Über Karl Thomas Maria Hirn, den Gründer des
"Archikonvents der Templer"
von
Christian Jerrentrup
Die Nachrichten über den Gründer des Münchner "Archikonvents der
Templer", Birkenleiten 35, 81543 München (Telefonbucheintrag unter
dieser Adresse: "Vitumar") sind spärlich. Nach Plazinski umgibt sich
der Münchner Archikonvent "mit viel Mystizismus. Doch seine historische
Verbindung zu den Templern gehört [...] in das Reich der Legende"
(Plazinski, 112.) Nach den vorhandenen Quellen (Haack-76, 252;
Haack-80, Archikonvent der Templer, Trinitarion; Haack-90, 141-142;
Plazinski ebd.; Schubert 2, Hirn) soll Karl Thomas Maria "Johannes"
Hirn (geb. am 11. November 1902 in Seeshaupt am Starnberger See,
Volksschullehrer, der den von ihm geleiteten "Templerkonvent" bereits
1936 gegründet zu haben scheint) zum Bischofs geweiht worden sein von
1) einem "Templerpatriarchen" (in Paris) oder
2) von einem "Großprior von Indien" vor dem Zweiten Weltkrig oder
3) durch Robert Hermann Geyer - was noch am glaubwürdigsten ist.
Eine Priesterweihe Hirns ist nicht bekannt. Ein Ordensbruder, der über 20 Jahre Mitglied gewesen
war, hatte niemals Weihedokumente Hirns zu Gesicht bekommen. Geyer
seinerseits hatte seine Priesterweihe am 10. Mai 1925 von Stumpfl und
seine Bischofsweihe am 18. August 1925 von Giraud, Vigué und Stumpfl
empfangen (Schubert 2, Geyer). Die Stumpfl-Sukzession ist nachweislich
ungültig. Die Quelle, auf die Schubert sich beruft, ist darüberhinaus
sehr unzuverlässig. - Die selbsternannten "Templer" von München
betätigen sich im caritativen Bereich. "Der Archikonvent der Templer in
München ist eine der wenigen templerischen Gemeinschaften, die
klösterliches Leben pflegt. Auch Laienbrüder und -schwestern (Oblaten)
gehören dem Orden an. Streng liturgische Ausrichtung und tägliche
Armenspeisung lassen diesen Orden in einem besseren Licht erscheinen.
Die Münchner Templer leben nach der verschärften Benediktinerregel (bis
14.00 Uhr Fasten und generelles Fleischverbot). Der Abt des
Männerkonvents nimmt eine Erzbischofsweihe apostolischer Sukzession in
Anspruch. Diese Gemeinschaft ist wohl nicht zu den gnostischen Gruppen
zu rechnen, da sie keine eigene Lehre ausgebildet hat, sondern
ausschließlich die äußere und diakonische Tradition des Templerordens
fortführen will." (Haack-Material-Edition 1, 25)
Der Templerorden war am 22. März 1312 von Papst Clemens V. unter dem
Druck des französischen Königs Philipp des Schönen aufgelöst worden,
der letzte Großmeister Jacobus v. Molay wurde 1314 unter Beteuerung
seiner Unschuld verbrannt. Der Orden als Ganzes wird heute als
weitestgehend unschuldig betrachtet, seine Auflösung der Geldgier des
französischen Königs und dem feigen Versagen Papst Clemens V.
zugeschrieben, der Auflösungsakt durch letzteren aber als rechtmäßig
angesehen (LThK2 IX, 1361-1363; HKG III/2, 373-380). Alle
Wiederbelebungsversuche seit dem 18. Jhdt., z.T. unter der Form von
Freimaurerlogen (u.a. von Baron v. Hund), berufen sich auf eine
verborgene historische Kontinuität, die ebenfalls legendär ist (RGG3 6,
689 - "Die Religion in Geschichte und Gegenwart", Tübingen 1957-1965,
d.i. das evangelische Pendant zum LThK).
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Titelbild: Blick auf die Kette der Allgäuer Berge vom Hörnle (Bad Kohlgrub) aus; Photo E. Heller
Redaktionsschluß:
17.02.1997
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