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DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE BESUCHEN DAS JESUSKIND |
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DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE BESUCHEN DAS JESUSKIND
- NACH DEN GESICHTEN DER GOTTSELIGEN
ANNA KATHARINA EMMERICH -
Ich sah, daß sie [die hl. drei Könige: Mensor, Sair und Theokeno] hier
[d.i. in Bethlehem] lange unentschieden verweilten und noch immer
unruhig waren, bis ich ein Licht jenseits Bethlehems über der Gegend,
wo die Krippe war, am Himmel aufsteigen sah. Es war ein Leuchten, als
wenn der Mond aufgeht. Ich sah, daß sie sich wieder aufsetzten und um
die Mittagsseite von Bethlehem herum gegen die Morgenseite hinzogen, so
daß sie das Feld zur Seite hatten, wo den Hirten die Geburt Christi war
verkündigt worden. Sie mußten an einem Graben hin und um verfallene
Mauern herum-ziehen. Sie machten diesen Weg, weil sie in Bethlehem nach
dem Tale der Hirten als einem guten Lagerplatz gewiesen wurden. Es
liefen ihnen auch einige Leute von Bethlehem nach. Sie sagten diesen
aber nicht davon, wen sie hier suchten.
Der heilige Joseph schien um ihre Ankunft zu wissen. Ob er es von
Jerusalem aus erfahren oder durch ein Gesicht, weiß ich nicht; aber ich
hatte ihn schon unter Tags allerlei aus Bethlehem holen gesehen,
Früchte, Honig und Grünes. Ich sah auch, daß er die Höhle sehr geräumig
gemacht, seine abgeschlagene Kammer im Eingange ganz zusammengestellt
und das Holz und Küchengestell hinaus vor die Ture unter das Obdach
gebracht hatte. Als der Zug in das Tal der Krippenhöhle hinabkam,
stiegen sie ab und fingen an, ihr Lager aufzuschlagen; die Leute aber,
die ihnen aus Bethlehem nach-gelaufen waren, gingen wieder zur Stadt
zurück. Schon hatten sie einen Teil des Lagers aufgeschlagen, als sie
den Stern über der Höhle wieder erblickten und in ihm ganz deutlich ein
Kind. Er stand gerade über der Krippe und zeigte mit seiner Lichtbahn
senkrecht darauf nieder. Sie entblößten das Haupt und sahen den Stern
wachsen, als nähere er sich und senke sich nieder. Ich meine, daß ich
ihn so groß wie ein Bettuch werden sah. Anfangs waren sie ganz
verwundert. Es war schon dunkel, kein Haus war hier zu sehen, nur der
Hügel der Krippe, wie ein Wall. Bald aber wurden sie ungemein freudig
und suchten den Eingang zur Höhle. Mensor öffnete die Türe und
erblickte die Höhle voll Glanz und Maria und das Kind im Ende sitzend
ganz wie die Jungfrau, die sie immer im Sternbilde gesehen hatten. Der
König trat zurück und sagte es den beiden anderen. Nun gingen sie alle
drei in den Eingang. Ich sah, daß Joseph mit einem alten Hirten zu
ihnen herauskam und gar freundlich mit ihnen sprach. Sie sagten ihm
einfältig, sie kämen den neugeborenen König der Juden, dessen Stern sie
gesehen, anzubeten und ihm Geschenke zu bringen. Joseph hieß sie
demütig willkommen. Sie zogen sich nun zurück, um zu ihrer Zeremonie
sich vorzubereiten. Der alte Hirte aber ging mit den Dienern der Könige
in das kleine Tal hinter dem Krippenhügel, wo Schuppen und
Hirten-ställe waren, um ihre Tiere zu versorgen. Der Zug nahm das ganze
kleine Tal ein.
Ich sah nun die Könige ihre weiten fliegenden Mäntel von gelber Seide
von den Kamelen herabnehmen und sich umhängen. Um die Mitte des Leibes
befestigten sie an den Gürteln mit Kettchen Beutel und goldene Büchsen
mit Knöpfchen wie Zuckerdosen. Sie wurden dadurch ganz breit in ihren
Mänteln Sie hatten auch eine kleine Tafel auf niedrigem Fuße bei sich,
die sie auseinanderklappen konnten. Sie diente als Präsentierteller,
wurde mit einem Teppich, woran Quasten, bedeckt, und darauf die
Geschenke in Büchsen und Schalen gestellt.
Jeder König hatte die vier Begleiter aus seiner Familie bei sich. Alle
folgten dem heiligen Joseph mit einigen Dienern unter das Vordach der
Krippenhöhle.
Die Höhle sah ich voll von übernatürlichem Licht. Dem Eingang gegenüber
auf der Stelle der Geburt war Maria in mehr liegender als sitzender
Stellung auf einen Arm gelehnt, neben ihr Joseph und ihr zur Rechten
lag das Jesuskind in einer mit Teppich bedeckten, erhöht stehenden
Mulde. Beim Eintritt Mensors richtete Maria sich in sitzender Stellung
auf, verschleierte sich und nahm das Kind verhüllt vor sich auf den
Schoß. Sie öffnete aber die Hülle, daß der Oberleib bis unter die
Ärmchen unbe-deckt erschien, und hielt es aufrecht an ihre Brust
gelehnt, ihm das Köpfchen mit einer Hand stützend. Es hielt die
Händchen vor der Brust, wie betend, war sehr freundlich und leuchtend
und griff auch um sich her. Mensor ließ sich vor Maria auf die Knie
nieder, beugte das Haupt, kreuzte die Hände vor der Brust und sprach,
die Geschenke anbietend, andächtige Worte. Dann nahm er aus dem Beutel
am Gürtel eine Handvoll fingerlanger, dicker schwerer Stäbchen hervor,
die oben spitz, in der Mitte körnig und goldglänzend waren, und legte
sie demütig als seine Gabe Maria neben das Kind auf den Schoß, und
Maria nahm sie liebevoll und demütig an und bedeckte sie mit dem Zipfel
ihres Mantels. Die Begleiter Mensors standen hinter ihm tiefgebeugten
Hauptes. Mensor gab das Gold, weil er voll Treue und Liebe war und mit
unerschütterlicher Andacht und Anstrengung immer nach dem Heile
suchte.
Als er und die Seinen sich zurückzogen, ging Sair mit seinen vier
Begleitern hinein und ließ sich auf die Knie nieder. Er trug in der
Hand ein goldenes Weihrauchschiffchen voll kleiner grünlicher Körner
wie Harz. Er gab den Weihrauch, denn er war der, welcher sich willig
und ehrerbietig anschmiegte und liebreich dem Willen Gottes folgte. Er
setzte sein Geschenk auf die kleine Tafel und kniete lange da.
Nach ihm nahte Theokeno der älteste. Er konnte nicht knien, er war zu
alt und zu dick. Er stand gebeugt und stellte ein goldenes Schiffchen
mit grünem Kraut auf die Tafel. Es war noch frisch und lebendig, es
stand aufrecht wie ein ganz feiner grüner Busch mit weißen Blümchen. Er
brachte Myrrhen; denn Myrrhen bedeuten Abtötung und überwundene
Leidenschaften. Dieser gute Mann hatte schwere Anfechtungen zum
Götzendienst und zur Vielweiberei bekämpft. Er blieb sehr lange vor dem
Jesuskinde, daß ich bange war für die guten Leute vom Gefolge, welche
gar geduldig draußen vor dem Eingange harrten, bis auch sie das
Jesuskind noch sehen könnten.
Die Reden der Könige und aller, welche nach ihnen zu- und abtraten,
waren ungemein kindlich und wie liebestrunken. Sie begannen: "Wir haben
seinen Stern gesehen und daß er der König über alle Könige ist. Wir
kommen ihn anzubeten und ihm Geschenke zu bringen." Unter zärtlichsten
Tränen empfahlen sie dem Jesuskinde mit heißen Bitten sich, die
Ihrigen, ihr Land, ihre Leute, ihr Hab und Gut, alles, was ihnen nur
auf Erden einen Wert hatte. Er solle ihre Herzen, ihre Seelen, alles,
ihr Tun und Denken, hinnehmen, er solle sie erleuchten und ihnen alle
Tugend schenken und der Erde Glück, Frieden und Liebe. Es ist nicht zu
sagen, wie sie in Liebe und Demut glühten und wie die Tränen der Freude
über ihre Wangen und den Bart des Ältesten flossen. Sie waren ganz
selig, sie glaubten in dem Sterne drin angekommen zu sein, nach dem
ihre Vorfahren sich so lange redlich gesehnt und in den sie so begierig
geschaut hatten. Alle Freude der erfüllten Verheißung von vielen
Jahrhunderten war in ihnen.
Joseph und Maria weinten auch und waren so freudig, wie ich sie nie
gesehen. Die Ehre und Anerkennung ihres Kindes und Heilandes, den sie
so arm betten mußten, und dessen hohe Würde in der stillen Demut ihrer
Herzen verschwiegen ruhte, erquickte sie unendlich. Sie sahen ihm durch
Gottes Allmacht aus der Ferne gesendet, trotz aller Menschen, was sie
Ihm selbst nicht geben konnten: die Anbetung der Mächtigen rnit
heiliger Pracht. Ach, sie beteten mit an, seine Ehre beseligte
sie.
Die Mutter Gottes nahm alles ganz demütig und dankbar an; sie sprach
nicht, nur eine Bewegung unter ihrem Schleier drückte alles aus. Das
Jesuskind hielt sie zwischen dem Schleier und dem Mantel, und sein
Leibchen sah so leuchtend unter dem Schleier heraus. Erst zuletzt
sprach sie auch einige freundliche Worte mit jedem und schlug, wenn sie
redete, den Schleier ein wenig zurück. Die Könige gingen nun heraus
nach ihrem Zelt. Es war Licht darin und recht schön.
Ich sah sie nachher in dem Zelt auf einem Teppich um ein niederes
Tischchen liegen und daß Joseph Tellerchen mit Früchten, Brötchen,
Honigwaben und Schüsselchen mit Kräutern hinbrachte und mitten unter
ihnen saß und mitaß. Er war so fröhlich und gar nicht blöde und weinte
immer vor Freude. Ich dachte dabei an meinen Vater, wie er bei meiner
Profeß im Kloster unter so vielen vornehmeren Leuten sitzen mußte,
wovor er in seiner Demut und Einfalt sich so gescheut hatte, wie er
aber doch so fröhlich war und vor Freude weinte.
In Bethlehem sah ich an diesem Abende und in der Nacht nur bei dem
elterlichen Hause Josephs ein Getümmel, und als die Könige kamen, ein
Gelaufe in der Stadt; bei der Krippe war es anfangs sehr still. Hernach
sah ich hier und da in der Ferne lauernde und murrende Juden
zusammenstehen und hin und wieder gehen und in die Stadt berichten. In
Jerusalem hatte ich an diesem Tage noch vieles Gelaufe von alten Juden
und Priestern mit Schriften zu Herodes gesehen; dann aber wurde alles
still, als wolle man nicht mehr davon gesprochen haben.
Am folgenden Tag waren alle abwechselnd nochmals in der Krippenhöhle.
Den Tag über sah ich sie viel verschenken, besonders an die Hirten
draußen auf dem Felde, wo sie ihre Tiere stehen hatten. Ich sah, daß
sie armen alten Weibern, die ganz krumm gingen, Decken über die
Schultern hängten. Ich sah auch ein großes Zudringen von den Juden aus
Bethlehem, sie drückten den guten Leuten auf alle Weise Geschenke ab
und sahen ihnen aus Prellerei ihre Sachen durch. Ich sah auch die
Könige mehrere ihrer Leute entlassen, welche hier im Lande bei den
Hirten bleiben wollten. Sie gaben ihnen von den Tieren welche, und
diesen packten sie allerlei Decken und Geräte auf, auch Goldkörner
schenkten sie ihnen und entließen sie freundlich. Ich weiß nicht, warum
es heute so viel weniger Leute waren. Sie haben vielleicht in der Nacht
schon viele entlassen und nach Hause geschickt. Am Abend sah ich sie an
der Krippe Abschied nehmen. Mensor ging zuerst allein hinein. Die
Heilige Jungfrau gab ihm auch das Jesuskind in seine Arme. Er weinte
sehr und leuchtete ganz vor Freude. Dann kamen auch die anderen und
nahmen Abschied und weinten. Sie brachten noch viele Geschen-ke: einen
großen Haufen von Zeug, Stücke von ganz blasser und von roter Seide,
auch blumichte Zeuge und viele ganz feine Decken. Auch ihre großen,
feinen Mäntel ließen sie da; sie waren fahl und von dünner Wolle, ganz
leicht und flogen im Winde.
Die Heilige Jungfrau habe ich da auch stehend bei ihnen gesehen, als
sie Abschied nahmen. Die Art, wie sie die Geschenke nahm, war ohne
Freude an den Sachen, aber ungemein rührend, demütig und wahrhaftig
dankend gegen den Geber. Ich habe keine Empfindung von Eigennutz an ihr
gesehen bei diesem wunderbaren Besuch, als daß sie anfangs in Liebe zum
Jesuskind und aus Mitleid mit dem hl. Joseph gedachte, nun würden sie
vielleicht mehr Schutz haben und nicht mehr so verächtlich in Bethlehem
behandelt werden wie bei der Ankunft, denn die Betrübnis und Beschämung
Josephs hatte ihr so leid getan.
Danach bewirtete sie Joseph in ihrem Zelte bei der Krippe wieder, und
die Häupter kehrten wieder in ihre Herberge nach Bethlehem. Inzwischen
aber hatte die Obrigkeit in Bethlehem, ich weiß nicht, ob auf Herodes
geheimen Antrag, oder aus eigenem Diensteifer, den Entschluß gefaßt,
die Könige, die in Bethlehem waren, gefangenzunehmen und sie bei
Herodes als unruhstiftend zu verklagen. Ich weiß nicht, wann dieses
geschehen sollte. In der Nacht aber hatten die Könige in Bethlehem und
zugleich die anderen, welche im Gezelt bei der Krippe zur Ruhe
gezwungen waren, im Schlafe die Erscheinung eines Engels, der sie
mahnte, aufzubrechen und auf einem anderen Wege zurückzueilen. Die bei
der Krippe weckten sogleich Joseph und sagten es ihm.
(aus: "Das arme Leben unseres Herrn Jesu Christi" nach
den Gesichten der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Augustinerin des
Klosters Agnetenberg zu Dülmen, Aschaffenburg (Pattloch) 1971, S. 38
ff.)
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