Was will und beabsichtigt Bischof Oliver Oravec?
- Warnung vor einem falschen Propheten -
von
Dr.iur. Bretislav Klominsky, Gablonz / Böhmen
übersetzt von Johannes Lorek
Einer der aktivsten Bischöfe aus der Linie des verstorbenen
Erzbischofs Ngo Dinh Thuc (wenn wir als Kriterium die Menge der
geflogenen und gefahrenen Kilometer in Betracht ziehen wollen) ist
unbestreitbar der aus dem ostslowakischen Presov stammende Bischof
Oliver Oravec (geb. 1941). Von Beruf her ursprünglich Zahnarzt, wirkte
er in der Tschechoslowakei seit der zweiten Hälfte der 60er Jahre in
der zu jener Zeit bereits modernistisch orientierten Untergrundkirche
im Umkreis des umstrittenen Bischofs Felix Maria Davídek. Von diesem
erhielt er auch im Jahre 1968 die Priesterweihe. Nach seiner Enttarnung
(als Priester) durch die kommunistische Staatssicherheit ging er im
Jahre 1979 illegal ins Ausland, zunächst nach Italien, danach als
Mitglied des Jesuitenordens nach Kanada. Nach seinem Noviziat in den
USA legte er im Jahre 1982 die ersten jesuitischen Gelübde ab. Als er
merkte - wie er es in seinem Lebenslauf vom Oktober 1990 schildert -,
daß Karol Wojtyla keineswegs vorhatte, den Jesuitenorden aus dem
verderblichen Modernismus und Liberalismus herauszuführen, trat er "auf
eigenen Antrag aus dem Jesuitenorden, mit legaler Genehmigung des Ordensgenerals P. Kolvenbach, aus".
(N.b. man achte an dieser Stelle bitte auf die Formulierung "mit
legaler Genehmigung"! Was hatte Herr Oravec damit wohl noch im Herbst
1990 gemeint? Sollte das etwa bedeuten, daß er sich von dem hochgradig
modernistischen Orden in gutem Einvernehmen getrennt hatte? Aber eilen
wir der Abfolge der Ereignisse nicht voraus.)
Im Jahre 1984 schloß sich Herr Oravec zunächst der Priesterbruderschaft
Pius X. des Erzbischofs Lefebvre an, etwas später wechselte er zu
Bischof McKenna, USA, über. Dieser erteilte ihm 1988 die Bischofsweihe.
Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes im November 1989 kehrt
Oravec in die Tschechoslowakei zurück, um dort - wie er in seinem
Lebenslauf betont - den wahren Glauben zu verbreiten.
Die anschließende Tätigkeit des O. Oravec in seiner alten bzw. neuen
Heimat war und ist bei weitem nicht so idyllisch, wie ein Leser aus den
Angaben seines Lebenslaufs schließen könnte. Allem Anschein nach
spiegelt sich in den Ansichten von O. Oravec der starke Einfluß des
oben bereits erwähnten, bereits verstorbenen Bischofs F.M. Davídek. Dem
Einfluß dieses extremen Modernisten, von dem Oravec zum Priester
geweiht worden war, hat sich dieser bis heute nicht entzogen. Um es dem
Leser etwas anschaulicher zu machen, wie dieser - traditionalistisch
auftretende - slowakische Bischof wirklich denkt, müssen wir zumindest
kurz auf die mehr als zwanzigjährige Wirkung eingehen, die von seinem
geistigen Führer und Vorbild, Dr.phil. Felix Maria Davídek, ausging.
Aus der Kenntnis der Ursachen wird auch die Tragweite der Auswirkungen
seiner Aktivitäten in der katholischen Kirche - nicht nur in der
ehemaligen Tschechoslowakei, sondern auch in den USA, in Kanada und in
Westeuropa - ersichtlich.
Die Brünner Revue PROGLAS gab heuer im April die lang erwartete
Monographie des F.M. Davídek unter dem Titel "KOINOTÉS, Felix Davidek
und die verborgene Kirche", heraus. Die Autoren P. Fiala und J. Hanus
geben gleichzeitig als Hintergrund auch die Geschichte der
Untergrundkirche in der damaligen Tschechoslowakei (resp. in deren
mährisch-slowakischen Landesteil, dessen Bischof Davídek zwei
Jahrzehnte lang war) wieder. Ein besonders wertvoller Beitrag dieses
Buchs sind die authentischen Auszüge aus den Seminaren, Studien und
Briefen, die eindeutig die schweren Häresien von F.M. Davídek belegen,
wegen der weder der Autor noch seine Denomination als wahre Glieder der
Kirche Christi betrachtet werden können.
Das Entstehen der Untergrundkirche auf dem Gebiet der ehemaligen
Tschechoslowakei fällt in die Zeit kurz nach dem kommunistischen
Umsturz im Februar 1948, als auf Veranlassung des Heiligen Stuhls
Bedingungen für die illegale Tätigkeit von Priesterseminaren und Orden,
für die religiöse Bildung der Laien, für die Pastoralarbeit erarbeitet
wurden. Diese Aktivität im Untergrund sollte ergänzen oder gar ersetzen
das Leben der offiziellen Kirche, das durch die grausame Verfolgung
seitens des kommunistischen Staats gelähmt werden sollte. Bereits Ende
der vierziger Jahre hatte die KP und die Regierung die Tätigkeit der
Bischöfe paralysiert. Mit der überwiegenden Mehrheit von ihnen wurden
daraufhin Schauprozesse inszeniert, sie wurden eingekerkert oder
interniert. Etwa der Hälfte aller Geistlichen wurde die staatliche
Genehmigung zur Ausübung des Priesteramts entzogen. Diejenigen, die
nicht in den Gefängnissen oder den quasi-militärischen Abteilungen
gelandet sind, konnten in der Regel nur in unqualifizierten,
schlechtest bezahlten Berufen Beschäftigung finden. Noch im Jahre 1949
wurden mit Gewalt alle Priesterseminare in den Diözesen geschlossen und
nach dem unseligen Beispiel des Kaisers Josef II. durch zwei staatlich
kontrollierte General-Seminare in Prag und Preßburg ersetzt, in denen
der Regierung ergebene Professoren und eine Handvoll staatlich
durchleuchteter Studenten wirkten.
Das Werk der Vernichtung wurde im darauffolgendem Jahr 1950 mit der
Schließung aller Männer- und Frauenklöster vollendet. Unter diesen
Bedingungen erschien der Aufbau einer Untergrundkirche als die einzig
mögliche Lösung, mit dem Ziel des Erhalts der Kontinuität des Lebens
der katholischen Kirche in Böhmen, Mähren und in der Slowakei. Aber
leider wurden alle edlen Mühen und Opfer, die von den in der
Illegalität wirkendem Klerikern und Laien zur Rettung und zur Blüte der
Kirche gebracht wurden, paralysiert durch die Lehren des sog. Zweiten
Vatikanischen Konzils. Der gesamte Untergrundklerus übernahm mit
Begeisterung seine Beschlüsse und ging geschlossen mit den Laien zum
Modernismus über. Es ist uns keine einzige Ausnahme sowohl unter dem
weltlichen als auch unter dem Ordensklerus bekannt. In der
postkonziliaren Zeit kam es sogar so weit, daß die Übernahme
modernistischen Gedankenguts eng mit einem aktiven Widerstand gegen die
kommunistische Regierung assoziiert wurde - bezüglich des
Widerstandscharakters der Untergrundkirche.
Ein qualitativ neues Element bildtete dann in einem Teil der
Untergrundkirche seit 1964 (das Jahr seiner Entlassung aus dem
Gefängnis) der Priester F.M. Davídek. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit
war Mähren und der westliche Teil der Slowakei. Seine endgültige
Trennung vom rechten Glauben ergab sich aus seiner Bindung an Teilhard
de Chardin und aus seiner völligen Identifizierung mit den Ergebnissen
des Vatikanums II - wobei er sogar darüber hinaus seinen Rahmen im
Geiste des extremen Modernismus in bedeutenden Punkten noch überschritt.
Dr. phil. Felix Maria Davídek war 1921 in Chrlice bei Brünn
(tschechisch: Brno) geboren worden. Er starb in Brünn im Jahre 1988.
Nach seinem Theologiestudium wurde er am 29.07.1945 zum Priester
geweiht. Während er als Kaplan arbeitete, studierte er auf der Brünner
Universität Naturwissenschaften, Medizin, Philosophie und Psychologie.
1948 promoviert er zum Doktor der Philosophie. 1950 wird er verhaftet,
später verurteilt und blieb bis 1964 im Gefängnis. Sofort nach seiner
Entlassung arbeitete er am Aufbau einer verborgenen kirchlichen
Struktur. Schon zu jener Zeit ist er - laut den Autoren von KOINOTÉS -
unbestreitbar vom Werk Teilhard de Chardins beeinflußt. Teilhards
Irrlehre wird projiziert auch in die von F. M. Davídek seit 1965
veranstalteten Seminare, die die Grundlage für eine von ihm ins Auge
gefaßte Universität bilden sollten. Nur als Beispiel einige der von ihm
vorgetragenen Fächer: Theologie der Theorie des Managements, Pädagogik
und Evolution, Kunst und Evolution, Freiheit und Evolution,
Spiritualität aus der Sicht des Kosmos, Grundlegende Rationalisierung
der teilhardischen Spiritualität, Askese und Evolution,
Anthropologisches Konzept des neuen Menschen etc.
Davídeks Konflikt mit der katholischen Theologie und mit dem
Christentum überhaupt wird sichtbar in seiner Seminararbeit mit dem
Titel "Psychologie des religiösen Phänomens" in der er u. a. behauptet,
daß der Glaube in der Menschheitsgeschichte "erst seit Abraham
beginnt"! Gemäß Davídek würde das bedeuten, daß die Ureltern Adam und
Eva, deren Sohn Abel oder der Patriarch Noah - damit wir zumindest
einige der bedeutendsten Vertreter der alttestamentlichen Epoche vor
Abraham anführen - keinen Glauben gehabt hätten und daß Gott die
Menschheit am Anfang in Unwissenheit über Sinn und Ziel ihres Lebens
gelassen hätte. In dieser Äußerung wird die Existenz der Erbsünde und
gleichzeitig - im Sinne der teilhardischen Konzeption - auch der Sinn
der Erlösungstat Christi vernebelt.
Kehren wir wieder zurück zu Davídeks Beziehung zu Teilhard de Chardin,
wie sie von den Autoren von KOINOTÉS gewertet wird: "Vielleicht die
meisten Überlegungen widmete Davídek dem Thema Evolution und ihrer
Beziehung zu den verschiedensten menschlichen Aktivitäten. In ihnen
wird seine Ergriffenheit von den Werken des bekannten französischen
Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) sichtbar. Wie Teilhard
so akzeptiert auch Davídek die evolutionäre Konzeption der Welt und des
Menschen nicht mit Unlust, sondern er verteidigt sie im Gegenteil mit
Begeisterung (...). Wir können sagen, daß Davídek Chardin seinen
Schülern und Weihekandidaten nicht nur erklärt und kommentiert, sondern
daß er ihn wortwörtlich 'gelebt' hat - auch mit seiner ganzen
Gemeinschaft. Ohne diesen fundamentalen Einfluß (...) könnten wir eine
ganze Reihe seiner Taten weder erklären noch begreifen."
Es geht hier um ein sehr bedeutendes Bekenntnis, daß nämlich Davídek
seine Untergrund-kirche auf dem Fundament des
theologisch-philosophischen Gedankengutes, das aus Teilhards geistigem
Testament stammt, aufbaut, also auf dem Testament des größten
Häretikers aller Zeiten, wie + Dr. theol. Otto Katzer zu betonen
pflegte.
Ein eigensinniges Moralsystem prägt Davídek in der Studie "Reinheit und
Zölibat": "Was ist bei den Priestern eine läßliche Sünde gegen das
sechste Gebot? Wenn ein Priester in den Beichtstuhl kommt, der bekennt,
daß er ein Verhältnis zu einer Frau hatte, dann frage ich ihn zuerst,
wie er sein Zölibat auffaßt. Wenn er kein Gelübde abgelegt hat und er
verspürt dieses Charisma nicht, dann ist diese Sünde läßlich (!), weil
die Kirche und die Gesellschaft nur die bindet, die irgendeine Art Eid
abgelegt haben."
Nicht weniger gravierend sind seine Stellungnahmen zur Antikonzeption
und zur Abtreibung. Beide verworfenen Methoden der sog.
Geburtenregelung lehnt er nicht völlig ab, sondern hält sie im
kleineren oder größeren Umfang für erlaubt. Somit gelangt er auf eine
noch liberalere Position als G.B.Montini und K.Wojtyla, die - zumindest
öffentlich - sowohl Antikonzeption als auch Abtreibung ausnahmslos
abgelehnt hatten bzw. ablehnen.
Mit Davídeks Theologie sind unlösbar seine eher schon krankhaften
Bemühungen um die Durchsetzung priesterlicher Weihen weiblicher
Personen verbunden. Er suchte nach allen möglichen theoretischen
Gründen, warum Frauen der Zugang zu den Weihen nicht verboten sein
sollte. Zu diesem Zweck hatte er sogar eine Synode der Untergrundkirche
auf den 25. Dezember 1970 in ein kleines Dorf bei Brünn (Koberice)
einberufen. Aber seine unsinnigen Argumente der Art wie: "Die heutige
Menschheit braucht die Weihe der Frau und wartet buchstäblich darauf.
Die Kirche sollte sich dagegen nicht wehren", genügten nicht, um diese
verkehrten Tendenzen bei der Mehrheit der Anwesenden durchzusetzen. Die
geheime Abstimmung endete unentschieden. Davídek beschloß die Situation
gründlich zu lösen: Als Weihbischof - er war 1967 von Mgr. Blaha S.J.
zum Bischof konsekriert worden, Anm.d.Red. - suspendierte er drei
Bischöfe und einen Priester vom Dienst und erteilte selbst in den
folgenden Jahren einigen weiblichen Personen die Diakonatsweihe,
mindestens eine erhielt die Priesterweihe. Zu seinem Generalvikar
machte er eine Frau.
Die Autoren von KOINOTÊS kommentieren diesen Schritt folgendermaßen:
"Davídek war sich dessen bewußt, daß er im Widerspruch zu dem damals
geltenden Kodex des Kirchenrechts (CIC aus 1917, can. 968,1) handelte
(...). Wir können (..). annehmen, daß seine konkrete Entscheidung von
den philosophischen und theologischen Einstellungen ausging, die von
Teilhard de Chardin beeinflußt worden war".
Davídeks stützende Thesen zur Durchsetzung der weiblichen
Priesterweihen lassen ahnen, mit welch niedriger Intelligenz er bei
seinen Anhängern rechnete. Anscheinend hatte er im wesentlichen sogar
recht mit der Einschätzung seiner Herde. Die Kirchengeschichte kennt
eine ganze Reihe abgefallener Sekten, die die Priesterweihe bei Frauen
eingeführt hatten, niemals hatte es ihnen aber Nutzen gebracht, z.B.
hatte die Tschechoslowakische husitische Kirche (gegründet am 8. Januar
1920) durch die Ordination der Frauen nicht nur nicht gewonnen, im
Gegenteil, sie fristet ein armseliges Dasein und schreitet
gewissermaßen ihrem Untergang entgegen. Das gleiche Schicksal verfolgt
auch protestantische Sekten, bei denen die Einführung des Instituts der
Priesterinnen oder gar Bischöfinnen, nicht das geringste Wachstum
initiert hatte. Gleichfalls hat die Entscheidung der Leitung der
anglikanischen Kirche im vergangenen Jahr, Frauen zur Priesterweihe
zuzulassen, diese Institution an den Rand einer Spaltung geführt. Woher
nahm also Davídek die gottgleiche Sicherheit zu sagen, daß "die
Menschheit buchstäblich auf die weiblichen Priesterweihen wartet"?
(Anm.d. Red.: zu beurteilen wäre auch Davídeks Einstellung zum
Zölibat: er weihte nicht nur verheiratete Männer zu Priestern, sondern
auch zu Bischöfen!)
An mehreren Stellen ihres Buches dokumentieren die Autoren von
KOINOTÉS, daß Paul VI. und Johannes Paul II .Davídeks Bischofsweihen
für gültig hielten und daß Davídek umgekehrt die beiden als
legitime Päpste betrachtet hat. Sie belegen den entscheidenden Einfluß
des s.g. Zweiten Vatikanischen Konzils und namentlich den von Teilhard
de Chardin, dessen evolutionäre Konzeption Davídek übernommen und
bereits in den sechziger Jahren weiter ausgearbeitet hatte. (...) Aus
diesem Grunde stimmt es bedenklich, wenn die tschechische
Wochenzeitschrift POLITIKA vom 12. Nov.1992 vier Jahre nach dem Ableben
des tschechischen Teilhardisten einen Artikel veröffentlicht, in dem
dieser für seine nachweisbar häretische Tätigkeit unkritisch gefeiert
wird. Der Autor dieses Artikels ist nicht von ungefähr der slowakische
Bischof Oliver Oravec, der ja von Davídek zum Priester geweiht worden
war. Gegenwärtig gibt sich Oravec völlig zu unrecht als rechtgläubiger
Bischof aus.
Oliver Oravec wertet die Tätigkeit von Davídek (natürlich ohne
irgendwelche Beweise!) folgendermaßen: Bischof Davídek habe nie an den
dogmatischen Wahrheiten, die das Wesen des neutestamentlichen
Priestertums betreffen, dem Opfercharakter der hl. Messe und der
Realpräsenz Christi in der Eucharistie gezweifelt. Mit diesen Absichten
weihte er auch seine Priesteramts- und Bischofsamtskandidaten. Nie
predigte er öffentlich irgendeine Häresie, also eine Lehre, die von der
Kirche verurteilt ist. (?) Er liebte die Eucharistie wie sonst nichts
anderes auf der Welt, und deswegen wollte er auch so viel Priester (und
Priesterinnen! - Anmerkung des Autors) wie nur möglich weihen, damit
sich Christi Opfer in möglichst großer Intensität zum Himmel erhebt
(...). Das zeugt von seiner Liebe zur Kirche. (...) Bischof Davídek
blieb der traditionellen Messe und anderen traditionellen Sakramenten
treu, während die Modernisten erfolgreich das Wesentliche jedes
Sakraments liquidieren."
Soweit Herr Oravec. Nach ihm war also Davídek mit seinen oben zitierten
Ansichten kein Modernist!? Eine größere Ignoranz der Wahrheit ist kaum
vorstellbar! Nach der Veröffentlichung dieses obskuren Artikels, in dem
die modernistische Untergrundkirche samt ihrem Protagonisten ohne eine
Ausnahme bejubelt wird, erhob sich bei manchen Gläubigen im
nordböhmischen Gablonz berechtigter Widerstand gegen Herrn Oravec. (Er
besuchte früher die Gablonzer Gläubigen regelmäßig; er kommt immer
noch.) Der Ortsgeistliche trug Oravec diese Vorwürfe vor. In der
Antwort führte der Herr Bischof an, daß er nur die Verteidigung der
Untergrundkirche bis zum Konzil im Sinne hatte - obwohl der Inhalt des
Artikels deutlich das Gegenteil zum Ausdruck bringt. Man schrieb ihm in
dieser Sache auch noch nach seiner ostslowakischen Heimat Presov, daß
er nämlich doch den Artikel zur Hälfte der Verteidigung und der
Glorifizierung von Davídek gewidmet habe. Denn da dieser erst am Ende
des Konzils (im Jahre 1964) aus dem Gefängnis entlassen worden sei,
fiele sein Wirken notwendigerweise in die postkonziliare Zeit. Darauf
änderte Herr Oravec wiederum seine Aussage (!) insofern, als er dann
behauptete, daß er Davídek nicht im religiösen, sondern nur im
politischen (sic!) Sinne verteidigt hätte. Diese Version hat er noch im
Februar dieses Jahres während seines Besuchs in Gablonz wiederholt.
(...)
O. Oravec bekennt sich selbst heute noch zu seinem engen Kontakt zu
Davídek bis zu seinem Verlassen der Tschechoslowakei im Jahre 1979. Er
beteiligte sich an der berüchtigten Synode zu Weihnachten 1970 bei
Brünn, die vorzeitig wegen des ausgebrochenen Streits um die Weihen der
Frauen abgebrochen wurde. Es ist daher ausgeschlossen, daß er die
theologischen Ansichten Davídeks nicht kannte, denn dieser hat sie
nicht verheimlicht, sondern hat sie in der Untergrundkirche so militant
propagiert, daß er nicht zögerte zur Durchsetzung seiner Standpunkte
sogar die Suspension als probates Mittel anzuwenden, wie er es ja im
Falle der weiblichen Weihen getan hatte. Oravec wußte also über
Davídeks Ansichten sehr wohl Bescheid. Bei seinem Besuch in Gablonz im
Februar 1994 hat er ausdrücklich zugestanden, daß dieser ein Anhänger
der Lehre von Teilhards de Chardin (!) war, was ihn aber nicht daran
gehindert hat, ihn zu verteidigen. Daher entsteht die Frage, warum
Oravec im Falle von Davídek wissentlich die Unwahrheit verbreitet?
Vielleicht um die Irrlehren eines schweren Häretikers zu decken? (...)
Mit seinen exzentrischen Ansichten und durch seinen eigenwilligen
Lebensstil provozierte Davídek bei einer ganzen Reihe von Menschen
Zweifel an seinem Geisteszustand. (Später befaßte sich damit sogar die
tschechische Presse). Diesen Zweifel an dem geistigen Zustand Davídeks
bestätigt auch die Aussage eines ehemaligen Mithäftlings, mit dem ich
im November 1992 in Prag sprechen konnte. 1968 besuchte er Davídek in
Brünn und war von seiner mentalen Verfassung erschüttert. Nach seinem
Urteil litt Davídek - zu dieser Zeit bereits Bischof - an
Schizophrenie. (Anm. d.Red.: wenn sich bestätgen sollte, daß Davídek zu
diesem Zeitpunkt bereits an Schizophrenie litt, sind ernsthafte Zweifel
an der Gültigkeit der Priesterweihe von Oravec angebracht, die dieser
ja 1968 von Davídek empfangen hatte - und dann auch an seiner
Bischofsweihe.) Im Herbst 1991 behauptete Oravec in Gablonz (in
Anwesenheit des Autors dieser Abhandlung), daß die moralischen Systeme
des Rigorismus und Laxismus zulässig seien! Seine Behauptung nahm er
auch dann nicht zurück, als ihn eine der anwesenden Damen darauf
hingewiesen hatte, daß beide Systeme ver-worfen seien. Ein Jahr später,
wieder in Gablonz, antwortet er auf die Frage, ob die (ganze) hl. Messe
in der Volkssprache zelebriert werden dürfe, daß unter der Bedingung,
daß eine vollkommene Übersetzung zur Verfügung stünde, ein wirklicher
Papst die Abhaltung der Messe in der Volkssprache genehmigen könnte!
Nach den darauffolgenden brieflichen Protesten der damals nicht
anwesenden Gläubigen, die aber nachträglich von dieser Äußerung
erfahren hatten, schickt er eine "präzisierende" Erklärung mit schon
bezeichnender Verdrehung seiner ursprünglichen Aussage: "Warum besorgt
Sie etwas, was niemand von uns praktiziert und was niemand derzeit (!)
in die Liturgie einzuführen versucht, nämlich die Volkssprache in
wesentliche Teile der hl. Messe? Warum blähen Sie meine Privatmeinung
auf, daß ein echter Heiliger Vater in der Zukunft in unwesentlichen
Teilen der Messe die Volkssprache genehmigen könnte, wenn es zum
besseren sein würde (ad melius)." (Brief vom 14.10.1992) (...)
Im Sommer 1993 startete Herr Oravec die Herausgabe des Bulletins "Hlas
katolické tradice" (d.i. "Stimme der kathol. Tradition") an. Das Niveau
ist sehr bescheiden. Gleich die erste Nummer brachte etliche
Unrichtigkeiten und theologisch zweifelhafte Behauptungen. So schreibt
der Autor u.a. zum Schluß: "Wir reden uns nicht ein, stolz darauf
zu ein, daß wir, die traditionellen Katholiken die Kirche retten
werden. Es gibt viele andere Menschen guten Willens (es sind aber
nicht die traditionellen Katholiken - Anm.: B.K.), die mit dem
gegenwärtigen Trend der Kirche unzufrieden sind, nur daß sie keinen
Ausweg sehen. Sie wissen nicht, daß es in der Welt eine Bewegung von
traditionellen römischen Katholiken gibt, die die ungültigen
postkonziliaren Sakramente und die Häresien ablehnen."
Dieser verworrene Text wird von dem nachfolgenden Satz gekrönt:
"Wir wollen nichts anderes, als daß wir an den selben Sakramenten
teilnehmen wie die Mehrheit (!) der Heiligen..." Gemäß Herrn Oravec
heißt es also, daß zumindest ein Teil der Heiligen an anderen (!)
Sakramenten teilnahm! (?) - Bis zum Frühjahr 1994 erschienen 5 oder 6
Nummern dieses Bulletins; es ist unbekannt, ob der Autor seine
Herausgabe fortsetzt.
Das bezeichnendste Zeugnis für die Bewertung der Tätigkeit des Herrn
Oravec sind die Früchte seines Apostolats in der Slowakei und in
Böhmen. Seitdem er hier (seit Ostern 1990) wirkt, ist nicht nachweisbar
bekannt, daß er selbst jemand für die katholische Kirche gewonnen
hätte! (...)Es ist sicher angebracht zu betonen, daß O. Oravec seine
modernistische Vergangenheit niemals verurteilte. Nachdem wir seine
gegenwärtigen Standpunkte kennengelernt haben, begreifen wir auch
leicht, warum er es nicht tun konnte.
Etwas geheimnisumwittert bleibt die "illegale" Ausreise des Herrn
Oravec in den Westen im Jahre 1979, also ein Jahr, nachdem die
Staatssicherheit ihn zu beobachten und zu verfolgen begann. Laut
eigener Aussage wurde er etwa 15-mal wegen seiner Tätigkeit in der
(modernistischen) Untergrundkirche verhört. Es soll bei ihm mindestens
zwei Wohnungsdurchsuchungen gegeben haben, bei denen seine privaten
Sachen - darunter eine Schreibmaschine - konfisziert wurden. Sein
Reisepaß (!) wurde ihm aber eigenartigerweise nicht entzogen, obwohl es
üblicherweise das erste war, was die kommunistische Polizei einem
Bürger im Falle seiner politischen Verfolgung abgenommen hätte. Unter
solchen Umständen dürften die Grenzübertritte in der Zeit der
kommunistischen Herrschaft nicht allzu illegal gewesen zu sein und ganz
bestimmt waren sie nicht so riskant...
Was bleibt zum Schluß noch zu sagen? Die jährlich sich wiederholenden,
auch monatelangen Ausreisen des Herrn Bischof nach Nordamerika und
Westeuropa unter dem so durchsichtigen Mantel der 'Einigungsbemühungen
der rechtgläubigen Bischöfe' bekommen deutlich realere Züge, nachdem
wir auf das zurückschauen, was wir über das Leben und das Werk des
Bischofs vorgelegt haben. Ein Mann, der keine Hinderungsgründe sieht,
noch im Jahre 1994 hartnäckig den militanten Modernisten und
geschworenen Anhänger Teilhards de Chardin zu verteidigen (und mit ihm
die bis zum letzten Glied abgefallene modernistische Untergrundkirche,
deren Geistliche sogar für die tschechische und slowakische
postkonziliare Hierarchie zu extrem sind) hat kein Recht, daß er nach
wie vor als rechtgläubiger Katholik angesehen wird, umsoweniger als
rechtgläubiger Priester bzw. Bischof. Die Priesterweihe, die Oravec von
dem Teilhardisten Davídek empfing, ist - wenn man den mentalen
schizophrenen Zustand zum Zeitpunkt der Weihe im Jahre 1968 betrachtet,
Anm.d.Red., gelinde ausgedrückt - mehr als zweifelhaft, weswegen
notwendigerweise auch an der Gültigkeit seiner Bischofsweihe Zweifel
erlaubt sind. Bischof McKenna, der Oravec zum Bischof geweiht hat,
sollte sich dieser Tatsache bewußt werden und daraus Konsequenzen
ziehen.
Bezeichnend für Oravec Unehrlichkeit ist der Umstand, daß er - während
er unnachgiebig bis zur Unsinnigkeit immer wieder Davídeks
Rechtgläubigkeit und Treue zur traditionellen Kirche verteidigt - nach
seiner Auswanderung im Jahre 1979 sub conditione die "Priesterweihe"
(nach dem ungültigen Ritus Pauls VI.!) akzeptiert, um damit zu
beweisen, daß er an der Gültigkeit der Weihe durch Davídek selbst
zweifelt!!! Die Annahme der bedingten und darüber hinaus ungültigen
Priesterweihe hat Oravec in Böhmen verschwiegen... (Anm.d.Red.: Nach
eigenem Bekunden habe Oravec sich diese 'Weihe' spenden lassen, weil
er, da er doch unbedingt in der Seelsorge habe arbeiten wollen, kein
Zeugnis von seiner Priesterweihe habe vorlegen könne, da diese im
Geheimen stattgefunden habe.)
Das Ergebnis der vierjährigen Tätigkeit von Herrn Oravec in Böhmen und
in der Slowakei ist erbärmlich. Statt eines erwarteten Aufblühens
brachte er in die böhmische Diaspora eine Spaltung, die so weit
gediehen ist, daß - entsprechend den letzten Informationen - z.B. in
Prag seit Juli dieses Jahres keine heiligen Messen mehr gelesen werden,
angeblich wegen des Desinteresses der sog. Sedisvakantisten. Das sind
die Früchte des Apostolats des Herrn Oravec! Es ist verwunderlich, wie
man ihn mit solch einem 'Register' im Ausland immer noch willkommen
heißen und ernst nehmen kann. Dabei vertraut er offenbar darauf, daß
niemand in Übersee oder in Westeuropa den Wahrheitsgehalt seiner Worte
nachprüfen wird. Derweil geht die Rechnung von Herrn Oravec auf, und er
hört offenbar nicht auf, von wohlhabenderen, einfältig denkenden
Zuhörern im Westen Beiträge für die Unterstützung des angeblichen
Apostolats, das er in seiner Heimat und in Böhmen nicht verwirklicht,
zu kassieren. Es ist die moralische Pflicht von uns Gläubigen in
Böhmen, unsere Brüder und Schwestern im Ausland vor dem Wolf im
Schafspelz zu warnen. Wenn die Gemeinschaften im Ausland es wünschen,
ihre Eigenständigkeit zu bewahren, dann dürfen sie - nach unseren
unseligen Erfahrungen - einen solchen Eindringling nicht zu sich
lassen.
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