Über die geistliche Vollkommenheit
von
Diadochus von Photike
(Mitte des 5. Jahrhunderts)
Die Wissenschaft ist die Frucht des Gebetes und eines tiefen Friedens
in vollkommener Abwesenheit von Unruhe. Die Weisheit ist die Frucht
demütiger Betrachtung des göttlichen Wortes und vor allem der Gnade,
die Christus, der Gnadenbringer, schenkt. Wir erkennen, ohne Gefahr zu
irren, die Echtheit des Gotteswortes, wenn wir die Gebetsstunde
heiligen und schweigen, frei von Sorgen und von einer lebendigen
Erinnerung an Gott erfüllt sind.
Versenkt euch in das weite Meer des Glaubens, dessen Wogen rauschen;
betrachtet es aber auch in der ruhigen Windstille. Der Abgrund des
Glaubens ist wie der Strom des Vergessens, auf dem man seine Sünden
vergißt und keine Störung durch unangebrachte Gedanken zuläßt. Wenn wir
uns durch inbrünstige Gebete reinigen, dann erreichen wir das erstrebte
Ziel und erfahren es mit der Gnade Gottes vollkommen. Der Gotteskämpfer
muß beständig seinen Verstand wachhalten, damit sein Geist die
Gedanken, die ihn bewegen, unterscheidet. Die guten von Gott
eingegebenen hält er in der Schatzkammer des Gedächnisses fest; die
schlechten und teuflischen aber jagt er hinaus. Sehr selten sind
diejenigen, die ihre eigenen Niederlagen klar erkennend trotzdem ihren
Geist nie von der Gegenwart Gottes losreißen lassen.
Wenn nicht der Heilige Geist mit seiner Kraft die Schatzkammern
unseres Gemütes erfüllt, können wir nicht mit unserer ganzen Anlage in
einem unsagbaren Empfinden davon kosten. Der innere Sinn ist der
sichere Genuß des durch den Verstand klar erkannten Gegenstandes. Wenn
unser Geist anfängt, die Tröstung des Heiligen Geistes zu spüren, dann
kommt auch der Teufel im Laufe der Nachtruhe, und gerade in dem
Augenbick, in dem sich ein leichter Schlummer über uns legt, und
erfüllt die Seele mit dem falschem Gefühl des Glückes. Wenn dann der
Verstand sich energisch gesammelt hat und durch eine inbrünstige
Vergegenwärtigung des heiligen Namens Jesu sich mit die-sem heiligen
und glorreichen Namen eine Waffe gegen diese Täuschungen geschmiedet
hat, zieht sich der Urheber dieser Trugbilder zurück, um dann einen
offenen Kampf gegen die Seele aufzunehmen. Der Verstand hat aber
dadurch den Betrug des Teufels erkannt und in Erfahrung zur
Unterscheidung der Geister, ohne es besonders zu spüren, Fortschritte
gemacht.
(aus "Kleine Philokalie - Belehrungen der Mönchsväter der Ostkirche über das Gebet" Einsiedeln Zürich Köln 1956, S. 48 f.)
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H.H. Pfarrer Franz Michael Pniok ist tot
Am 27. November 1994, dem 1. Adventssonntag, verstarb im hohen Alter
von 88 Jahren H.H. Pfarrer Franz Michael Pniok in dem Schwesternhaus
"St. Maria" von Mallersdorf (wohin er krankheitshalber im Sommer dieses
Jahres eingeliefert werden mußte) - versehen mit den Sakramenten der
hl. Kirche, die ihm noch in der Vorwoche H.H.Kaplan Rissling gespendet
hatte. H.H. Pfarrer Pniok, geboren am 6.September 1906, war am 29. Juni
1936 zum Priester geweiht worden. Am Fest der Apostel Petrus und Paulus
im Jahre 1986 konnte er das Goldene Priesterjubiläum feiern.
Sofort nach dem 'Verbot' der hl. Messe (zu Beginn der Fastenzeit 1976)
hatte Pfr. Pniok das vom Freundeskreis des Convents Pius VI.
eingerichtete Meßzentrum St. Michael in München übernommen und dort bis
zum Sommer diesen Jahres ununterbrochen die hl. Messe gefeiert und die
Seelsorge ausgeübt. R.i.p. (Ein ausführlicher Nachruf erscheint im
nächsten Heft der EINSICHT.)
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In Erinnerung an S.E. Erzbischof Pierre Martin Ngô-dinh-Thuc:
Am 13. Dezember jährt sich der Tag, an dem vor 10 Jahren in Chartage /
U.S.A. Mgr. Ngô-dinh-Thuc verstarb. Durch seine "Declaratio" vom
25.2.1982 über die Sedisvakanz des päpstlichen Stuhles - von Pfr.
Pniok in deutscher Sprache vorgetragen - hatte er eine unübersehbare
"Trennlinie" zu den Reformern gezogen.
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