Vom langsamen Aufstieg zu Dir
von
Gloria Riestra De Wolff
übersetzt von Annemarie Leutenbauer
Weil Du es so wolltest, Vater, ist mein Leben
ein langsamer Tod ...
Ein empfundener Tod, eine bewußte Zerstörung ...
In der Blüte meines von Schmerz gewelkten Fleisches
eine Verwüstung zu früh einbrechenden Winters ...
Alle Tage, das weiß ich, sterbe ich ein klein wenig ...
Doch ich umarme den Tod.
In dem Maße, wie ich verschwinde, erstrahlt
Dein Angesicht vor dem meinen ...
Dieses Sterben heißt: es wird Tag.
Heißt: wissentlich hinter sich lassen die Nacht des
Lebens; aufsteigen in Deine Gegenwart mit diesen bewußten
Schritten zu Dir...
Mit jeder Stunde meiner Zerstörung ...
Sagen, "ich gehe zum Vater" und fühlen, daß es so ist,
daß ich schon fast in Dir bin, daß Du mich schon aufnimmst
in Deine Umarmung ...
Daß von der Erde und mir Du allmählich mich
lösest,
mit dem höchsten Glück dieses totalen und langsamen
Opfers ...
Ich sterbe zu Deiner Ehre dahin,
und so will ich es auch,
für alles, was fern von Dir stirbt,
in Demut; doch vollkommen sei meine Gabe ...
In dem Maße, wie ich vergehe, steigt meine Anbetung
auf zur Vollendung
jetzt noch mit Worten,
dann im Schweigen lobpreisenden Jubels,
den bringen Dir soll meine sterbliche Hülle ...