IN MEMORIAM DR. CARLOS ALBERTO DISANDRO (1919-1994)
übersetzt von
Annemarie Leutenbauer
(aus HOSTERIA VOLANTE, Nr.40 vom Febr. 1994
Von diesen Seiten aus [d.h. von den Seiten in der Zeitschrift HOSTERIA
VOLANTE - "Das fliegende Wirtshaus"], die er selbst ins Leben rief,
gedenken wir heute des lieben Meisters und nehmen Abschied von ihm, dem
noblen Chef, dem innig geliebten Freund, dem vorbildlichen Vater, dem
Mann ohne Tadel, dem unbestechlichen Helden: dem Führer des
Semantischen Krieges gegen die Synarchie. Doch dieser Abschied und
dieses Gedenken verlangen von uns, daß wir denken, und dies in einer
Zeit wie der unsrigen gerade wegen des Mangels an Denken. Denn auf
dieser wüsten, modernistischen oder post-modernistischen Erde hat er,
inmitten der sich verdichtenden Schatten der Unter-welt, den Samen des
Denkens gesät... jenes Denken, welches die Griechen für den Menschen
verlangten, das er uns mit tiefer Weisheit an unvergeßlichen
Arbeittagen vermittelte.
Damit das Denken solcher Art sei, ist die persönliche Anstrengung einer
starken Existenz erforderlich, strenge Sorgewaltung, ein Talent für
organisches und diszipliniertes Arbeiten, Loyalität, und vor allem die
Dankbarkeit des Herzens eines Menschen, der in seiner Weisheit so
demütig ist, alles zu geben, wie er es gab, auch inmitten von
Verständnislosigkeit, Zurückweisung, und des beständigen Verrates der
Parasiten, der stolzen Nibelungen, der Wucherer des falschen Denkens
und des falschen Wissens.
Alles echte Denken erfordert von uns des weiteren dieselbe weise Geduld
des edlen Landmannes, der nach harter Arbeit hofft, daß die Saat
aufgeht und zur Reife gelangt. So tat er. Was wir noch tun können, ist
uns zu fragen: Was wird aus dieser Saat? Was aus dem Feld, in die sie
gesät wurde? Was aus unserer Fähigkeit, die widrigen Umstände der Zeit
zu ertragen, die uns belästigt und beunruhigt? Dies wird uns auf den
Weg bringen, die besorgniserregende Präsenz des "kalkulierenden
Denkens", das alles mißt und nummeriert, in Erwägung zu ziehen:
Widerstand zu leisten den Angriffen der semitisch-pharisäischen
Kasuistik, für die es keine Fragen mehr gibt, sondern nur noch eine im
vorhinein erarbeitete Antwort, eine Lösung für jede Frage und jedes
Problem; und den für die jesuitische Rhetorik charakteristischen
Reduktionismus mit all seinen Varianten entschieden zurückzuweisen.
Vor der Gefahr erhebt sich das Werk des Meisters. Für uns, die wir ihn
kannten und liebten, ist auch seine kraftvolle, starke, gelassene,
entschiedene, strenge und großmütige Person zugegen; zugegen auch sein
Vorbild als eines Dichters, der dem Anruf der Vernunft, des Ur-Logos
(primigenio), treu geblieben ist. Der uns durch den wirren
Pseudospiritualismus einer herrenlosen Kultur hindurch mit der einem
griechischen Heroen eignenden Freiheit in zahllosen Arbeiten und an
unzähligen Tagen den Weg zu den Ur-Quellen erschlossen hat, auf dem
unter anderen besonders hervortreten das göttliche Gepräge des
homerischen Hexameters, die regeneratio lyrica Virgils, die hohe Kunst
der Darstellung beim heiligen Evangelisten Johannes, die ein templum im
Ohr ist, die paradiesische Mystik des hl. Benedikt von Nursia, das
hymnische Feuer des germanischen Hölderlin, und das lyrische noein des
amerikanischen Dichters Lugones.
Wenn das Denken nicht frei ist, ist es kein Denken. Deshalb muß es sich
fest in der Erde verwuzeln. Das Denken unseres Bodeguero (d.i.
Kellermeisters) hat tiefe Wurzeln in seinem amerikanischen Geburtsland
geschlagen unter dem heiligen Wehen der großen Dichter und konnte so im
Äther gedeihen, "in der freien Luft des hohen Himmels, der offenen
Region des Geistes". Weil es von dort aus allen äußeren Schein, alle
Falschheit und alle Lügen entlarvte, breitete sich ein hartherziges
Schweigen über seine Person und sein Werk, und nun auch über seinen Tod
aus. Denn als wahrer Humanist, Philologe und Dichter verteidigte er den
Glauben an den trinitarisch-theandrischen Gott gegen die
christlich-jüdische Häresie; denn er hielt mit Bravour die Fahnen von
Souveränität, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit hoch gegen den
mundialistischen Globalismus, und weil er seinem Freund und
Vorgesetzten, General Juan D. Perón treu war, senkte sich über sein
Leben als Mann, als Gelehrter und als Patriot das Schweigen der
Feiglinge.
Aber dieses Schweigen gibt uns auch zu denken. Und es verwandelt sich
für uns in den heiligen, unbetretenen Boden, die Heimstätte Gottes, wo
das Wort in reiner, ursprünglicher Kraft wächst. Es ist dasselbe
heilige Schweigen, das der Landmann für sich beansprucht, wenn er das
Keimen der Saat erwartet und ihr Heranreifen. Im Schweigen also wird
sich das Werk unseres Meisters erfüllen. Von diesem Schweigen aus ist
dann unser Abschied und unser Gedenken eine Ehrung. Die Ehrung aber ist
eine Herausforderung, den Samen seines Denkens zu hegen, den Samen der
Reflexion, die wie Parmenides, über die Ewigkeit des Seins und des
Wortes meditiert. Logos und Sein, Vernunft und Wahrheit vereint im
Denken und im Werk des Meisters und Freundes.
In der schmerzlichen Zurückgezogenheit, singen wir alle, die wir in
Gedanken auf seiner Seite stehen, zum Klang des benediktinischen Chores
einen Lobeshymnus auf sein Leben, und mit dem offenen Herzen derer, die
zu danken wissen, schließen wir die Reihen dichter, damit sein Werk,
frei vom ver-derblichen Joch der apostatischen Kleriker und
Vaterlandsverräter, sich wie ein Aufruf, wie eine
kosmogonisch-historische Rückkehr zur Arche, zum theandrischen Logos,
zur pindarischen Feier der Hyperboräer in der amerikanischen
Weite erhebe.
Der Kellermeister ist von uns gegangen. Aber sein Faß ist da, gefüllt
mit dem Wein der Freundschaft, und seine Käseform voll mit
reichhaltigem Käse. Erheben wir also unser Glas zu Ehren des geliebten
Freundes und verpflichten wir uns, dem Denken treu zu bleiben, um
weiterzukämpfen für die Wahrheit, die uns frei macht, gegen den
synarchischen Feind der falschen Pfarrherren, der falschen Führer, der
falschen Gelehrten, um aus unserem romanischen Amerika das Reich des
Geistes zu machen, das eine Heimstätte für die Rückkehr der Musen sei,
und mit ihnen der Dichter und der Gründer-Politiker, die in Erscheinung
treten mit der Sonne unseres Helden.
Lieber Kellermeister
Kamerad und Gelehrter, Carlos A. Disandro,
hab' Dank, vielen Dank... auf ewig
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