Sohn Gottes - das reine Licht der Liebe
"Das Volk, das in Finsternis wandelt, erschaut ein gewaltiges Licht.
Über den Bewohnern eines finsteren Landes strahlt ein Lichtglanz hell auf." (Is 9,1)
von
Rev. Father Courtney Edward Krier
übersetzt von Johannes Lorek
Das neunte Kapitel des Propheten Isaias darf man als die
Weihnachtsbotschaft bezeichnen. Es kündigt den künftigen Generationen
die Geburt des Messias an. Im siebten Kapitel wurde bereits die
Jungfrauengeburt in prophetischen Worten angekündigt, die sich dann
auch so erfüllten: "Siehe die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn
gebären" (Is 7,14). Von jetzt an ist in dieser Vision die Geburt
Christi präsent. Das Licht, "das da erleuchtet jeden Menschen, der in
diese Welt kommt" (Joh 1,9) offenbarte sich selbst. "Denn ein Kind ist
uns geboren” (Is 9,5). Sowie Christus von Abraham gesprochen hatte, der
sich freute, daß er Christus sehen wird - er sah und frohlockte ( Joh.
8,56) - so freute sich auch Isaias. Und so freut sich jeder von uns,
der von Christi Geburt erfahren hat.
Worin besteht nun diese Freude? In dem Licht! Wenn wir uns dem Anfang
der Schöpfung zuwenden, so lesen wir, daß die Erde leer und wüst war,
bis Gott sprach: "Es werde Licht" (Gen. 1,3) Während wir dies lesen,
vernehmen wir eine besondere Art Freude; denn jetzt können wir endlich
die Welt mit ihrer ganzen wundervollen Schöpfung, die mit Leben erfüllt
ist, sehen. Die Dunkelheit ist verbannt, wir können nun unseren Weg in
der Welt Gottes finden. Als Adam fiel, da verfiel er zugleich in
geistige Finsternis: Gott ging ihm verloren. Der Mensch wurde zur
ewigen Finsternis verurteilt - bis das Licht gewissermaßen selbst den
Weg suchte, ihn wieder zu erreichen. Diese "Erlösung" war schlicht und
einfach unverdient. Sie wurde jedoch gänzlich abhängig gemacht von
unserer freien Wahl. Das Licht des Glaubens wurde nur von der
natürlichen Vernunft gestützt. "Läßt sich doch Gottes sichtbares Wesen
seit Erschaffung der Welt durch seine Werke mit dem Auge des Geistes
wahrnehmen" (Rö 1,20). Gerechte Männer wie Adam, Abel, Henoch, Noah,
Isaac und Jakob geben Zeugnis davon, daß sie das Licht sahen. Später
offenbarte sich Gott durch die Propheten, indem Seine Vorliebe den
Kindern Israels galt. Allerdings reichte diese nicht aus. Die
Israeliten zeigten kein Verlangen, die Wahrheit zu erfahren. Sie fielen
der allgemeinen Apostasie anheim. Lediglich ein Überbleibsel der treuen
Anhänger Gottes erwies Ihm weiterhin die Ehre.
In Christi Geburt zeigt sich uns nicht der Anbruch des Lichts, sondern
der Aufgang der Sonne. So wird Christus in der Vesper des Breviers als
Orient (= Aufgang) bezeichnet. "Oh Orient, Glanz des ewigen Lichts und
Sonne der Gerechtigkeit! Komme und erleuchte die, welche in der
Finsternis und im Schatten des Todes weilen" (aus dem großen Antiphon
für den 21. Dezember). Die Sonne erhebt sich im Osten und vertreibt
somit die Finsternis.
Unsere Weihnachtsfreude beruht auf Christus, der das Licht der Welt ist
(Joh. 8,12). Weil sie in Christus begründet ist, weilen wir nicht mehr
in Finsternis und im Schatten des Todes. Durch Seine Gnade sind wir zur
Erkenntnis der Wahrheit gelangt. Wir verstehen, daß Gott uns durch
Seine reine Liebe schuf und uns dazu bestimmte, mit Ihm in Seiner
Glorie für ewig zu sein. Wir haben begriffen, daß wir hier auf Erden
sind, um die Liebe, die Er uns unablässig erweist, zurückzugeben:
"meine Wonne sind die Menschenkinder" (Spr 8,31). Sowie das Licht für
Isaias gegenwärtig war, so muß es auch für uns sichtbar sein.
War es nicht bezeichnend, daß Christus in der Dunkelheit der Nacht kam?
Er kam, um Licht in die Welt zu bringen. Obwohl Er sich in ihrer Mitte
aufhielt, wurde Er nicht gesehen. Seine Helligkeit wurde nicht gesehen,
weil die Welt blind war. Er kam in die Welt, damit die Blinden sehend
werden (Joh 9,39). Wir sehen das Licht selbst. Wir sehen es nicht erst
mittels der Natur oder durch die Vermittlung der Propheten. Darin
besteht allerdings der Unterschied zwischen einem Christen, der ein
Nachfolger des Lichts ist, und denen, die der Wahrheit gegenüber blind
sind. Der wahre Christ hält die Augen seiner Seele für die Gnade Gottes
offen. Er sehnt sich danach, Teilhaber an der Liebe Gottes, die Er ihm
in Seiner Güte anbietet, zu sein. Ehrfürchtig bestaunt er das
Gotteskind in der Krippe und sieht, welch' außerordentliche Opfer die
Liebe für ihn bringt. Die Blinden können die Liebe hier nicht sehen,
denn ihre Augen haben sich der Gnade Gottes verschlossen. Sie mögen es
versucht haben einen flüchtigen Blick auf das Licht zu wagen, aber das
Opfer der Liebe war ihnen zu schwer. Es ist ihnen recht angenehm, in
den "Ketten ihrer Leidenschaften" zu verharren, lehnen die Erfahrung
der Freiheit, welche die wahre Liebe verleiht, jedoch ab.
Heutzutage - mehr denn je - sehen wir überall um uns die
Selbstversklavung der Menschen: - an die mächtigen Fesseln der eigenen
Leidenschaften. Die Menschen, die selbst wählen, blind zu sein und zu
bleiben, werfen sich in die Dunkelheit des Materialismus und des
Irrtums. Weihnachten, das beispielsweise im Englischen sogar den Namen
Christi selbst beinhaltet, wird nicht etwa begangen als Erinnerung an
die Geburt Christi, sondern als eine wilde Jahreszeit des Kaufens und
Verkaufens. Die Katholiken selbst haben es geduldet, derart geblendet
zu werden. Sie befreien sich nicht von diesem Konsumrausch, um statt
dessen diese Zeit der Meditation und dem Gebet zu widmen. Sie machen
auch ihre Augen der Seele nicht für das Licht Gottes auf. Statt dessen
halten auch sie sie lieber verschlossen.
Wenn wir in diesem Jahr die Geburt Christi wieder feierlich begehen
werden, dann wollen wir Ihm doch wenigstens für das Licht des Glaubens
und für das Leben in Seiner Gnade danken. Er gab den meisten von uns
auch weiterhin die Möglichkeit, an dem Geschenk der hl. Messe und der
Sakramente teilzuhaben. Wir sollten im höchsten Grade dankbar sein.
Danken wir Ihm dafür, daß Er sich in unserem eigenen menschlichen
Fleisch gezeigt hat... danken auch dafür, daß er sich uns in der
Heiligen Kommunion hingibt. Und dafür, daß Er das Bündnis zwischen Gott
und Mensch unseretwegen menschennah gestaltet hat. Versprechen wir Ihm,
daß wir die Liebe, die Er uns erwies, zurückgeben, in dem wir in Seinem
Licht wandeln, damit wir nicht straucheln (Joh 11,10).
Zum Schluß will ich denjenigen danken, die während dieses Jahres
geholfen haben, unsere Meßzentren, die Schule und die wahren
katholischen Publikationen durch ihre Gebete und Gaben zu unterstützen.
In der Messe am ersten Weihnachtstag werde ich aller Gläubigen
gedenken, besonders jener Leser der EINSICHT, die bei dem erhabenen
Opfer nicht selbst anwesend sein können, weil sie krank oder alt sind,
oder weil es vielleicht in ihrer Gegend keine Heilige Messe gibt.
Ich wünsche Ihnen allen gesegnete Weihnachten und bitte unseren
göttlichen Erlöser, daß Er im kommenden Jahr Ihnen allen Seinen Segen
erweist.
In Seinem Dienst
Father Courtney Edward Krier
***
Son of God - Love's Pure Light
"The people that walked in darkness have seen a great light: to them
that dwelt in the region of the shadow of death, light is risen." (Is.9,1)
by
Rev. Father Courtney Edward Krier
The ninth chapter of Isaias may be called the Christmas Gospel,
announcing the birth of the Messias to future generations. In Chapter
seven, the Virgin conception was foretold in prophetic words, that
which would come to pass: Behold, a Virgin shall conceive, and bear a
son (Isa. VII, 14). Now, in this vision, the Birth of Christ is
present. The "Light that enlightens everyone who comes into the world"
(John 1,9) has manifested itself: "For a child is born to us." (Isa.
IX, 5). As Christ spoke of Abraham, who rejoiced that he was to see
Christ, saw and was glad (John VIII, 56), so Isaias rejoiced and so do
all of us who have seen the birth of Christ.
Where does this joy rest? In the Light. Going back to the beginning of
creation, we read of the void and emptiness, until God said: "Let there
be light" (Gen. 1,3). When we read this, we sense a sort of joy,
because now we can envision the world with all its wonderful creations
filled with life. The darkness is dispelled, we can now find our way in
this world to God. When Adam fell, he fell back into the darknesse. God
was lost to him. Man was condemned to eternal darkness until the Light,
in a way, sought a way to reach hin. This "salvation" was gratuitous
and unmerited, but became wholly dependent upon our choice. The light
of faith was assisted only by natural reason, "for since the creation
of the world his visible attributes are clearly seen - his everlasting
power also and divinity - being understood through the things that are
made" (Rom. 1,20). The just men Adam, Abel, Henoch, Noe, Abraham, Isaac
and Jacob testify to seeing this light. Later, God revealed Himself
through the prophets, directing his predilection toward the children of
Israel. But this was not sufficient. The Israelites did not desire to
know the truth, and fell into general apostasy. Only a remnant faithful
rendered God His glory.
In the birth of Christ we see manifested not the dawn, but the rising
of the Sun. Thus, Christ, in the Vespers of the Divine Office is
addressed as the "Orient". O Orient, splendor of eternal light, and sun
of justice: come and enlighten them that sit in darknesse, and in the
shadow of death (Great Antiphon for December 21). The sun rises in the
east, dissipating the darkness.
Our joy at Christmas rests in Christ, Who is the Light of the world
(John VIII,12). It rests in Christ because we no longer sit in darkness
and in the shadow of death. Through His grace we have "come to the
knowledge of the truth." We understand that God has made us throught
His pure love and has destined us to be with Him in His glory for all
eternity. We have grasped the truth that we are here to return that
love which He continuously bestows upon us, "my delights were to be
with the children of men" (Prov. VIII, 31). As the Light was present to
Isaias, so too that Light must be visible to us.
Was it not significant that Christ came in the darkness of night? He
came to bring light into the world. He was not seen, though He was
there in their midst. His brilliance was not seen because the world was
blind. He came into the world "that they who do not see may see" (John
IX, 39). It is not through nature or through prophets we see the Light,
but we see the Light Himself. Here, though, is the difference between a
Christian, one who follows the Light, and those who are blind to the
Truth. The true Christian has opened the eyes of his soul to God's
grace, desiring to participate in the love God offers in His goodness.
He gazes upon the Infant laying in the manger and sees to what extremes
Love sacrifices Itself for him. The blind cannot see love here, for
their eyes are closed to God's grace. They may have tried glimpsing at
the Light, but the sacrifice of love was too great for them. They are
comfortable in the chains of their passions, unwilling to experience
the freedom of love.
Today, more than ever, we see all around us the self enslavement to
one's passions. People choosing to be blind, casting themselves into
the darkness of materialism and error. Christmas, containing the name
of Christ Himself, is not observed as the anniversary of the birth of
Christ, but the frenzied season of buying and selling. Catholics have
even allowed themselves to be blinded, not freeing themselves from
consumerism and giving the time to meditation and prayer, opening the
eyes of the soul to God's light rather than closing them.
As we celebrate the Birth of Christ this year, let us thank Him for
giving us the light of faith and the life of grace. He has continued to
allow most of us the gift of Holy Mass and the Sacraments; we should be
most grateful. Let us thank Him for manifesting Himself to us in our
own human flesh, for giving Himself to us in holy Communion and making
the bond between God and man more human for our sakes. Let us promise
Him that we will return that love He has bestowed upon us by walking in
the light, lest we stumble (John XI,10).
I wish to thank all who have helped support the Chapels, the School and
true Catholic Publications during the past year by your prayers and
gifts.
All the Faithful are remembered in Mass on Christmas Day, especially
those readers of EINSICHT who themselves cannot be present for the
august Sacrifice because of illness, elderly or the lack of Holy Mass
in their area. Wishing all a blessed Christmas and asking Our Divine
Saviour to bestow His blessings upon all during the coming New Year.
In His Service
Fahter Courtney Edward Krier
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