OFFENER BRIEF
Gauting, 10. Oktober 1994
Sehr geehrter Herr Dr. Heller!
Ich möchte ganz kurz zu dem Vorwurf, den Sie wiederholt Abbé Raphael Cloquell machen, Stellung nehmen.
Abbé Raphael Cloquell ist mir seit mehreren Jahren gut bekannt. Ich
habe immer seine Offenheit und Ehrlichkeit besonders geschätzt. Die
Erhabenheit seines Berufes ist ihm so bewußt, daß, wenn er je den
geringsten Zweifel an der Gültigkeit seiner Weihe gehabt hätte, er von
sich aus schon vor Jahren sich hätte sub-conditione nachweihen lassen.
Ich glaube Sie täten gut daran dieses Problem, mit dem Sie die Lücken
in der "EINSICHT" zwecklos ausfüllen, endlich fallen zu lassen.
Im Übrigen haben Sie, Herr Dr. Heller, weder den Auftrag, noch die
Autorität von irgendeiner höheren Instanz zu verlangen über persönliche
Angelegenheiten informiert zu werden. Ihre Ratschläge und Warnungen
können Sie sich schenken! Diese wenigen Zeilen dürfen Sie gerne in der
"EINSICHT" veröffentlichen, und ich bitte Sie sogar darum.
gez.: Gladys Resch
* * *
Sehr verehrte Frau Resch,
gerne komme ich Ihrem Wunsch nach Veröffentlichung Ihres Briefes nach.
Gestatten Sie deshalb, daß ich Ihnen auch öffentlich antworte, zumal es
sich in der Sache ja auch um eine öffentliche Angelegenheit handelt.
Auch wenn mir Abbé Cloquell nicht persönlich bekannt ist - er hat sich
bis jetzt einer solchen Möglichkeit des Verkehrs entzogen -, ist mir
doch über ihn von mehreren Seiten übereinstimmend fol-gendes berichtet
worden. Es soll nicht stimmen, daß Cloquell nie Zweifel an seiner
Priesterweihe durch den Sektierer Laborie, dessen 'Sukzession' u.a.
auch auf der 'Weihe' durch einen reformierten Pastor und auf der durch
Herrn Thukdual von der keltischen 'Kirche' basiert, gehabt hat.
Als er vor etlichen Jahren nach München kam (auf Vermittlung bzw.
Empfehlung von Frau Hagen), soll er Bischof Storck gefragt haben, ob
eine Sub-conditione-Priesterweihe nötig sei. Mgr. Storck hat dies
verneint - sicherlich in Unkenntnis des komplexen Sachverhaltes. (Die
Probleme, die bezüglich der Sukzession und des sektiererischen Status
von Laborie aufgetaucht sind, haben wir minutiös recherchiert und
dezidiert in der EINSICHT vom Juli 94, S.45 ff., dargestellt.)
Mit den jetzt bekannten Zusammenhängen bezüglich des kirchlichen Status
und der Ungesichertheit der Weihen durch Laborie konfrontiert, reagiert
Cloquell typisch arrogant klerikalistisch. Er verhält sich in einer
Weise - besonders auch gegenüber seinen Konfratres! -, die der von
Ihnen behaupteten "Erhabenheit seines Berufes", die ihm nicht einmal
bewußt sein dürfte, völlig widerspricht!!! Denn bis jetzt tut Cloquell
so, als ob alles in Ordnung sei. Er zeigt überhaupt kein Interesse in
einer Angelegenheit, die nicht nur ihn unmittelbar betrifft, sondern
auch die elementarsten Interessen der Gläubigen tangiert: sie haben die
berechtigte Forderung, gültige Sakramente von einem katholischen
Priester - und nicht von einem Sektierer! - zu empfangen. Genau aber
das ist nicht gesichert. Und Cloquell denkt nicht an eine Klärung! Eine
von ihm seinen Konfratres versprochene Rekonziliation hat er bis heute
nicht geleistet. (Diese Absicht beweist jedoch zumindest, daß er selbst
vehemente Zweifel an seinem kirchlichen Status hat.)
Deshalb sehe ich es weiterhin als meine Pflicht an, den Gläubigen zu
empfehlen, seine gottesdienstlichen Veranstaltungen zu meiden, solange
nicht
a)die Hintergründe seiner Weihe,
b)sein kirchlicher Status geklärt, und er sich nicht gegebenenfalls salviert hat.
Wenn nun Sie, verehrte Frau Resch, in Kenntnis dieser Sachlage
weiterhin die gottesdienstlichen Veranstaltungen von Abbé Cloquell
besuchen, dann machen Sie sich mitschuldig an seinen Verge-hen. (N.b.
das Problem Cloquell beschäftigt uns - und damit meine ich nicht die
EINSICHT, son-dern die katholischen Gemeinden vornehmlich in Süd- und
Südwestdeutschland - solange, bis der Fall gelöst ist! - Die mir bisher
unter der Hand als 'Beweise' vorgetragenen Argumente und Belege für die
Gültigkeit sind weiterhin höchst unzureichend!)
Was Sie im nächsten Abschnitt schreiben, sehr verehrte Frau Resch,
zeigt, daß Sie die Angelegenheit Cloquell völlig falsch einordnen...
und daß Ihr Wissen um die Relevanz kirchlicher Vorgänge große Defizite
aufweist. Kirchliche Angelegenheiten sind stets auch von öffentlichem
Interesse! Es handelt sich in dieser Sache keineswegs um eine
persönliche Angelegenheit des Abbé Cloquell - eine solche wäre mir in
der Tat weitgehend egal -, sondern um einen Fall von außerordentlichem,
kirchlichem und deshalb öffentlichem Interesse. Jeder katholische
Christ ist deshalb aufgefordert, an dessen Klärung mitzuwirken. Wenn
Sie, verehrte Frau Resch, und Ihre Umgebung nicht ausdrücklich
erklären, daß Sie alle Herrn Cloquell nur als Religionsdiener zur
Befriedigung Ihrer bloß persönlichen religiösen Bedürfnisse und Gefühle
ansehen, daß Sie also Sektierer sein wollen, sondern Wert darauf legen,
weiterhin als katholische Christen ernst genommen zu werden, dann ist
es auch Ihre Pflicht, Ihren in der Tat vorhandenen Einfluß auf Cloquell
dahin gehend geltend zu machen, daß der "Fall Cloquell" bald zu den
berühmten Akten gelegt werden kann.
Aber ach! Stimmt es vielleicht doch, daß Sie es waren, der diesen Abbé
(der, als er Econe verließ, kaum damit begonnen hatte, eigentliche
Theologie zu studieren, der von Mgr. Storck letztlich wegen geistiger
Trägheit und Faulheit wieder davongeschickt worden war), wieder nach
München zurückholten - gegen die Bestimmung des von Ihnen als Autorität
anerkannten Bischofs Storck?
Mir scheint, Sie und Ihre 'sauberen' Mitstreiter haben ein tolles
Talent im Anhäufen von Skandalen: Kaum war Herr Roux, dessen Unterlagen
doch von einem Priester Ihres Vertrauens angeblich geprüft waren (!)
und der Marmodée schismatisch (!) zum Abt 'weihen' sollte - gegen den
Willen der Mehrheit seiner Mitbrüder (!) -, als Betrüger entlarvt
worden, gab Abbé Marmodée sein priesterliches Amt auf, woraufhin Ihre
Gruppe nichts Eiligers zu tun hatte, zusammen mit Cloquell das Komplott
für die Protektion des ehemals storckschen Anwesens durch den
inzwischen als Vielleicht-Bischof entlarvten Häretiker Oravec
vorzubereiten und diesen Ignoranten als Richter über die von Mgr.
Storck vertretene philosophische und theologische Ausrichtung zu
berufen, (ich hatte diesen Vorgang schon früher als Hochverrat an
Bischof Storcks geistigem Erbe bezeichnet), um neuerdings Rev. Fr.
Courtney Edward Krier (der im Gegensatz zu Ihrem Kandidaten arbeitet)
aus dem Seminar-Verein herauszuwerfen. Und nun halten Sie mit
aller Gewalt an Herrn Cloquell als angeblich katholischem Priester
fest, obwohl öffentlich dargelegt wurde, daß dessen Weihen und dessen
Status problematisch sind, nachdem Cloquell eine informelle Klärung
abgelehnt hatte bzw. sich immer noch weigert, eine Klärung selbst im
Kreise seiner Konfratres vorzunehmen!
Mit freundlichen Grüßen
Eberhard Heller
* *** *
Aus einem Leserbrief an die Redaktion
Da Sie Ihre Äußerungen, wie u.a. die blasphemische Beleidigung der
allerheiligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria im EINSICHT-Heft vom
Dezember 1993, S. 109 (gemeint: der Vergleich Leon Bloys zwischen der
Gottesmutter und einer sich verweigernden sog. 'Bürgerstochter', Anm.d.
Red.), nicht widerrufen und sich davon nicht losgesagt haben, können
Sie, Herr Dr. Heller, Ihre EINSICHT in Zukunft behalten bzw. ärgern Sie
mich nicht mehr mit der Zusendung jenes Heftes. Möge der Hl. Geist sie
alle erleuchten und zur Umkehr bewegen!
den 12.10.94B.G. aus L.
***
Kurze Anmerkung der Redaktion:
Obige Zeilen zeigen deutlich, in welch dramatischer Situation wir uns
inzwischen schon befinden und mit welchen Problemen wir uns
demnächst zusätzlich befassen müssen: In völligem Unverständnis der
umfassenden Wahrheit polemisiert jemand gegen einen der großen
Marienverehrer der Neuzeit, der u.a. den Erscheinungsort der Mutter
Gottes in La Salette durch seine Schriften bekannt gemacht hat, aus
Angst, daß das, was er unter tradiertem Glauben versteht, angetastet
werden könnte. G. Bernanos hat einmal sinngemäß gesagt, daß er
demnächst eine Verfolgung der wahrhaft Gläubigen durch solche Verirrten
erwarte, die noch vermeinen, damit dem Herrn einen großen Dienst zu
erweisen. Solche Bemerkungen wie die obige können einen nur traurig
stimmen!
E.Heller |