Jahren sprach von
ihnen, sofern sie noch am Leben waren, keiner mehr von einer Fiktion.
Manchem ist sogar fühlbar bewußt geworden, selbst in der eigenen
Familie zu einem Diasporakatholiken geworden zu sein, so daß nun guter
Rat teuer ist. Söhne und Töchter, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter,
Verwandte und Bekannte machen sich über ihn lustig und halten ihn
bestenfalls für ein noch lebendes Museumsstück, das die "Zeichen der
Zeit" immer noch nicht erkannt hat. Ein solcher Mensch lebt nicht mehr
bloß am Rande der Gesellschaft, sondern bereits außerhalb derselben,
indessen nach wie vor innerhalb der röm.-kath. Diaspora-Kirche. Er ist
schwach dem Anschein nach, aber in Wirklichkeit stärker als alle
anderen um ihn herum. Denn er kennt den Weg, auf den er gestellt ist
und von dem er nicht abweicht. Er flieht auch nicht, um sich irgendwo
zu verstecken, sondern er geht auf einem Wege vorwärts, der zwar sehr
schmal ist, aber gerade deswegen zum Ziel führt. Breit ist nur der Weg
in die Hölle und vielspurig wie eine Autobahn. Der Weg, auf dem die
'römische Konzils-Kirche' wandelt, ist zwar schon am Anfang an breit,
sondern zusätzlich auch krumm. Die Spuren, die sie im Treibsand der
offenen und/oder multikulturellen Gesellschaft hinterläßt, ähneln jenen
Spuren im Sande, die gewöhnlich von Schlangen hinterlassen werden,
solange sie der Wind noch nicht verwischt hat.
Die apostolische Ecclesia Romana, die man fälschlicherweise als
"Papstkirche" bezeichnete (um sie zu diffamieren!), war trotz ihres
lebendigen Apostolischen Stuhles schon lange nicht mehr so stark und
mächtig, wie insbesondere von klerikalistischen Priestern und Theologen
immer behauptet wurde, um anderen Sand in die Augen zu streuen. Dies
zeigte sich dann an der offenkundigen Schwäche und ihren Ursachen, als
die apostolische Ecclesia Romana mehr und mehr zu einer röm.-kath.
Diaspora-Kirche wurde, die einen anderen Weg durch die Zeit gehen mußte
als den gewöhnlichen. Darauf aber war niemand vorbereitet, so daß dafür
auch keine Vorsorge getroffen werden konnte. Wenn ein Kind erst einmal
in den Brunnen gefallen ist, dann kann man es bestenfalls lädiert
wieder aus ihm herausziehen, falls seine Hilferufe gehört wurden. Nach
1962/65 fielen die "Kinder der kath. Kirche" massenhaft in einen tiefen
Brunnen. Es hätte vieler "Knechte" bedurft, um sie wieder
herauszuziehen. Außerdem war von einem "Weinberg des Herrn" auch nicht
mehr viel zu sehen, da sich dort Wühlmäuse und Maulwürfe rapide
vermehrt hatten. Manche fragten sich, woher denn dieses Getier so
plötzlich hergekommen sein könnte? Andere jedoch waren besser
informiert, indem sie darauf hinwiesen, daß es doch schon da war.
Es gab in den 60er Jahren (was sich insbesondere in den sog. kath.
Ländern oder Gebieten zeigte) erstaunlich viele Katholiken, die, obwohl
sie früher nichts auf die heilige-katholische Kirche kommen ließen und
sie immer verteidigten, sich nun plötzlich von der (wie sie meinten)
'kath. Amtskirche' mit Abscheu fernhielten und nichts mehr mit ihr zu
tun haben wollten. Wie war so etwas zu verstehen? Es herrschten bei
denen, die sich mit dieser Bewegung befaßten, zwei Meinungen vor, die
aber beide nicht stimmten. Die einen meinten, es handele sich um eine
"innere Emigration" oder "geistige Auswanderung" aus der kath. Kirche,
die auf einen Abfall von ihr hinauslaufen würde. Die anderen aber -
meist Kleriker - redeten ohne viel Federlesens von einem "Abfall vom
katholischen Glauben" und hielten diese Katholiken bereits für
Ungläubige, da sie auch am Sonntag nicht mehr in der Kirche zu sehen
waren. In Wirklichkeit jedoch handelte es sich bei diesen durchaus
nicht ungläubigen Katholiken nur um eine Art instinktiver Abwehrhaltung
und unreflektierter Schutzmaßnahme persönlicher Natur gegen
offenkundige Übel, die ständig zunahmen und auch in einem inneren
Zusammenhang standen mit den Auswirkungen des angeblichen
Reformkonzils. Diese Katholiken, die einer bestimmten Gesellschafts-
und Bildungsschicht angehörten, waren weder "Aussteiger" noch
"Abtrünnige", auch wenn sie manchmal mit Nachdruck betonten, sich auch
in Zukunft "von allem Kirchlichen" fernhalten zu wollen. Das war nicht
so ernst zu nehmen, wie es klang. Denn darin kam nur eine aufgestaute
Verärgerung zum Ausdruck, nachdem man ganz üble Dinge erlebt hatte und
zu hören bekam, einschließlich der Verunglimpfungen. Im Grunde nämlich
wichen diese Katholiken, ohne sich dessen bewußt zu sein, nur dem
"Geist des Konzils" und seinem generellen Wirken auf die katholische
Kirche aus. Wer aber klärte diese Katholiken auf und half ihnen, die
bereits eingetretene Diaspora-Situation der röm.-kath. Kirche zu
erkennen? Heute weiß man nicht mehr, wo diese verärgerten Katholiken
geblieben sind oder was aus ihnen geworden ist. Sie gingen auf dem Wege
der röm.-kath. Kirche in die Zerstreuung einfach verloren und konnten
auch später nicht mehr oder nur vereinzelt wiedergefunden werden. Alle
- gleichgültig ob es sich um Traditionalisten oder Progressisten,
Altkonservative oder Neomodernisten handelt -, die aus Mangel an
Erkenntnis nichts von der Diaspora-Situation der apostolischen Ecclesia
Romana und ihren Ursachen wissen, halten die römische 'Konzils-Kirche'
seit ihrem Entstehen nur für eine andersartige katholische mit einem
neuen Glauben, obwohl sie auch das Merkmal einer Gegen-Kirche an sich
trägt. Diese 'Katholiken' bewegen sich, mehr oder weniger störrisch,
wie Zirkuspferde im Kreise, die ein geistlicher 'Dompteur' an einer
langen Leine in ständiger Bewegung hält, beklatscht von viel Publikum,
das schließlich Eintritt (d.s. Kirchensteuern!) bezahlt hat und nun
auch etwas Besonderes sehen will. Die Masse eines Kirchenvolkes aber
bewegt sich nicht; denn sie ist von Natur aus träge. Was eine
'religiöse Masse' von der Kirche erwartet, ist nicht das Heil, sondern
'Brot und Spiele' verschiedenster Art, vor allem aber keine
Belastungen.
AUSSICHTEN AUF ÜBERLEBEN
Was können einzelne, die in der Zerstreuung leben, in Ansehung einer
solchen Sachlage noch tun, die ihnen heute doch wahrhaftig keinen
großen Spielraum mehr läßt? Sicherlich wird die röm.-kath.
Diaspora-Kirche das 20. Jahrhundert überleben. Darüber besteht
überhaupt kein Zweifel. Denn Christus ist nicht gegen sie und ihre
schwachen Glieder. Die Frage ist und kann allein nur sein: Wie und auf
welche Weise wird sie überleben und auch überleben können? Darüber
jedoch besteht noch sehr viel Unklarheit in allen Regionen, die sich
überblicken lassen (was in Europa leichter ist als anderswo). Ich
persönlich und andere halten auch nichts von einem sog.
"unvollständigen Konzil" für bestimmte Zwecke, bevor nicht eine
besondere Organisationsform existiert und wirksam geworden ist, die der
röm.-kath. Diaspora-Kirche angemessen ist (vielleicht am besten erst
regional und dann überregional). Auch eine Ecclesia in der Diaspora,
d.h. in der Zerstreuung, muß ihre Einheit bewahren, und zwar unter
Beachtung und nach Maßgabe der Prinzipien einer ecclesiologischen
Einheit.
Die römische 'Konzils-Kirche' existiert nicht bloß in Rom - dort sitzt
nur ihr Oberhaupt, wenn es sich nicht gerade auf einer 'Pilgerreise
befindet -; vielmehr hat sie sich auch in allen Diözesen häuslich
eingerichtet, nachdem sie diese Territorien ohne Wiederstand übernehmen
konnte. Nur diese Sache kann man als Okkupation bezeichnen. Was jedoch
die Okkupanten selbst betrifft, so sind sie nichts anderes als Diebe
und Räuber fremden Eigentums, das ihnen leider noch niemand streitig
gemacht hat, weil man eben auch in dieser Beziehung zu schwach ist.
Indessen wird doch niemand gezwungen, an diese Okkupanten Steuern und
andere Abgaben zu zahlen! Kann man Leute, die so etwas tun, als
katholische Christen bezeichnen? An solchen und anderen Merkmalen war
immer schon leicht erkennbar, wo und in welcher Richtung man orthodoxe
Diaspora-Katholiken nie finden und vergeblich suchen wird. (Die
seltenen Ausnahmen, die sich von der 'römischen Konzils-Kirche' zu
lösen versuchten, bestätigen hier nur die Regel.) Diese wiederum waren
sich dessen bewußt, in Zukunft nur noch hartes Brot essen zu können.
Wenn orthodoxe Katholiken nicht durch Selbstmitleid, Bewegungslosigkeit
und Untätigkeit oder Stummbleiben an ihrer Seele oder an dem, was man
als "lebendigen Glauben" bezeichnet, Schaden leiden wollen, dann
sollten sie zuerst einmal zwei gefährliche Übel in der Gegenwart
deutlich erfassen, die jedoch von einander grundverschieden sind:
1. den monströsen Koloß der häretischen und apostatischen 'römischen Konzils-Kirche' und
2. die außerhalb derselben existierende röm.-kath. Diaspora-Kirche in
ihrer Schwäche, die zum großen Teil selbstverschuldet ist.
Denn man kann, wie doch jeder vernünftige Mensch weiß, gegen physische
und moralische Übel nur dann etwas tun, wenn man sie als solche klar
erkannt hat und auch ihre Ursachen kennt. Andernfalls gerät man
unversehens auf falsche Wege, die nicht zum Ziele führten bzw. führen.
So geht es doch schon viele Jahre lang, ohne daß sich generell und vor
Ort an der kirchlichen Situation irgend etwas zum Besseren geändert
hätte. Das ist eine Tatsache, die niemand leugnen kann und aus der man
dann aber auch die richtigen Schlüsse ziehen sollte.
Zudem sollten sich orthodoxe Diaspora-Katholiken davor hüten, ihre sog.
'traditionalistischen' Feinde zu verkennen, da diese Leute für so
manchen genau so gefährlich sind wie die 'konziliaren'. Es hat doch
keinen Sinn und führt keinen Schritt weiter, wenn Katholiken sich immer
nur über "die Zukunft der kath. Kirche" Sorgen machen und darüber wilde
Spekulationen anstellen, indessen die kirchliche Situation der
röm.-kath. Kirche in der Gegenwart nicht sehen, wie sie wirklich ist
und welche Forderungen sie an jeden einzelnen als ein Glied der Kirche
stellt. Denn alle Glieder der Kirche sind, wie der hl. Paulus sagt,
auch untereinander Glieder, und wo ein Glied schwach ist, dort sind es
auch die anderen, die mit ihm zusammenhängen. Die röm.-kath.
Diaspora-Kirche aber ist als ganze von einer offenkundigen Schwäche
betroffen, die ihre Ursachen hat. Also versuche man wenigstens, die
Hauptursachen dieser Schwäche zu erkennen und zu beheben, vielleicht
sogar durch eine gemeinsame Aktion auf regionaler Ebene, falls das noch
möglich ist. Eine kirchliche Diaspora-Situation hat einen zeitlichen
Anfang. Warum soll sie dann nicht auch ein zeitliches Ende haben? Also
bitte man diesbezüglich Christus, den Herrn um Seine Hilfe.
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