Christenverfolgung 1995:
Extreme Moslems sind die größte Bedrohung
In vielen Teilen der Welt wird Christen das Menschenrecht der freien
Religionsausübung vorenthalten. Gottesdienste werden verboten, Kirchen
zerstört und Gemeindeleiter eingesperrt, gefoltert, ermordet.
Eine der größten Bedrohungen für Christen geht nach Angaben von
Menschenrechtsorganisationen von extremen Moslemgruppen aus. Sie setzen
ihre Regierungen häufig so unter Druck, daß diese nicht gegen
Diskriminierungen von Nicht-Moslems einschreiten oder ihre
Rechtsprechung den Vorschriften des Islams anpassen. Ein Beispiel: die
Türkei. Von ihrer Verfassung her ein demokratischer, weltanschaulich
neutraler Staat. Nach Ansicht der Internationalen Gesellschaft für
Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main sind die Islamisten jedoch
"auf dem besten Weg, den türkischen Staat zu unterwandern". Seit die
moslemische Wohlstandspartei an Einfluß gewinnt, ist es Christen
verboten, ihren Glauben an Kinder weiterzugeben. Die Verbreitung der
Bibel steht unter Strafe, Klosterschulen werden geschlossen und Kirchen
dem Verfall preisgegeben, da sie nicht renoviert werden dürfen. In
einigen Fällen sind Kirchen enteignet und in Kinos, Bäckereien oder
Polizeireviere umgewandelt worden. Von gewalttätigen Moslems bedrängt
werden besonders die etwa 3000 syrisch-orthodoxen Christen im
südostanatolischen Tur Abdin ("Berg der Gottesknechte"). - In den
letzten Jahren sind mehrere Pfarrer, Lehrer und Ärzte verschleppt und
umgebracht worden. Die staatlichen Stellen lassen kein Interesse an
einer Verhinderung solcher Verbrechen erkennen. Seit der
Jahrhundertwende ist der christliche Bevölkerungsanteil in der Türkei
von 32 % auf 0,2 Prozent zurückgegangen.
Ähnliche Entwicklungen werden aus Ägypten und Saudi-Arabien berichtet,
wo in den letzten drei Jahren mehr als 300 Christen verhaftet worden
sind. Ihnen wird vorgeworfen, bei Hausversamm-lungen Gottesdienste
gefeiert zu haben. In Ägypten sind Moslems, die zum Christentum
übertraten, zu Gefängisstrafen verurteilt worden. Als besondere
Bedrohung für den Islam werden evangelisierende Gruppen angesehen. Ihre
Mitarbeiter erhalten z.B. in Pakistan, Bangladesh, Kaschmir und Iran
laufend Morddrohungen. Auch in Nordnigeria kommt es immer wieder zu
Überfällen auf christliche Versammlungen und zur Zerstörung von
Kirchen.
Die Christen in den ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan und
Usbekistan gehen ebenfalls einer unsicheren Zukunft entgegen. In beiden
Ländern ist der Islam zur Staatsreligion erklärt worden. Inzwischen
gibt es in jedem Dorf eine Moschee, während die christlichen Kirchen
keine öffentlichen Veranstaltungen mehr abhalten dürfen.
Die massivste Christenverfolgung findet nach Übereinstimmung aller
Beobachter gegenwärtig im Sudan statt, wo islamische Extremisten und
die Regierung gemeinsam eine systematische Verfolgung aller
Nicht-Moslems betreiben. Der UN-Sonderbeauftragte für den Sudan, Gaspar
Biro, stellte im vergangenen Jahr fest, daß Menschenrechtsverletzungen
bewußt gegen Angehörige nicht-islamischer Religionsgemeinschaften
vorgenommen würden. Dazu gehörten die Beschlagnahme von
Kircheneigentum, Schließung und Zerstörung von Gotteshäusern sowie ein
Verbot von Auslandskontakten der Kirchenführer. In den Schulen sei
islamischer Religionsunterricht zum Pflichtfach erklärt worden.
Aufgrund falscher Anschuldigungen sei ein katholischer Weihbischof zu
90 Stockhieben verurteilt worden, schrieb Biro.
Eine "Zwangsislamisierung im großen Stil" findet laut IGFM im Südsudan
statt, wo Umerziehungslager für 45 000 Personen eingerichtet worden
seien. Dort würden Kinder ihren Eltern entzogen und in
Koranschulen gesteckt. Insgesamt stünden drei Millionen Christen in der
Gefahr, ausgerottet zu werden.
Klagen über ständige Schikanen, etwa Arbeitsverbote für ausländische
Mitarbeiter, langwierige Genehmigungsverfahren bei Baugesuchen und
Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, kommen aber nicht nur aus
islamischen Ländern. Radikale Buddhisten bekämpfen die christlichen
Gemeinden Sri Lankas und haben bereits mehrere Kirchen niedergebrannt.
Auch einige kommunistisch regierte Länder - China, Vietnam, Nordkorea
und die Mongolei - stehen Christen weitgehend feindlich gegenüber.
Gelegentliche Lockerungen wie die Zulassung von registrierten Gemeinden
oder die Genehmigung zur Einfuhr von Bibeln sind "Täuschungsmanöver für
das westliche Ausland".Etwas besser sieht es in Kuba aus: Damit sich
Christen nicht an den regimefeindlichen Aktionen beteiligen, können sie
sich gegenwärtig etwas freier bewegen. (...)
PRIVAT-DEPESCHE, Nr. 11, 15.03.95 |