DER MODERNE HOMINISMUS
UND SEINE ABARTIGE RELIGIOSITÄT
von
Prof. Diether Wendland
Fortsetzung:
Schon lange war das Christentum durch Selbstverschulden seiner Anhänger
weitgehend zu einer primitiven Gefühls-Religion mit einem a-logischen
und irrationalen Glauben degeneriert, der nicht mehr der
erkenntnisklare christliche Glaube war. Auch die kath. Kirche war
unleugbar von einem solchen Pseudo Christentum betroffen, das sich
überall ausbreitete und seltsame Blüten trieb. Diese Abartigkeit zeigte
sich auch in dem sog. religiösen Schrifttum und der geistlosen
Erbauungsliteratur sowie in der in ihrem Wert maßlos überschätzten sog.
Volksfrömmigkeit, obwohl dieselbe sogar dem Aberglauben Vorschub
leistete. Und in diesem Zusammenhang darf man dann eben nicht, wie es
heute so oft geschieht, wenn man sich über die kirchliche Situation
Gedanken macht, von der irrigen Annahme ausgehen, daß die Bischöfe von
alledem nichts gewußt hätten oder haben könnten. Das war keineswegs der
Fall, auch wenn es unter ihnen unkritische und naive Hirten gab (valde
pius sed non prudenter). In diesem Degenerationsprozeß spielten auch
bestimmte Worte, die ständig gebraucht wurden, eine verhängnisvolle
Rolle, wie z.B. das "Religiöse", das "Göttliche", das "Heilige", das
"Numinose", das "Eigentlich-Christliche" oder das "Absolute" etc., da
sie den Eindruck erweckten, etwas höchst Bedeutsames zu bezeichnen,
obwohl sie gänzlich unbestimmt, begriffsleer und mehrdeutig waren und
dies auch sind. Nicht bloß auf profanem, sondern auch auf religiösem
Gebiet zeigt sich ein geistiger Degenerationsprozeß zuerst im
Sprachbereich oder im Wort und erst hernach im Werk, so daß es immer
von Vorteil ist, genau zu wissen, was da und worüber eigentlich geredet
wird, zumal da es genügend Zeitgenossen gibt, die gar nicht wissen,
wovon sie überhaupt reden. "Reden" ist nicht immer, wie ein Sprichwort
sagt, "Silber", sondern wegen des Rechts auf Meinungsfreiheit vielfach
nur noch "Blech", und "Schweigen" auch nicht immer "Gold", sondern
parabolisch "Trompetengold" vernehmbarer Unwissenheit.
Durch das Kommunikationsmittel der Sprache vermittelt sich in Wort und
Schrift immer Wahres und Unwahres, Gutes und Böses, Sinnvolles und
Unsinniges, Bedeutendes und Unbedeutendes..., das der geistige
Analphabet nicht unterscheiden kann. Solche Analphabeten gibt es in
jeder Gesellschaftsschicht, ja sogar in den vermeintlich gebildeten
Schichten. Gott aber hat dem Menschen nicht die Sprache gegeben, damit
er sie zum Zwecke der Verdummung und Verführung der 'lieben
Mitmenschen' mißbrauche. Ein abschreckendes Beispiel dafür, das jeder
kennt, sind die chaotischen "Talk shows" im Fernsehen, insbesondere,
wenn sog. Gebildete unter der Leitung eines Moderators auftreten und in
einem Rundgespräch oder Pseudodialog ihre Meinungen frei und
hemmungslos von sich geben. Im übrigen eignet sich das TV-Massenmedium
hervorragend für die Verbreitung des modernen Hominismus auf niederer
Bildungsebene. Überall wird mehr oder weniger offen die Meinung
vertreten und als allgemeine Meinung ausgegeben: auch die Unmoral ist
schließlich 'menschlich' und hat deshalb ein Recht auf freie
Meinungsäußerung und Lebensgestaltung. Vor allem aber müssen alle
religiösen Tabus, da sie angeblich die Freiheit beeinträchtigen,
gebrochen werden. (Es ist gleichgültig, ob z.B. Priester Zivilkleidung
tragen oder nicht. Von Bedeutung allein ist, daß sie so frei sind, zu
heiraten, d.h. sich in aller Öffentlichkeit "ein Weib zu nehmen", und
auch die 'Ehen' unter Homosexuellen 'einzusegnen'!)
Der moderne Christ und Neukatholik von heute tut nichts dagegen, denn
auch er ist bereits 'tolerant' geworden. Die sich von diesen Leuten
unterscheidenden 'Intoleranten' aber sind nicht organisiert und haben
auch keine Lobby, weder im Staate noch in den 'Kirchen'. Nicht selten
werden sie von beiden Seiten sogar als 'Nazis' oder 'Faschisten'
diskriminiert, um sie mundtot zu machen und aus dem gesellschaftlichen
Leben zu entfernen. Dies kann man auch als eine moderne
'Säuberungsaktion' politischen Charakters bezeichnen.
Die Ideologie des im humanitären Atheismus wurzelnden modernen
Hominismus kämpft nicht gegen kirchliche Dogmen und stellt sie auch
nicht in Frage, da sie nicht einmal diskutiert werden - der moderne
Hominist ist der Überzeugung, prinzipiell über ihnen zu stehen -,
sondern neutralisiert und unterläuft sie durch eigene 'Dogmen', die
sozusagen 'vernünftiger' erscheinen, um auf diese Weise die kirchlichen
überflüssig zu machen und sie auch leichter auf einem kalten Wege ohne
Gewaltanwendung beseitigen bzw. aus dem Bewußtsein vertreiben zu
können. Diese Methode der modernen Hoministen hat bereits in allen
Gesellschaftsschichten große Erfolge zu verzeichnen, da sie nie ohne
Überlegung angewendet wird und auch nicht ihre Zielsetzung aus den
Augen verliert. Außerdem ist der humanitär-atheistische Hominist nicht
so dumm, kirchliche Glaubenssätze "in den Bereich der Mythologie zu
verweisen", wohl wissend, daß die Mythologie eben keine Dogmen besitzt,
und weil er ja selbst 'Glaubenssätze' aufstellt, die man "dogmata
pestifera" nennt.
In einer solchen Allgemeinsituation stehen auf geistiger Ebene, was den
Kirchengläubigen in der konziliaren 'Kirche' in der Welt von heute gar
nicht mehr bewußt ist, sozusagen Dogmen gegen 'Dogmen', die zunächst
nur um ihre Vorherrschaft kämpfen. Hierbei überschneiden sich ein
Heils- und Unheilsprozeß in der sich ständig wandelnden menschlichen
Gesellschaft, da ja keine starre Größe ist. Nur blinde Konservative,
die in der Vergangenheit leben, nehmen das nicht zur Kenntnis. Darum
mißverstehen sie auch die Gegenwart und fürchten die Zukunft.
Der moderne Hominismus, der trotz seiner abartigen Religiosität bereits
auf vielen Gebieten seine Siege feiert, hat von Anfang an (nachweislich
schon im sog. Neuhumanismus des 18./19. Jahrhunderts) das Ziel
verfolgt, das Christentum zu neutralisieren und zu unterlaufen, um es
zu ersetzen, und zwar durch eine angeblich 'höhere Idee'. Der
neuzeitliche religiöse Individualismus, Subjektivismus und Liberalismus
sind nur eine Folge und ein Absud dieser Ideologie, die heute auch in
den 'Kirchen' (nicht bloß im Staate) ihre faulen Früchte als
Lebenselixier für eine "freiheitliche Gesellschaft" anbietet. Auch das
Sozialgebilde der kath. Kirche öffnete sich dem neuen Geist der
Hominismus-Ideologie im sog. Modernismus, der im Klerus seine Wurzeln
hatte (nicht jedoch in der Laienschaft) und gegen den die Päpste
bekanntlich vergeblich ankämpften, weil sie vermutlich aufgrund
mangelhafter Informationen die kirchliche Situation in concreto
verkannten bzw. nicht genau kannten. (Dies kann man auch bei einigen
Enzykliken feststellen.) Denn der klerikale und laikale
Durchschnittskatholik wußte so gut wie nichts vom Modernismus und
seiner Gefährlichkeit und war bereits mehr oder weniger der Ideologie
des modernen Hominismus verfallen.
Dies war zunächst noch kein Abfall vom christlich-religiösen Glauben,
sondern ein und nicht selten auch unbewußter Abfall von der
christlichen Religion aufgrund einer diffusen Religiosität, in der sich
Unwissenheit, Irrtum und ein Mangel an klaren religiösen Erkenntnissen
mischten. Dieser Abfall geschah nicht plötzlich, so daß davon niemand
hätte wissen können, sondern allmählich und sukzessive im Rahmen der so
leicht zerbrechlichen Einheit von christlicher Religion und Glaube. An
ihre Stelle trat dann eine andere 'Religion', in der seltsame
Gottheiten (Numina) verehrt wurden (sogar der Staat wurde vergottet),
und ein anderer 'Glaube', ein a-religiöser 'Weltanschauungsglaube'
atheistischen Charakters.
In diesem Unheilsprozeß zerbrach auch in allen europäischen Staaten die
Einheit von Christentum und Kultur. Als nach dem Zweiten Weltkrieg im
kirchlichen Bereich jahrelang in Schriften und Vorträgen das
"christliche Menschenbild" propagandistisch ausgeschlachtet, regelrecht
beschworen und darüber bis zum Überdruß geredet wurde, so, als ob es
kein anderes Thema gegeben hätte, das zu diskutieren gewesen wäre, da
hatte dieses ganze Bemühen nicht die geringsten Erfolge zu verzeichnen
und ging einfach ins Leere, weil man gleichsam die Rechnung ohne den
Wirt machte und noch niemand sein Heil in einem "Menschenbild" gesucht
hatte. Mitte der 50-er Jahre gingen nur noch naive Kirchengläubige zu
einem schlecht besuchten Vortrag eines Geistlichen über das
"christliche Menschenbild". Kaum iemand gestand sich ein, daß man damit
keine Bewußtseinsänderung herbeiführen konnte. Die religiöse Situation
blieb das, was sie war: unbestimmt, ambivalent und chaotisch. In dieser
Zeit wurde auch schon der Ruf nach einem neuen Konzil laut, der aus dem
Lager der Modernisten kam.
Der in Europa entstandene moderne Hominismus ist keine neue Religion,
wie manche meinen, sondern ein ideologischer Religionsersatz besonderer
Art aufgrund einer Auflösung und Zersetzung der christlichen Religion
in mehrfacher Hinsicht. Zudem ist er eine Spätfolge der neuzeitlichen
europäischen Aufklärung, d.h. eines blinden (weil vernunftlosen)
Rationalismus und eines- vernunftwidrigen (weil der "recta ratio"
entbehrenden) Liberalismus. Er ist, theologisch betrachtet, sowohl
theoretischer als auch praktischer "humanitärer Atheismus" und operiert
deshalb auch mit einem falschen und verlogenen Toleranz-Begriff, der
sich schon bei Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) zeigte, um sein
letztes Ziel zu verschleiern, nämlich die "tolerante Verwirklichung"
eines allgemeinen und von allen "freien Geistern" akzeptierten
Anti-theismus. Nicht zu Unrecht wurde Lessing von Nietzsche in den
Himmel gehoben.
Humanitärer Atheismus und inhumaner Antitheismus sind nicht dasselbe,
und nur auf dem ersteren beruht das europäische Neuheidentum des
modernen Hominismus, das sich sogar ein christlichen Mäntelchen
umhängt, um ihn besonders den 'lieben' Christen schmackhaft zu machen,
zumal bei diesen der "Toleranzpegel" schon mächtig angestiegen ist.
Heißt es denn nicht "liebe deinen Nächsten"? Oder "liebe deine Feinde"?
Warum bemerken es die besonders Religiösen denn nicht, was alles mit
solchen Formulierungen neutralisiert, unterlaufen und aus dem
religiösen Bewußtsein vertrieben werden soll?
Nun ist aber die Toleranz überhaupt kein positiver Begriff, sondern ein
schlechthin negativer und zwielichtiger, denn sie hat zu ihrem
eigentlichen Gegenstand die bewußte Duldung (toleratio) des moralischen
Übels, also des Bösen, des Unrechts und der Sünde. Der Mensch aber ist
weder Gott noch steht er "jenseits von Gut und Böse", sondern er ist
und bleibt dem Sittengesetz unterworfen, auch wenn es ihm nicht paßt.
Im übrigen wäre es doch wohl absurd, das Wahre, Gute und Rechte
tolerieren zu wollen. Heute ist vieles in Verwirrung geraten und sogar
zielstrebig in Verwirrung gebracht worden, was ebenfalls seine
Geschichte hat und von der viele gar nichts wissen. Vieles wird
heutzutage für neu oder für noch nie dagewesen gehalten, obwohl es
schon sehr alt ist. "Der Mensch der Gesetzlosigkeit" (2 Thess. 2,3)
wirft heute überall in der verwahrlosten Gesellschaft seine Schatten
voraus. In seinem Dunstkreis gedeiht das, was Christus als das "böse
und ehebrecherische Geschlecht" (Mt. 12,39) und der hl. Petrus als das
"verderbte Geschlecht" (Apg. 2,4o) bezeichneten. Je liberaler und
toleranter sich der a-religiöse und moralisch ungebundene Mensch als
Gesellschaftswesen aufführt, um so übler sind die Folgen, die dann alle
ins Verderben ziehen.
Es ist ein fataler Irrtum von Soziologen und Sozialpsychologen, den
modernen Hominismus nur für eine "vergröberte Form" des Humanismus (der
aus der sog. Aufklärung stammt!) zu halten und deshalb "auch dem
primitiven Menschen als Quelle weltanschaulicher Streicheleinheiten
dienend". So primitiv verhält es sich nicht. Denn schon der
"aufgeklärte Humanismus" mit seinem arroganten Humanitätsideal, der
nichts mehr mit dem spätmittelalterlichen zu tun hatte, verstand sich
als eine "höhere Stufe des Christentums" und in der Folge als
"Ersatzchristentum". Von dieser Idee waren bereits die damaligen
Rationalisten und "freien Geister" besessen und so auch der Neuhumanist
des deutschen Idealismus und preußische Staatsmann Wilhelm von Humboldt
(1767-1835). Der blutigen Französischen Revolution mit ihrer verlogenen
Parole "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" ging eine unblutige
voraus, die sich in den Köpfen der "freien Geister" oder "Freigeister"
abspielte und die man auch als eine Kulturrevolution bezeichnen kann.
Und diese erzeugte in der Folgezeit sogar einen Personenkult im
geistigen und politischen Bereich. So war z.B. der preußische König
Friedrich II. keineswegs ein "Friedrich der Große", sondern ein
"aufgekärter Despot!', wie er von Kulturhistorikern mit Recht
bezeichnet wurde. Die europäische Geistesgeschichte der Neuzeit hat
nicht den Wert, den man ihr oft beimißt.
Sowohl der elitäre als auch der vulgäre Hominismus von heute haben ihre
gemeinsame Wurzel in einem dekadenten Christentum und in der Apostasie
von der christlichen Religion. Es ist notwendig, dies deutlich zu
erkennen, um dann auch anderes nicht mißzuverstehen oder falsch zu
beurteilen, wie es oft geschieht, vor allem von Katholiken, die mit
geistigen Realitäten wenig vertraut sind und sich "eine Kirche ohne
Papst nicht vorstellen" können. Sie sehen auch nicht, welche Gefahr vom
modernen Hominismus ausgeht da sie in einem irrationalen und
a-logischen Glauben befangen sind, der die religiöse Erkenntnis
verdunkelt. Das Vatikanum 2, das nicht die Fortsetzung des
abgebrochenen Vatikanums I war, weil dieses 'Konzil' von einem
Häretiker einberufen wurde, hat diesen Unheilsprozeß, Hominismus
genannt, nicht verursacht, sondern nur beschleunigt und ihm auch gar
nichts Neues hinzugefügt, sondern ihn nur modifiziert. Wohl aber hat es
ihn 'sanktioniert' und damit eine weitere Maske fallen lassen, ohne
dies beabsichtigt zu haben. Typisch dafür war nicht die
Liturgie-Re(De)form mit ihren verheerenden Zielsetzungen, sondern das
zusammengeschusterte Dekret der Pastoralkonstitution über "Die Kirche
in der Welt von heute" mit seiner falschen Prophetie. Es war gerade für
kath. Gläubige mit ihrem irrigen Glauben "an die Kirche" bezeichnend,
daß sie sich mit diesem Dekret überhaupt nicht befaßten, obwohl es
mancherorts helle Empörung ausgelöst hatte, sogar bei einigen
Nicht-Katholiken. Das Gift des modernen Hominismus hatte eben auch bei
den sog. kirchentreuen Katholiken, die in ihrem Gesinnungsglauben die
Mitmenschlichkeit über die Wahrheit stellten, seine Wirkung getan. Das
Wort von den "getrennten Brüdern", die doch nur "Andersgläubige" sind
(sein sollten), war ihnen schon tief ins Bewußtsein eingedrungen.
Beispiele dieser Art, die ein dekadentes Christentum indizieren, lassen
sich beliebig vermehren. Auch auf religiösem Gebiet war schon lange ein
kritischer Realismus Mangelware und wurde sogar in die Ecke des
Unglaubens gestellt. Zugleich aber wurde die christliche Religion
emotionalisiert und banalisiert ("Allerwelts-Christentum"). Indessen
ist es falsch, ungerecht und unwahr, der katholischen und apostolischen
Ecclesia Romana den modernen Hominismus in die Schuhe zu schieben oder
ihr anzulasten. Offensichtlich verwechselt man diese Kirche, die zu
einer Diaspora-Kirche geworden ist, aus einem betrüblichen Mangel an
Wissen mit der 'römischen Konzils-Kirche'.
Jeder orthodoxe Katholik, dessen Denken, Sinnen und Trachten fest in
der christlichen Religion verankert war, wußte, daß es überhaupt keiner
neuen "Pastoralkonstitution" bedurfte, um den sich überall
ausbreitenden Atheismus in seinen verschiedenen Formen zu bewältigen,
d.h. zu überwinden, und daß "die Kirche in der Welt von heute" auch
keine andere war als die von gestern, sowohl im Guten als auch im
Schlechten. Darum war es auch schlechthin absurd und nur ein Beweis für
Geistesirre, als das 'Konzil' die Theologen in diesem Dekret
aufforderte: "In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen
Prinzipien, sondern auch die Ergebnisse der profanen Wissenschaften,
vor allem der Psychologie und der Soziologie, wirklich beachtet und
angewendet werden, so daß auch die Laien (!) zu einem reineren und
reiferen Glaubensleben (!!) kommen" (Nr. 62). Außerdem wurde u.a. die
Unwahrheit verkündet: "Wenn die Kirche auch den Atheismus eindeutig
verwirft, so bekennt sie doch aufrichtig, daß alle Menschen, Glaubende
und Nichtglaubende (!), zum richtigen Aufbau der Welt, in der sie
gemeinsam leben, zusammenarbeiten müssen. Das kann gewiß nicht
geschehen ohne einen aufrichtigen und klugen Dialog. Deshalb beklagt
sie die Diskriminierung zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden (...).
Die Atheisten aber lädt sie schlicht ein, das Evangelium Christi
unbefangen zu würdiger" (Nr. 21). Auch die Konfusität in solchen
Aussagen war beabsichtigt, um die Gläubigen zu täuschen und auf Irrwege
zu führen. Indessen wußte selbst der naivste Katholik und
Christgläubige: mit Feinden Christi und Seiner Kirche führt man keinen
Dialog! Im übrigen ist so etwas auch prinzipiell unmöglich, falls noch
gewußt wird, was ein Dialog ist.
Das Vatikanum 2 wird als das Pastoralkonzil eines verwirrenden Geredes
und großen Geschwätzes in die Geschichte eingehen. Dies alles erinnert
uns an das Wort Christi: "Ihr Natternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden,
da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der
gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor; der böse Mensch
bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Ich aber sage euch: Über
jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, haben sie am Tage des
Gerichtes Rechenschaft zu geben" (Mt. 12,34-36).
Der "freie Geist" oder "Freigeist" des modernen Hominismus, der
ebenfalls viel redet, aber wenig weiß, und der in seiner A-Religiosität
ein humanitärer Atheist ist, wird sich vermutlich wundern, wenn er
einmal und unausweichlich zur Rechenschaft gezogen wird. Dafür sorgt
schon der Tod, dem alle verfallen sind und der eine reale Folge der
Erbsünde ist (auch wenn man das nicht glaubt). "Wo ist der Mensch, der
da lebt und den Tod nicht schaut?" (Ps 89,49) Es ist nun einmal "dem
Menschen" und darum allen Menschen "bestimmt, einmal zu sterben und
daraufhin (endgültig) gerichtet zu werden" (Hebr. 9,27). "Das Gesetz
dieser Welt ist - sterben" (Jesus Sirach 14,17). Der moderne Hominist
hingegen und insbesondere der vulgäre von heute aber möchte immer nur
leben und viel erleben, aber möglichst wenig arbeiten, um sich einen
Freiraum für den Hedonismus zu verschaffen, d.h. für jegliche
Luststeigerung , mag sie auch noch so primitiv sein. Er sucht nicht die
Freude, sondern das Vergnügen, den Spaß und den geilen Genuß. Das
einzige, was er fürchtet, ist die Langeweile und die
Einschränkungseiner Freiheit (Handlungsfreiheit). Es ist deshalb auch
leicht verständlich, daß und warum der elitäre Hominist den vulgären
verachtet, obwohl beide Atheisten sind. Dennoch aber scheut sich der
elitäre nicht, den vulgären als Mittel zum Zweck zu gebrauchen.
Schließlich sei noch eigens darauf hingewiesen, daß der moderne
Hominismus keine "Diesseitigkeitsreligion" ist, sondern nur eine, das
Wesen des Menschen gründlich verkennende Diesseits-Ideologie. Denn
jeder echten Religion, die aber dennoch nicht notwendig eine wahre zu
sein braucht, ist es eigentümlich, das Diesseitige als etwas
Endgültiges nun gerade zu verneinen. Jeder vernünftige Mensch weiß, daß
es für den Menschen weder "ein Paradies auf Erden" noch ein irdisches
"Reich der Freiheit" gibt. Aber nicht alle wissen, warum das so ist und
auch nicht anders sein kann. Darum fallen ja so viele auf Ideologien
herein und insbesondere dann, wenn sie sich als ein Religionsersatz
anbieten. Auch das Christentum kann durch eine Ideologie ersetzt
werden. Beispiele dafür gibt es genug, und zwar sowohl blutige als auch
unblutige.
Der moderne Hominismus entstand und entsteht immer wieder aus einem
Abfall von der christlichen Religion. Er ergreift alle, die nicht mehr
auf ihren Fundamenten stehen oder ihr trickreich entfremdet werden, was
heute auch von Seiten der sog. 'Kirchen' geschieht. Das wollen viele,
die sich für religiös halten oder für als religiös gebunden fühlen,
nicht wahr haben. Warum? Nun, weil sie nachweislich nicht mehr wissen
und auch nicht intellektiv erfassen, was christliche Religion ist und
daß Christentum und Kirche eben nicht identisch sind, da es sich um
zwei verschiedene Sachverhalte handelt, die aber wiederum nicht
getrennt werden können. Im übrigen trat, wie bekannt sein sollte, eine
Entfremdung von der christlichen Religion auch dadurch ein, daß
kirchliche Obskuranten, die sich für Christen ausgaben, aus dem
Christentum eine Ideologie machten. Doch das ist ein anderes Kapitel. -
Der moderne Hominismus hat viele Gesichter, aber nur eine Fratze,
nämlich den humanitären Atheismus, der in ihm zum Ausdruck kommt. Es
ist mehr als bedauerlich, wenn diese Fratze nicht gesehen wird. Weiß
man denn nicht mehr, was das heißt, daß Satan sogar die Gestalt eines
"Engel des Lichtes" annehmen kann und "reden wie ein Lamm"?!
|