1. OSTERN 1979*) 2. Die Papstwahl von 1903 3. Das Ende Luthers 4. WAHLHILFE BESONDERER ART - 5. WARNING REGARDING A SUPPOSED BISHOP 6. Nachruf auf Herrn Jean André Perlant 7. DER HL. KONRAD VON PARZHAM 8. ÜBER DAS GEBET 9. FÜR DEN GEGENWÄRTIGEN AUGENBLICK 10. Der hl. Ignatius von Antiochien 11. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN 12. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
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DER HL. KONRAD VON PARZHAM |
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DER HL. KONRAD VON PARZHAM
von
Eugen Golla
Selbst bei nur oberflächlichem Blättern in einer Heiligenlegende kann
man ststellen, daß die höchste Ehre nicht nur die erlangen, welche
entweder als Martyrer die Welt erschütterten oder als Bischöfe,
Prediger oder Gelehrte Großartiges leisteten, sondern auch Männer und
Frauen, die in aller Stille in heroischem Grade Gottes- und
Nächstenliebe übten. Zu diesen zählt auch der Heilige, dessen
hundertster Todestag in deses Jahr fällt: Konrad von Parzham.
Er wurde am 22. Dezember 1818 im niederbayerischen Parzheim als das
neunte Kinder der Eheleute Bartholomäus und Gertrud Birndorfer,
wohlhabender Bauersleute, geboren und auf den Namen Johannes getauft.
Die Eltern waren ein Muster an Gottesfurcht. Sie hielten ihre
zahlreeichen Knechte und Mägde wie Miglieder der Familie, jenden Abend
knieend der Englische Gruß verrichtet, von Michaeli bis Ostern Samstag
abend der Rosenkranz und in den letzten Tagen der Karwoche der Psalter
gebetet. Auch der kleine Joahnnes liebte das Gebet und er verkürzte
sich den Schulweg mittels des Rosenkranzes.
Nachdem er mit 14 Jahren die Mutter und zwei Jahre danach seinen Vater
verloren hatte, mußte er als zweiter Knecht arbeiten. Unverdrossen
verrichtete er alle ihm aufgetragenen Obliegenheiten; seine größte
Freude aber war es, nach des Tages Mühen und Plagen vor dem in seinem
Zimmer errichteten Hausaltar bis in die späte Nacht knieend zu beten.
Um das Jahr 1830 wurden von König Ludwig I. die kirchenfeindlichen
Verordnungen des unter seinem Vater, König Maximilian I., allmächtigen
freimaurerischen Ministers Montgelas, wenigstens zum Teil aufgehoben,
insbesondere die Wallfahrten freigegeben und die Errichtung von
Bruderschaften erlaubt. Johannes, der mehreren solcher Vereinigungen
beitrat wurde zwar wegen seines heiligmäßigen Lebenswandels sogar von
manchen seiner Knechte verspottet, aber er galt auch vielen Leuten als
Vorbild, von dem man beten Lernen müßte.
Im Alter von 22 Jahren hatte der Jungbauer das Glück, in dem
Benefiziaten Dullinger von Aigen am Inn einen Priester kennenzulernen,
dem er sich so sehr anvertrauen konnte, daß er sein Seelenführer wurde.
So pilgerte er nun neun Jahre hindurch alle 8 - 14 Tage in das 5
Stunden entfernte Aigen, was kein kleines Opfer bedeutete, denn um die
Frühmesse zu erreichen, mußte er bereits um 1 Uhr aufstehen; und von
diesem Vorhaben vermochte ihn auch das ungünstigste Wetter nicht
abzuhalten.
1849 sollte er wegen Verheiratung seiner Geschwister den Hof
übernehmen; aber er lehnte es ab, denn all sein Sinnen und Trachten
richtete sich immer mehr auf ein ganz Gott geweihtes Leben in einem
Kloster. So trug er in sein Buch der "Nachfolge Christi" ein: "Es leben
Christus und Maria, die einzigen Freunde einer jeden gottliebenden
Seele, die nichts verlangt als Jesus den Gekreuzigten." Als er aber im
Kapuzingerkloster Altötting um Aufnahme bat, war man sehr
zurückhaltend. Der Hautgrund wird wohl die Erfahrung gewesen sein, wie
schwer es Eintretenden, die bereits ihr dreißigstes Lebensjahr erreicht
haben, fällt, sich dem strengen Gemeinschaftsleben anzupassen. Er mußte
daher als Tertia beginnen, ehe er den Ordenshabit - dazu noch ohne die
Kapuze - tragen durfte und den Namen Konrad erhielt. Bald danach wurde
er versetzt, zuerst nach Burghausen am Inn, um einen schwerkranken
Pater zu pflegen und dann nach Laufen, wo er am 4. Oktober 1852 die
Gelübde ablegte. Danach kehrte er in das Kloster St. Anna in Altötting
zurück, wo ihm der Pförtnerdienst zugewiesen wurde, den er 41 Jahre bis
zu seinem Tode ausübte.
Es war dies eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe, die viel
Menschenkenntnis, Demut und Takt erforderte, denn jeder, ob vornehm
oder gering, Wallfahrer oder dem Glauben fernstehend, mußte passend
empfangen werden. Hinzu kam noch die Armenfürsorge, weil täglich
Bettler, Handwerksburschen und bisweilen auch entlassene Zuchthäusler
an die Pforte Klopften, um Essen und Almosen zu erhalten. Mit einer
bewundernswerten Nächstenliebe gab Bruder Konrad diesen armen Leuten
reichlich Suppe, Gemüse, Brot und Bier, wobei er sie selbst bediente.
Hinzu kam noch der Umgang mit Geschäftsleuten, das Bezahlen von
Rechnungen, der Empfang von Spenden und deren Verbuchung.
Nach dem Abendessen zog sich der Heilige in seine geliebte
Alexius-Zelle zurück, einen engen Raum unter der Klosterstiege, der ihm
die Gnade gewährte, auf den Tabernakel blicken zu können. Weilte er
nicht dort, so betete er nach der Matutin oft bis in den Morgen in der
Totengruft für seine verstorbenen Mitbrüder, bis der Guardian ihm dies
verbot.
Der hl. Eucharistie galt seine besonder Liebe, so daß er danach
verlangte, sie täglich zu empfangen. Aber vor dem 1905 veröffentlichten
Dekret Sacra Tridentina Synodus des hl. Pius X. herrschte auch in den
Klöstern die im Laufe der Jahrhunderte entstandene Sitte des seltenen
Empfanges der Kommunion, die durch die rigorosen Anforderungen der
Jansenisten noch verstärkt wurde. Bruder Konrad erreichte es daher erst
nach vielem inständigen Bitten, täglich den Leib des Herrn empfangen zu
dürfen, wobei ihm die zusätzliche Kommunion vor dem allgemeinen
Aufstehen um halb fünf Uhr gereicht wurde. Über das Kreuz schrieb er?
"Das Kreuz ist mein Buch, ein Blick auf das Kreuz lehrt mich bei jeder
Gelegenheit, wie ich micht zu verhalten habe. Da lerne ich Geduld und
Demut. Da lerne ich jedes Kreuz mit Geduld tragen, ja es wird mir süß
und leicht." Wenn er vor dem in seiner Zelle befindlichen Kruzifix
kniete, waren oft seine Gesichtszüge von einer überirdischen Schönheit
übergossen.
Ein besonderes Anliegen war für ihn aber auch die Verehrung der
Altöttinger Gnadenmutter. Bisweilen bemerkte man, wie Feuerfunken - und
kugeln ihm entströmten, wenn er im Gebet versunken vor dem Gnadenbilde
der Schwarzen Madonna kniete. Auch betete er jeden Tag die
Lauretanische Litanei sowie den Rosenkranz. Der Mittelfinger seiner
linken Hand, der gewöhnlich vom Rosenkranz umschlungen war, verweste
nicht. Welche charismatischen Kräfte von diesem schlichten Ordensbruder
ausgingen, wird auch durch folgenden Bericht glaubwürdig: Ein junger
Mensch stürzte sich in den Beichtstuhl eingestehend, daß er mittels
einfachen Blickes dieses Kapuziners bekehrt wurde.
Betrachten wir noch kurz einige Charakterzüge des Heiligen! Bereits vor
seiner Profeß versprach er Bruderliebe; und was für hohe Anforderungen,
die der menschlichen Schwachheit diametral entgegengesetzt sind, stellt
sie auch oder man kann sagen, gerade in einem Kloster: Aber niemals
hörte man über ihn eine Klage wegen Unverträglichkeit oder übler
Nachrede, und wo er konnte machte er seine Mitbrüder auf Fehltritte
liebevoll aufmerksam, um ihnen einen strengen Verweis oder gar eine
Strafe ihres Oberen zu ersparen. Überzeugt, daß für den Mönch das
Schweigen eine der wichtigsten Tugenden ist, vermied er unnütze
Gespräche nicht nur mit ihm unbekannten Weltleuten, sondern auch mit
seinen Mitbrüdern. Sein Benehmen gegenüber Frauen war nicht linkisch,
aber zurückhaltend. Taktvoll drückte er sein Mißfallen über anstößige
Kleidung - im Viktorianischen Zeitalter! - aus. Was würde der heilige
Konrad zu der heute schon selbstverständlich gewordenen "Kleidung" in
sakralen Räumen sagen?
Obwohl er der Welt entsagte, blieb er mit seinen Verwandten in
Verbindung, wobei er sich häufig erkundigte, ob sie ein christliches
Leben führen. Mehrere Male schickten ihn seine Oberen auf einige Tage
nach Parzheim; seine Nichten und Neffen schauten dann verstohlen zu,
wie er auch in den Tagen der Erholung sich der gewohnten strengen
Askese unterzog. 1886 erkrankte er an Lungenentzündung so schwer, daß
man an seinem Aufkommen zweifelte. 1892 besuchte er nochmals seine alte
Heimat. Man bereitete ihm einen triumphalen Empfang. Sein Verlangen
nach dem geliebten Kloster war aber so stark, daß er bereits nach
kurzer Zeit abreiste. Nachdem er am 18. April 1894, auf seinen Stab
gestützt, wie gewohnt den Dienst an der Pforte angetreten hatte, war er
am frühen Nachmittag am Ende seiner Kräfte. Mit den Worten: "Jetzt
gehts nimmer" wandte er sich an den Guardian, der ihn darauf umgehend
in eine bequemere Zelle, als die von ihm bewohnte, bringen ließ. Am 21
April verschlechterte sich sein Zustand zusehends; er empfing die
Letzte Ölung. Sterbend vernahm er, wie es während des Nachtgebetes
plötzlich läutete. In der Meinung, sein Stellvertreter habe nichts
gehört, erhob er sich - mit der Kerze in der Hand - mit letzter Kraft
aus dem Bett und brach vor einem Novizen, der gerade am Korridor
vorbeiging, zusammen. Die Gesichtszüge des Toten glichen denen eines
Schlafenden. Überall vernahm man die Worte: "Ein Heiliger ist
gestorben." Man schnitt Fleckchen aus seiner Kutte und ausnahmsweise
wurde die Erlaubnis erteilt, ihn zu photographieren. Zuerst fand er
seine Ruhestätte unter dem Presbyterium in der allgemeinen
Klostergruft, somit innerhalb der Klausur. 1912 wurden seine
sterblichen Überreste in die St. Anna Kirche übertragen und so den
Wallfahrern das Beten an seinem Grabe ermöglicht. Papst Pius XI. nahm
am 15. Juni 1930 seine Seligsprechung vor. Bereits am Pfingstfest 1934
- dem 20. Mai - erfolgte seine Heiligsprechung, bei welcher der Papst
sprach: "In ihm erglänzten Reinheit und Demut, Liebe zu Gott und zum
Nächsten, Pflichttreue." Die Kirche feiert sein Fest am 21. April.
Seit der Kanonisation des gleichfalls dem Kapuzinerorden angehörenden
Fidelis von Sigmaringen im Jahre 1746 ist Bruder Konrad der erste
Deutsche aus dem Reichsgebiet von 1934, der wieder zur Ehre der Altäre
erhoben worden ist.
Benützte Literatur:
P. Jos. Ant. Kessler O.F.M.Cap: Im Dienste Gottes und der Menschen, Altötting 1960.
Artikel Konr. v. Parzham in: Peter Manns: Die Heiligen in ihrer Zeit, Band 2, Mainz 1966.
Vies des Saints, Band 13, Paris 1959
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