MITTEILUNGEN DER REDAKTION
Ergertshausen, den 2.7.2004
Verehrte Leser,
zunächst möchte ich mich bei allen Lesern herzlich bedanken, die der
Redaktion geschrieben und uns Mut gemacht haben, unsere Arbeit auch
durch die Publikation der entscheidenden kirchlichen Dokumente gegen
die modernen Häresien weiterzuführen.
Im Evangelium des zweiten Sonntags nach Ostern beschreibt Jesus
gegenüber den Pharisäern lapidar sein pastorales Engagement: "Ich bin
der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Der
Mietling aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören,
sieht den Wolf kommen, verläßt die Schafe und flieht (...)." (Joh.
10,11 f.) Und Jesus wiederholt: "Ich bin der gute Hirt, ich kenne die
Meinen; und die Meinen kennen mich. So wie mich der Vater kennt und wie
ich den Vater kenne. Ich gebe mein Leben hin für die Schafe." (Joh.
10,14 f.) In der Epistel zum zweiten Sonntag nach Pfingsten kommt
Johannes erneut auf die Opferbereitschaft Christi zu sprechen: "Daran
haben wir die Liebe Gottes erkannt, daß er Sein Leben für uns hingab.
So sollen auch wir für die Brüder das Leben hingeben." (1 Joh. 3,16)
Für mich bedeuten diese Stellen die Meßlatte zur Beurteilung jeglicher
priesterlichen Seelsorge, besonders für die von Kleriker, die vorgeben,
den wahren Glauben zu vertreten. Doch es ist geradezu deprimierend zu
sehen, wie desinteressiert die meisten jungen Priester an der Seelsorge
sind. Sie meinen, ihre Aufgabe würde sich in der bloßen Spendung der
Sakramente erschöpfen. Mir ist es ein schieres Rätsel, warum jemand
Priester wird, der sich nie den Problemen seiner 'Schafe' widmet, der
das "verlorene" nicht in der "Wüste" sucht, wo doch von ihm gefordert
ist, Seelen zu Gott zu führen, sie zu retten. Man überlege: die als
Terroristen apstrophierten palästinensischen Selbstmordattentäter, die
dem Staatsterroristen Scharon Paroli bieten wollen, gehen vorher in die
Moschee, um zu beten. Sie bieten ihr Leben als Opfer an. Von solchem
Heroismus sind solche Priester nicht befallen. Darum ist es auch nicht
verwunderlich, wenn ein Priester, der sich besonders um die Seelsorge
Jugendlicher bemüht, von seinen traditionalistischen Konfraters
gemieden wird. Von ihm erhielten wir die nachfolgenden Zeilen:
"Unglücklicherweise erhalte ich weder von Bischöfen noch Priestern der
Tradition irgendeine Unterstützung. Von morgens bis abends kommen Leute
und fragen mich um Rat, wollen Unterweisungen und Sakramente. (...)
Aber keiner will die Arbeit erledigen, jeder hat nur Angst, verdammt zu
werden (wenn er sich auf die Lösung moderner Probleme einläßt,
Anm.d.Red.) und so hilft keiner. Die Priesterbruderschaft Pius X.
wächst hier in den U.S.A., weil die anderen Gruppen auseinanderbrechen.
Und die 'guten' alten Katholiken nutzen diese Verwirrung, um die
übrigen Gemeindemitglieder zu provozieren. - Die Priester haben
eigentlich eine wunderbare Vollmacht bekommen, aber anstatt sie zu
nutzen, sind sie nur stolz darauf und akzeptieren nur Gläubige, die vor
ihnen kriechen."
Sie mögen mir verzeihen, verehrte Leser, wenn ich zum wiederholten Male
den Finger auf die Pestbeulen lege: es ist die ungeheure Diskrepanz
zwischen Orthodoxie und Orthopraxie, zwischen dem Festhalten an der
überlieferten Lehre, ohne sie mit Leben zu füllen, ohne (Nächsten)Liebe
den Mitmenschen, biblisch: den "Nächsten", zu schenken, wodurch leider
die Diskrepanz zwischen Sagen und Tun offenbar wird und jegliche
Glaubwürdigkeit verloren geht.
Vor seiner Himmelfahrt versprach Jesus seinen Jüngern: "Wahrlich,
wahrlich, Ich sage euch: wenn ihr den Vater in Meinem Namen um etwas
bitten werdet, so wird Er es euch geben. (...) Bittet, und ihr werdet
empfangen, und eure Freude wird vollkommen sein." (Joh. 16, 23 f.)
Bitten wir den Vater direkt, wenn uns erbetene Hilfe von seinen Dienern
versagt bleibt. Er wird uns Seine Barmherzigkeit zur Vertiefung und
Erfüllung unseres religiösen Lebens zuteil werden lassen und unsere
Freude wird auf unseren Gesichtern widerstrahlen!
Ihr Eberhard Heller
***
Leserbrief:
Lieber verehrter Herr Dr. Heller, gestern (14.4.) erhielt ich die
April-Ausgabe der "Einsicht". Neben einem gewissen Beitrag (...) ist
mir ganz besonders ins Auge gefallen das wunderschöne, ergreifende
mystische Gedicht "Auf dem höchsten Gipfel" von Gloria Riestra. Die
Poetin ist, so vermute ich, Lateinamerikanerin, und ich habe im Laufe
der Jahre bereits manches von ihr dankbar genossen. Aber es drängt
mich, Ihnen zu sagen: "Auf dem höchsten Gipfel" übertrifft, jedenfalls
für mich alles Bisherige. Die Dichterin nähert sich hier dem mystischen
Parnass, auf dem der heilige Dionysius, der heilige Juan de la Cruz und
unser lieber Angelus Silesius in Seligkeit wohnen und walten. Ich bin
ergriffen, staunend, entzückt und dankbar - auch Ihnen, weil Sie uns
diese ferne Poetin vermittelt haben. (sig.:) Ihr Gerd-Klaus
Kaltenbrunner |