NÖTIGE KLARSTELLUNGEN
von
S.E. Bischof Louis Vezelis O.F.M.
Vorbemerkung der Redaktion:
Im nachfolgenden "Offenen Brief" an einen gewissen Herrn Keating geht
es darum, daß Bischof Vezelis den öffentlichen Auftritten oder
Darstellungen in öffentlichen Organen entgegentreten will, in denen
sich Inkompetenz und Unwissen anmaßen, angeblich für die katholische
Sache zu wirken. Der Beitrag wurde dem SERAPH vom Okt. 199o entnommen.
Herr Golla hat ihn übersetzt und wir geben ihn gekürzt wieder.
Eberhard Heller
***
Sehr geehrter Herr Keating!
Vor mir liegt eine Kopie Ihrer Publikation. Vor der Ausarbeitung Ihrer
religiösen Fernseh-Reportage wäre es angebracht gewesen, IHRE
Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen und zu zeigen, daß Sie wirklich
ein Katholik sind. Genauso wie anständige, friedliebende Bürger über
Zionisten empört sind, die Hakenkreuze auf Synagogen schmieren und dann
(...) herumschreien, daß dies angeblich Neo-Nazis taten, so haben
auch wir Katholiken die sog. Amateur-Laien satt, welche "mit nichts in
ihren Taschen" sich in das Geschäft mit der Theologie einmischen, wie
Sie es z.B. tun. Dies mag in Ihren Ohren unfreundlich klingen, aber es
gibt leider Personen, die so unsensibel sind, daß Andeutungen nichts
nutzen.
Sie klagen uns an, Häretiker zu sein, Sie klagen uns an, eine eigene
Sekte gegründet zu haben. Dann müßten Sie auch Fr. Szymanski, OFM Conv.
S.T.D., J.U.D. anschuldigen, ebenfalls Gründer einer Sekte zu sein.
Dasselbe träfe auf Mgr. Leon Christiani zu: Sie müßten notwendigerweise
diese beiden und jeden anderen, der wie sie handelt, als Sektengründer
verurteilen. Indessen besteht aber hier ein gewisser Unterschied:
während deren Bücher das "Imprimatur" und "Nihil obstat" besitzen,
trifft das auf IHRE Veröffentlichungen nicht zu.
Sehr geehrter Herr Keating, Sie leiden an einer tragischen Illusion,
wenn Sie wirklich meinen, ein katholischer Christ zu sein. Diese
Illusion mag Sie vielleicht veranlassen, sich einzubilden, ein
kompetenter Richter in religiösen Angelegenheiten zu sein, wobei Ihnen
jedoch die Voraussetzungen für eine adäquate Beurteilung der
Tatbestände fehlen. (...) Sie haben sicherlich schon von San Francisco,
Los Angeles, San Diego - dies ist die Stadt, in der Sie ja wohnen -,
San Luis Obispo, San Juan Capistrano und vielen anderen
Missionsniederlassungen der Franziskaner gehört, die im Laufe der Zeit
zu großen Städten heranwuchsen. Diese Städte tragen die Namen von
Missionen, die von unseren spanischen und mexikanischen Mitbrüdern
gegründet worden sind. Almao war eine Missionsstation der Franziskaner,
bis sie uns von den Freimaurern geraubt wurde. Sie täten der
Öffentlichkeit einen größeren Dienst, wenn Sie sich auf historisch
saubere Untersuchungen beschränken würden, um so unsere amerikanischen
Landsleute über die reiche katholische Erbschaft dieses Landes zu
informieren als die wahre Kirche heftig zu attackieren. (...)
Auf Seite 1 Ihrer Veröffentlichung geben Sie an, was Sie Ihrem
Selbstverständnis nach sind: "eine unabhängige Laienorganisation für
Apologetik und Evangelisierung".
Aber, Herr Keating, damit stellen Sie sich auf die gleiche Ebene mit
diesem Jimmy Swaggert (ein bekannter 'religiöser' Showmaster im
U.S.-Fernsehen) und allen andern TV und Radio-'Wundern', die auch als
"unabhängige Laienorganisationen für Apologetik und Evangelisierung"
firmieren. Um sich jedoch den Anschein von Seriosität zu geben,
beschwören Sie gleich danach die Geister derer, die Sie segnen: "Wir
arbeiten mit den Segnungen von Bischöfen, Priestern und religiösen
Erziehern". Gestatten Sie mir hierzu eine Bemerkung. Nicht nur, daß Sie
die Segnungen von Bischöfen und Priestern anführen, sprechen Sie auch
von 'Segnungen', die Ihnen religiöse Erzieher geben, womit Sie die
Segnungen über Speisen und andere Gegenstände lächerlich machen, die
die katholische Kirche eifrig gerade aus den Gründen fördert, welche
Sie in IHRER Religion verurteilen. Wie es scheint, nehmen Sie dagegen
Stellung, daß man den Teufel durch Gebet und Fasten ausgetrieben hat.
Und dann, wer sind diese Bischöfe, die für Ihre angebliche Orthodoxie
in Glaubensdingen die Verantwortung übernehmen? (...) Warum halten Sie
es für unvernünftig, daß z.B. Bischof Louis Vezelis OFM offen die
Verantwortung für alles, was im SERAPH gedruckt wird, übernimmt? Er tut
es, weil er ein Glied der römisch-katholischen Hierarchie ist und gemäß
den kanonischen Gesetzen der römisch-katholischen Kirche handelt. Ihre
Bischöfe, Priester und religiösen Erzieher gaben Ihnen ihren besonderen
'Segen'. Aber gaben Sie jemals Rechenschaft für das ab, was Sie
geschrieben haben? (...)
Ihre Kritik wäre sicherlich fundierter ausgefallen, wenn Sie auch jenen
Passus des SERAPH zitiert hätten, wo es heißt: "Der SERAPH verteidigt
die authentischen Lehren der römisch-katholischen Kirche und jene
moralischen Werte, auf denen dieses Land aufgebaut wurde". Weshalb
zitieren Sie nicht zuerst den Zweck unseres Organs? Danach hätte ich
erwartet, daß Sie in vernünftiger Weise zeigen, wo dies nicht geschehen
ist. Ferner ist im Cover angegeben, daß "im SERAPH ausgesprochene
Meinungen nicht immer die der Herausgeber sein müssen". Inwiefern
vermißten Sie dies, Herr Keating. Abgesehen von dieser Einschränkung
finde ich nichts Falsches in der Artikelserie von H.H. S.O. Park,
besonders auch deshalb, weil die aufgestellten Behauptungen vollständig
der Rechtgläubigkeit entsprechen. Sie mögen vielleicht erschüttert sein
über das Ausmaß religiöser Apostasie und über die Kontrolle Satans über
die Gesellschaft, (von der Sie erstmals im SERAPH gelesen haben), aber
dies beweist nur Ihre bisherige oberflächliche Religiosität und Ihre
schuldhafte Unwissenheit, was jedoch nicht bedeutet, daß H.H. Parks
Urteile notwendigerweise falsch sein müssen, (wenn Sie selbst unfähig
sind, die gemachten Behauptungen nachzuvollziehen). Es muß allgemein
überraschen, daß Sie so in Unkenntnis über die Gesellschaft sind, in
der Sie leben, wenn selbst die Gallup Polls die (von uns behaupteten
Urteile mehr oder weniger teilen) und unsere Nation auch in einer
moralischen Krise sehen (vgl. THE WANDERER 19.5.1988). Sie nennen sie
sogar eine Krise von größtem Ausmaß. Interessant! Wenn aber ein Bischof
wie ich dies behauptet, dann fühlen Sie sich unbehaglich, besonders
wenn ich auf die Gründe für diesen Zustand hinweise!
Was Herrn Bawden betrifft (der sich vor geraumer Zeit von 6 seiner
Anhänger hatte zum 'Papst' Michael I. erwählen lassen - vgl. dazu den
betreffenden Beitrag in dieser Zeitschrift; Anm.d.Red.), so können Sie
nur mühsam Ihren Hohn und Ihre Verachtung verbergen. Indessen ist David
Bawden Ihnen sehr ähnlich, Herr Keating! Jawohl, er kann sich genauso
zum 'Papst' wählen lassen, wie Sie sich zu einer Art von "unabhängiger
Laienorganisation für Apologetik und Evangelisation", d.h. so eine Art
von 'katholischem' Jimmy Swaggert, wenn Sie so wollen, erklären. Der
Staat wird Sie in Ruhe lassen, solange Sie Ihre Gebühren bezahlen.
David Bawden konnte so handeln, weil er auch nicht mehr glaubte als
Sie. Daß mancher junge Mann in Kansas auf ihn hereinfiel, macht ihn
noch lange nicht zum wahren Katholiken.
Die Tatsache, daß Sie von den Finanzbehörden Steuerfreiheit erhielten,
macht aus Ihnen noch keinen Katholiken. Die Finanzbehörde beschäftigt
sich mit Geld, nicht mit Theologie. Ein Monteur aus Ihrer Stadt machte
sich selbst zum 'Kardinal' und geht herum, um 'Priester' zu weihen. Er
gewährt ihnen dann Steuerfreiheit als den Gliedern seiner 'Kirche'. Die
Einkommenssteuerbehörde wird nicht nach Ihrer Theologie fragen, auch
nicht nach der von Herrn Bawden, Johannes Paul II., Hari Krishna oder
Anton LeVey (ein anderer abgefallener Katholik). Ihre Behauptung
entbehrt jeder Begründung, wenn Sie angeben, daß ich, Bischof Louis
Vezelis OFM, unerlaubt geweiht wurde und nun an der Spitze eines
eigenen Ordens, des Ordens vom hl. Franziskus von Assisi stehe... als
amtlich eingetragene Körperschaft. (...) Besäßen Sie die geringste
Achtung vor anderen Leuten, so hätten Sie sich bemüht, sich über
gewisse Tatsachen zu informieren. (...) Sie können leicht nachprüfen,
daß ich seit 1949 Mitglied des Ordens der Minderen Brüder, d.i.
Franziskaner bin, oder genauer: ein Jahr nach dem kanonischen Noviziat,
seit dem 5. Juli 195o, als ich meine zeitlichen Gelübde in Teutoplis,
I11. abgelegt habe. Ich studierte Philosophie in der Provinz der
Unbefleckten Empfängnis, deren Haus für Philosophie sich damals in
Catskill, N.Y. befand. Meine theologische Ausbildung erhielt ich im
theol. Institut der St. Josephs Provinz in Montreal und wurde zum
Priester geweiht durch S.E. Kardinal Leger, Erzbischof von Montreal, am
16. Juni 1956. Im Jahre 1957 ging ich mit Aufträgen des Generaloberen
nach Korea, wo ich 18 Jahre lang für die dortige Niederlassung
arbeitete. (...) Ich sende Ihnen mit diesem Brief meine ehrlichen
Gebete in der Hoffnung, daß Sie die Gnade Gottes (...) erleuchten möge
(...).
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