MITTEILUNGEN DER REDAKTION
München, am Vorabend vom Sonntag "Laetare" 92
Verehrte Leser,
in letzter Zeit habe ich leider eine ganze Reihe von Nachrichten
erhalten, die unsere kirchliche Situation so genau charakterisieren,
daß ich verstehe, wenn viele den Mut verlieren und resignieren. Was am
penetrantesten und kränkendsten für jemand ist, der jahrelang bemüht
ist, am Wiederaufbau der Kirche mitzuarbeiten bzw. sich gegen diese
allgemeine Verfinsterung zu wehren, ist die Tatsache, daß jeder ohne
Rück- oder Absprache vor sich hinwurstelt. Da werden z.B. Kandidaten zu
Priestern und Bischöfen geweiht, die weder über eine gründliche
theologische Ausbildung verfügen - über charakterliche Stärken und
Schwächen rede ich vorerst nicht - noch sich jemals Gedanken über den
kirchlichen Zustand gemacht haben. Dem entsprechend ist auch ihr
öffentliches 'Wirken'. Von Frankreich wurde mir von einem sog.
'Thuc-Bischof' folgendes berichtet: nachdem er von einem Schismatiker
ordiniert, dann von einem angeblich geistesgestörten Bischof
'konsekriert' und von einem - so wird behauptet - in freimaurerische
Aktivitäten verwickelten Bischof sub conditione noch einmal konsekriert
wurde, geht er nun hin zum 'Hl. Vater' und läßt sich und seiner nach
der Regel des hl. Augustin lebenden Gemeinschaft persönlich den 'Segen'
geben! (Photo und Bericht darüber liegen vor.) So schaut ein sog.
'Widerständler' mit 'Heimweh' aus... in der Manier eines Ankupplers.
Ich betone ausdrücklich, daß ich nichts gegen klerikale Kleidung habe,
ich gestehe aber auch, daß mich diese sauber 'raus geputzten Männlein
mit ihrer klerikalen Uniform anwidern: Leute, die nichts, aber auch
sonst nichts anderes im Sinn haben, als den religiösen Widerstand
lächerlich zu machen! Der Duft der großen klerikalen Welt... und in der
darf ein 'Hl. Vater' und die Uniform nicht fehlen. (Ich werde mir
vorbehalten, bei passender Gelegenheit Roß und sämtliche Reiter zu
nennen, wozu auch eine Dame aus einem Ort in der Nähe von Genf gehört,
die sich anmaßt, in sämtliche Suppentöpfe ihre Nase stecken zu müssen.)
Weit davon entfernt, an die üblichen Märchen von der
Freimaurerunterwanderung zu glauben - die lassen uns längst in unserer
trüben Brühe dahinschwimmen -, kommt man aber langsam nicht umhin,
nicht nur absolute Dummheit anzunehmen.
Bitte helfen Sie alle mit, daß zumindest in Ihrem Umkreis in den
kirchlichen Dinge Ordnung herrscht, daß nicht dubiose Elemente, die
sich Ihnen als Kleriker offerieren, in die Meßzentren einschleichen.
Fehler passieren - ich weiß das sehr gut! -, aber sie dürfen zumindest
nicht vorsätzlich passieren.
Wahrscheinlich gehört die Lächerlichkeit, in der sich heute der sog.
katholische 'Widerstand' präsentiert, mit zu dem Kreuz, welches wir in
der Nachfolge Christi zu tragen haben.
Ich wünsche Ihnen noch nachdenkliche Tage in der Fastenzeit und dann
ein frohes Osterfest, durch dessen Verheißung auf eine endgültige
Erlösung Ihnen Trost in dieser Verwirrung zuteil werden möge.
Ihr Eberhard Heller
***
HINWEISE DER REDAKTION:
N E K R O L O G :
In letzter Zeit sind eine Reihe von Abonnenten von dieser Erde
abberufen worden, für deren Seelenheil wir alle beten wollen: bereits
im letzten Jahr sind verstorben der H.H. Pfr. Schubneil im Alter von 87
Jahren, mit 90 Jahren ist am 20.11.91 Herr Gustav A. Bernauer-Berton
aus der Schweiz verstorben, am 28.8.91 hatte Gott Herrn Karl von
Montfort von dieser Erde abberufen, ebenso Herrn Karl Wankel und Frau
de Penasse Mouven aus Holland; Herr Dr. Wyttenbach war am 18.9.91
gestorben, er hatte sich sehr dafür eingesetzt, daß auch weitere Kreise
Interesse an unserer Arbeit fanden. Vor kurzem sind verstorben Frau
Anny Dehmel aus Nottuln, der ich persönlich verschiedene wichtige
Kontakte verdanke, Frl. M. Therese Boehlen, die ihren Leidensweg nun zu
Ende gegangen ist, und Herr Otto Braun aus Dudweiler, der uns über die
Verhältnisse in Saarbrücken unterrichtete und mit dem wir in den
80-iger Jahren über die Probleme im Zusammenhang mit den von Mgr.
Ngo-dinh-Thuc gespendeten Bischofsweihen sehr konstruktiv diskutieren
durften. R.i.p.
TITELBILD: PIETA VON IGNAZ GÜNTHER IN DER EHEMALIGEN AUGUSTINER-CHORHERRENKIRCHE VON WEYARN/OBERBAYERN,
REDAKTIONSSCHLUSS: SONNTAG "LAETARE" 1992,
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