Verlangen
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Annemarie Leutenbauer
Willst Du Dich mir schon geben, Geliebter, so gib Dich mir ganz ..
Nicht länger will halb berauscht ich einherzieh'n, da mir
nur Tropfen zuteil geworden aus Deinem Kelch ...
Nun kann ich nicht mehr.
Ich ertrag' es nicht, Deine ausgebreiteten Hände zu seh'n,
die nur von fern zur Umarmung mich rufen;
noch Deiner höchsten Gipfel Abglanz mit einem Beben
des Verlangens in den tiefen Wassern meiner Seele.
Noch Deiner Augen Art, mich anzuschauen in der Nacht,
auftauchend und wieder verschwindend.
Willst Du Dich mir schon geben, Geliebter, so gib Dich mir ganz ..
Ich halte nicht länger mehr stand, weder der Suche, noch
der Erwartung. Deine Spuren haben krank mich gemacht vor Liebe.
Nicht um Spiegelungen des Himmels ist mir zu tun, sondern
um den ganzen Himmel. Noch um die wohltuende Herberge unterwegs,
sondern um den Herrn des endgültigen Hauses, das ich am Ende
erspähe...
Nichts will ich weiter und abermals nichts;
von Anfang an bin ich an jener Stelle des Wegs, wo es
nichts zu begehren gibt als Dich allein ...
Nichts andres, o Vater, will mir als Bettlerin frommen
als Deine ganze Schönheit; denn, läßt auf die Welt alle Tage
sie regnen die Perlen aus ihrer überströmenden Fülle, so verletzt
mich ein jeder von diesen Tropfen ...
Mich selbst ja schon ließest Du werden zu einer ungeheueren
Wunde Deines Verlangens, einem Seufzer aus Dir, der da zieht
seines Weges voll Sehnsucht, zurückgeatmet zu werden in Dich!
Ermatte nicht länger, noch laß mich ermatten ...
Gib auf einmal Dich mir, Geliebter, und ganz!