"DIE SÖHNE DES BUNDES"
- EINIGE ANMERKUNGEN ZU DEM ORDEN DES B'NAI B'RITH -
nach der Rezension von Abbé Nitoglia (in: SODALITIUM 1994)
übersetzt von Eugen Golla
VORBEMERKUNGEN DER REDAKTION
Die weitergehenden Ökumenebestrebungen der Konzils-'Kirche' seit dem
II. Vatikanum, in die neben der Orthodoxie nicht nur die christlichen
Sekten, sondern vornehmlich auch die beiden anderen großen
Offenbarungsreligionen, das Judentum und der Islam, einbezogen worden
sind, haben teilweise auch vehemente Rückwirkungen auf die
Konzils-'Kirche' gehabt. So spielt bereits der Einfluß jüdischer
Vorstellungen im Leben dieser Konzils-'Kirche' eine große Rolle. Man
kann sogar sagen, daß erst diese 'Öffnung' der Konzils-'Kirche' dem
Judentum umgekehrt die Möglichkeit bot, seine Ideen und Forderungen ihr
gegenüber geltend zu machen und auch durchzusetzen. Man denke nur an
die Reformen der Karfreitagsliturgie schon unter Johannes XXIII., die
n.b. die Schuldfrage der Juden am Kreuzestod Christi tangieren, oder
die Verlegung des Ausschwitzer Sühneklosters, um zu ahnen, welcher
Preis für diesen jüdisch-'christlichen' Dialog von der Konzils-'Kirche'
bezahlt wird. Um so interessanter finde ich es, wenn endlich
Informationen über die größte jüdische Organisation vorgelegt werden
können, den B'nai B'rith, der gemäß der "Encyclopedia Judaica" (1970)
die älteste und größte jüdische Organisation mit etwa 500.000
Mitgliedern ist, die in Logen und Kapiteln in 45 Ländern organisiert
sind. Über diese Organisation und ihre Ziele gab es bisher wenig
zuverlässige Nachrichten.
Die nachfolgenden Ausführungen sind nur als Notizen zu verstehen. Sie
basieren auf Abbé Nitoglias Besprechung von Emanuel Ratiers Abhandlung
über "Die Mysterien und Geheimnisse des B'nai B'rith - Die wichtigste
jüdische internationale Organisation" (in SODALITIUM). Die Rezension
wurde von Herrn Eugen Golla übersetzt und von der Redaktion
zusammengefaßt und umgearbeitet.
Eberhard Heller
* * *
DIE GRÜNDUNG
Der B'nai B'rith wurde im Café Sinsheimer in der Wall Street / New York
am 13. Oktober 1843 gegründet. Er zählt heute zu einer der ältesten
noch immer bestehenden Vereinigungen Amerikas. Der Orden war allein für
Juden reserviert. Weil die deutsch-stämmigen Gründer nur deutsch oder
jiddisch sprachen, erhielt die neu gegründete Vereinigung zunächst den
Namen "Bundes-Brüder". Die Mitglieder entschlossen sich jedoch später,
den Namen der Vereinigung zu ändern, da sie meinten, ein rein jüdischer
Orden solle auch einen jüdischen Namen tragen. So behielten sie die
Anfangsbuchstaben B.B. bei, änderten aber den Ordensnamen in "B'nai
B'rith" ("Söhne des Bundes") um. Der B'nai B'rith hat selbst einmal
bekannt, daß wenigstens vier seiner Gründer Freimaurer waren. Einer der
Mitbegründer, Henry Jones, zugleich einer der einflußreichsten und
wichtigsten jüdischen Vorsteher, warb um Mitglieder in der Synagoge.
Der Wahlspruch des Ordens war: "Wohlwollen, brüderliche Liebe und
Harmonie". Deshalb wurde als Symbol der "Menorah", der "Siebenarmige
Leuchter" gewählt, der eben die Erleuchtung der Ordensmitglieder
symbolisieren sollte. (N.b. es wäre vielleicht interessant zu prüfen,
ob und welche Verbindungen zum Illuminatenorden bestanden haben.
Zumindest weist der Leuchter als Symbol auf die "Illumination" hin.)
DIE BILDUNG VON KADERN - ZENTRALE STEUERUNG
Für Henry Jones stand bei der Gründung der B'nai B'rith die Idee im
Vordergrund, zum einen ein Instrument zu schaffen für die Vereinigung
der in Glaubensfragen völlig zerstrittenen amerikanischen Juden (um
ihnen mehr Geltung zu verschaffen) und zum anderen das Einleben der
zahlreichen jüdischen Einwanderer in Amerika zu erleichtern: Der B'nai
B'rith sollte bei der Beschaffung von Arbeitsplätzen und Unterkünften
behilflich sein, um so ihren Lebensunterhalt zu garantieren. Jones
wußte die religiösen Grundätze des Judaismus mit den Prinzipien der
Freimaurer zu verknüpfen. Sein Ziel war es, aus den Emigranten Kader
und die unentbehrlichen Eliten zu schmieden für die Rolle, welche der
Judaismus, insbesondere die amerikanischen Juden in der Welt spielen
sollten: 'Priester der Humanität' zu sein, die dem Orden zu seinen
Diensten stehen sollten. Da die Synagoge, die in Amerika zutiefst
zerstritten war, dazu nicht imstande war, mußte also der B'nai B'rith
eingreifen, um das wieder zu vereinigen, was durch unnötige Dispute der
Synagoge gespalten war. Der B.B. sollte also erzieherisch auf die
amerikanischen Juden einwirken, um sie zu dem Rang zu erheben, der
ihnen nach den Ideen seiner Gründer zukommen sollte: Leuchtturm der
Humanität zu sein! (Hier spiegelt sich die Idee des auserwählten Volkes
wider, wenn auch verzerrt bzw. verfälscht.)
Der B'nai B'rith hatte somit eine doppelte Funktion:
a) eine Bastion gegen die Säkularisation und den Verlust der jüdischen Identität zu bilden und
b) gleichzeitig die Gefahren einer Spaltung durch theologische Disputationen zu vermeiden.
Um diese Vereinigung der Juden zu begünstigen, verfuhr der B'nai B'rith
nach den Methoden der Freimaurerei: alle theologischen Strömungen, alle
Parteien wurden als gleichberechtigt angesehen und dem B'nai B'rith
einverleibt. Der Orden wurde so zum Sammelbecken divergierender
Gruppierungen und stand zugleich über ihnen. Er wurde so das Zentrum
sämtlicher jüdischer Angelegenheiten Amerikas und der Treffpunkt
liberaler und orthodoxer Juden.
POLITISCHE AKTIONEN DES B'NAI B'RITH
Der Orden der B'nai B'rith wuchs schnell und gewann auch außerhalb der
jüdischen Gemeinden bald an politischem Einfluß. Zum Schutz
jüdischer Minoritäten übte er über den Kanal der amerikanischen
Diplomatie einen enormen Druck aus zugunsten der in Rußland, Rumänien
und in Deutschland u.s.w. verfolgten Juden. Zum Beispiel verfaßte 1903
Präsident Roosevelt zusammen mit dem B'nai B'rith (B.B.) einen
Protestbrief an den Zaren von Rußland, um die russischen Pogrome zu
verurteilen. Die in dem durch den Staatssekretär übersandten Brief
enthaltenen Forderungen wurden vom Zaren abgelehnt, der sich im
Gegenteil - weil er sah, daß die Juden an der Spitze der russischen
revolutionären Bewegung standen - entschloß, die ausländischen Juden
einer speziellen Paßordnung zu unterwerfen, um sie besser überwachen zu
können. Amerika übte von neuem diplomatischen Druck auf den Zaren aus.
Aber Nikolaus II. weigerte sich nochmals, die jüdischen Proteste
anzunehmen. Der Groß-Präsident des B.B. dieser Epoche, Krans, schrieb,
daß eines der Mitglieder des B.B. anläßlich dieser Weigerung erklärt
haben soll: "Wenn der Zar unserem Volke nicht die erwünschte Freiheit
gewähren wird, wird eine Revolution in Rußland ausbrechen, durch welche
diese Rechte dann gewährt werden." - Voraussage oder Drohung? - Auf
jeden Fall wurde die Russische Revolution von 1917 von den
russisch-jüdischen Gemeinden unterstützt - sieht man einmal ab von den
Gefahren einer eventuellen Assimilation der Juden im kommunistischen
Staat und der Beeinträchtigung ihrer religiösen Praxis. Außer diesen
zwei Punkten findet man in der Presse des B'nai B'rith dieser Epoche
keine Verurteilung der kommunistischen Ideologie oder des Regimes.
DER EINFLUSS DES B'NAI B'RITH AUF STAAT UND KIRCHE
1.) STAAT: In den USA durchlaufen die Feldzüge der Präsidentenwahlen
unvermeidlich die Versammlungen des B'nai B'rith , wo die Kandidaten,
sowohl die der Republikaner als auch die der Demokraten ihre Zusage für
die Unterstützung Israels vorbringen (dürfen). So war z.B. 1953
Vizepräsident Nixon der Hauptredner auf dem Bankett des Konvents des
B'nai B'rith. Präsident Eisenhower sandte an die Loge eine warmherzige
Botschaft der Ermutigung. Eisenhower nahm auch teil an dem Bankett
anläßlich des 40. Jahrestages der Gründung der A.D.L. (der
"Anti-Diffarmation League" of B.B.), des bewaffneten Arms des B'nai
B'rith. Ebenso kam 1963 als Ehrengast Präsident Kennedy zur
50-Jahr-Feier des A.D.L. Einige Monate später wurde der neue Präsident
Lyndon Johnson ebenfalls vom Orden eingeladen.
2.) KIRCHE: Durch die Vermittlung des Jules Isaac traf der Präsident
des B'nai B'rith, Label Katz, im Januar 1960 in einer Privataudienz mit
Johannes XXIII. zusammen. Auf Betreiben von Jules Isaac (Mitglied des
B.B.) spielte der Orden außerdem eine entscheidende Rolle bei der
Vor-bereitung und der Abfassung des vatikanischen Dokumentes "Nostra
Aetate". Dies wird durch folgende Episode bestätigt. Am 16. Nov. 1991
erhielt 'Kard.' Albert Decourtray den internationalen Preis für
hervorragende humanitäre Aktivitäten im XIX. Distrikt - d.i. Europa -
des B'nai B'rith. Während der Festrede anläßlich der Verleihung der
Medaille an Decourtray machte der Präsident des französischen B'nai
B'rith eine sehr interessante Bemerkung bezüglich der sich
entwickelnden Beziehungen zwischen den Juden und dem Vatikan: [Es] "kam
Jules Isaac, ein B'nai B'rith'er. Sei-ne Zusammenkunft mit Johannes
XXIII. brach das Eis. Isaac konnte seine Forderungen auf dem Vatikanum
II, durch 'Nostra Aetate', durch die konziliaren Richtlinien, die es
auf das Auslöschen sämtlicher antijüdischen Begriffe in der Katechese
und in der Liturgie abgesehen hatten, durchsetzen." - Die ausgesprochen
freundliche Haltung Kardinal Beas gegenüber den Juden brachte ihm u.a.
den Vorwurf ein, die Interessen der B'nai B'rith zu vertreten. Gewisse
Autoren wie Leon de Poncins klagten Bea an, jüdischer Abstammung zu
sein - er hätte Beja oder Behar geheißen - und hätte während des
Konzils als Geheimagent des B'nai B'rith gewirkt.
DER B'NAI B'RITH BEWIRKT DIE ANERKENNUNG ISRAELS
Es steht fest, daß es der B'nai B'rith war, der die Anerkennung des
Staates Israel (de facto) über Präsident Truman erreichte, der zunächst
ein Gegner einer schnellen Anerkennung Israels war und wegen seiner
"Verzögerungstaktik" von den leitenden Zionisten als Verräter
diffarmiert wurde. Deshalb wurde keiner der zionistischen Führer im
Weißen Haus empfangen... außer Frank Goldman, der Präsident des B'nai
B'rith, der indessen auch keinen Erfolg hatte, den Präsidenten
umzustimmen. Darum rief Goldman den Advokaten Granoff an, den Berater
Jacobsons, der ein persönlicher Freund Trumans war. Jacobson, ein
Mitglied des B'nai B'rith, aber kein Zionist, schickte ein Telegramm an
seinen Freund Truman mit der Bitte, Weizmann, den Präsidenten des
Weltkongresses der Zionisten, zu empfangen. Das Telegramm blieb
unbeantwortet, und Jacobson bat daher um eine persönliche Zusammenkunft
mit Truman im Weißen Haus. Der Präsident benachrichtigte ihn, daß er
sich freue, Jacobson zu empfangen, allerdings unter der Bedingung, mit
ihm nicht über Palestina zu sprechen. Jacobson versprach es. Im Weißen
Haus - wie Truman in seinen Memoiren schrieb - "flossen große Tränen
auf seine Wangen (...). Du versprachst mir, nicht darüber zu sprechen,
was sich derzeit im Mittleren Osten abspielt.' Jacobson erwiderte mir:
'Herr Präsident, ich sage kein Wort, aber immer, wenn ich an die Juden
denke, ohne Heimat, ihres Vaterlandes beraubt, beginne ich zu weinen'.
(...) Wir diskutierten über andere Dinge, aber dazwischen lief eine
große Träne über seine Wangen. Dann ging er fort". Kurze Zeit danach
empfing Truman heimlich Weizmann. In der Zwischenzeit hatte er seine
Meinung radikal geändert, indem er entschied, den Staat Israel doch
anzuerkennen. Deshalb bat Truman am 15. Mai 1948 das
Repräsentantenhaus, den neuen Staat de facto anzuerkennen. Als
schließlich der Präsident die Dokumente der öffentlichen
Anerkennung am 13. Januar 1949 unterzeichnete, waren die einzigen
Beobachter, welche nicht der Regierung der U.S.A. angehörten, drei
leitende Funktionäre des B'nai B'rith: Eddie Jacobson, Maurice Bisyger
und Frank Goldman.
DIE ANTI-DIFFAMIERUNGS-LIGA (A.D.L.), DER BEWAFFNETE ARM DES B.B., UND IHRE SPIONAGEAKTIVITÄTEN
Die Liga wurde als Unterorganisation des B'nai B'rith im Oktober 1913
gegründet, angeblich, um die Diffamierung und die Diskriminierung zu
bekämpfen, die gegen die jüdische Bevölkerung verübt würde. (Mehrere
Präsidenten der U.S.A . hielten Lobreden auf den A.D.L., unter
ihnen Truman, Eisenhower, J. Kennedy und Reagan.) Die
Gesellschaft veröffentlicht jedes Jahr die Namen derjenigen, die nach
Meinung des A.D.L. anti-jüdische Ansichten geäußert haben. In Italien
gelang es dem Journalisten Maurizio Blondet in diesem Sommer, das
Verzeichnis der Liste des A.D.L. für 1993 bekanntzumachen, welches für
Aufsehen sorgte. In dieser Liste befanden sich u.a. auch die
Namen der Parlamentarier Pivetti und Miglio sowie der 'Kardinäle' Ruini
und Pappalardo. Ruini wurde als Antisemit zur Anzeige gebracht, weil er
geschrieben hatte, Christus sei von den Juden gekreuzigt worden!!! Und
Pappalardo hatte in einem Schreiben den in der Hl. Schrift
vorkommenden Aus-druck "Synagoge Satan" verwandt!!! Am 10. Dez. 1992
und 8. April 1993 wurden die Büros des A.D.L. von San Francisco und Los
Angeles gleichzeitig von Agenten des F.B.I. durchsucht. Zahlreiche
beschlagnahmte Dokumente beweisen, daß der A.D.L. (...) nichts
weiter ist als ein riesiges Spionagenetz, nicht nur gegen sogenannte
militante antisemitische Politiker, sondern auch gegen verschiedene
Religionen, Klubs, örtliche Vereinigungen ... die keineswegs
antisemitisch sind.
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