Aus einem Leserbrief an die Redaktion...
...zu dem Beitrag
"Die Saat ist aufgegangen"
(EINSICHT XXIII/4, S. 87 ff.)
Warum beklagen Sie sich denn über die "angeblichen Gralshüter des
wahren Glaubens", von denen Sie annehmen, daß sie "zwar an der
orthodoxen Lehre (welcher?) festhalten, aber die orthodoxe Praxis
(welche?) vernachlässigen"? Diese Gralshüter tun nämlich beides nicht,
sondern sie wählen aus, was ihnen gerade in den Kram paßt und opportun
erscheint und gehen nie auf die existentiellen Grundprobleme und die
bedrückenden Schwierigkeiten der kath. Christen von heute ein, da sie
dieselben gar nicht kennen. Diese Gralshüter eines nebulösen 'hl.
Grals' bewegen sich (kirchlicherseits) sozusagen in einem leeren Raum
und außerhalb der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der die noch
orthodoxen Katholiken heute leben, und zu überleben versuchen. Die
Kirche ist in ihrer Wesens-Wirklichkeit, wo auch immer sie existiert,
keine 'Glaubensgemeinschaft' frommer Seelchen, sondern ein dynamisches
Religions- und Sozial-Gebilde mit einer Grund-Ordnung, die ein "ordo
sacer" ist, der alle Glieder der Kirche umfaßt. Davon sieht man heute
nichts mehr, so daß bei vielen der Eindruck entsteht, die Kirche sei am
Absterben. Von diesem 'religiösen Gefühl' (besser: Stimmungslage) sind
auch die orthodoxen Katholiken betroffen, ja sogar mehr als andere, was
durchaus verständlich ist. Leider gab und gibt es auch absonderliche
'Thuc-Bischöfe', die der Kirche Christi großen Schaden zugefügt haben
und zufügen.
Prof. D. W. aus F.
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