In memoriam Eugène Ionesco
- ein Kritiker auch des kirchl. Verfalls:
"Alles ist Unglück ohne Gott"
"Ich mag die Pfarrer nicht, die auf der Straße ihre Zigarette rauchen,
im Pullover herumlaufen, Hände in den Hosentaschen, langhaarig, nach
links schielend. Sie sind vom Wirbel der Welt erfaßt." Das erklärte
Eugene Ionesco (1912-1994), der Meister des absurden Theaters, der am
28.3.1994 in Paris verstarb. Obwohl er selbst nur noch selten zur Messe
(bzw. 'Messe') ging ("Die Pfarrer sind dumm und mittelmäßig, froh, nur
noch Menschen zu sein wie alle mittelmäßigen Menschen, kleinbürgerliche
Linke"), bewahrte der Dramatiker bis zu seinem Tode seine Sehnsucht
nach einer besseren Kirche."Die Kirche ist nicht mehr sie selber. Sie
zerstört sich. Sie begeht Selbstmord. Was wir von der Kirche erwarten?
Daß sie uns das Übernatürliche nicht vorenthält, und daß sie keine
Angst hat." - "Ich empfinde es als einen Skandal, daß die Kirche
offenbar in der Geschichte aufzugeben wünscht, so groß ist ihre Angst,
außerhalb der Geschichte zu sein. Das ist ein Irrweg..."
Der Dramatiker mit zahlreichen Welterfolgen wie "Die Stühle", "Die
Nashörner", oder "Der König stirbt", der in Wien und Jerusalem Preise
entgegennahm und auch als Romanschriftsteller ("Der Einzelgänger")
Erfolge hatte, sagte zu einem Priester in Zivil, der ihn interviewte:
"Seien Sie etwas Unannehmbares, Unerwartetes, das nicht in dieser Welt
steckt. Ziehen Sie eine Soutane an! Was soll der Schlips? Sie sind wie
jedermann. Ich habe das Bedürfnis, jemanden zu sehen, der außerhalb der
Welt ist, zwar in der Welt, aber gleichzeitig außerhalb der Welt."
Eugène Ionesco macht Mut zu einer sakralen Sprache: "Was ist Religion
ohne das Sakrale, das Heilige?" – WP (zitiert nach ADOREMUS IN
AETERNUM, Vol. 17, Nr. 7/1994, S. 29) |