54. Jahrgang Nr. 7 / Dezember 2024
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1. OSTERN 1979*)
2. Die Papstwahl von 1903
3. Das Ende Luthers
4. WAHLHILFE BESONDERER ART -
5. WARNING REGARDING A SUPPOSED BISHOP
6. Nachruf auf Herrn Jean André Perlant
7. DER HL. KONRAD VON PARZHAM
8. ÜBER DAS GEBET
9. FÜR DEN GEGENWÄRTIGEN AUGENBLICK
10. Der hl. Ignatius von Antiochien
11. NACHRICHTEN, NACHRICHTEN, NACHRICHTEN
12. MITTEILUNGEN DER REDAKTION
DER HL. KONRAD VON PARZHAM
 
DER HL. KONRAD VON PARZHAM

von
Eugen Golla


Selbst bei nur oberflächlichem Blättern in einer Heiligenlegende kann man ststellen, daß die höchste Ehre nicht nur die erlangen, welche entweder als Martyrer die Welt erschütterten oder als Bischöfe, Prediger oder Gelehrte Großartiges leisteten, sondern auch Männer und Frauen, die in aller Stille in heroischem Grade Gottes- und Nächstenliebe übten. Zu diesen zählt auch der Heilige, dessen hundertster Todestag in deses Jahr fällt: Konrad von  Parzham.

Er wurde am 22. Dezember 1818 im niederbayerischen Parzheim als das neunte Kinder der Eheleute Bartholomäus und Gertrud Birndorfer, wohlhabender Bauersleute, geboren und auf den Namen Johannes getauft. Die Eltern waren ein Muster an Gottesfurcht. Sie hielten ihre zahlreeichen Knechte und Mägde wie Miglieder der Familie, jenden Abend knieend der Englische Gruß verrichtet, von Michaeli bis Ostern Samstag abend der Rosenkranz und in den letzten Tagen der Karwoche der Psalter gebetet. Auch der kleine Joahnnes liebte das Gebet und er verkürzte sich den Schulweg mittels des Rosenkranzes.

Nachdem er mit 14 Jahren die Mutter und zwei Jahre danach seinen Vater verloren hatte, mußte er als zweiter Knecht arbeiten. Unverdrossen verrichtete er alle ihm aufgetragenen Obliegenheiten; seine größte Freude aber war es, nach des Tages Mühen und Plagen vor dem in seinem Zimmer errichteten Hausaltar bis in die späte Nacht knieend zu beten.

Um das Jahr 1830 wurden von König Ludwig I. die kirchenfeindlichen Verordnungen des unter seinem Vater, König Maximilian I., allmächtigen freimaurerischen Ministers Montgelas, wenigstens zum Teil aufgehoben, insbesondere die Wallfahrten freigegeben und die Errichtung von Bruderschaften erlaubt. Johannes, der mehreren solcher Vereinigungen beitrat wurde zwar wegen seines heiligmäßigen Lebenswandels sogar von manchen seiner Knechte verspottet, aber er galt auch vielen Leuten als Vorbild, von dem man beten Lernen müßte.

Im Alter von 22 Jahren hatte der Jungbauer das Glück, in dem Benefiziaten Dullinger von Aigen am Inn einen Priester kennenzulernen, dem er sich so sehr anvertrauen konnte, daß er sein Seelenführer wurde. So pilgerte er nun neun Jahre hindurch alle 8 - 14 Tage in das 5 Stunden entfernte Aigen, was kein kleines Opfer bedeutete, denn um die Frühmesse zu erreichen, mußte er bereits um 1 Uhr aufstehen; und von diesem Vorhaben vermochte ihn auch das ungünstigste Wetter nicht abzuhalten.  

1849 sollte er wegen Verheiratung seiner Geschwister den Hof übernehmen; aber er lehnte es ab, denn all sein Sinnen und Trachten richtete sich immer mehr auf ein ganz Gott geweihtes Leben in einem Kloster. So trug er in sein Buch der "Nachfolge Christi" ein: "Es leben Christus und Maria, die einzigen Freunde einer jeden gottliebenden Seele, die nichts verlangt als Jesus den Gekreuzigten." Als er aber im Kapuzingerkloster Altötting um Aufnahme bat, war man sehr zurückhaltend. Der Hautgrund wird wohl die Erfahrung gewesen sein, wie schwer es Eintretenden, die bereits ihr dreißigstes Lebensjahr erreicht haben, fällt, sich dem strengen Gemeinschaftsleben anzupassen. Er mußte daher als Tertia beginnen, ehe er den Ordenshabit - dazu noch ohne die Kapuze - tragen durfte und den Namen Konrad erhielt. Bald danach wurde er versetzt, zuerst nach Burghausen am Inn, um einen schwerkranken Pater zu pflegen und dann nach Laufen, wo er am 4. Oktober 1852 die Gelübde ablegte. Danach kehrte er in das Kloster St. Anna in Altötting zurück, wo ihm der Pförtnerdienst zugewiesen wurde, den er 41 Jahre bis zu seinem Tode ausübte.

Es war dies eine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe, die viel Menschenkenntnis, Demut und Takt erforderte, denn jeder, ob vornehm oder gering, Wallfahrer oder dem Glauben fernstehend, mußte passend empfangen werden. Hinzu kam noch die Armenfürsorge, weil täglich Bettler, Handwerksburschen und bisweilen auch entlassene Zuchthäusler an die Pforte Klopften, um Essen und Almosen zu erhalten. Mit einer bewundernswerten Nächstenliebe gab Bruder Konrad diesen armen Leuten reichlich Suppe, Gemüse, Brot und Bier, wobei er sie selbst bediente. Hinzu kam noch der Umgang mit Geschäftsleuten, das Bezahlen von Rechnungen, der Empfang von Spenden und deren Verbuchung.

Nach dem Abendessen zog sich der Heilige in seine geliebte Alexius-Zelle zurück, einen engen Raum unter der Klosterstiege, der ihm die Gnade gewährte, auf den Tabernakel blicken zu können. Weilte er nicht dort, so betete er nach der Matutin oft bis in den Morgen in der Totengruft für seine verstorbenen Mitbrüder, bis der Guardian ihm dies verbot.

Der hl. Eucharistie galt seine besonder Liebe, so daß er danach verlangte, sie täglich zu empfangen. Aber vor dem 1905 veröffentlichten Dekret Sacra Tridentina Synodus des hl. Pius X. herrschte auch in den Klöstern die im Laufe der Jahrhunderte entstandene Sitte des seltenen Empfanges der Kommunion, die durch die rigorosen Anforderungen der Jansenisten noch verstärkt wurde. Bruder Konrad erreichte es daher erst nach vielem inständigen Bitten, täglich den Leib des Herrn empfangen zu dürfen, wobei ihm die zusätzliche Kommunion vor dem allgemeinen Aufstehen um halb fünf Uhr gereicht wurde. Über das Kreuz schrieb er? "Das Kreuz ist mein Buch, ein Blick auf das Kreuz lehrt mich bei jeder Gelegenheit, wie ich micht zu verhalten habe. Da lerne ich Geduld und Demut. Da lerne ich jedes Kreuz mit Geduld tragen, ja es wird mir süß und leicht." Wenn er vor dem in seiner Zelle befindlichen Kruzifix kniete, waren oft seine Gesichtszüge von einer überirdischen Schönheit übergossen.

Ein besonderes Anliegen war für ihn aber auch die Verehrung der Altöttinger Gnadenmutter. Bisweilen bemerkte man, wie Feuerfunken - und kugeln ihm entströmten, wenn er im Gebet versunken vor dem Gnadenbilde der Schwarzen Madonna kniete. Auch betete er jeden Tag die Lauretanische Litanei sowie den Rosenkranz. Der Mittelfinger seiner linken Hand, der gewöhnlich vom Rosenkranz umschlungen war, verweste nicht. Welche charismatischen Kräfte von diesem schlichten Ordensbruder ausgingen, wird auch durch folgenden Bericht glaubwürdig: Ein junger Mensch stürzte sich in den Beichtstuhl eingestehend, daß er mittels einfachen Blickes dieses Kapuziners bekehrt wurde.

Betrachten wir noch kurz einige Charakterzüge des Heiligen! Bereits vor seiner Profeß versprach er Bruderliebe; und was für hohe Anforderungen, die der menschlichen Schwachheit diametral entgegengesetzt sind, stellt sie auch oder man kann sagen, gerade in einem Kloster: Aber niemals hörte man über ihn eine Klage wegen Unverträglichkeit oder übler Nachrede, und wo er konnte machte er seine Mitbrüder auf Fehltritte liebevoll aufmerksam, um ihnen einen strengen Verweis oder gar eine Strafe ihres Oberen zu ersparen. Überzeugt, daß für den Mönch das Schweigen eine der wichtigsten Tugenden ist, vermied er unnütze Gespräche nicht nur mit ihm unbekannten Weltleuten, sondern auch mit seinen Mitbrüdern. Sein Benehmen gegenüber Frauen war nicht linkisch, aber zurückhaltend. Taktvoll drückte er sein Mißfallen über anstößige Kleidung - im Viktorianischen Zeitalter! - aus. Was würde der heilige Konrad zu der heute schon selbstverständlich gewordenen "Kleidung" in sakralen Räumen sagen?

Obwohl er der Welt entsagte, blieb er mit seinen Verwandten in Verbindung, wobei er sich häufig erkundigte, ob sie ein christliches Leben führen. Mehrere Male schickten ihn seine Oberen auf einige Tage nach Parzheim; seine Nichten und Neffen schauten dann verstohlen zu, wie er auch in den Tagen der Erholung sich der gewohnten strengen Askese unterzog. 1886 erkrankte er an Lungenentzündung so schwer, daß man an seinem Aufkommen zweifelte. 1892 besuchte er nochmals seine alte Heimat. Man bereitete ihm einen triumphalen Empfang. Sein Verlangen nach dem geliebten Kloster war aber so stark, daß er bereits nach kurzer Zeit abreiste. Nachdem er am 18. April 1894, auf seinen Stab gestützt, wie gewohnt den Dienst an der Pforte angetreten hatte, war er am frühen Nachmittag am Ende seiner Kräfte. Mit den Worten: "Jetzt gehts nimmer" wandte er sich an den Guardian, der ihn darauf umgehend in eine bequemere Zelle, als die von ihm bewohnte, bringen ließ. Am 21 April verschlechterte sich sein Zustand zusehends; er empfing die Letzte Ölung. Sterbend vernahm er, wie es während des Nachtgebetes plötzlich läutete. In der Meinung, sein Stellvertreter habe nichts gehört, erhob er sich - mit der Kerze in der Hand - mit letzter Kraft aus dem Bett und brach vor einem Novizen, der gerade am Korridor vorbeiging, zusammen. Die Gesichtszüge des Toten glichen denen eines Schlafenden. Überall vernahm man die Worte: "Ein Heiliger ist gestorben." Man schnitt Fleckchen aus seiner Kutte und ausnahmsweise wurde die Erlaubnis erteilt, ihn zu photographieren. Zuerst fand er seine Ruhestätte unter dem Presbyterium in der allgemeinen Klostergruft, somit innerhalb der Klausur. 1912 wurden seine sterblichen Überreste in die St. Anna Kirche übertragen und so den Wallfahrern das Beten an seinem Grabe ermöglicht. Papst Pius XI. nahm am 15. Juni 1930 seine Seligsprechung vor. Bereits am Pfingstfest 1934 - dem 20. Mai - erfolgte seine Heiligsprechung, bei welcher der Papst sprach: "In ihm erglänzten Reinheit und Demut, Liebe zu Gott und zum Nächsten, Pflichttreue." Die Kirche feiert sein Fest am 21. April.

Seit der Kanonisation des gleichfalls dem Kapuzinerorden angehörenden Fidelis von Sigmaringen im Jahre 1746 ist Bruder Konrad der erste Deutsche aus dem Reichsgebiet von 1934, der wieder zur Ehre der Altäre erhoben worden ist.


Benützte Literatur:
P. Jos. Ant. Kessler O.F.M.Cap: Im Dienste Gottes und der Menschen, Altötting 1960.
Artikel Konr. v. Parzham in: Peter Manns: Die Heiligen in ihrer Zeit, Band 2, Mainz 1966.
Vies des Saints, Band 13, Paris 1959

 
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